Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil III - Baskenland - Streckenverlauf: Tour Frankreich - Spanien

17.09.2014 - 20. Tag - Pic d'Issarbe -Valle Roncal - Valle Salazar - Larrau

17. September 2014 - Mittwoch - 20. Tag
Tour Frankreich / Spanien
Pic d'Issarbe - Col de Suscousse - Col de Soudet - Col de la Pierre St. Martin - Mirador Larra-Belagua - Isaba - Valle de Roncal - Burgui - Valle de Salazar - Navascues - Puerto las Coronas - Oronz - Escaroz - Ochagavia - Port de Larrau - Col d'Erroimendi - Larrau - Gave de Larrau
Campingplatz Du Pont d'Abense, Abense de Haut, Tardets, Pyrenees-Atlantiques, Aquitanien
Fahrzeit: 5 Stunden - 185 km
Wie immer stehen wir um 8 Uhr auf. Das Gewitter hat die Luft gereinigt, wir haben herrliches Wetter. In der Nacht habe ich schlecht geschlafen, weil ich mich gestern so aufgeregt habe. So viele negative Erinnerungen wurden wach. Kurzes Telefonat mit der Anwaltskanzlei.
Nach dem Frühstück gehen wir zu den niederländischen Nachbarn, um einen kleinen Plausch zu halten.
Dann, um 10.30 Uhr, starten wir zu unserer heutigen Tour.
D 918 Montory, D 632. Rolf denkt, es ist die Hauptstraße, aber diese entpuppt sich als kleiner Feldweg bis auf den Pic d'Issarbe, 1.565 m.
Viele freilaufende Pferde sind zu sehen, die sogenannten Pottok-Ponys. Sie beäugen uns misstrauisch.
Die Pottok-Ponys sind eine alte, seltene Ponyrasse aus dem Baskenland - Pottok bedeutet in der baskischen Sprache "kleines Pferd". Die Pferde leben halbwild in den westlichen Pyrenäen, sowohl in Frankreich als auch in Spanien. Lange war diese Rasse für die Bauern ein Nebenprodukt der Berge. Die Pferde leben in Herden, sich selbst überlassen. Einmal im Jahr werden sie zusammengetrieben und aussortiert. Sie wurden früher oft für den Schmuggel zwischen Frankreich und Spanien eingesetzt, mussten in Kohlebergwerken die Wagen ziehen. Noch heute werden sie als Fleischlieferanten genutzt, oft aber auch nur zum Vergnügen gehalten. Oft trifft man sie in allen Bereichen des Pferdesports, wo sie ihre Leistungsfähigkeit am besten unter Beweis stellen können, wie viele gewonnene Meistertitel zeigen.

Wir erreichen den Col de Suscousse, 1.216m, D 113, weiter Col de Soudet, 1.540 m. Dieser Pyrenäen-Bergpass gehört zum Programm der Tour de France.
Eine Herde riesiger Rinder wird mitten über die Straße getrieben. Wir halten uns ganz rechts auf der Straße auf Anweisung des Hirten. Eine Kuh kommt ganz nah an unser Motorrad heran und beschnuppert Rolf. Ich muss gestehen, ich hab schon ein bisschen Angst. Nachdem alle Rinder vorbei gezogen sind, können wir weiterfahren.
Wir kommen zum Col de la Pierre St. Martin, 1.802 m - so steht es auf dem Passchild, andere Infos sprechen von 1.760 m. Der Col de la Pierre St. Martin ist der Übergang zwischen dem französischen Baretous-Tal und dem spanischen Roncal-Tal. Und auch er gehört zum Programm der Tour de France.
Ein prächtiger Ziegenbock, der ganz fürchterlich stinkt, läuft gemächlich über die Straße zu seiner Herde.
Wir sind bald in Navarra (Spanien) und sofort wird die Straße viel besser. Vom Mirador Larra-Belagua aus haben wir einen phantastischen Blick über die Landschaft. Umweltschützer prangern eine Ski-Station, die in der Gegend eingerichtet wurde, an, da diese die vielen großen Greifvögel, die in der Region leben, beeinträchtigt.
In dem mächtigen Kalksteingebirge, das auf zum Teil 2.000 m ansteigt, findet sich eine der tiefsten Höhlen der Welt (1.360 m), die Höhle San Martin, mit Gängen von ca. 125 km Länge.
N 137 - Wir kommen zum Rio Belagua und entdecken dort eine alte römische Brücke. Kurzer Halt, um ein Foto zu machen. Der Rio Belagua führt wenig Wasser.
Bald sind wir in Isaba. Der Ort liegt am Hang eines Berges, am Zusammenfluss der Flüsse Uztarroz, Belagua und Belabarce. In dem kleinen Dorf, ca. 450 Einwohner, findet man schöne Häuser mit steilen Dächern. Durch Funde von Dolmen ist bewiesen, dass schon in der Jungsteinzeit pastorale Siedler hier gewohnt haben. In einigen prähistorischen Grabstätten wurden Pfeilspitzen aus Feuerstein, Ketten aus Bronze und sogar ein Goldstück gefunden.

Eigentlich wollten wir in Isaba Brot kaufen, doch wir finden keinen geöffneten Laden. So geht es weiter, durch das Valle de Roncal, am Rio Esca entlang. Wunderschöne schwarze Schweine sind auf der Straße auf Wanderschaft. Ich freue mich, dass ich ein Foto machen kann.
Valle de Roncal in der Sierra de Arrigorrieta ist das östlichste Tal in Navarra und grenzt an die französische Region Bearn. Der Rio Esca durchfließt das Tal, welches klimamäßig vom Gebirge geprägt ist. Der höchste Berg ist der Mesa de los Tres Reyes mit 2.428 m, der sich in der Larra-Belagua-Gruppe befindet.
Traditionell werden im Valle de Roncal Fortwirtschaft und Viehzucht (Schafe und Rinder) sowie Käseherstellung betrieben. Auch der Tourismus gewinnt an Bedeutung durch die Wandergebiete und Ski-Langlaufgebiete der Pyrenäen.
Im Jahr 882 wurde den Bewohnern des Tales von Sancho Garcia, König von Navarra, als Gegenleistung für deren Einsatz im Krieg gegen die Mauren das Recht zugesprochen, im Winter Schafe in den entfernten Bardenas weiden zu lassen. Auch heute noch wird das Vieh von September bis Mai über die dafür vorgesehenen Viehtriebwege, die Canadas Reales, getrieben.
Die Holzfäller benutzen seit Jahrhunderten den Fluss Esca, um Holz zu Flößen zusammengebunden bis in den Rio Ebro zu transportieren. Dieser historische Holztransport findet im Frühjahr statt, wenn das Schmelzwasser der Pyrenäen die Flüsse ansteigen lässt. Er wird noch heute jedes Jahr im Mai als Dia de la Almadia gefeiert.
Seit etwa dem 15. Jh. weiden französische Kühe auf den Bergwiesen des Valle de Roncal. Jedes Jahr erhalten die Talbewohner von ihren französischen Nachbarn der Grenzregion Bearn als Gegenleistung drei zweijährige Kühe als Tribut, el Tributo de las Tres Vacas. Dieses erstmals 1375 urkundlich erwähnte Abkommen (la Junte de Roncal) gilt als Europas ältester noch gültiger internationaler Vertrag. Zur feierlichen Übergabe treffen sich die Bürgermeister von vier der sieben spanischen Gemeinden des Valle de Roncal mit ihren sechs französischen Amtsbrüdern aus dem Baretous an jedem 13. Juli am Grenzpass La Piedra de San Martin. Die Zeremonie folgt einem genau vorgeschriebenen Ablauf und ist heute Teil eines Volksfestes.

Heutzutage wird im Valle de Roncal ausschließlich Spanisch gesprochen. Die im Tal heimische baskische Sprache mit dem eigenen Dialekt - Erronkariera - war bis Anfang des 20. Jh. gebräuchlich. 1992 starb die letzte Person, die den taleigenen Baskisch-Dialekt sprach.
Vor Burgui entdecken wir einen wunderschönen Gänsegeier am Straßenrand. Er schaut uns an, als wir halten, um ihn zu fotografieren. Dann läuft er mitten über die Straße, auf uns zu. Wir haben Angst, dass er von einem Auto überfahren wird. Rolf steigt ab und verscheucht den schönen Vogel von der Straße. Gott sei Dank, er kann noch ein bisschen fliegen und verzieht sich in ein nahes Gebüsch. Irgendetwas scheint aber mit ihm nicht zu stimmen. Ich bin ganz begeistert, dass ich den Geier von so nah anschauen konnte.
Auch bei Burgui spannt eine romanische Brücke über den Fluss Rio Esca. Burgui bietet sich an für Wanderungen auf den Berg Virgen de la Pena.
N 214 - Weiter durch das Valle de Salazar. Es liegt im Herzen der navarrischen Pyrenäen. Am Fluss Salazar, der auch wenig Wasser führt, fährt man durch mehrere kleine Dörfer mit schönen Häusern bis nach Ochagavia, dem schönsten Ort des Tals. Hohe Berggipfel überragen den Selva de Irati, einen ausgedehnten Wald, der ein Feuerwerk an Eindrücken und Farben versprüht. Es gibt Pfade, auf denen man sich verlaufen kann und uralte Bräuche, die die Bewohner des Tals liebevoll pflegen.
Valle de Salazar liegt im Herzen der navarrischen Pyrenäen. Der nur 34 km lange Rio Salazar ist ein Hauptzufluss des Rio Irati. Er durchfließt das Valle de Salazar, eine wunderschöne Landschaft. Am Salazar entlang flussaufwärts fährt man durch mehrere kleine Dörfer mit gepflegter Architektur bis nach Ochagavía, dem schönsten Ort des Tals. Hohe Berggipfel überragen den Selva de Irati, einen ausgedehnten Wald, der zu jeder Jahreszeit ein Feuerwerk an Eindrücken und Farben versprüht. Hier gibt es unzählige Pfade, auf denen man sich verlaufen kann, und uralte Bräuche, die die Bewohner hingebungsvoll pflegen. Beim Valle de Salazar handelt es sich um ein Pyrenäental mit ausgedehnten Kiefern- und Buchenwäldern, zwischen denen immer wieder Eichenhaine liegen. In den Ortschaften entlang des Salazar trifft man vornehmlich wappengeschmückte Stein- und Holzhäuser mit First- oder Walmdächern, die mit flachen Dachpfannen gedeckt sind und eine starke Neigung aufweisen, damit im Winter der Schnee nicht liegen bleibt. Ochagavía ist eines der malerischsten und typischsten Dörfer der Pyrenäen auf der Seite Navarras. Der Ort liegt an der Stelle, an der der Rio Zatoia und der Rio Anduna zusammenfließen. Sehenswert ist das Dorf vor allem, weil es sich als Ensemble erhalten hat, mit seiner mittelalterlichen Brücke, den schmalen, gepflasterten Straßen, den gepflegten Häusern an beiden Flussufern und der beeindruckenden Wehrkirche, die einen interessanten Renaissancerentabel zu Ehren des Heiligen Johannes birgt.

Weiter Navascues, N 178. Eine herrliche Landschaft und viele Gänsergeier schweben majestätisch am Himmel. Über den Puerto la Coronas, 950 m, leider will Rolf mal wieder nicht halten.
Über Güesa, Sarrie, Esparza nach Oronz. Wir tanken in dem kleinen Ort und ich erstehe eine Flasche baskischen Likörs. An der Tankstelle werden auch holzgeschnitzte Pilze verkauft, die gut in unseren Garten passen würde, aber wie die transportieren auf dem Motorrad? Als müssen wir schweren Herzens verzichten.
Weiter bis Escaroz, dort in einer kleinen Bar genehmigen wir uns ein alkoholfreies Bier und ein Glas Rotwein. Während ich schreibe, beobachtet Rolf, was zwei Fliegen so treiben.
Die Sanitäranlagen in dem kleinen Lokal sind vorbildlich, sauber und behindertengerecht. Natürlich mache ich ein "Beweisfoto". Es ist 14 Uhr.
N 140 weiter bis Ochagavia, dem schönsten Ort des Tales. Die herrliche Bergstraße, schmal, mit vielen Kurven, führt entlang von grünen Felsen und Bergen, durch Wald, über den Port de Larrau, 1.573 m, Col de Erroimendi, 1.350 m, bis Larrau, Gave de Larrau. Auch hier begegnen uns die schönen baskischen Pferde. Doch sie beachten uns nicht.
Gegen 15.30 Uhr, nach 5 Stunden und 185 km sind wir zurück am Campingplatz. Es ist sehr warm.
Zum Abendessen gibt es Doradenfilets, Salat, Baguette, Käse, Trauben, Rotwein.
Wir sitzen noch mit dem netten holländischen Bikerpaar zusammen. Beide waren Lehrer, sind nun im Ruhestand. Wir haben uns viel zu erzählen und tauschen unsere bisherigen Erfahrungen aus. Erst spät gehen wir schlafen.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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