Lateinamerika - immer Richtung Sueden

Reisezeit: Juli - Dezember 2008  |  von Mary A.

Mochileros in den Steppen Catamarcas

Als wir am Samstag dann endlich im Bus sassen, war erstmal schlafen angesagt. Wir hatten aber auch einen "fancy" Bus, mit dem wir nach Catamarca fuhren!
Wir kamen also Abends an und suchten uns erstmal einen Weg durch die ziemlich volle Innenstadt zur Plaza 25 de Mayo, wo alle moeglichen Leute herumsassen, tranken und die Atmosphaere der schoen beleuchteten Kathedrale genossen. Da am Montag der día de la virgen war, konnte man saemtliche Leute beobachten, die mit ihren Rucksaecken zu Fuss angereist waren; aehnlich, wie ich das vor 2 Jahren mit Nat in Mexiko erlebt hab. Einen sahen wir, der das letzte Stueck auf seinen Knien zuruecklegte und von zwei Maedchen zur Aufsicht begleitet wurde, weil er schon ziemlich fertig war. Verrueckte Welt ... **

Kathedrale in Catamarca

Kathedrale in Catamarca

Wir blieben eine Weile dort und beschlossen dann mit dem Bus zu einem grossen Campingplatz etwas ausserhalb zu fahren, weil es bereits spaet war. Tja, wie konnten wir annehmen, an einem langen Wochenende, wie diesem, da noch ohne Probleme drauf zu kommen? "Está lleno". Nun gut, wir taten es den anderen, die auch zu spaet waren, gleich und schlugen unsere Zelte vor dem Tor auf. Das einzige, was ich wollte, war schlafen. Waere da nicht dieses kleine Problem gewesen, dass wir nur das kleine, kaputte Zelt aus dem AFOS-Haus mithatten. Wir hatten gewusst, dass es kaputt ist, aber ohne weiter darueber nachzudenken, hatte ich mir einfach vor Abfahrt aus dem Haus eine Rolle Klebeband geschnappt und jetzt kaempften Tord und ich in aeusserst schlechter Laune mit der einen Stange des Zeltes, die gebrochen war und einfach das Zelt nicht wirklich halten wollte. Es klappte irgendwie einigermassen.

Die erste Nacht war laut. Am naechsten Morgen wurden wir von einer Aufsichtsperson des Campingplatzes geweckt. Die Hitze war bereits mit der Sonne zurueck gekehrt. Wir standen auf, packten zusammen und fruehstueckten, was wir am Abend zuvor im Zentrum im Supermarkt ergattert hatten. Kurz wurde diskutiert, was wir machen wollten und wir entschieden uns, uns fuer den Tag aufzuteilen, weil Helen und Alexis Freunde von Alexis besuchen gehen wollten und ich fuer meinen Teil bereits spaet dran war, um den Weg Richtung Norden anzutreten. Tord schloss sich mir an und wir versuchten ins Zentrum zurueck zu trampen. Ein Bus war schneller und so fuhren wir zurueck zur Haltestelle in Catamarca, wo wir auf den Bus nach Villa Las Pirquitas warteten.

Waehrend wir also ganz unschuldig warteten, kam auf einmal ein Kerl mit einem Polizeiausweis (aber in Zivil) und fragte uns nach unseren Paessen. Ironischerweise war es der Gleiche, den ich zuvor schonmal wegen etwas angesprochen hatte. Zwei Uniformierte mit Schlagstoecken gesellten sich zu uns und schon ging die Fragerei los. Sie fragten alles Moegliche, um herauszufinden, was wir hier machten. Und dann "Habt ihr irgendwelche Drogen?" - "Nein." - "Wirklich nicht?" - "Nein." - "Weil, wir wollen ungern eure Rucksaecke durchwuehlen ..." - "Wirklich nicht ..." - und er zaehlte alle moeglichen illegalen Drogen auf.
Dummerweise hatte Tord nicht daran gedacht seinen Pass mitzunehmen, weil wir ja immerhin "nur in Argentinien" unterwegs sein wuerden ... Hm, DAS ist natuerlich SEHR verdaechtig, Tord muss also mit zur Wache. Ich begleite die beiden Uniformierten und wir kommen vom Thema Drogen zum Thema Papst, der ja auch aus Deutschland kommt Als wir in der Wache ankamen, sass Tord bereits mit dem anderen Polizisten an einem kleinen Tisch und musste alles Moegliche aus seinem Leben erzaehlen. Ausserdem sollte er doch bitte sein T-Shirt ausziehen, damit man sehen kann, ob er Tattoos hat. Alle Informationen wurden mit einer Schreibmaschine (!!) aufgenommen. Am Ende sollte er unterschreiben, doch als der Stift nicht funktionierte, war es auch egal. ** Dann kam ich dran, OBWOHL ich ja meinen Pass hatte. Ich kam mir vor, wie im falschen Film und dachte mir nur, dass er uns doch wenigstens mal Kaffee anbieten koennte. Mein T-Shirt durfte ich anlassen. ** Am Ende machte er "Verbrecherfotos" von uns: von vorne, von der einen und der anderen Seite. Es kam mir nur in den Sinn, ihn nach seiner eMailadresse zu fragen, dass er mir die Fotos schicken kann ... ** Und das ganze nur, weil es in der Umgebung Catamarcas viele Hippies & Mochileros (Rucksackreisende) gibt, die oft Drogen bei sich haben. Mir kam es aber eher so vor, als waere den Polizisten ein bisschen langweilig gewesen ... **
Als wir ENDLICH wieder an der Haltestelle waren, unterhielt ich mich noch ein bisschen mit dem einen Uniformierten, der auf eine sehr naive Art und Weise mit mir ueber verschiedene Dinge sprach. Am Ende hatte ich Pablos Nummer und das war unser Zusammentreffen mit der Polizei in Catamarca ...

Die etwas unbequeme Fahrt nach Villa Las Pirquitas dauerte nicht zu lange und wir landeten in einem sehr ruhigen Dorf, umgeben von beeindruckender Landschaft und hohen Bergen. Wir suchten uns erstmal was zu essen und einen Platz, wo wir unsere Rucksaecke eine Weile lassen konnten. Der nette Besitzer eines Comedors half uns da mit allem aus und wir unterhielten uns ein wenig mit ihm und einem anderen Gast ueber die Gegend.
Anschliessend machten wir eine Runde im (eher toten) Dorf und gingen hinunter an den Fluss, wo sich saemtliche "Catamarcaner" () tummelten, Bier tranken, Asados machten und sich im Fluss abkuehlten. Eine mit der Hand zusammen gezimmerte, wackelige Bruecke fuehrte uns rueber auf die andere Seite, wo wir uns eine Weile durch die stachelige, steppenartige, faszinierende Vegetation schlugen. Es gibt ja so viele beeindruckende Arten von Kakteen!!

Als es Zeit wurde, sich mit Helen und Alexis zu treffen, suchten wir die Hostería, unseren Treffpunkt, und warteten dort lange - und umsonst. Die beiden kamen nicht und wir hinterliessen eine Nachricht bei dem netten Kellner, dass wir weiterfahren gefahren waren.
Unser Versuch, direkt weiter nach Andalgalá zu trampen scheiterte, weil man uns sagte, dass diese Strecke relativ tot sei und die meisten Autos eine andere Strecke befuhren. Also liessen wir uns von Cristian und Damian zurueck nach Catamarca mitnehmen, wo wir direkt einen Bus nach Belén bekamen.

Wir schlugen unser (bloedes) Zelt auf einem Parkplatz auf und wurden morgens von betrunkenen Partyheimkehrern geweckt. Mario und Diego waren aber ganz nett und vor allem, genau wie all die anderen Leute, die wir bereits getroffen haben, sehr interessiert und soooo gastfreundlich. Wir sollten z.B. mit zu Mario nach Hause kommen und dort duschen. Das war uns aber etwas unangenehm und so nahmen wir nur die beiden eiskalten Wasserflaschen an und verabschiedeten uns.
In Belén war es sehr warm. Zudem war Feiertag und so gut wie alles geschlossen. EIN BISSCHEN kam mir der Ort so vor wie Antigua in Guatemala, aber nur weil am Ende jeder Strasse ein hoher Berg emporragt. Ansonsten ist es in Belén viel gemuetlicher und ruhiger. Es gibt viele Artesanal-Laeden, die aber ja leider alle zu hatten.

in Belén

in Belén

typisch Argentinien ... Öffentlichkeitsarbeit überall

typisch Argentinien ... Öffentlichkeitsarbeit überall

Wir verbrachten aber auch dort eine Weile, weil es nur einen Bus gab, der uns weiter nach Hualfín brachte, wo wir die Termalbaeder in den Sierras besuchen wollten (wir brauchten UNBEDINGT eine Dusche!). Der Bus hatte Charakter!! Endlich mal keine Klimaanlage und zwischendurch musste Kuehlwasser in den Motor gefuellt werden, weil es in einem Loch neben dem Fahrer zu kochen und zu brodeln begann.

Vor Hualfín liess uns der Fahrer raus. Es gab nur einen Schotterweg in mitten dieser endlosen Steppen, der zu den Termalbaedern fuehren sollte. Wir liefen also durch die Hitze ins Tal hinunter. Es ist ein Phaenomen, wie in diesen weiten Steppen immer wieder oasenartige, gruene Stellen auftauchen; immer dann, wenn ein Fluss in der Naehe ist. Die Termalbaeder ansich waren sehr einfach, aber in filmreifer Umgebung von Steppe, Bergen und rotem, sowie Vulkangestein.

Es gab ein paar Kabinen und Betonvertiefungen im Boden und ausserdem Pazellen zum Campen. Sonst nichts. Zum Glueck hatten wir noch Obst und Wasser. Als die Gruppe von Jugendlichen sich zum Fussballspielen verzog, hatten wir Zeit, die heisse Dusche, die aus dem Vulkan kam, zu geniessen. Es war das BESTE! Leider durften wir keine Seife benutzen, aber ueberhaupt zu duschen war ein Erlebnis!
Da wir kein Essen mehr hatten, mussten wir zurueck zur Strasse und hinunter ins Dorf. Als machten wir uns wieder auf den Weg. Die Sonne war hinter Wolken verschwunden und wir fuehlten uns viel besser. Wir kamen allerdings nur ein paar Meter, da wurden wir von einem Pickup eingeholt und ein Junge, der uns gehen gesehen hatte, brachte uns zurueck zur Strasse. Ein weiteres Beispiel fuer die wirklich bemerkenswerte Freundlichkeit der Menschen, denen wir hier begegnen!
Hualfín selbst ist ein sehr interessanter, aber auch aeusserst ruhiger, kleiner Ort. Ueberall hoert man Haehne kraehen, alles gibt es im Miniformat (Krankenhaus, Supermarkt, Bibliothek, etc.) und auch die Haeuser sind sehr interessant und haben schoene, bunte Gaerten. Es war ein Glueck, dass der Supermarkt auf hatte, denn es war schon spaet, als wir ankamen. Es gab zwar kein Brot, aber Kraecker tun´s auch!
Wir fanden einen schoenen Platz fuer unser bloedes Zelt und hofften, dass aus den Wolken kein Regen kommen wuerde. Mit der Daemmerung vermehrten sich die Muecken und begannen uns "aufzufressen", also fluechteten wir ins Zelt, sobald wir die Aufbauprozedur hinter uns hatten. Das war ein bisschen schade, denn in dem sandigen Steppental verbreitete die untergehende Sonne eine besondere Atmosphaere, die man wegen den Insekten kaum geniessen konnte. Wir hatten Glueck mit dem Regen; es blieb bei ein paar Tropfen.

Hualfín, grüne Oase ...

Hualfín, grüne Oase ...

Auch am naechsten Tag mussten wir wieder bis nachmittags warten, bis uns das einzige Colectivo mitnahm. Diesmal nach Santa Maria, wo wir umsteigen mussten, um hierher nach Tafí del Valle zu kommen. Das Warten wurde uns nach einem Spazierganng durch die Gegend aber interessant gemacht, als wir uns in einem Comedor mit einem Familienrichter aus der Gegend unterhielten, der ein bisschen von seiner Arbeit und den Familien und sozialen Problemen aus der Region erzaehlte.
Danach leisteten uns ein paar Jungs, die jetzt Schulferien haben, an der Haltestelle Gesellschaft und zeigten uns Toepferarbeiten, die sie in der Schule machen. José schenkte uns sogar ein paar Miniaturtassen, die er gemacht hat.

Die Fahrt im Colectivo war eiskalt. Die ganze Zeit haben sie die Klimaanlagen in den Bussen hier viel zu kalt eingestellt. Auch in Santa Maria war es frischer und ich hatte Anlass, mir erstmal Taschentuecher zu kaufen. Beim Warten auf die Weiterfahrt lernten wir Rojelio kennen, der in den Sierras Material fuer seine Artesanía-Arbeiten gesammelt hatte und jetzt zurueck nach Hause fuhr. Er teilte mit Tord sein Bier und lud uns zu sich nach Hause ein. Er kann, glaube ich, nicht lesen und nicht schreiben, und so war es etwas schwierig, aufzuschreiben, wo er wohnt.

Seit gestern Abend sind wir jetzt hier in Tafí del Valle, wo wir uns ein Hostel erlaubt haben, weil es kalt und regnerisch ist - wer haette das gedacht!! - und ENDLICH gab es eine RICHTIGE Dusche fuer uns. Auch heute regnet es und das macht uns ein bisschen einen Strich durch die Rechnung, weil wir eigentlich in den Bergen ein bisschen wandern gehen wollten. Wir sind hier bereits auf 2100 Metern in einem weiten Tal aus Wiesen, das wir bei gutem Wetter noch viel besser geniessen koennten ... Na ja, aber wenigstens haben wir heute mit dem Hostel ein Dach, unter das wir immer wieder zurueck koennen und wo man sich heisse Zitrone machen kann.

in Tafí del Valle

in Tafí del Valle

© Mary A., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Start: Kuba. Eine 2-monatige Reise bis Panama und ...
Details:
Aufbruch: 23.07.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 23.12.2008
Reiseziele: Kuba
Mexiko
Belize
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Argentinien
Der Autor
 
Mary A. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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