Indian Summer in den Neuengland Staaten der USA
Alle schwärmen vom Indian Summer in den Staaten. Wir wollten es mit eigenen Augen sehen... und wurden nicht enttäuscht!
Endlich geht's los...
Ein herrlicher Freitag zeigt uns das schöne Gesicht des Herbstes, das wir aber an einem ganz andern Ort finden wollen. Heute geht's endlich los in die USA. Der Nordosten hat es uns angetan. Immer wieder hört man von den herrlichen Verfärbungen der Wälder, so dass wir das doch gerne mal mit eigenen Augen sehen möchten. Indian Summer wie es bei uns heißt, oder Foliage, wie es die Amis nennen.
Das Wetter hier ist wirklich schön als ob man uns noch mitteilen möchte, dass es für einen goldenen Herbst keine weite Reise braucht. Doch uns hat das Fernweh schon vor langer Zeit gepackt, und wir fiebern dem Abflug entgegen wie Süchtige. Beginnt man jedem Flugzeug am Himmel nachzuschauen, dann ist es an der Zeit den Kontinent mal wieder zu verlassen.
Wir nehmen den 13.02 h ICE nach Kloten und denken uns, dass der Zug um diese Zeit halbleer sein wird. Doch weit gefehlt! Wir ergattern uns knapp zwei Plätze. Der Zug ist bumsvoll. Wo wollen denn die Leute um diese Zeit alle hin? Die Fahrt verläuft angenehm, jedenfalls bis Zürich. Danach kriegen wir neue Sitznachbarn. Der eine junge Mann riecht fürchterlich nach kaltem Schweiß und nickt dauernd ein. Aus den Gesprächen mit dem andern jungen Mann entnehmen wir, dass er wohl auf Drogenentzug ist und wieder ins Heim zurückgebracht wird. Wir fühlen uns gar nicht wohl.
Endlich erreichen wir den Flughafen und können den Zug verlassen. Da wir per Internet das neue USA-Formular bereits ausgefüllt haben, verläuft das Einchecken sehr schnell. Sogar unsere Koffern liegen im Gewichtslimit. Gute Arbeit!
Wir begeben uns zur Sicherheitskontrolle und müssen feststellen, dass die Leute dort ihren Job sehr ernst nehmen! Irgendwie zeigt der Metalldetektor an, dass wir ziemlich viel an gefährlichem Material an uns tragen. Also ab in die Umkleidekabine, was weitaus mehr Spaß gemacht hätte, wenn ich den hübschen jungen Mann abgekriegt hätte, der Jürg kontrolliert. Die Welt ist ungerecht... Natürlich werde ich von einer Frau kontrolliert, die aber auch humorvoll ist. Jedenfalls lachen wir beide über die Tatsache, dass ein BH soviel Gefährlichkeit anzeigen kann.
Mit der kleinen U-Bahn, viel Gemuhe und Glockengeläut (es lebe die Schweizerische Verabschiedung) gelangen wir in den neuen Flughafentrakt, wo wir es uns noch eine Stunde gemütlich machen können. Immerhin ist unsere SWISS Maschine schon angedockt, was wir doch mal als gutes Zeichen für einen pünktlichen Abflug werten! Wir trinken einen letzten leckeren Kaffee (wer mag schon das Abwaschwasser in den Staaten) und lesen noch in der Gratislektüre, die uns der Flughafen zu Verfügung stellt.
Pünktlich können wir boarden. Der Flieger ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Irgendwie ist heute ein anderer ausgefallen, so dass man noch Leute auf diesen Flug umgebucht hat. Als es losgehen sollte, meldet sich der Kapitän. Die französische Flugsicherung gibt keine Starterlaubnis, da gewisse Knotenpunkte überlastet seien. Super! Doch statt der angekündigten 35 Minuten warten wir nur 15 und dann geht's endlich in die Lüfte. Ich genieße es! Endlich wieder fliegen - endlich wieder weit in die Ferien! Yeah!!
Wir fliegen westwärts über die Schweiz und erblicken die ganze Alpenkette als Abschiedsgruss am Horizont. Es sieht wunderschön aus! Schon bald fliegen wir über einer Wolkendecke und genießen die Annehmlichkeiten an Bord. Apéro, Abendessen (Ravioli oder Hühnchen mit Kartoffelstock) und natürlich das tolle Unterhaltungssystem. Jeder hat im Vordersitz einen Bildschirm. Da gibt's nicht einfach einen Kinofilm für alle - nein - jeder kann sich anschauen, worauf er grad Lust hat: TV-Serien, viele verschiedene Kinofilme - ältere und neuere - Spiele hat es, Musik kann man hören. Es wird einem wahrlich nicht langweilig.
Ich lese in meinem spannenden Taschenbuch, schaue mir den letzt neusten Indiana Jones Film an und versuche ein wenig zu schlafen, was nicht sonderlich gut gelingt.
Pünktlich landen wir in Boston. Das Wetter ist himmeltraurig. Es regnet in Strömen. Bereits im Internet haben wir mitbekommen, dass sich ein tropischer Sturm mit Potenzial zu einem Hurrikan auf dem Weg in den Nordosten der USA befindet. Kyle heißt er. Für die nächsten Tage melden sie heftige Regenfälle. Da ich im Internet des öftern die Spuren von Hurrikans verfolge (es ist einfach spannend), meint Jürg, ich sei jetzt daran schuld. Ich hätte dies direkt heraufbeschworen. Na ja, wenn nicht grad ein Ungetüm mit Stärke 4 oder 5 daherkommt, dürfte es ein spannender Ferienbeginn sein. Jürg findet das gar nicht lustig...
Wieder einmal erleben wir ein Glanzstück amerikanischer Kultur: der Immigrationsschalter! Ich frage mich ja schon lange, ob man eine spezielle Charme-Schule absolvieren muss, wenn man sich für eine derartige Stelle bewirbt. Es ist bestimmt nicht einfach einen so grotesk abweisenden Ausdruck ins Gesicht zu zaubern und einem in ein paar Worten ("was wollen sie eigentlich hier in den USA?") klar zu machen, dass man alles andere als willkommen ist! Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Seit der Paranoia, ausgelöst durch den 11. September und der Bush-Administration, hat man die Kultur der Unfreundlichkeit aber noch erfolgreich ausgebaut! Da wir glücklicherweise alle Regeln erfolgreich befolgt haben und uns als langweilige Touristen outen, die noch nie einen umgebracht haben und auch keine Drogen schmuggeln, dürfen wir das gelobte Land betreten... Einem japanischen Paar geht es da ganz anders. Das famose grüne Papier scheint nicht richtig ausgefüllt zu sein. Der von "Freundlichkeit" triefende Regierungsangestellte in Uniform weist die beiden zurück in die lange Kolonne ohne auch nur eine nähere Erklärung abzugeben, was sie falsch gemacht haben. Welcome in the United States...
Als wir auch im Besitze unseres Gepäcks sind, schnuppern wir schon bald einmal die abgasgeschwängerte Bostoner Luft. Über eine halbe Stunde warten wir auf den Hotelbus, welcher uns zum Hyatt bringt. Das Hotel ist wunderschön. Man hätte einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Boston. Dicke Regenwolken und aufkommender Nebel verhindert aber jegliche Aussicht. Es ist ein trostloser Abend welche die Dunkelheit dankbar verdeckt.
Wir erhalten im 11. Stock ein schönes Zimmer. Gewohnheiten sind schlecht abzulegen. Was tut man als erstes wenn man in den USA ist? Man zappt sich durch alle Kanäle und schaut, was es denn so neues gibt. Natürlich bleibe ich auf meinem Lieblingssender hängen, dem weather channel. Dort wird bestätigt, was ich zuhause auch schon befürchtet habe: Kyle hat sich vom tropischen Sturm zum Hurrikan gemausert und fegt flott die Ostküste hoch! Es gibt Flutwarnungen für die nächsten zwei Tage und man wartet gespannt darauf, wo er Landberührung haben wird. Die Chancen, dass es uns trifft, stehen nicht schlecht. Jürg findet meine Begeisterung wenig amüsant. Der Mann hat einfach keinen Humor... Müde fallen wir in die weichen Federn. Es war ein langer Tag!
Aufbruch: | 26.09.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2008 |