Lateinamerika - immer Richtung Sueden
Luftige Hoehen in Jujuy
Ich sitze hier gerade und warte mal wieder auf Leute, da hab ich gedacht, kann ich auch nochmal ein bisschen ueber die letzten Tage schreiben ...
"Salta la linda" nennen die "Salteños" ihre Stadt. Und das zu Recht, wie ich finde ... Eine wirklich ansprechende Stadt! Ich habe mich am Montag erstmal noch mit Manu und Guillermo getroffen und wir sind eine ganze Weile rumgelaufen, haben gegessen und uns dann verabschiedet. Noch ein bisschen Bier trinken mit Helen und Alexis und dann habe ich mich nochmal auf den Weg in die noerdlichste Provinz Argentiniens gemacht; Jujuy.
Der Busbahnhof von Jujuy schockierte mich ehrlich gesagt erstmal. Es kam mir so vor, als waer ich in nem ganz anderen Land gelandet. Die Armut, mit der man am Busbahnhof erstmal konfrontiert wurde, war sehr bedrueckend und ich wusste erstmal auch nicht, wie ich mit den bettelnden Kindern umgehen sollte ... Auf einmal war ich mir auch nicht mehr so sicher, ob ich noch ueberall, wo ich hinkommen wuerde, einen Geldautomaten finden wuerde und ich aenderte meinen Plan, da ich nicht mehr genuegend dabei hatte und ja eben auch niemanden, der mir wie sonst immer was leihen wuerde. Statt ins naechstgelegene kleine Dorf zu fahren, fuhr ich durch, soweit in den Norden, wie ich diese Tage wohl noch kommen wuerde; nach Humahuaca. Die Fahrt ging durch die Quebrada de Humahuaca, von der ich allerdings erstmal nichts sah, weil es schon abends war.
Humahuaca. Da war ich also und war schon darauf vorbereitet, dass jegliche Unterkunft sauteuer sein wuerde. Ich wurde aber ueberraschenderweise von einem netten Hosteríabesitzer zu einem guenstigeren Hostel weiter geleitet, dass sich fuer die naechsten beiden Naechte vollends bewaehrte. Niemand reagierte auf mein Klingeln, also ging ich einfach rein und suchte nach Menschen. Sie waren in der Kueche und kochten und obwohl niemand der Besitzer war, wurde ich sehr herzlich willkommen geheissen und sie zeigten mir ein freies Bett in einem Dorm. Ich wurde auch sofort beim Essen mit einbezogen und alle, wirklich alle, waren super nett und offen. Anja, sang fuer uns traditionelle kroatische Lieder und dazu gab es einen Bohneneintopf. Insgesamt waren wir eine sehr gemischte Gruppe, die ausserdem aus einem Paerchen aus Córdoba, zwei Jungs aus Buenos Aires, einem Maedel aus Bordeaux, einer aus Amsterdam, die in Córdoba ihre Diplomarbeit in Lebensmittelchemie schreibt und Virginia auch aus der Provinz Córdoba, die fuer eine Weile einen anderen Ort zum wohnen sucht, weil ihr langweilig ist. Es war sehr familiaer und es wurden Plaene fuer den naechsten Tag gemacht.
Beim Essen lernte ich dann endlich Carlos kennen, dem das Haus gehoert. Sehr sehr freundlich auch er! Eigentlich ist es das Haus seiner Grosseltern gewesen und jetzt dient es als Hostel. Dementsprechend toll sieht es darin auch aus: alles sehr altmodisch und die antiken Gegenstaende gut erhalten. Wie ein Zuhause kam es mir vor!
Ich fuhr am naechsten Tag nicht mit den anderen nach Iruya, einem Dorf in den Bergen, da ich nur den einen Tag fuer Humahuaca hatte. Carlos erzaehlte mir viel ueber alles moegliche, was an sozialer Arbeit in der Gegend geleistet wird. (Warum interessiert mich das wohl? ) Seine Freundin hat ihre Diplomarbeit in Sozialer Arbeit in Humahuaca geschrieben. Den Tag ueber lief ich also mit einigen Anhaltspunkten durch den Ort und machte mir ein Bild. Der Grossteil der Bevoelkerung ist Quechua. Das war schon etwas anders von dem, was ich bisher in Argentinien kennengelernt habe, aber man merkte doch an den vielen sozialen Diensten, Plakaten usw., dass man noch in Argentinien war.
Ein sehr schoener, ruhiger Tag war das; in Humahuaca ist es kuehl, weil es auch fast auf 3000m liegt, aber die Sonne ist sehr stark tagsueber.
Virginia war auch im Ort geblieben; wir unterhielten uns lange und sahen spaeter einen von Carlos' seltsamen Filmen.
Am naechsten Tag machte ich mich auf den Weg nach Tilcara. Wie alle Orte, in denen wir waren - seit Tafí del Valle in Tucumán - sind auch die Orte in der Quebrada de Humahuaca sehr touristisch. In Tilcara viel mir das auch an der dem Angebot an Restaurants, etc. fuer Touristen auf und an der Art der Einheimischen, von denen viel weniger diese tolle Offenheit und Neugier an den Tag legten. Das ist wirklich schade, denn die Leute haben mit unsere Reise ausgemacht; sie haben sie viel bunter und spannender gemacht, als waeren wir nur von einer Touristenattraktion zur naechsten gefahren. Es ist wirklich schade, dass der Tourismus diese Gegenden so veraendert ...
So konnte ich diesmal nicht mal meinen Rucksack in der Touristeninformation lassen und musste ihn zurueck zur Terminal bringen, wo ich ihn aber ohne Probleme lassen konnte.
Als erstes machte ich mich mit Wegbeschreibung auf zu den Pucará-Ruinen, die frueher von den Quechua bewohnt worden waren. Von dort aus hatte ich ausserdem einen sagenhaften Ausblick und war umgeben von Riesenkakteen.
Die Artesanales sind auch oben in Jujuy sehr beeindruckend!! Was die alles herstellen!! Ein "Artesano" erklaerte mir alles moegliche ueber ihre Arbeit mit verschiedenen Hoelzern (es gibt sogar eins mit natuerlichem Parfum!). Er hatte saemtliche Zettel und Informationsblaetter auch auf deutsch, weil eine deutsche Freundin (auch mal wieder) ihre Diplomarbeit in der Gegend geschrieben hat und alles moegliche fuer die Artesanal-Kooperative uebersetzt hat.
Tja, wer haette das gedacht: auf dem Weg zur Terminal lief ich wieder unseren franzoesischen Rastas ueber den Weg (Manu und Guillermo). Sie kamen aus dem Sueden hoch und ich war bereits auf meinem Weg zurueck in den Sueden, also sollte das wohl nun das letzte Mal sein ... **
Ich fuhr weiter nach Purmamarca, einem sehr kleinen Dorf, dass fuer seinen "Cerro de los siete colores" bekannt ist. Ich blieb in einem unspektakulaeren Hostel, direkt an der Bushaltestelle (konnte nicht mal meine Wertsachen einschliessen ...) und ging zum Sonnenuntergang zum Aussichtspunkt auf die verschiedenen Farben. Es war schon beeindruckend! Danach suchte ich mir was zu essen und wurde von Gabriél gerufen, der gerade sein Restaurant aufmachte und mir unbedingt was zu Essen machen wollte (er hatte mich wohl vorher im Colectivo gesehen). Gute Idee: er machte mir einen koestlichen Salat mit Quinua! Er war ueberhaupt einer von diesen Menschen, die einem den Tag machen. Es dauerte nicht lange, bis saemtliche Leute mit mir im Restaurant sassen, weil er einfach so einladend war.
Ich hatte kein grosses Interesse, an diesem Abend mit den anderen Touristen in irgendeine Bar zu gehen, also blieb ich im Hostel. Das Paerchen, das mit mir das Zimmer teilen musste, schien darueber nicht so gluecklich, aber da machste nix. Ich war schon auf dem Weg ins Bett, als ich am Fenster der drei Maedels von gegenueber haengen blieb. Es quatschte sich einfach zu gut und die drei waren zu nett, als dass ich wirklich ins Bett gegangen waere, also assen wir Eis, tranken Wein und spielten noch eine ganze Weile Karten. Ich zog auch zu ihnen ins Zimmer um, weil mir das doch angenehmer war.
Es war Zeit zurueckzukehren. In Salta wollte ich noch einige Erledigungen machen und fuer abends hatte ich bereits ein Ticket zurueck nach Córdoba, um meine Sachen bei AFOS abzuholen ...
Aufbruch: | 23.07.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 23.12.2008 |
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