Lateinamerika - immer Richtung Sueden
Naturwunder in Salta
In Tafí del Valle, in der Provinz Tucumán, blieben wir den ganzen Tag. Er verlief sehr ruhig, weil der Regen uns erstens von den meisten Aktivitaeten abhielt und ausserdem mussten wir sehen, wie wir unausgeruestet der Kaelte trotzten. Aber mir gefiel der Tag, weil er irgendwie gemuetlich war.
Abends fuhren wir dann weiter mit dem Colectivo direkt nach Cafayate, das bereits in der Provinz Salta liegt. Von der Fahrt bekamen wir wenig mit, da es dunkel war und in Cafayate selbst hatten wir dann wieder das bekannte Problem: Wo bleiben wir fuer die Nacht? Ich hatte ja ein bisschen gehofft, dass der Regen nur in Tafí waere, aber in Cafayate war es aehnlich nass-kalt und wir machten uns auf die Suche nach einem Hostel. Haette ich fuer die Nacht im Zelt schlafen muessen, waere ich endgueltig krank gewesen und nicht mehr nur erkaeltet. Das wollte ich mir in den letzten Tagen meiner Reise nicht antun.
Es war ein bisschen schwierig, eins der billigeren Hostels zu finden (Hostels, wie wir sie aus Europa kennen, fuer Backpacker usw. gedacht, sind hier auch schon ganz gut etabliert in den touristischeren Plaetzen!). Von einer Bar wurden wir dann aber zum Road Runner Hostel geschickt. Es war bereits spaet und niemand machte auf, als wir klingelten. - Bis wir merkten, dass die Tuer offen war, standen wir unschluessig herum. Der erste Eindruck war fast ein bisschen unangenehm, denn es war nach Tafí der erste Ort, an dem wir wirklich mal wieder nur unter "Extranjeros" waren und diese erschienen uns alle wie sehr merkwuerdige Personen, die um uns rumschlichen; in Hippieklamotten, rauchend und niemand arbeitete im Hostel, den wir nach Betten fragen konnten. Verglichen mit der grossen Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen bisher auf der Reise, war das ein bisschen aehnlich eines Kulturschocks. Auch in Tafí war es bereits sehr touristisch gewesen, aber man hatte noch mehr mit Einheimischen und mit dem Leben der Leute da zu tun gehabt.
Schliesslich tauchte Marcelo verschlafen auf, der aus Buenos Aires kommt, wie man an seinem deutlichen Akzent hoeren konnte und fuer ein paar Monate der "Hueter" des Hostels ist. Bislang war das das billigste Hostel auf unserer Reise und am naechsten Morgen erschien uns die ganze Atmosphaere auch schon nicht mehr so seltsam ... Wir blieben auch die zweite Nacht in Cafayate.
Cafayate:
Es gibt dort eine ganze Menge zu tun, alles ist sehr organisiert (in Form von Exkursionen usw.) fuer Touristen und man braucht wirklich mehr als einen Tag!
Wir besuchten also erstmal eine Bodega, die Biowein herstellt, liessen uns erklaeren, wie das funktioniert und probierten den Wein. Weinfelder gibt es hier oben in Argentinien viele!
Danach machte ich einen Spaziergang durch den Ort (wenigstens war der Regentag in Tafí bislang der einzige gewesen, wenn es auch nicht mehr so heiss geworden ist seitdem und es oft bewoelkt ist). Es gefiel mir gut; trotz der sehr touristischen Atmosphaere, erschien mir doch alles sehr einladend und freundlich.
in Cafayate
Nachmittags ging es los auf eine Tour in die Quebrada de Cafayate, die von Pablo gefuehrt wurde, der auch im Hostel arbeitet. Ein sagenhaftes Naturwunder hier im Norden Argentiniens! Der Hammer! Es begann mit einer reisigen Duene, in der wir uns wie im Himmel vorkamen. Dann folgte hauptsaechlich rotes Gestein, riesige Berge, bizarre Felsformationen und diese endlose Weite dieser Schoenheiten! Man war so fasziniert, dass man kaum hoerte, was Pablo erklaerte. Eins meiner Highlights war auf jeden Fall der Weg in die Schlucht, umgeben von Felsbergen in drei verschiedenen Farben, sodass die Berge wie angemalt aussehen. Pablo fuehrte uns auf einen hohen Aussichtspunkt und es war unbeschreiblich!
Gegen Ende der Tour kamen wir noch zum natuerlichen Amphitheater, wo zwei Musikanten sassen und spielten.
Wir waren eine interessante Gruppe, die nur aus Franzosen und uns bestand. Eine dreikoepfige Familie, die fuer 5 Monate in Sueamerika herumreist und zwei ehemalige Kulturwissenschaftstudenten, die beide sehr sympathisch waren. Abends machten wir alle zusammen mit Pablo & Marcelo im Innenhof des Hostels ein Asado. - ¡Ricísimo!
Tord und Pablo im Himmel **
"Los Castillos"
nach der Flussdurchqueerung
Farbvielfalt in der Quebrada
Pablo ist schon da.
natürliches Amphitheater
Wir hatten ueberraschenderweise am Vormittag Manu und Guillermo getroffen (so klein ist die Welt der Reisenden ) und auch sie kamen zum Asado. Es war ein lustiger Abend und wir gingen spaeter noch in eine Bar mit ausnahmsweise GUTER Musik (der "DJ" hatte wirklich Ahnung, wie sich rausstellte). Pablo lieh mir eine lange Hose, da es abends wieder richtig kalt war. Die Leute kauen hier die ganze Zeit Cocablaetter, weswegen sie staendig aussehen, als haetten sie Zahnschmerzen.
Den zweiten Tag verschwendeten wir etwas - mit einem langen Fruehstueck, sodass wir sofort anfangen mussten weiterzutrampen. Fuer die Strecke, die wir zuruecklegen wollten, gab es keine Colectivos. - Kein Erfolg; niemand wollte uns mitnehmen. Also aenderten wir unseren Plan und wollten direkt nach Salta Capital fahren, um wenigstens von der anderen Seite noch in den Nationalpark suedlich der Stadt zu kommen. Wir warteten und warteten in der anderen "Ruta" und wurden schliesslich von einem Kleintransporter, der sogar Autositze auf der Ladeflaeche hatte, die 200km bis Salta mitgenommen.
... und warten ...
Salta - Cachi - Salta:
Angekommen, fuehlte ich mich ein bisschen K.O. Meine Erkaeltung hatte ich immernoch nicht weg und ich wollte wieder ins Hostel. Tord hatte diesmal keine Lust und ich blieb alleine. Aber ich verstand mich gut mit (dem naechsten) Pablo, der im Hostel La Salamanca arbeitet und alles - wirklich alles - fuer uns Reisende tut! Einfach super! Das Hostel, sowie die Stadt generell gefaellt mir sehr, sehr gut.
Am naechsten Morgen musste ich sehr frueh aufstehen. Ich hatte ein paar Sachen gepackt fuer eine Nacht; den Rest liess ich im Hostel. Ich traf Tord um kurz vor sieben am Busbahnhof, von wo aus wir ein Colectivo Richtung Cachi nahmen. Auch vor dem Parque Nacional de los Cardones schon ist die Landschaft BEEINDRUCKEND!! Und wie sich die Natur mit ihrer Beschaffenheit staendig aendern kann: Erst waren die felsigen Berge, die uns umgaben rot, rote Erde. Ueberall, ueber und unter uns ragten grosse Kakteen empor (Cardones). Unter uns ein Flussbett. Der Fluss kommt aus einem tiefen, grossen, gruenen Tal, in das wir fuhren. Und dann ging es aufwaerts, immer hoeher auf einer atemberaubenden Panoramastrasse bis auf mehr als 3000m.
Dort stiegen wir erstmal aus. Wir wollten ein bisschen durch den Nationalpark laufen, doch von Cardones war jetzt keine Spur mehr. Egal wir liefen trotzdem herum, in diesen Hoehen, wo sich die Wolken immer wieder herabliessen und die Kaelte mit sich brachten. (Wie wirklich gut, dass ich immernoch die Decke aus dem Flieger habe, als ich nach Argentinien geflogen bin!). Beeindruckt und ein bisschen irrietiert ueber die Bezeichnung des Nationalparks, beschlossen wir schliesslich Richtung Cachi weiter zu trampen. Auf der Strecke, in die Richtung und um die Zeit, war das kein Problem und wir wurden von Jorge und Frederico (Vater und Sohn) mitgenommen; ein SEHR amuesantes und weltoffenes Duo. So erfuhren wir, dass der Nationalpark erst noch kommen sollte. Die Landschaft verwandelte sich naemlich ploetzlich wieder in Steppe, die sehr bald uebersaeht war von majestaetischen Kakteen! Es war eine Weite und nur Kakteen soweit das Auge reichte. Jorge und Frederico wohnen in Buenos Aires und Santiago de Chile, haben sich mal kurz in Salta getroffen und fuhren nun ein paar Tage mit dem Auto rum - "porque a Jorge le ENCANTA manejar!" Sie fanden uns ausserdem wohl so toll, dass sie uns im Zentrum kurzentschlossen zu Empanadas einluden. In Cachi war die Sonne stark und ich hatte mich schon vorher verbrannt, weil man es in den Hoehen und bei den Wolken ueberall kaum merkt.
Parque Nacional Los Cardones
in Cachi
Auch als Jorge und Frederico weitergefahren waren, sassen wir noch lange an der Plaza dieses ruhigen Ortes und beobachteten die Leute. Auch viele Touristen, aber auf eine angenehme Art und Weise. Wir blieben faul fuer den Rest des Tages und blieben ueberall haengen, wenn wir uns zum naechsten Platz bewegten. - Wie z.B. auch in einem der Artesania-Laeden, wo uns der Verkaeufer viel ueber Dinge erzaehlte, die hier in der Gegend hergestellt werden. Es ist faszinierend, sie machen aus ALLEM was und sehr Nuetzliches! Das Material, das aus den Kakteen gewonnen wird, ist eine Art Holz und es werden auch Moebelstuecke daraus gemacht. Alle Ponchos und andere Kleidung fuer den Winter wird aus der Wolle der Lamas und Alpacas gewonnen. Schmuck wird eh aus allem hergestellt und aus einer ganz bestimmten Erde der Gegend bauen sie Haeuser; aus anderer Erde gewinnen sie eine Art Ton, um Keramik herzustellen.
das Holz der Kakteen
Häuser aus Lehm gebaut
Als es dunkel wurde, stellten wir noch fest, dass am naechsten Morgen kein Colectivo fuhr, um uns die 4 1/2 Stunden nach Salta zurueck zu bringen, also mussten wir wieder trampen.
Wir stellten unser Zelt am Rand des Dorfes neben einem kleinen Fluss auf. Niemand stoerte sich an uns und es war eine sehr ruhige Nacht.
Die Rueckreise war spannend. Die ersten paar Kilometer liefen wir und fanden schliesslich einen netten Mann, der uns mit bis Payagasta, dem Dorf vor dem Nationalpark, fuhr. Dort mussten wir gefuehlte Ewigkeiten warten, spielten Karten auf der Strasse und bekamen halbwegs ein Gauchospektakel mit: ein grosser Wagen wurde mit Pferden und Reitern beladen; dann liess ein Gaucho ein Pferd frei, das sofort der Steppe entgegen davon galopierte und der Wagen mit Pferden und Reitern setzte sich ebenfalls in Bewegung und zog in die Steppe hinaus. Wir denken, dass es eine Art Uebung gewesen sein muss, das Pferd einzufangen, oder sowas ...
Schliesslich hielt der Leihwagen von Mathieu, Nicolas und Laurenz an und sie nahmen uns mit. Wir quetschten uns in den Wagen mit den drei Wirtschaftsstudenten, die alle drei ihr Auslandssemester in Buenos Aires machen. Da es etwas geregnet hatte, waren die meist unasphaltierten Strassen in den Bergen ein Abenteuer und an manchen Stellen mussten wir durchs Wasser oder Felsbrocken, die auf der Strasse verstreut waren, ausweichen.
Und jetzt sind wir alle hier; alle im gleichen Hostel, Tord ist der einzige, der seine Reise schon beendet hat und auf dem Weg zurueck nach Córdoba ist; wir haben Manu und Guillermo wieder getroffen und sogar Helen und Alexis, die wir ja seit Catamarca "verloren" hatten; und wir hatten einen netten Abend auf der Dachterrasse des Hostels.
Aufbruch: | 23.07.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 23.12.2008 |
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