Ins Land der Skipetaren
Tirana
Alles wie gehabt, wir starten nach Tirana wieder zurück über den Pass und an Esteban vorbei.
Einmannbunker und die Schienenstränge der albanischen Eisenbahn begleiten uns.
Kurz vor Tirana gibt es noch eine coffee-in-coffee-out Pause und am Skanderbeg-Platz heißt es aussteigen. Ganz Tirana scheint eine Baustelle zu sein, da man bestrebt ist, das Zentrum durch massiven Abriß großzügiger gestalten zu können. Außerdem sollen Hochhäuser in die Außenbezirke verbannt werden, leider erst nach dem einige westliche Hotelketten bereits ihre hohen Kästen hingestellt haben.
Der Slanderbeg-Platz war bis vor wenigen jahren ein langgestreckter Kreisverkehr mit enorm viel Verkehr. Hier hat man schon vollständig reagiert: der Platz ist Fußgängerbereich und für die Autos ist unten ein großes Parkdeck eingerichtet.
Tirana ist gerade einmal knapp hundert Jahre Hauptstadt Albaniens, denn erst 1920 wurde die Stadt auf dem Kongress von Lushnja zur Hauptstadt ausgewählt; vorher war Vlore die Hauptstadt von 1912 bis 1920.
Mit der Befreiung vom Faschismus begann in Albanien unter Führung der Kommunistischen Partei ein Kult um die Partisanen und Antifaschisten, und die neue Staatsform hinterließ bleibende Spuren im Stadtbild.
der Boulevard Dëshmonet, der vom Skanderbeg-Platz bis zur heutigen Universität führt, ist eine solche Prachtstraße für Paraden.
eigentlich sollte der Bau des Kulturpalastes mit Hilfe der Sowjetunion errichtet werden, die Grundsteinlegung erfolgte 1959 durch Nikita Chruschtschow 1959 - aber nach dem Zerwürfnis bauten die albanische Architekten das Gebäude, das heute die Oper beherbergt - nach italienischen Einfluß selbst
Ivi scheint enorme Angst zu haben, einen seiner anvertrauten Touristen zu verlieren, daher hat er heute ein Albanien-Fähnchen, mit dem er vor uns hertrabt. Tatsächlich ist heute die Orientierung zunächst etwas erschwert, da Wolken die Sonne verdecken und am Hauptplatz nur gebaggert wird. Selbst die wunderschöne Ethem-Bey-Moschee ist vollkommen von Bauzäunen umgeben.
Erstaunlicherweise blieb die Ethem-Bey-Moschee im Sozialismus unberührt und auch nicht umgenutzt, zu dieser Zeit wurde sie sogar unter Denkmalschutz gestellt. Begonnen 1794 wurde sie 1821 fertiggestellt. Der Bau der Moschee begann laut einer Inschrift 1794 unter Molla Beyund wurde durch seinen Sohn Haxhi Ethem Pascha beendet. Gottesdienste fanden jedoch erst kurz vor dem Fall des Regimes 1990 statt.
In Südosteuropa und besonders in den albanisch geprägten Gebieten sind Moscheen mit Darstellungen orientalischer Städte und Pilgerorte wie Mekka und üppig rankenden Pflanzen und prallen Früchten typisch. (siehe auch Berat)
Skanderbeg-Denkmal - mit unfertiger 'Bausünde' dahinter - das rot-gelbe Gebäude in italienischem Stil beherbergt Ministerien
Die Prachtbauten aus den 30er Jahren wie Kulturpalast, Nationalhist. Museum, Bank der Skipetaren und Rathaus sind nur am Rande des Platzes zu sehen.
Nationalhistorisches Museum im Norden des Platzes mit seinem großen Wandmosaik, das von Enver Hoxhas Tochter Pranvera entworfen wurde
Am rotgestrichenen Rahaus – der Bürgermeister wollte keine Einheitsfarbe – ist das Museum Bunker-Art2. Dies mit einer 40er-Gruppe zu besichtigen ist eher eine Schnapsidee, aber wir machen es. Sich gegenseitig auf die Füße tretend kann kaum jemand irgendwas ‚studieren‘. (Alternative: in die Freizeit einbauen)
Danach geht es am National Theater und der Nationalgalerie (moderne Kunst) mit einem Kunstwerk ‚Wolke‘ vorbei zum Rinia-Park, wo wir uns am Unabhängigkeitsdenkmal von der Gruppe trennen können und zwei Stunden Zeit für eigene Aktivitäten erhalten.
Wir starten. Wieder etwas zurück durch die Murat Toptani zur Shopping Mall Toptani, wo meine Frau Ulrike nur mal ins Waikiki schauen will. Aber die Qualität der ‚Klamotten‘ überzeugt sie nicht.
Daher ziehen wir weiter; vom Tirana Castle sind nur noch einige Bodenreste geblieben.
Dafür können wir aber im benachbarten Park einen Blick auf die z.T. eingerüstete große Moschee werfen bevor, wir zum Neuen Basar laufen.
Hier können wir im Prinzip nichts einkaufen, da wir weder Gemüse noch Obst oder losen Tabak suchen. Lediglich ein Tütchen Muskatnüsse und Rote Beeren fallen ab.
auf einem kleinen Amboss befreit dieser Herr die Haselnüsse von der Schale - ob er heute fertig wird?
Von dort geht zurück Richtung Skanderbeg-Platz, den wir überqueren, nIcht ohne vorher ein paar weitere Fotos gemacht zu haben und biegen in die Ibrahim Rugova ein. Die neue orthodoxe Kirche zur Wiederauferstehung Christi beeindruckt nicht nur durch ihre Größe.
Der Neubau von 2012 der orthodoxen Kathedrale der Wiederauferstehung Christi ist sehr ungewöhnlich, da orthodoxe Kirchen sind in Südosteuropa meist recht kleine Gebäude sind. Sie sollte die alte orthodoxe Kirche Tiranas ersetzen, die an der Stelle des heutigen Kulturpalastes am Skanderbeg-Platz gestanden hatte.
Der Innenraum fasziniert durch die große, mit Mosaiken ausgelegte Kuppel, die einen großen Christus Pantokrator (Weltenherrscher) zeigt.
Gegenüber liegt das 'Haus der Blätter', in dem das Museum über die Überwachungsmethoden untergebracht ist, das uns nicht weiter interessiert. Am Rinia-Park wieder angelangt, bleibt uns tatsächlich noch mal ein halbes Stündchen zu verschnaufen in gemütlichen Sesseln mit Blick in den Park. Ulrike nimmt einen Tee und ich sündige mit einem Stück cheese-cake und einem Cappucino.
Wieder in der Gruppe setzen wir die Stadtbesichtigung fort, überqueren die Lana und betrachten die z.Zt. unbenutzte Pyramide.
Das meist kurz 'Die Pyramide' genannte Gebäude ist ein am 16. Oktober 1988 eröffnetes Museum, das dem langjährigen Staatsführer Enver Hoxha gewidmet war. Es wurde aus weißem Marmor, Glas und rotem Stahl von Hoxhas Tochter Pranvera entworfen, in zwei Jahren geplant und errichtet.
Am Präsidentenpalast biegen wir zur ehemaligen Villa von Enver Hoxhas ab. Nun ja, nett aber richtig pompös erscheint sie nicht. Danach scheucht Ivi uns alte Leute durch das ‚In‘-Viertel, das er häufig zu frequentieren scheint. Mir sind die jungen ‚Dinger‘ dort zu ‚aufgemüpft‘ – Kommentar eines (noch) älteren Mitreisenden: aber ‚me too‘.
Zurück auf dem Boulevard geht es dann am Kongreßpalast vorbei zum Platz der Mutter Theresa, an dem sowohl die Universität als auch das archäologische Museum liegt. Hier nimmt der Bus uns wieder auf.
Aufbruch: | 08.05.2018 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 15.05.2018 |
Nordmazedonien