Lateinamerika - immer Richtung Sueden
Pueblitos de Honduras
Wir verliessen Antigua und damit auch ziemlich bald Guatemala in einem Shuttle, fuer das wir ueber ein Internetcafé, in dem wir mittlerweile fast Stammgaeste waren, Tickets gekauft hatten. Das Shuttle holte uns um 4 Uhr morgens vor unserer leider unfreundlichen Hospedaje, in der wir viel zu lange verbracht hatten, ab. Die Fahrt verging schnell, vielleicht auch, weil es noch so frueh am Morgen war. So ging es ueber die Grenze und dahinter ziemlich direkt nach Copán (Ruinas).
Tja, da waren wir nun - und jetzt? Wir hatten noch nicht wirklich den Plan, was wir nun eigentlich machen wollten. Unterkunft suchen? Ja, ok.
Mit Hilfe eines Ortskundigen, der uns hartnaeckig ein Hotel vermitteln wollte, fanden wir die kleine, private Hospedaje, die zwei Zimmer zu vergeben hatte. In dem anderen Zimmer uebernachtete ein Aussteigerpaerchen aus Marokko und Frankreich, die seit 2 1/2 Jahren unterwegs sind und ihr Geld durch gelegentliches Arbeiten in Bars und das Verkaufen ihres selbstgemachten Schmucks verdienen.
Es war noch frueh und so sprachen wir mit unserem "Herbergsvater", der uns empfahl, zur nahegelegenen Hacienda San Juan zu spazieren, von der man einen schoenen Ausblick haben sollte. Der Weg / Anstieg war nicht ohne, lohnte sich aber fuer die ruhige Anlage dort oben mit ihren schoenen, farbenfrohen Gaerten. Wir blieben eine Weile, spielten Karten und tranken limonadas naturales und agua jamaica.
Schliesslich trieb uns der Hunger wieder hinunter.
Spaeter kauften wir in einer kleinen tienda bei unserer Hospedaje Weissbrot und Kaese fuer den naechsten Tag zum Fruehstueck. Seit Honduras versuchen wir jeden Tag auf einem Budget von 10 Euro fuer Essen und Unterkunft zu bleiben. Es klappt auch ganz gut, da in Honduras noch mal alles guenstiger ist.
Die Szene des Kaesekaufens erinnerte mich irgendwie an einen Sketch: "¿Tienen queso?" - "Sí, ¿queso seco?" - Klar, warum nicht, wir bekamen also einen Block Kaese, der mehr oder weniger auseinander fiel und sich nicht wirklich fuer das Brot eignete. - Aehm ... - "¿Queso crema?" - Klar, das ist bestimmt sowas wie Frischkaese, also ja! Stattdessen bekamen wir eine kleine Plastiktuete mit einer kaesefarbenen Fluessigkeit. Na ja, nehmen wir, wird schon gut sein. Unsere freundliche und so hilfsbereite "Herbergsmutter" bewahrte den Kaese fuer uns im Kuehlschrank auf und erklaerte sich auch bereit, uns am naechsten Morgen um halb 6 zu wecken, dass wir unseren Bus nach La Entrada nicht verpassten, von wo aus wir ueber San Juan weiter nach Gracias fahren wollten.
Alles klappte gut mit den Bussen und dem Umsteigen. Und es machte ja so einen Spass, mal endlich wieder normal unterwegs zu sein und nicht mit den anderen Touristen von einem Shuttle ins naechste gesteckt zu werden!
Wir holperten mit dem Bus durch Gracias zum Terminal. Die Strassen in dem Dorf sind weitestgehen nicht gepflastert, wie ueberhaupt oft hier in Honduras. Da es hier oft und viel regnet, ist das schonmal eine schlammige Angelegenheit und bestimmt für die Menschen hier nicht immer einfach.
Wir nahmen ein im Lonely Planet empfohlenes Hotel mit einer "Badnische" im Zimmer.
Nachdem wir ein wenig durch den Ort gelaufen bzw. ueber Pfuetzen springend gerutscht waren, nahmen wir eins der kleinen, dreiraedrigen Mototaxis, das uns etwas ausserhalb zu einer heissen Quelle brachte, die in verschiedene Becken geleitet wurde. Es war TOLL! Bei dem Regen und dem weitestgehend haesslichen Wetter und den kalten Duschen ueberall in natuerlich heissem Wasser baden! Hmmmm ....
Wir blieben dort, bis es fast dunkel wurde. Schlauerweise hatten wir unserem Fahrer nicht gesagt, er solle uns doch bitte wieder abholen, wie das eigentlich ueblich ist, denn wir waren mitten im Wald! Nun standen wir also da. Ein Pick-up stand noch auf dem Parkplatz. (Ueberhaupt gibt es hier sehr viele Pick-ups - aber mit anderen Autos koennte man auf den meisten Strassen auch gar nicht fahren.) Wir sprachen die Leute an, ob sie nach Gracias fuhren. - Nein. Wir sahen uns also schon den langen Weg durch den Wald zurueck zur Strasse laufen - ohne Taschenlampe usw. Als uns der Pick-up von hinten ueberholte, hielt er aber nochmal an und sie brachten uns zumindest bis hinunter zur Hauptstrasse, was unser Glueck war! Genauso gluecklicher Weise stand ein verlassenes Mototaxi in der Naehe der Strasse und wir riefen so lange zum Haus hinauf, bis der Fahrer erschien und sich bereit erklaerte uns nach Gracias zu fahren. ¡Que buena suerte!
Am naechsten Tag wollten wir uns noch ein wenig im Ort umsehen, bevor wir unsere unvorhersehbare Reise weiter Richtung Sueden auf der Ruta de Lenca antraten. Unser naechstes Ziel war Marcala.
Wir stellten unser Gepaeck bei der Rezeption unter, gingen fruehstuecken und anschliessend zu einem etwas hoeher gelegenen Castillo, von wo man einen schoenen Blick ueber das Tal und die Waelder hatte. Dann machten wir uns auf die Reise. Es war so einfach, wie uns angekuendigt wurde, einen Bus nach San Juan zu bekommen. Anfangs war die Strasse noch asphaltiert und ausser Horden von Schulkindern, die nicht am Rand der Strasse, sondern mitten auf der Strasse nach Hause gingen, gab es keine Hindernisse. Der Bus bretterte hupend an ihnen vorbei. Ich packte mein Buch weg, als die Strasse sich in eine Holperpiste verwandelte und von da an so blieb.
In San Juan war es keine Ueberraschung fuer uns, dass kein Bus mehr weiter fuhr, denn uns war gesagt worden, dass der einzige Bus nach La Esperanza um 5 Uhr morgens von Gracias abfuhr. Wir standen quasi direkt am Ortsausgang mit unserem Gepaeck und mussten nun nur noch einen Pick-up finden, der uns mitnahm. Erstmal essen - in dem Comedor direkt an der Ecke. - Eine etwas seltsame Atmosphaere..
Wir mussten keine Minute warten, bis man uns mitnahm. Zuerst bezweifelten wir, ob wohl unser Gepaeck passen wuerde ... - Aber klar! Alles hinten drauf, Paul durfte sogar noch vorne neben dem Fahrer sitzen, Sylvia und ich mit den anderen Mitfahrern hinten auf der Ladeflaeche zwischen dem Gepaeck. Da fuhren wir also, auf dieser Strasse, unasphaltiert, aber sichtlich schon ausgebessert worden, immer Richtung La Esperanza. Unsere Truppe hinten auf der Ladeflaeche bestand aus einer kleinen Frau, die nicht sprechen konnte und deshalb dem Fahrer auch nur durch Geraeusche und Gestiken zu verstehen geben konnte, wohin sie wollte. Dieser verstand natuerlich nicht und fuhr sie deshalb einfach bis La Esperanza. Auch mit uns versuchte die Frau auf diese Art und Weise zu kommunzieren, was relativ schwierig war. Ausserdem reiste noch ein Junge in Arbeitskleidung mit uns, der stets aufmerksam zuzuhoeren schien, was gesprochen wurde, selbst aber nichts sagte. Und dann waren da noch Gloria Anabel und Francisco, ein Paerchen aus der Gegend. Francisco sagte keinen Ton, Gloria Anabel sprach viel.
Natuerlich war es eine holprige Fahrt, durch wunderschoene weite Landschaft ... Man versuchte festzuhalten, was festzuhalten war. Statt befuerchteten 4 Stunden dauerte die Fahrt allerdings nur 1 1/2.
Wir kamen ca. eine Stunde vor Daemmerung in La Esperanza an und versuchten noch weiter zu kommen. Marcala lag noch ca. 1 Stunde entfernt, aber es fuhr kein Bus mehr um die Zeit. Nach ein bisschen Hin- und Herueberlegen, beschlossen wir die Nacht zu bleiben, anstatt erneut einen Pick-up anzuhalten. Das stellte sich als die richtige Entscheidung heraus.
Die Frau, die nicht sprach, wollte bei uns bleiben. Es war schwierig, weil wir sie einfach nicht verstanden. Schliesslich brachte uns ein Ortsansaessiger mit seinem Pick-up zu einem Hotel und ein Freund von ihm kuemmerte sich um die Frau ... Genau wissen wir natuerlich nicht, was aus ihr geworden ist ...
Das Hotel Gomez war recht einfach. Wir fanden kein funktionierendes Waschbecken. Ueberhaupt benutzen die Leute hier meistens kein Waschbecken, wie wir sie gewohnt sind, sondern eine grosse Waschvorrichtung, in der in einem grossen Becken das Wasser steht. Dieses benutzen die Leute dann fuer alles moegliche. Die Dusche war nicht wirklich zu benutzen. Das ist auch einer der Gruende, warum ich bis jetzt noch nicht wieder geduscht habe, denn hier in Marcala gab es heute kein Wasser, als wir ankamen.
Heute Morgen standen wir wieder frueh auf, um den ersten Bus hierher, nach Marcala zu nehmen. Die Strasse war nochmal eine Nummer haerter: fuer 37 km brauchten wir knapp 2 Stunden - inklusive einer Pause aufgrund eines Reifenwechsels und einer Pause, in der unser Bus einen in einem Schlammloch steckengebliebenen Van herauszog. Das waren Gruende genug, froh zu sein, dass wir nicht mehr am Abend vorher kurz vor Dunkelheit bis Marcala weitergefahren waren.
Wiedermal waren wir zeitig in der Unterkunft. Wir tingelten ein wenig durch den Ort, der auf uns sehr einladend wirkte! Es gibt einige weniger ausgebaute Strassen, in denen ein Marktstand an den anderen grenzt, einen schoenen zentralen Platz und viele freundliche Menschen sahen uns neugierig an oder gruessten einfach nur und wuenschten uns eine schoene Zeit. Wir suchten die ebenfalls im Lonely Planet erwaehnte Kaffeekooperative "Raos", in der wir fragen wollten, ob wir uns eine "finca" mal ansehen duerften. Wir waren erfreut zu sehen, dass Zeitungsartikel aus Bremen und anderen deutschen Gemeinden die Waende schmueckten, die scheinbar eine Handelspartnerschaft mit der Kooperation hier in Honduras haben.
Wir machten aus, nachmittags zu einer der 4 fincas der Kooperative zu fahren.
Dort trafen wir auf Linda. Linda holte uns da ab, wo der Pick-up, der uns gebracht hatte, nicht mehr weiter konnte. Unser Fahrer holte uns spaeter wieder ab und wir spazierten mit Linda durch die schoene Natur, ueber einige Baeche durch den Regen.
Wir gingen barfuss. Kaffee kann hier nur von November bis April / Mai produziert werden, da die Bohnen 3 Tage lang in den natuerlichen secadoras (d.h. auf einer freien Flaeche nur durch die Sonne) getrocknet werden koennen. In den anderen Monaten bauen sie Bohnen und Mais an; diese Pflanzen gedeihen gut mit dem vielen Regen.
Linda und ihr Mann bauen ALLES MOEGLICHE an. Sie war auch sehr stolz darauf und erzaehlte uns alles mit viel Enthusiasmus. Ausserdem lachte sie viel und laut; ein sehr froehlicher Mensch. "Y todo todo todo ORGÁNICO!!" Keinerlei Chemie wird verwandt; fuer die Kaffeepflanzen benutzen sie natuerlichen Duenger. Linda zeigte uns auch die Anlage, in der die Bohnen ausgelesen werden. Wir pflueckten alle moeglichen Fruechte und tranken Kaffee in ihrer Kueche. Es war ein sehr schoener und interessanter Tag. Linda lud uns ein, wiederzukommen; sie liebt es, wo sie wohnt und moechte nichts anderes machen, als das: alles selber anbauen - auf natuerliche Weise!
(Diesen Zeitdruck, den wir die ganze Zeit haben, verfluche ich jeden Tag mehr! Aber so ist es nun mal und wir muessen weiter. Wir werden uns aus der Gegend hier morgen wieder verabschieden und uns auf Richtung Hauptstadt Tegucigalpa machen, von wo aus wir schauen, wie wir nach Nicaragua kommen ....)
Aufbruch: | 23.07.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 23.12.2008 |
Mexiko
Belize
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Argentinien