Arctic Circle Trail (ACT) - West-Grönland
Anreise und Nasaasaaq
Die Anreise erfolgte per Flieger von Düsseldorf über Kopenhagen nach Kangerlussuaq. Alle Auslandsflüge landen und starten in Kangerlussuaq - und so weit ich weiß, muss man immer über Kopenhagen.
Die übrigen kleineren Flughäfen auf Grönland sind ausschließlich für Inlandsflüge gedacht – vermutlich wegen der kleineren Maschinen, die keine so lange Landebahn benötigen wie sie in Kangerlussuaq als ehemaligem militärischen Stützpunkt Amerikas zur Verfügung steht.
Leider konnten wir keinen direkten Anschlussflug bekommen, was grundsätzlich auch möglich ist. Also bringen wir die Nacht mehr schlecht als recht auf dem Flughafengelände in Kopenhagen zu. Genau gegenüber des rund um die Uhr geöffneten 24/7-Kiosks.
Am nächsten Morgen geht es mit einem Airbus A-370 mit ca. 280 Sitzplätzen weiter. Unsere Plätze im Mittelgang lassen nur wenig Beinfreiheit, so dass der 4-stündige Flug nicht so ganz angenehm ist. Der Flug ging über vier Zeitzonen mit dem Ergebnis, dass wir um 11 h Ortszeit starten und um 11 h Ortszeit landen. Auch eine interessante Erfahrung.
Da wir den ACT entgegen der üblichen Richtung laufen wollen, müssen wir noch einmal umsteigen und an die Küste nach Sisimiut weiterfliegen. Das klappt auch ganz gut und innerhalb einer Stunde sitzen wir in einer Propellermaschine mit ca. 40 -Sitzplätzen, die nur zur Hälfte belegt sind. Dieser Inlandsflug dauert nur eine knappe Stunde. Landung in Sisimiut bei 17° C und Sonnenschein auf einem winzigen Flughafen. Tower, Terminals und Gepäckausgabe – alles in einem Gebäude. Vor dem mit einem Drahtzaun abgesperrten Gelände warten schon einige Taxis, um Fluggäste in die etwa 5 km entfernte Stadt zu karren.
Die gesamte Flughafenverwaltung auf einen Blick: Ankunftsterminal (rechts), Abflugsterminal (links); Gepäckausgabe/-aufgabe (Mitte); Tower (oben)
Sisimiut ist mit ca. 5000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt auf Grönland, nach der Hauptstadt Nuuk.
Wir teilen uns ein Taxi mit einem anderen Fluggast. Es ist Samstag und wir haben keine Möglichkeit mehr, den in einem Paket postlagernd vorausgeschickten Proviant heute noch von der Post abzuholen. Das werden wir erst am Montag machen können.
Der Plan sieht vor, zwei Übernachtungen im hiesigen Vandrerhjem (Youth Hostel, Wandererheim) und eine Tour auf den Hausberg von Sisimiut, den Nasaasaaq, zu absolvieren. Per Internet konnte ich die Übernachtungen im Vandrerhjem bequem von zu Hause aus buchen.
Das Zimmer ist klein und enthält zwei Schlafplätze in einem Etagenbett. Zusammen mit unseren innigsten Reisegefährten, den Rucksäcken, bleibt in dem Zimmer nur wenig Navigationsraum übrig. Dafür gibt es einen großen Aufenthaltsraum mit angeschlossener Küche, die man benutzen darf.
Henrik, der Herbergsvater, empfiehlt uns, die Nasaasaaq-Tour wegen des offenen Wetters heute zu machen. Morgen soll es schon wieder anders aussehen. Nun gut, dann soll es so sein.
In einem Wanderführer ist die Tour mit ca. 5 Stunden bergauf und 3 Stunden zurück angesetzt. Jetzt ist es 14 Uhr – plus 8 Stunden wäre dann 22 Uhr: passend zum Sonnenuntergang.
Henrik beschreibt uns wie wir zum Ausgangspunkt der Tour gelangen: einmal quer durch die Stadt und schließlich bis zum Ende einer Schotterstraße.
Dann sind wir nach 3 Stunden Aufstieg über schmale Trampelpfade, weglosen steinigen Passagen und unter wolkenlos blauem Himmel fast „on top“ auf einem breiten Grat! Ein fetter Steinmann heißt uns willkommen, dem Niklas ein weiteres Steinchen aufs Haupt legt. Die letzte Spitze der „Weiberkapuze“ – so die Übersetzung des Namens Nasaasaaq – haben wir ausgelassen. Nach dem überlangen Tag wegen der Zeitverschiebungen und bei den tropischen Witterungsbedingungen sind wir nun doch erschöpft und wollen mit der Kraxelei über Seilpassagen auf den letzten Pin nicht gleich am ersten Tag irgendwelche Risiken eingehen.
Aber auch von dieser Stelle ist der Ausblick grandios. Berge nach Norden und Osten, Meer nach Westen und Süden. Kanadas Küste nur 2-3 Steinwürfe – also etwa 300 km – entfernt, versteckt sich aber etwas im Dunst. Der Blick nach Süden entlang der zerklüfteten grönländischen Westküste ist malerisch. Direkt zu unseren Füßen liegt der Amerloq-Fjord, der sich knapp 40 km weit ins Landesinnere erstreckt.
Der Blick auf Sisimiut ist klar und weit. Die zwei kleinen Seen in direkter Nachbarschaft der Stadt, die teilweise zur Trinkwassergewinnung benutzt werden, schimmern im Sonnenlicht. Die bunten Farben der Häuser leuchten weithin.
Nachdem wir uns sattgesehen und nebenbei hunderte Kriebelmücken vom Leben zum Tod befördert haben, bleibt für heute nur noch der Abstieg. Den absolvieren wir gelassen und ohne Hektik. Es wird noch einige Zeit hell bleiben.
Auf dem letzten Stück entlang der Hauptstraße entdecken wir einen winzigen SPAR-Supermarkt, der 24/7-geöffnet hat. Schnell noch ein paar Zutaten für eine warme Mahlzeit eingekauft und dann fix zum Vandrerhjem – essen und danach endlich mal wieder etwas bequemer liegen.
Aufbruch: | 17.08.2018 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.09.2018 |