Lateinamerika - immer Richtung Sueden
bis zur vorlaeufigen Endstation: Córdoba: die Sierras 1
Wie aufregend: Es sollten nur zwei Tage werden, aber immerhin; wir kamen mal raus!! Tord und ich standen am Sonntag Morgen unangenehm frueh auf, nachdem wir nach einer Geburtstagsfeier kaum geschlafen hatten. Ich packte meine restlichen Sachen und nach einer Orange zum Fruehstueck waren wir trotzdem bereits so spaet dran, dass wir ein Taxi nahmen, um zu Helens Haus zu gelangen. Dort trafen wir auf Alexis und es dauerte noch eine ganze Weile, bis Helen endlich die Tuer aufmachte und es noch ewig brauchte, bis wir uns auf den Weg machen konnten. Alles ging also sehr langsam, aber es war einfach schonmal wieder schoen, den Rucksack auf dem Ruecken zu haben (auch, wenn dieser inzwischen schon fast auseinander faellt ...).
Essen und Trinken kauften wir an der Terminal de Colectivos, wo wir weitere Ewigkeiten warteten, bis wir entschieden zum groesseren Busbahnhof weiterzuziehen. Dann verliessen wir endlich die Stadt.
Der Fahrer setzte uns sage und schreibe mitten in der Pampa aus. Nur ein kleines Tor und ein Weg erwarteten uns. Hier waren wir also im Parque Nacional Quebrada del Condorito und wir begannen zu laufen; mit Sack und Pack. Alexis' Gepaeck bestand aus einer Plastiktuete mit Brot, sauren Gurken und einer Flasche Likoer.
Dort oben in den Sierras ist es frisch! Aber die Sonne schien und es war ein sehr schoener Tag zum Wandern. Es war bereits nachmittags und wir hatten bis ca. halb neun Zeit, weil dann die Sonne unterging. Also gingen wir nur bis zum Balcón del Norte, der mit ca. 10 km am naechsten lag, und zurueck.
Die Umgebung war beeindruckend! Helen verglich die Grasbueschel, die ueberall wuchsen, mit Trollen, die im Boden stecken, sodass man nur ihre Haare sehen kann; genau so sieht es aus! Und diese Weite! Ueberall Felsformationen - groessere und kleinere - und Berge in der Ferne. Die Vegetation besteht aus nichts anderem, als Gras, und vereinzelten Bueschen ...
Wir wanderten und machten Picknicks am Wegesrand. Einzelne Andenkondore bekamen wir zu sehen, wie sie hoch oben, ueber unseren Koepfen voruebersegelten, oder wie sie vor dem Balcón del Norte im Schatten der gigantischen Felswaende aussehen, wie Spatzen.
Wir kamen gerade rechtzeitig mit der Daemmerung wieder oben an der Strasse an. Sobald die Sonne weg war, setzte die Kaelte ein. Ich hatte wenigstens zwei Pullover mit, die ich uebereinander anziehen konnte, doch es war immernoch kalt. Man konnte seinen Atem vor dem Gesicht sehen. Also sprangen wir herum und bewegten uns. Die Herausforderung bestand darin, ein Auto anzuhalten, das uns mitnehmen konnte, oder eben ein Colectivo. Das erste allerdings fuhr vorbei und liess uns stehen und ich begang daran zu zweifeln, dass es so einfach sein wuerde, weiter zu kommen. Ein Abschleppwagen hielt an, allerdings passten wir zu viert nicht rein. So standen wir also an der Strasse mit unseren Klamotten, bis zu guter Letzt ein Bus fuer uns anhielt, der uns frueh genug sah. Da war die Freude gross!
In Mina Clavero (noch weiter suedwestlich) angekommen, waren wir ziemlich im Eimer und gingen erstmal was essen. Danach waren wir gestaerkt fuer die Campingplatzsuche. Leider ist aber noch Nebensaison und bis Dezember haben die meisten Campingplaetze geschlossen. Wir wir es auch einmal auf dem Jakobsweg letztes Jahr geschafft haben, klappte es auch diesmal: Ein Taxifahrer klapperte mit uns alle Moeglichkeiten ab und schliesslich brachte er uns an eine verborgene Stelle, wo die Polizei uns nicht sofort finden wuerde. Es war ein netter, kleiner Strand an einem Flussufer und dort schlugen wir unser Lager auf.
Den kompletten naechsten Tag verbrachten wir an diesem Fluss, mit dem glasklaren Wasser, den Felsen und dem kleinen Strand. Helen und ich liefen los, um Fruehstueck zu holen und danach verbrachten wir die Zeit mit Relaxen in dem kuehlen, frischen Wasser.
Alexis schwamm in der seiner Jeans, die ihm viel zu gross ist. Mir ist aufgefallen, dass er ganz nach seinen Grundbeduerfnissen lebt; fast wie ein Kind. Ansonsten ist er sehr unvoreingenommen und sucht nicht nach Dingen, mit denen er sich profilieren kann. Man koennte ihn den ganzen Tag beobachten und es wuerde nie langweilig. Ich glaube, er ist sich dessen nicht bewusst, wie anders seine Art und Weise, zu leben fuer uns ist. Er geht mit einer anderen Sichtweise durch die Welt, sieht die Dinge anders, oder sieht Dinge, die wir nicht sehen. Er guckt sich ALLES, was er findet, ganz genau an, ob er es nicht gebrauchen koennte. Letztens hat er mir ganz begeistert ein Buch gezeigt, das er im Muell gefunden hat. Wenn man ihm etwas schenkt - etwas zu Essen z.B. - teilt er es mit anderen und er laesst sich viel Zeit beim Verzehren, als wuerde er es nicht kennen (z.B. einen Keks oder ein Broetchen).
Er verbringt gerne Zeit mit uns, weil er gerne ueber Dinge redet, die anders sind, in den Laendern, aus denen wir kommen. Ich habe ihm gesagt, dass ich auf meinen Reisen am meisten lerne; viel mehr als in der Schule oder der Uni. Und er fragte uns lachend, ob wir denn etwa von ihm lernen wuerden, denn das kann er sich nicht vorstellen.
Am Abend fuhren wir zurueck nach Córdoba. Wir hatten Glueck, dass sofort ein Colectivo kam, denn so wurden wir das erste Stueck der Fahrt von der untergehenden Sonne begleitet. Ich war mehr als beeindruckt! Denn was wir zu sehen bekamen, war besser als jede Filmkulisse! Eine Weite aus Felslandschaft durch die wir fuhren, hinauf in die Berge. Die Sonne warf noch dazu ein ganz besonderes Licht auf die Landschaft. Man konnte sich ohne Probleme einen Wildwestreiter auf seinem Pferd vorstellen, der durch diese Weiten zieht.
Aufbruch: | 23.07.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 23.12.2008 |
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