Indian Summer in den Neuengland Staaten der USA
Cape Cod - Provincetown
Es gab ein wenig eine unruhige Nacht! Die Hochzeitsgesellschaft kehrte um 11 Uhr nachts nach Hause und es wurde gelacht, laut herumgetratscht und Türen zugeschlagen.
Um acht Uhr begeben wir uns zu John und Kris. Die Hochzeitsgesellschaft kriegt den grossen Wohnzimmertisch und für uns hat es einen schönen Zweiertisch am Fenster. Darüber sind wir wirklich froh, wir hätten uns nicht grad wohl gefühlt mitten in dieser geschlossenen Gesellschaft. Auch hier erhalten wir ein absolut famoses Frühstück: Zuerst gibt's noch ofenwarme Cranberry-Muffins, dann eine Früchteplatte und zuletzt einen leckeren Auflauf mit dreierlei Käse und Broccoli darin, dazu noch Tomaten an einer Vinaigrette Sauce mit Rahm. Zum Sterben lecker... Wir lernen auch noch Ellen kennen, eine ältere attraktive Dame. Nur haben wir nicht verstanden wie sie ins Haus gehört. Ist ja wurscht. Jedenfalls ist sie sehr nett.
Auch die vielen Generationen der Hochzeiter schlurfen langsam hinein. War wohl eine lange Nacht. Die Haare stehen vielen noch in alle Richtungen und Trainer und Pyjama gehören zur morgendlichen Ausstattung.
Auch heute haben wir strahlendschönes Wetter. Zu Beginn unserer Ferien hätten wir nicht auf Cape Cod sein wollen, streifte doch Hurricane Kyle die Halbinsel. Doch der Regen der ersten Woche ist vergessen. Wir sind mitten im herbstlichen Hoch und geniessen es in vollen Zügen.
Heute wollen wir das Lower Cape besuchen. Über Provincetown haben wir eine Menge gelesen und gehört, das müssen wir mit eigenen Augen sehen... Über den Highway 6 geht es ostwärts den "Ellbogen" hinauf. Unterwegs machen wir einen Abstecher zum Nauset Leuchtturm mit dem zugehörigen Strand, der uns John auch ans Herz gelegt hat. Der rot-weisse Leuchtturm ist wirklich malerisch und der Strand wunderschön. Es ist Sonntag und viele Leute geniessen den Beach: Kinder spielen, Väter lassen mit ihren Söhnen Drachen fliegen, andere fischen ihr Abendessen, viele bummeln den Strand hinauf und hinunter - eine Idylle! Auch wir setzen uns eine Weile hin und geniessen den Ausblick auf das ruhige Meer, den herrlichen Sonnenschein und die angenehme Brise. Meine leicht morbide Fantasie lässt mich immer wieder das Meer beobachten, ob man wirklich keine schöne Haiflosse sieht. Immerhin wurde hier in diesen Gewässern der weisse Hai gedreht. Man weiss ja nie...
Unsere Fahrt führt uns weiter auf Cape Cod hinaus und irgendeinmal erreichen wir die äusserste Stadt, Provincetown. John hat uns empfohlen auf dem MacMillan Wharf einen Parkplatz zu suchen. Und so fahren wir durch die engen Gassen und geraten mitten in den sonntäglichen Stau des Städtchens. Es hat unglaublich viele Leute und der Wharf ist bereits mit Autos voll. Doch der benachbarte Wharf bietet auch Parkplätze an und so bezahlen wir 10 Dollar und dürfen endlich unser Auto abstellen. Die Aussicht ist grandios! Überall hat es malerische Schiffe und Fischerboote (zum Brüllen ist eine Möwe, die gemütlich alleine auf einem kleinen Gummiboot sitzt - jedem das seine...) und die Strandhäuser erstrahlen im strahlenden Weiss unter stahlblauem Himmel. Es ist ein unglaublicher Tag. Dies sagten sich selbstverständlich auch andere Leute, und so ist hier schlicht die Hölle los!
Zu Provincetown meint der Reiseführer folgendes:
"Die malerische Kleinstadt an der Nordspitze von Cape Cod hat eine bewegte Geschichte. Die Gründerväter landeten hier zuerst 1620 und blieben fünf Wochen lang, bevor sie weiter ins Landesinnere vorstießen. In dieser Zeit formulierten sie auch den "Mayflower Compact", einen Vorläufer der US-Verfassung. "P-Town", wie die Stadt auch gern genannt wird, entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem wichtigen Fischereizentrum. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde P-Town eine lebendige Künstlerkolonie. Heute gilt diese vielfältige und ausgefallene Stadt als eines von Neuenglands aufregendsten Touristenzielen und als beliebter Ferienort für Schwule und Lesben. In den Sommermonaten kann die Stadt von 3500 Einwohnern schon einmal auf über
80 000 anschwellen."
Heute muss so ein Tag sein... es hat endlos Menschen, die den herrlichen Tag wie wir geniessen! Und ... wir sind in der absoluten Minderzahl. Ich habe noch nie so viele gleichgeschlechtliche Paare auf einem Haufen gesehen wie hier, wobei Frauenpaare bei weitem noch das männliche Pendant in den Schatten stellen! Die Paare zeigen ihre Zuneigung offen und laufen gemächlich Hand in Hand durch die Mainstreet. Dazwischen hat es ganz gewöhnliche Familien mit Kind und Kegel und auch viele ältere Menschen. Und niemand schaut blöd, wenn sich zwei Typen küssen oder zwei Frauen in den Armen liegen. Das ist gelebte Offenheit, die wir ganz toll finden! P-Town gefällt uns!
Wie alle andern flanieren wir auch durch die engen Gassen. Ab und zu gibt es Einladungen zu abendlichen Partys in die Hände gedrückt. Da wird wohl was' abgehen... Es hat Musiker, Jongleure, es wird Reklame für Obama gemacht, und auch wir kaufen uns Kleber und Obama-Buttons und spenden 10 Dollar. Der junge Mann ist höchst begeistert als wir ihm erzählen, dass Europa zu 90 % Obama wählen würde! In einem Café geniessen wir unseren obligaten Capuccino und Muffin und lassen die Menge an uns vorbeidefilieren. Es gibt immer wieder viel lustiges zu sehen, nur die im Reiseführer beschrieben Drag Queens fehlen. Schade...
Die vielen Menschen ermüden! Irgendeinmal haben wir es gesehen und spazieren um zwei Uhr zurück zum Auto. Auf unseren Parkplatz wird sehnsüchtig gewartet. Die Party geht schliesslich erst so richtig los für viele Leute! Doch nicht für uns. Wir verlassen P-Town nordwärts und fahren zum Herring Cove Beach. Am Strand finden wir Picknicktische vor und geniessen einen kleinen Imbiss. Den nächsten Halt gibt's beim Race Point Beach. Dort könnte man mit seinem 4x4 Wagen eine Sandpiste entlang fahren. Doch Jürg hat dazu nicht die geringste Lust. Und ich dachte, ich könnte ihm eine Freude machen... So parken wir halt und laufen Barfuss hinunter zum Strand, wo wir eine Weile spazieren und die schöne Landschaft geniessen.
In der Zwischenzeit ist es vier Uhr und die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu. Auf dem Highway 6 geht's zurück. Unterwegs bei der Kreuzung nach Chatham halten wir in einem grossen Shoppingcenter und kaufen uns ein Abendessen ein: Salat und Brot.
Die restliche Rückfahrt ist wunderschön! Die Sonne verfärbt den Himmel in den schönsten Farben und die aufkommenden Schleierwolken leuchten in den herrlichsten Orange- und Rottönen.
Als wir unser B & B erreichen, laufen wir Kris über den Weg, der gerade frisch gebackene Cookies bringt. Unten beim Eingang hat es eine Kommode mit einer grossen Keramikvase drauf. Immer gegen Abend füllt Kris diese mit leckeren Cookies, was wir ganz toll finden. Da die laute Hochzeitsgesellschaft uns eh noch etwas für die Schlafstörung schuldet, packen wir die meisten Cookies gleich ein und nehmen sie mit aufs Zimmer (nur niemandem verraten...). Sie sind äusserst lecker!!
Das TV Programm zeigt, dass Halloween naht. Ein Horrorfilm folgt auf den andern. Super! Zuerst gibt's eine Portion Stephen King mit "Needful things", dann einen Horrorschocker, der in New York spielt, wo Menschen zu Ratten mutieren und sich gegenseitig aufspeisen. Lecker, oder?
Aufbruch: | 26.09.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2008 |