Indian Summer in den Neuengland Staaten der USA

Reisezeit: September / Oktober 2008  |  von Franzi S.

Die Sonne findet uns...

Um halb sechs erwache ich, wälze mich aus den Federn um mal durch den Vorhangspalt zu schauen, was das Wetter heute mit uns meint. Der Nebel ist verschwunden und am östlichen Horizont macht sich ein knall pinkiger Streifen bemerkbar. Sonnaufgang!!

Das ist ein Erwachen!

Das ist ein Erwachen!

Nichts bringt mich am Morgen so schnell auf Touren wie die Aussicht auf einen dramatischen Sonnenaufgang. Also schmeisse ich mich in Windeseile in meine Klamotten, bewaffne mich mit dem Photoapparat und spurte an die Klippen. Es regnet immer noch leicht, aber nach den gestrigen Sintfluten, ist dies kaum mehr erwähnenswert. Mit andern Frühaufstehern beobachte ich den Morgenhimmel, der sich in die schönsten Rot, Pink und Orangetönen verfärbt wie wenn eine himmlische Feuersbrunst sich ausbreiten würde. Es ist unglaublich eindrücklich! Und es wird noch weitaus eindrücklicher als die aufgehende Sonne sich mit dem leichten Regen trifft und einen herrlichen Regenbogen über Qgunquit zaubert. Die Stimmung ist unglaublich schön. Es ist einer der Momente, wo die Zeit für eine Weile einfach stillstehen sollte. Tut sie natürlich nicht, und als mein Göttergatte endlich auftaucht, ist die dramatische Morgenstimmung verflogen wie ein leiser Windhauch. Blass tauchen die ersten Sonnenstrahlen aus den verbliebenen Wolken auf und begrüssen uns sanft. Immerhin ist es das erste Mal in unseren diesjährigen Ferien, dass wir die Sonne überhaupt erblicken. Einen wunderschönen guten Morgen wünschen auch wir...

Der Himmel wird immer dramatischer...

Der Himmel wird immer dramatischer...

und dann noch ein Regenbogen als Zugabe

und dann noch ein Regenbogen als Zugabe

Unglaublich ... da ist ja die Sonne!

Unglaublich ... da ist ja die Sonne!

Wir packen unsere sieben Sachen zusammen und verlassen das Anchorage by the sea. An der Hauptstrasse erblicken wir das "Egg's & I", Moniques Lieblingsrestaurant, und da es heute keine Menschenschlange vor der Türe hat, entscheiden wir uns hier für die morgendliche Stärkung. Wir werden nicht enttäuscht! Hungrig machen wir uns über Egg's Benedict her, wobei meine im Alaska Style zusätzlich mit Lachs und roten Zwiebeln garniert sind. Wirklich lecker! Und fühlen tun wir uns wie in Florida: rund um uns herum scheint ein Seniorenheim Ausgang zu haben. Wir sind mit Abstand die Jüngsten. Und die Leutchen mögen futtern: Wow... wir sind beeindruckt!

Nun muss ich noch erwähnen, dass wir neuerdings ein Navigationsgerät haben, was mir ja meine Arbeit eigentlich abnimmt. Als mir Jürg diese Errungenschaft präsentierte, wuchs in mir das leichte Misstrauen, ob sich Jürg da versucht von meiner Abhängigkeit zu lösen. Das würde mir natürlich gar nicht gefallen. Heute kommt das Gerät zum ersten Mal so richtig zum Einsatz. Die zackige Damenstimme taufen wir kurz mal auf Alma.

Die erste Adresse, die wir Alma zu füttern geben, ist die South Portland Mall, da ich dort meine Chanel-Exzesse ausleben will. Mit dem tiefen Dollar zahle ich hier für diese Produkte rund einen Drittel weniger. Das lohnt sich!

Natürlich übergebe ich meine Position in Sachen Kartenlesen nicht einfach so meiner elektronischen Konkurrenz. Die Strassenkarte bleibt schön in meiner Nähe, damit ich die Schritte von Alma überwachen kann! Sicher ist sicher...

Auf dem Highway 1 geht's nordwärts. Unterwegs halten wir in einem Shoppingcenter um ein wenig Proviant und das obligate Fensterreinigungsmittel mit Papierrolle einzukaufen. Gewisse Gewohnheiten ändern sich nie! Dann wechseln wir auf den Freeway 95 und Alma führt uns tatsächlich prompt bis nach Portland ins südliche Aussenquartier, wo sich die riesige Mall befindet. Jürg schaut mich triumphierend an, und ich gebe mal mit müdem Lächeln einen kurzen Applaus. Wir wollen ja nicht gleich übertreiben...

nordwärts unterwegs Richtung Portland

nordwärts unterwegs Richtung Portland

Nach einer halben Stunde sind wir um ein paar Dollars leichter und meine Schönheit ist für ein Jahr gerettet. Draussen scheint die Sonne! Wow... blauer Himmel, was für ein Anblick. Wir waren uns gar nicht mehr sicher wie so was aussieht. Also wollen wir den Tag draussen und nicht in einer Mall geniessen.

Auf dem Freeway 95 geht's weiter. Wir umfahren die Stadt Portland. Immer wieder führt der Freeway über mächtige Brücken, die über breite Flüsse führen und uns Blicke auf schöne Hafenanlagen und Aussenquartiere bieten. Das Wetter ist sehr veränderlich. Mal scheint die Sonne, mal erblicken wir nebelartige Bewölkung. In Brunswick verlassen wir den Freeway und biegen wieder auf den Highway One ab bis Bath.

Im Reiseführer haben wir vom meistfotografierten Leuchtturm Neuenglands gelesen, dem Pemaquid Point Lighthouse. Nicht nur dass der Leuchtturm ein Juwel ist, er steht auch noch auf eiszeitlich fotogenen Felsformationen. Da muss man doch einfach hin! Also fahren wir 48 Kilometer durch eine herrlich idyllische Landschaft mit kleinen Dörfern und herbstlich farbenfrohen Wäldern und gelangen gegen Mittag an die Spitze der Halbinsel.

das schöne Pemaquid Point Lighthouse

das schöne Pemaquid Point Lighthouse

mit herrlichem Ausblick

mit herrlichem Ausblick

Lange klettern wir auf den Felsen herum, suchen uns immer schönere Plätzchen um die Aussicht in Ruhe geniessen zu können. Es ist himmlisch!

das Meer ist immer noch ziemlich aufgewühlt

das Meer ist immer noch ziemlich aufgewühlt

Der Leuchtturm steht auf einzigartigen Felsen

Der Leuchtturm steht auf einzigartigen Felsen

Wieder auf der Anhöhe des Leuchtturms entdecken wir Picknicktische. Die Sonne bringt auch Wärme, so dass wir die Reste unseres gestrigen Abendessens holen und an einem der schönen Tische unser Mittagessen geniessen. Es hat noch Sandwichs und Salate. Ich liebe das! Picknick an einem solch schönen Ort mit dieser Aussicht. Da geht mein Herz auf... Jürg's weniger... er mag keine Picknicks oder behauptet dies zumindest. Vermutlich darf er es einfach nicht zu sehr zeigen, dass es ihm hier auch gefällt, sonst könnte ich noch auf die Idee kommen mehr Picknicks zu organisieren... (moi ?? nieee...)!

Yeah! Picknick-Time

Yeah! Picknick-Time

Unsere Fahrt geht weiter. Über den Highway 32 fahren wir idyllischen Buchten entlang wieder zurück auf den Highway One. Über Rockland erreichen wir gegen drei Uhr unser heutiges Tagesziel Camden. Das Wetter hat sich wieder verschlechtert. Dunkle Wolken bedecken den Himmel. Dank Alma finden wir schnell einmal unser kleines Hotel, das Abisgail Inn. Zum ersten Mal wählten wir für unsere Unterkunft keine Motels aus sondern so genannte Country Inn's. Diese kleinen, meist viktorianischen Häuser verfügen über ein paar Zimmer. Im Preis ist auch immer ein Frühstück inbegriffen. Meist ist alles sehr familiär, und wir sind gespannt, wie uns diese Art der Übernachtung gefällt.

das Abisgail Inn in Camden

das Abisgail Inn in Camden

Das schöne Haus mit den hohen Säulen und der malerischen Veranda liegt an der Hauptstrasse, die durch Camden führt. Angebaut ist ein grosses Gebäude, das früher wohl als Stall oder Garage diente und heute zu Hotelzimmern umgebaut wurde. Wir werden sehr nett von der Besitzerin Beth begrüsst. Sie führt uns in die Copper Beech Suite, die wir per Internet reserviert haben. Das Zimmer ist gross und die Einrichtung äußerst gemütlich. Rechterhand bei der Türe hat es ein Zweiplätzersofa mit bunten Kissen und einem antiken Spiegel oberhalb. Linkerhand gibt es einen alten Ofen, davor zwei bequeme Fernsehsessel. Ganz hinten an der Wand dominiert ein grosses King Size Bett mit vielen Kissen darauf. Auf einer Kommode hat es einen modernen Flachbildschirm. Das Zimmer ist wirklich grosse Klasse!

in dieser "Scheune" ist unser Zimmer

in dieser "Scheune" ist unser Zimmer

Wow... das Zimmer ist riesig

Wow... das Zimmer ist riesig

... und gemütlich

... und gemütlich

Das Bad ist gemütlich in Holz gehalten und ein grosses Jacuzzi lädt zum Bade ein. Doch baden wollen wir nicht, wir möchten Camden noch ein wenig anschauen gehen. Camden hat eine der schönsten Lagen Neu Englands. Einerseits ist es ein wunderschönes Hafenstädtchen, das seit 100 Jahren das Ziel der segelsportbegeisterten Ostküstenelite ist, andererseits liegt es an den steil aufragenden Camden Hills. Wir spazieren der Hauptstrasse entlang hinunter an den Hafen. Dem Wetter trauen wir wenig. Es scheint als ob Petrus jeden Moment die Schleusen öffnen könnte.

Steil geht es an der schönen Bibliothek vorbei, an schneeweißen Kirchen und an wunderschönen alten viktorianischen Häusern. Unterhalb der Bibliothek geniessen wir einen herrlichen Blick über den Hafen. Mehrere alte Windjammer ankern hier und natürlich viele Segelschiffe. Doch sonst ist nicht viel los.
Der Reiseführer schwärmte von den vielen schönen Läden, doch die Hauptstrasse bietet da nur wenig besuchenswertes. Statt hochwertiger Segelkleidung, gibt es die üblichen billigen Souvenirläden. Unten am Hafen entdecken wir eine kleine Bäckerei mit einer Internetstation. Ich möchte mich gerne noch übers Wetter in den nächsten Tagen informieren. Ich habe da meine vier Webseiten, die ich jeweils abchecke. Doch das bringt wenig. Jede meldet so ziemlich etwas anderes. Morgen soll das Wetter ein wenig besser sein, dann wird wieder eine Regenfront über den Nordosten fegen. Wir werden ja sehen...

In einem kleinen Foodcorner kaufen wir uns ein Abendessen: Fruchtsalat und Brot. Dann bummeln wir zurück in unser kleines Hotel. Unterwegs fängt es an zu tröpfeln. Den Abend verbringen wir gemütlich in unserem schönen Zimmer. Natürlich muss ich noch den Jacuzzi ausprobieren. Es gibt nichts schöneres als ein heisses Blubberbad zu geniessen. Ins Bett zu gehen entpuppt sich als Herausforderung: einerseits muss man es unter den vielen Kissen zuerst einmal finden und dann muss man Anlauf holen, damit man überhaupt auf die zwei hohen Matratzen rauf kommt. Aber der Aufwand lohnt sich, es ist mordsbequem.

© Franzi S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alle schwärmen vom Indian Summer in den Staaten. Wir wollten es mit eigenen Augen sehen... und wurden nicht enttäuscht!
Details:
Aufbruch: 26.09.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 17.10.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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