Frankreich - Spanien 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Uschi Agboka

Teil I - Auvergne - Streckenverlauf: Le Puy en Velay - Beauzac

1.09.2014 - 4. Tag - Le Puy en Velay - Chateau Lavoute-Polignac - Beauzac

1. September 2014 - Montag - 4. Tag
Le Puy en Velay - Place du Martouret - Place du Plot - Fontaine de la Bidoire - Tour Pannessac - Place des Tables - Rue des Tables - Fontaine du Chorist - Hotel Dieu - Kathedrale Notre Dame -
Chateau Lavoute-Polignac
Beauzac - Kirche Saint Jean Beauzac - Viadukt von Pont de Lignon - Pont de Confolent
Ste. Sigolene, Camping Ste. Sigolene de Vaubarlet, Platz 28
Fahrzeit: 6 Stunden - 72 Meilen - 116 km

Wecker 8 Uhr. Heute Morgen scheint zeitweise die Sonne. Es wird wohl ein schöner Tag werden. Nach dem Frühstück starten wir um 10 Uhr. Es ist noch relativ kühl. Unsere Tour führt uns heute nach Le Puy en Velay. Die Fahrt ist herrlich, durch eine schöne Landschaft, mit vielen Bauernhöfen und Viechern. Die Straßen sind in einem Top-Zustand, was besonders ich sehr zu schätzen weiß.
Um 10.30 Uhr erreichen wir Le Puy, suchen uns einen Motorradparkplatz und machen uns auf in div. Büchereien. Wir wollen Michelin-Reiseführer kaufen, entweder in Deutsch oder Englisch. In allen Geschäften erzählt man uns, die Lieferzeit der Reiseführer betrage 8 bis 14 Tage. Das ist viel zu lang für uns. Rolf ist gewohnt, heute bestellen, übermorgen geliefert. Ich kann mich auch des Eindruckes nicht erwehren, dass die Buchhändler keine große Lust haben, unsere Bestellung aufzunehmen. Also verlassen wir unverrichteter Dinge die Buchläden.
Wir machen uns auf, durch die kleinen schmalen Gassen, die Altstadt zu erkunden. Die Altstadt wird von einem Gürtel von Boulevards umschlossen, hinter denen sich die moderne Stadt erstreckt. Die hohen Häuser mit roten Dächern gruppieren sich um den Rocher Corneille.

Le Puy en Velay, im Departement Haute-Loire, Region Auvergne, hat ca. 18.000 Einwohner. Wegen ihrer eigentümlichen Lage in der vulkanischen Landschaft kommen viele Touristen in den Ort. Le Puy ist einer der Ausgangspunkte zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Das Bistum mit mehr als 1000jähriger Geschichte war schon immer ein bedeutendes kulturelles Zentrum in der Auvergne.
Le Puy liegt auf 625 m im südlichen Zentralmassiv im Südosten der Auvergne. Besonders schön sind die Basaltkuppen (Puys), ehemalige Vulkanschlote. Auf einer dieser beiden Puys befindet sich die Kirche Saint-Michel-d'Aiguilhe (Heiliger Michael auf dem Berg). Schon in römischer Zeit hat hier ein Tempel gestanden, der dem Gott Merkur geweiht war. Im 10. Jh. wurde eine erste christliche Kapelle errichtet. Heute sind davon nur noch Reste zu sehen. 100 Jahre später hat man um die Reste herum eine größere Kapelle gebaut. Sie nimmt die gesamte Gipfelfläche ein und passt sich der natürlichen Form des Felsens an.
Auf dem benachbarten Vulkankegel, dem Rocher Corneille, steht die Statue der Notre Dame de la France, 1860 aus dem Metall von 213 erbeuteten Kanonen gegossen und rosa angemalt.
Zunächst kommen wir zum Place du Martouret.
Hier findet sich ein Baum, der zur Erinnerung an den 14. Juli 1919 gepflanzt wurde. An diesem Tag fanden in Frankreich Feierlichkeiten statt, die mit dem Siegeszug zur Beendigung des Ersten Weltkrieges zusammenfielen. Damals zogen erstmals Truppen aller Nationen der Entente über die Avenue des Champs-Elysées. Die Entente bestand ursprünglich nur aus Frankreich, Russland und Großbritannien. Im Kriegsverlauf stießen zahlreiche Staaten oder Nationalitätsgruppen als Verbündete oder Assoziierte hinzu. Russland schied aus.

Der Name "Place du Martouret" leitet sich vom Latein des Mittelalters ab - Martoretum = Friedhof.
An der Stelle des direkt anschließenden Place Clauzel befand sich bis ins 17. Jh. ein großer Friedhof. Außerdem fanden hier die Hinrichtungen statt. Während der Französischen Revolution stand hier die Guillotine. Am 8. Juni 1794 wurde hier die Schwarze Muttergottesstatue, die man zunächst aus der Kathedrale in ein Gefängnis gebracht hatte, verbrannt.
Die Westseite des Platzes ist von der Fassade des Rathauses begrenzt. Das aktuelle Rathaus (Fassade und Treppenhaus 1788 fertig gestellt) ist das zweite Rathaus an dieser Stelle, ein klassizistischer Bau.
Auf dem Platz sind viele Jakobspilger unterwegs. Einige von ihnen holen sich wie wir Informationen über die Stadt in dem Touristenbüro. Verschiedene "Boutique du Pelerin" locken die Pilger mit ihren Angeboten, von denen einige sicher nützlich, andere aber völlig überflüssig sind. Im Kopfsteinpflaster der alten Gassen sehe ich hin und wieder eine Jakobsmuschel eingefügt.
Ein Fischgeschäft hat es mir angetan, hier schwimmen einige Hummer in einem Wasserbasin. Es gibt unzählige kleine Läden, die Andenken verkaufen. Kitsch und Kunst finden sich hier nah beieinander. Für Zuhause erstehe ich ein Paar Topflappen und einige Küchenhandtücher, Made in France. So habe ich in meiner Küche immer eine Erinnerung an den Urlaub!
Wir wandern über die "Rue Courrerie" (courroi = Riemen). Hier fanden sich einst die Sattlerwerkstatten. Schön ist der "Place du Plot" (planum = Platz, Kreuzung). Dies ist DER Platz in der Altstadt. Ein Brunnen wird hier schon 1246 erwähnt. Der aktuelle schöne Brunnen "Fontaine de la Bidoire" stammt in Teilen aus dem 16. Jh. Seit dem 15. Jh. findet auf diesem Platz der Wochenmarkt statt. Unvorstellbar.

Heute sitzen viele Menschen in den kleinen Straßencafes und genießen das herrliche Wetter.
Der Place de Plot ist auch der Ausgangspunkt für zwei große Pilgerwege: Nach Westen beginnt mit der Rue St. Jacques der Jakobsweg, nach Süden führt die Rue St. Gilles nach St. Gilles du Gard.
Wir kommen nun durch die "Rue Pannessac" zu der Statue des General Lafayette. Dieser Held (1757- 1834) des Amerikanischen Bürgerkrieges und wichtiger Mitstreiter der Französischen Revolution wurde in der Nä-he von Le Puy in Chavaniac geboren. Seine Statue schmückt die Stelle seit 1893, heute als "Mont Mouchet - Monument National de la Resistance et du Marquis per Langeac et Pinols".
Das Wort "Maquis" bezeichnet die dichten Buschwaldgebiete in Süd- und Mittelfrankreich, die von alters her den politisch Verfolgten Zuflucht boten. In unserem Jahrhundert wurde der Maquis zur Sammelbezeichnung für die bewaffneten Gruppen der französischen Resistance, die während des II. Weltkrieges gegen die deutschen Besatzer und ihre französischen Helfershelfer kämpften. In der Auvergne und im Limousin, wo das Unterholz besonders dicht war, waren die Zellen des Widerstandes besonders zahlreich. Die Besatzungsmacht Deutschland antwortete mit harten Repressalien: Razzien, Geiselnahmen, Hinrichtungen. Die Resistance überlebte dank der Hilfe der Alliierten, die sie aus der Luft mit Waffen versorgten. Nach der Landung der Alliierten versuchten die zu militärischen Verbänden zusammengeschlossenen Resistancegruppen, die deutschen Nachschubtrupps zu stoppen. Zugleich organisierten sie Aufstände gegen die Besatzer. Es kam zu schweren Gefechten und grausamen Repressalien der Besatzer. Wo die Resistance erfolgreich war, übernahm sie in "Befreiungskomitees" die öffentliche Gewalt.

Etwas weiter sehen wir die Überreste des "Tour Pannessac". Dieser Turm ist ein Teil des alten Stadttores,
das 1850 zur Hälfte abgerissen wurde, um die Stadteinfahrt zu verbreitern. Welche Schande. Der Turm besitzt ein mit Pechnasen bewehrtes Geschoss. Bei diesem Turm handelt es sich um den letzten Überrest der 18 mit Zwillingstürmen versehenen Stadttore. Schade, dass das alles zerstört wurde.
Dieses Stadttor hieß auch "Königstor", weil viele französische Könige, die auf Pilgerfahrt nach Le Puy kamen, durch dieses Tor in die Stadt zogen. Noch heute spricht man von dem legendären Besuch Karl des Großen und dem Halt Ludwig des Heiligen im Jahr 1254 auf dem Rückweg vom Kreuzzug: Er soll damals der Stadt das Recht verliehen haben, im Stadtwappen hinter dem Adler mit ausgebreiteten Schwingen die Lilienblüten auf blauem Grund zu führen.
Der letzte königliche Besuch fand im Jahr 1533 statt: Franz I. hatte als Gefangener in Madrid nach der Niederlage von Pavia (1525) das Gelübde abgelegt, zu der Muttergottes von Le Puy zu pilgern.
Wir kommen nun zum "Place des Tables" und der "Rue des Tables". Der Name Platz und Straße ist leicht erklärbar: Immer schon die Hauptachse für die Pilger zur Kathedrale zogen diesen Orte die Händler der Stadt an. Im unteren Bereich ließen sich im Mittelalter die Goldschmiede nieder, nördlich vor der Kathedrale hatte das Hotel Dieu das Monopol des Handels mit Pilgerzeichen. Ein Brunnen, "Fontaine du Choriste", aus dem 15. Jh. mit einer spätgotischen Brunnenstele im Zentrum des Platzes hat es mir besonders angetan.
Nun wandern wir steil hinauf zur Kathedrale Notre Dame. Sehenswert ist unterwegs u. a. das Haus eines Gerbers: "Maison de Claude-Denis Balme". Das Haus weist noch romanische Bögen auf, die original erhalten geblieben sind.

Oben angekommen - ich bin ziemlich erledigt, aber Rolf macht das alles nichts aus - sticht das "Hotel Dieu" - UNESCO Weltkulturerbe - ins Auge. Im Innenhof sehen wir einen blauen Kugelschmuck mit einem roten Herz in der Mitte. Mir gefällt es, Rolf findet es kitschig. Geschmäcker sind nun mal verschieden.
Hotel Dieu, verbunden mit dem Pilgerempfang und seit dem 12. Jh. dokumentarisch nachgewiesen als Haus, um Kranke und Arme aufzunehmen. Das Gebäude wurde historisch getreu restauriert und man findet dort eine Ausstellung der Stadtgeschichte, Wanderausstellungen, ein Kongresszentrum und ein Restaurant im historischen Rahmen.
Leider können wir uns nicht alles anschauen und so machen wir uns auf, zur Besichtigung der Kathedrale Notre Dame - UNESCO-Weltkulturerbe. Die Kirche steht auf dem Mont Anis (Rocher Corneille), einem Überrest eines mächtigen Vulkankegels. Wir sind an der Westfassade der Kirche. Der älteste, östliche Teil der heute noch existierenden Kirche, den man aus dem 11. Jh. datiert, ist über wesentlich älteren Elementen erbaut. Wiederverwendete Steinblöcke aus der Antike lassen auf Monumentalbauten in der Römerzeit schließen. Die große Besonderheit dieser Kathedrale: Eine Monumentaltreppe, die mitten im Kirchenschiff endet.
Die ältesten Teile des Chores stammen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Der Bau fällt nicht nur durch seine erhabene Lage, sondern auch durch seine prächtige Fassade auf. Am Langhaus wurde seit dem 12. Jahrhundert gearbeitet. Man schuf damals einen Neubau nach einem für die Zeit veralteten Plan. Die Zunahme der Pilgerscharen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts machte eine Vergrößerung erforderlich. Der geheiligte Charakter der Apsis verbot eine Erweiterung nach Osten, wo es an Platz nicht mangelte. Deshalb verlängerte man den Neubau um zwei zusätzliche Joche nach Westen.

Die bedeutende Kathedrale mit frühchristlichem, teils wohl aus islamischen Quellen gespeistem Dekor wurde im 19. Jahrhundert Opfer einer radikalen und katastrophalen Rekonstruktion. In einem Prozess, bei dem jeder Schritt den nächsten unweigerlich nach sich zog, rekonstruierte der Architekt Mallay ab 1884 Vierungskuppel und Vierungsturm, die zwei letzten Kuppeln des Langhau-ses, die erst spät vollendet worden waren, den südlichen Querhausarm und den oberen Teil des nördlichen, schließlich die zwei westlichen Joche und die Fassade. Von 1865 bis 1866 demolierte man den Chor und rekonstruierte ihn willkürlich. Zwischen 1844 und 1888 war der im 12. Jahrhundert östlich des Chores errichtete Turm an der Reihe. Seine Restaurierung bedeutete einen Neuaufbau von der zweiten Etage an. Letztlich entgingen nur das dritte und das vierte Langhausjoch dem gravierenden Eingriff. Sie wurden restauriert, nicht rekonstruiert.
Bemerkenswert ist der Kreuzgang mit einer Reihe original erhaltener Kapitelle. Und besonders sehenswert sind die Statue der Notre Dame du Puy (Schwarze Jungfrau-Mutter-Gottes), die Statue des Hl. Jakob, der Kirchenschatz in der Sakristei, das Baptisterium Saint Jean. Und man kann zwei Holztüren aus dem 12. Jh. und Fresken im byzantinischen Stil aus dem 13. Jh. bewundern.
Die Statue Notre Dame du Puy, die schwarze Muttergottes-Statue, stammt aus dem 17. Jh. Sie wurde nach den Revolutionswirren aus einer benachbarten Kirche in die Kathedrale gebracht. Die Originalstatue wurde im Juni 1794 auf dem Place de Martouret verbrannt. Der Ursprung der Statue ist unbekannt. Gerüchten zufolge war die Statue ein Geschenk Ludwig IX. (13. Jh.). Er soll sie als Geschenk eines ägyptischen Sultans auf dem 7. Kreuzzug erhalten haben.

Während der Besichtigung der Kathedrale stören einige Fahrradfahrer die Ruhe in der Kirche. Sie poltern umher, rufen und lachen laut, stürmen in den Chor, welches nicht betreten werden soll - Verbotsschilder in allen Sprachen - da sich dort Gläubige zum Gebet aufhalten. Für mich ein unverständliches Verhalten.
Rolf hat auf seinem Camino die Kathedrale schon einmal angeschaut, für mich ist es das erste Mal und so lasse ich mir Zeit. Erst spät verlassen wir die Kathedrale an einer anderen Seite, kommen zum "Place du For". An der Westseite des Platzes steht der Bischofspalast. Der Bischof war bis ins 14. Jh. alleiniger Richter der Stadt und hielt hier Gericht.
Von hier oben haben wir einen wunderbaren Blick über Le Puy. Von diesem Platz aus haben wir auch eine gute Sicht auf den Glockenturm, einen siebenstöckigen Pyramidenbau.
Durch eine Passage unter dem alten Stadthaus der Dauphins de Viennois gelangt man vor das ehemalige Priesterseminar mit seiner dem Hl. Georg geweihten Kirche aus dem 17. Jh. Heute dient dieses Gebäude u. a. als Pilgerherberge.
Von hier kann man die riesige Marienstatue Notre Dame de la France, die 1860 dank einer Staatsanleihe gegossen werden konnte, gut sehen. Auf diese Weise konnten 213 von Napoleon III. gestiftete eiserne Kanonen aus der Einnahme von Sebastopol friedlicheren Zwecken zugeführt werden. Innen führt eine Treppe bis in den Hals der Madonna, die heute rosa angemalt ist. Nachts wird sie angestrahlt und gibt dabei ein besonders "liebliches" Bild. Die Statue ist 16 m, mit Sockel 22 m hoch und 110 t, mit Sockel 835t schwer. Sie steht auf dem Vulkankegel, dem Rocher Corneille. Sie wurde 1860 vor über 120.000 Pilgern eingeweiht.

Durch die "Porte St. Georges" - Teil der ehemaligen Mauern der Oberstadt - kommen wir in die "Rue Cardinal de Polignac". In einem kleinen Geschäft, das auch während der Mittagszeit geöffnet hat, entdecke ich durch Zufall einen Michelin Reiseführer (Auvergne - Perigord), allerdings von 2001. Wir sind froh, wenigstens diesen in deutscher Sprache gefunden zu haben. Diese Straße gefällt uns besonders gut. Wir sehen hier eine ganze Reihe sehr schöner Stadthäuser der Adelsfamilien aus dem Umland, die aus dem 15. bis 17. Jh. stammen, eines schöner als das andere.
Interessant sind auch die kleinen Stufen in der "Rue Rochetaillade. Diese kleinen Stufen - Eselsschritte - Pas d'àne - ermöglichten ein leichteres Steigen der beladenen Lasttieren. Die Gasse ruht direkt auf dem Fels (tailler dans la roche). Hier sehen wir sehr schöne Fassadenelemente aus dem Mittelalter. Rolf meint mal wieder, wir können nicht alles fotografieren. Eigentlich schade.
Der kleine "Place de la Platriere" mit der Kapelle des ehemaligen Klosters der Ordensschwestern der Visitation (Heimsuchung) ist ein historischer Ort. In der Kapelle fand Ende des 18. Jh. einer der Prozesse der Gegner der Jakobiner statt.
Wir kommen zurück zum Place Martouret und machen auf einer Bank im Schatten an einem Springbrunnen eine kurze Rast. Es ist sehr warm.
Dann geht es zu einer weiteren Besichtigung. Durch die "Rue Courrerie", über den "Place du Plot", in die winzige "Rue Philibert". Hier sehen wir einen Steinbogen über den Resten eines Tores, welches in früheren Zeiten nachts geschlossen wurde, um die Einwohner dieser kleinen Straße vor Eindringlingen zu schützen.

In der "Rue Chamarlenc" tagte in einem Haus die Bruderschaft der Gehörnten. 2 furchteinflößende Skulpturen an den Bogenscheiteln zeugen noch heute davon. Leider ist das Haus selbst ziemlich herunter gekommen, was ich sehr schade finde. Die Bruderschaft frönte dem guten Essen und Trinken und pflegte gesellige Feste.
Im Touristenbüro hat mir eine nette Mitarbeiterin ein wunderbares kleines Stadtplan-Heft gegeben. Nach diesem Plan haben wir uns gerichtet und die "Große Tour" gemacht. Alle Sehenswürdigkeiten sind eingezeichnet und genau beschrieben, alles in Deutsch. Daher habe ich die "Weisheiten" hier über Le Puy. Schön ist auch, dass an den Sehenswürdigkeiten oft Info-Tafeln stehen, in Französisch und Englisch. So wird unsere Neugierde immer befriedigt. Ohne Infos macht mir so ein Stadtrundgang nur die halbe Freude.
Nach 14 Uhr verlassen wir Le Puy, es herrscht nur wenig Verkehr, da es noch Mittag ist. Den Franzosen ist ihre Mittagszeit von 12 bis 14 Uhr heilig. Da ist jeder beim Essen.
Unser Weg führt uns wieder durch die Gorges de la Loire, zwischen Le Puy und Aurec, ein herrliches Tal.
In der Ferne sehen wir das prächtige Chateau Lavoute-Polignac in Lavoute sur Loire. Dieses prächtige Chateau ist eines der Loire-Schlösser. Es war die Lieblingsresidenz einer berühmten französischen Familie - den Polignacs. Das Schloss liegt auf einem hohen Felsen über der Loire-Schleife. Das im 16. Jh. erbaute Chateau mit den beiden Kegeldachtürmen wurde im 19. Jh. im Innern restauriert. Ausgestattet im Empirestil, vereint es kostbare Möbel und großformatige Portraits der Adelsfamilie. Das Schloss ist immer noch im Besitz der Nachfahren der Polignacs, die schon seit dem 9. Jh. als Grafen des Velay dokumentiert sind. 1385 hinterließen sie nach ihrem Aussterben Namen und Güter der verwandten Familie Chalancon.

In der Ferne sehen wir noch ein weiteres Chateau. Hier könnte man überall halten und etwas Schönes entdecken. Und immer führt der Weg an der Loire entlang, einfach herrlich.
Die Loire ist der größte der zum Atlantik fließenden Ströme Frankreichs. Sie entspringt im Zentralmassiv und mündet nach 1.004 Kilometern bei Sainte Nazaire in den Atlantischen Ozean. Durch die Länge und die Abflussmenge hat die Loire große Auswirkungen auf die Gestaltung des Loirtales und die Umwelt für seine Bewohner. Der Fluss bietet ideale Lebensbedingungen für Flora und Fauna. Wegen der Schönheit des Loire-Tales ließ sich der französische Adel im 16. Jh. bevorzugt hier nieder und errichtete prächtige Schlösser. Zu dieser Zeit trug sich hier die französische Politik zu, so dass Paris fast provinziellen Charakter annahm.
Wir erreichen Retournac und machen dann Halt in Beauzac. Heute wollen wir uns die schöne Kirche ansehen, die ich letztens schon von weitem sah. Die Kirche Saint Jean Beauzac wurde vom 12. bis 17. Jh. errichtet. Sie hat ein gotisches Portal und gotische Fenster. Besonders schön ist der 3-stöckige Glockenturm. Leider ist die Kirche geschlossen und wir können sie nicht von Innen anschauen, auch nicht die Krypta aus dem 11. Jh. Schade.
Auf dem kleinen Platz, wo wir geparkt haben, entdecken wir ein schön bemaltes Haus. In diesem Jahr ist uns aufgefallen, dass in vielen kleinen Orten Häuser neu und sehr schön bemalt worden sind. Sieht herrlich aus.
Und weiter geht die Fahrt. Oben sehen wir das riesige Viadukt von Pont de Lignon (RN 88). Das Viadukt, welches Saint Maurice de Lignon und Monistrol verbindet, wurde im November 1994 für den Verkehr geöffnet. Es steht 112 Meter über dem Lignon und gehört zur Verbindungsachse Lyon-Toulouse.
Wir aber fahren unten, über eine ganz besondere Brücke - Pont de Confolent. Es handelt sich um eine Hängebrücke, die 1863 nach nur 8 Monaten fertig gestellt wurde. Ihre Hauptspannweite beträgt 110 m und ihre Gesamtlänge ist 140 m, 14 m über dem Wasserspiegel. Die Brücke hat zwei Türme, die die Kabel tragen. Die Maut für das Überqueren der Brücke wurde an einem angrenzenden Häuschen entrichtet. Die Brückendecke aus Holz wurde 1978 durch Eisenplatten ersetzt. 1913 und 1921 wurde die Brücke nach einem Kabelbruch repariert. Heute steht die Brücke unter Denkmalschutz (seit 1990).
Uns gefällt diese pittoreske alte Hängebrücke mit den zwei Türmen ganz besonders gut.
In Sainte Sigolene kaufen wir im Intermarche noch schnell ein, ehe wir dann zurück zu unserem Campingplatz im Tal fahren. Gegen 16 Uhr sind wir Zuhause, nach 72 Meilen = 116 km.
Zum Abendessen gibt es Hühnerbrust, Zucchini, Baguette, Rotwein, Pfirsiche. Da es, wenn die Sonne ver-schwindet, sehr kalt in dem schönen Tal wird, haben wir beschlossen, übermorgen weiterzufahren. Später schauen wir uns noch zwei Krimis im Bus an, denn leider kann man abends nicht lange draußen sitzen. Es ist einfach zu kalt.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt durch die Auvergne, Perigord, Limousin, Aquitanien, das Baskenland und Besuch der Picos de Europa.
Details:
Aufbruch: 29.08.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.10.2014
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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