Frankreich - Spanien 2014
Teil IV - Picos de Europa - Streckenverlauf: Nat. Park Picos de Europa - Riano
24.09.2014 27. Tag - National Park Picos de Europa (UNESCO) - Riano
24. September 2014 - Mittwoch - 27. Tag
Puerto de San Glorio - Nationalpark Picos de Europa - UNESCO Biosphärenreservat - Llanaves de la Reina - Portillo de la Reina - Puerto de Pandetrave - St. Marina de Valdeon - Posada de Valdeon - Puerto de Panderrueda - Valle de Valdeon - Embalse de Riano - Riano - Iglesia de Nuestra Seno-ra de Rosario - Monument El Silencio de las Campanas - Boca de Huergano - Valverde de la Sierra - Barniedo de la Reina - Rio Yuso
Campingplatz La Viorna, Potes - Liebana - Kantabrien (Spanien)
Fahrzeit: 5 Stunden, 156 km
Laut Wetterbericht soll es heute schön werden. Doch die mächtigen Picos de Europa sind noch wolkenverhüllt. Um 9 Uhr frühstücken wir. Schön ist, dass es auf dem Campingplatz einen Baguette-Service gibt, so muss Rolf nicht den beschwerlichen Weg ins Dorf nehmen.
10.30 Uhr machen wir uns auf zur heutigen Tour. In Potes kurzer Halt, ich bring meine Postkarten auf die Post. Während ich warte - der Beamte hinter dem Schalter telefoniert mit seiner Frau und beredet diverse Familienprobleme - kann ich die Postkarten lesen, die jemand vor mir abgegeben hat. Ein Australier, der wohl gerade in Potes Urlaub macht, schreibt Grüße an seine Tochter. Der Beamte lässt sich Zeit, was mich eigentlich nicht stört. Nur, was mag Rolf denken, wo ich so lange bleibe? Nachdem der junge Mann sein Telefonat beendet hat, entschuldigt er sich und klebt für mich die Briefmarken auf meine vielen Karten, als Dank, weil ich ohne Meckern so lange gewartet habe, wie er sagt. Das ist doch eine nette Geste.
Unser Weg, N 621, führt uns nun hoch hinauf ins Gebirge, zunächst über den Puerto de San Glorio, 1.609 m. Wir fahren mitten durch den Nationalpark Picos de Europa, der zum UNESCO Biosphärenreservat zählt. Überall sind Rinder auf der Straße, weiße, braune, schwarz-weiße ... Ich bin mal wieder begeistert, wenn ich auch immer ein bisschen Angst habe, wenn sie mir mit ihren Hörnern zu nah kommen.
Wir passieren den Miniort (24 Einwohner) Llanaves de la Reina, in der Provinz Leon, an der Grenze zu Kantabrien. Es gibt ein Hotel und eine kleine Bar für die Wanderer, die von hier aus zu ihren Bergtouren starten.
Weiter durch den Ort Portillo de la Reina (75 Einwohner), der viele schöne alte Häuser aufweist.
Weiter über LE 2703, über den Puerto de Pandetrave, 1.562 m. Dort ist es ziemlich kalt und nebelig. Wir kommen durch St. Marina de Valdeon, Posada de Valdeon, weiter LE 2711, LE 244. Es bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke, doch leider können wir nicht überall anhalten. So beschränke ich mich darauf, vom Motorrad aus zu fotografieren, u. a. das schiefe Schild auf dem Puerto de Panderrueda, 1.450 m.
Das Valle de Valdeon liegt im Norden Asturiens und im Osten von Kantabrien und gehört zum Nationalpark Picos de Europa. Am 8. September wird hier ein besonderes Fest gefeiert - zu Ehren der Virgen de Corona.
Der Legende erzählt: Junge West-Goten suchten in den Picos de Europa Zuflucht vor den maurischen Truppen, die in das Gebiet eingefallen waren. Ein junger dynamischer Kämpfer namens Pelayo stellte sich der Invasion entgegen und startete so den Beginn der Reconquista - 722 kam es zur Schlucht von Covadonga. Covadonga ist eine Felsenhöhle am Fuß des Berges Auseba, südöstlich von Cangas de Onis.
Pelayo wurde im Valle de Valdeon später zum König gekrönt und noch heute gibt es Wallfahrten zu der Virgen de Corona. Man bittet um Regen, in Zeiten der Dürre etc.
Pelayo war der Gründer des asturischen Reiches, des ersten christlichen Staates, der auf der Iberischen Halbinsel nach der muslimischen Eroberung entstand. Von hier aus begann die Wiedereroberung durch die Christen - Reconquista. Über die Herkunft Pelayos, die Vorgeschichte und den Verlauf seines Aufstanden berichten asturischen Chroniken des 9. und 10. Jh. Sie verherrlichen seine Taten, aber trotz Übertreibungen betrachtet die heutige Forschung diese Angaben als glaubwürdig.
Pelayo hatte einen Sohn, Fafila, der sein Nachfolger wurde und eine Tochter, Ermesinda, die einen seiner Kommandeure heiratete - dieser wurde später König Alfons I. von Asturien.
Weiter über N 625 bis zum Embalse de Riano. Mit dem Bau des Stausees Riano wurde während der Franco-Diktatur 1963 begonnen. Der Bau schritt nur langsam voran, durch den Protest der Bewohner des Tales. 1978 wurde das Projekt eingefroren. Mit der Machtübernahme der Sozialisten im Jahr 1982 wurde mit dem Bau fortgefahren, gegen den Widerstand der Bewohner und trotz zahlreicher internationaler Proteste. Die Menschen, die im Bereich des geplanten Stausees lebten, wurden von der Regierung enteignet und mit Militärgewalt aus ihren Dörfern verjagt. Die Häuser wurden zerstört. Einige Menschen begingen Selbstmord, weil sie die Vertreibung nicht ertragen konnten. 1987 wurde der Stausee gefüllt und in Betrieb genommen. Ab dem 1. Januar 1988 trat eine EU-Richtlinie in Kraft über das Verbot der Errichtung von Staudämmen wie in Riano aus Umweltschutzgründen. Bis heute sind die Bewohner, die vertrieben wurden, nicht so entschädigt worden, wie versprochen. Ein großes Unrecht, was hier geschah.
Auf einer Anhöhe schauen wir uns die Iglesia de Nuestra Senora de Rosario an. Oben auf dem Dach hat ein Storch sein Nest gebaut. Es handelt sich um eine Kirche aus dem 13. Jh. Die Kirche wurde aus dem alten Ort Riano Stein für Stein hierher auf den Hügel gebracht. Im Innern der kleinen Kapelle sind romanische, gotische und barocke Gemälde zu sehen. Doch da die Ermita geschlossen ist, können wir die Bilder nicht anschauen.
Ein modernes Glocken-Denkmal gefällt mir besonders gut. Es erinnert an die Gewalt, mit dem der Bau des Stausees verbunden war. Auf einem Schild finde ich den Namen des Monuments: "El Silencio de las Campanas". Darunter sind verschiedene Orte namentlich aufgeführt. Es handelt sich um die Orte, die dem Stausee zum Opfer fielen und wo die Glocken heute schweigen. Mich beeindruckt das sehr und es macht mich sehr nachdenklich.
Von der Anhöhe aus haben wir einen guten Blick über die Landschaft und den nicht besonders vollen Stausee. Mir hat es auch ein sehr schönes Haus in der Nähe angetan. Da würde ich gerne wohnen wollen.
Wir bewundern noch einen alten Kornspeicher, den man hier aufgestellt hat.
Rolf lacht sich dann halb tot, als ich, bevor wir weiterfahren, auch noch einen Papierkorb, den ich in seiner Form sehr ungewöhnlich finde, fotografiere. Aber jedem das Seine.
Wir besuchen nun den neuen Ort Riano (ca. 450 Einwohner), 1.148 m, doch uns gefällt er nicht besonders und so fahren wir weiter. Das alte Riano wurde früher die spanische Schweiz genannt, doch durch den Bau des Stausees wurde die wundervolle Landschaft zerstört und die Einwohner des neuen Riano schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben, vor allem deswegen, weil die Regierung ihre Versprechungen bezüglich der Entschädigungen nicht einhielt.
Bei Boca de Huergano, N 621, sehen wir eine sehr schöne alte Brücke. Weiter N 621 bis Valverde de la Sierra. Dies ist ein kleines Dorf in der Provinz Leon. Es liegt in einem schönen Tal, welches von einem der höchsten Berge des Kantabrischen Gebirges geschützt wird - dem Pico Espiguete, 2.450 m. Leider finden wir hier keine Bar um Pause zu machen.
Darum fahren wir weiter, LE 215, bis Barniedo de la Reina. Ein alter Mann mit Hund und Katze sitzt vor einem mit schönen Blumen geschmückten Haus - der Bar Niedo. Er zeigt uns die wackeligen Stühle, die wir benutzen dürfen und verweist auf einen seitlichen Eingang in die Bar. Rolf bestellt Cafe con Leche für sich und für mich einen Vin tinto, 1,80 Euro zusammen. Wir können es kaum glauben. Nicht nur der alte Mann, wohl der Vater der Besitzerin der Bar, die übrigens sehr freundlich ist, interessiert sich für Rolfs Motorrad, nein, auch sein Hund und die Katze finden das Motorrad untersuchenswert. Wir amüsieren uns köstlich. Und, was noch zu erwähnen wäre, die Toilette ist zwar winzig, aber piccobello sauber. Das ist einfach toll in Spanien.
Unsere Weiterfahrt führt uns am Rio Yuso entlang. Der Fluss mündet in den Embalse de Riano, früher war er ein Nebenfluss des Rio Esla, der heute den Embalse de Riano speist. Es ist inzwischen sehr schön warm geworden, doch beim Fahren empfinde ich es immer noch kühl. Wir passieren Portilla de la Reina und kommen zurück nach Potes, wo wir tanken. Der Tankwart kennt uns schon. Er freut sich, dass wir wiederkommen.
Um 15.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 5 Stunden und 156 km. Rolf stellt als erstes unsere Stühle in die Sonne, damit wir es warm haben. Es gibt Cappuccino und Kuchen, sehr lecker. Anschließend putzt Rolf die Harley, sie ist arg schmutzig.
Zum Abendessen haben wir Steak, Zucchini, Salat, Pfirsiche, Baguette, Rosewein. Ein herrlicher Tag geht zu Ende.
Aufbruch: | 29.08.2014 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 08.10.2014 |
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