Arctic Circle Trail (ACT) - West-Grönland
Achte Etappe
In der Nacht war der Himmel bewölkt und damit auch (wieder) nix mit Nordlichtern.
Bei dem schönen, trockenen Wetter geht es heute zeitig los. Der Pfad führt an der Hütte vorbei; er ist gut begehbar – steppenartig und kaum Steine. Der Pfad bleibt zwar meistens trocken, aber immer wieder unterbrochen von kurzen, sumpfigen Passagen. Die können meistens umgangen werden, aber einmal gibt es nur die Möglichkeit: Augen zu und durch. Der Pfad schlängelt sich durch Wacholder und Weiden durch den östlichsten Teil des Tals bis wir das tiefste Niveau erreicht haben. In diesem Teil sind die wenigsten Tümpel angesiedelt. Hier irgendwo muss der Fluss überquert werden, um in die andere Talhälfte zu gelangen. Im Frühsommer geschieht es häufig, dass die Wassertiefe und -strömung witterungsbedingt erheblich ansteigen. Darum wurde vom Touristenbüro in Sisimiut der Bau einer Brücke über den Ittineq veranlasst. Wenn man aus Richtung Kangerlussuaq wandert, weisen Schilder auf die Brücke hin. Kommt man hingegen aus der Gegenrichtung, dann nicht. Wir haben diese Brücke nie gesehen. In der Tat laufen wir später tatsächlich an einem Schild vorbei, das auf die Brücke in unserem Rücken hinweist.
In trockenen Sommern – und bevor es die Brücke gab sowieso – wird dagegen gerne die Furt im Osten des Tals benutzt. Brücke und Furt liegen Luftlinie etwa 3 km auseinander. Schließlich erreichen wir den Fluss, der mit etwa 6-8 m nicht sehr breit ist. Das Wasser ist hier knietief, das Flussbett erwartungsgemäß steinig, die Strömung mäßig. Wir sind kaum am anderen Ufer angekommen und rubbeln unsere Füße trocken, als ein einsamer Ire aus der Gegenrichtung kommt. Der erledigt die Wat ebenfalls prompt und zügig und verfolgt seinen Weg weiter zur Eqalugaarniarfik-Hütte.
Zwischen Fluss und Aufstieg aus dem Tal verzeichnet die Karte ein großes zusammenhängendes Sumpfgebiet und wir richten uns mental schon auf weitere 2 km Wassertreten ein. Allein, es kommt komplett anders. Die restliche Wegstrecke bis zur talbegrenzenden Bergwand ist fast knochentrocken und total eben. Es folgt unbeschwertes Gehen unter blauem Himmel bei angenehmen Temperaturen und lauem Wind.
Die Südseite des Ittineq-Tals ist begrenzt von teilweise schroffen Steilhängen, die sich abrupt bis auf 300-400 m Höhe aus dem Boden heben. Die zurückzulegende, markierte Strecke hinauf beträgt etwa 1 km, der Höhenunterschied 400 m. Es ist ein verdammt steiles Stück Weg, das hier herauf führt. Mir wird schnell warm. Auf halber Höhe verlange ich keuchend eine Pause, die mein Filius mir gönnerhaft gewährt. Auf sonnengewärmten Felsen dahingeflegelt, genießen wir einen herrlichen Blick hinunter auf das wie eine Platte zwischen die Berge eingelassene Tal. Irgendwann raffen wir uns auf, den Rest zu bezwingen. Es wird leider nicht weniger anstrengend. Kurz vor dem höchsten Punkt treffen wir zwei Deutsche. Wir schnattern ein wenig und erfahren, dass in direkter Umgebung der nächsten Hütte, der Ikkattooq-Hütte, „viel geschissen wird“ und es entsprechend stinken würde. Darum haben sie die Hütte überlaufen und haben ihr Zelt in den Bergen aufgeschlagen. Wir geben ihnen den Rat, auch bei der nächsten Hütte das Zelt besser in weiträumiger Umgebung aufzuschlagen.
Es gibt hier tolle Panoramen auf unzählige Bergseen und wir beschließen, nicht mehr bis in die Nähe der Ikkattooq-Hütte zu laufen. Vor dem letzten Grat rüber ins nächste Tal finden wir einen schönen Platz oberhalb eines kleinen Sees in idyllischer, sonnendurchtränkter Umgebung. Der Blick ist weit und unverbaut. Die heute erbrachte Höchstleistung wird durch eine behördlich genehmigte kulinarische Ausschweifung belohnt: Penne Bolo und anschließend Fette Brühe mit Markklößchen.
Aufbruch: | 17.08.2018 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.09.2018 |