Indian Summer in den Neuengland Staaten der USA
Ein weiterer Tag in Boston
Wir schlafen herrlich! Muss ja so sein, schliesslich übernachten wir in einem Hilton! Schlafkomfort garantiert...
Uns begrüsst ein herrlicher Morgen mit wiederum strahlend blauem Himmel. Der Wetterkanal meldet für Morgen Regen, so dass wir uns heute weiter der Stadtbesichtigung widmen wollen. Das Frühstück geniessen wir im Hotel - Buffet! Lecker!
Der Hilton Bus bringt uns zur Subway Station vom Flughafen. Als wir gerade am Studieren der Ticketmaschine sind, sprechen uns zwei Ehepaare an. Sie seien grad auf dem Weg zum Flughafen und hätten ein 7-Tages-Pass für Boston gelöst, der noch bis Samstag gültig sei. Ob wir den gerne hätten. Aber natürlich! Wir bedanken uns herzlich dafür.
So etwas ist natürlich nicht erlaubt. Wie heisst es immer so schön? Nicht übertragbar... Beim Eingang steckt Jürg sein Ticket in den Schlitz - Tür öffnet sich. Fränzchen macht dasselbe - Tür öffnet sich nicht! Mist... Schon springt ein Bahnangestellter zu mir und fragt mich, ob das mein Ticket sei. Also mal unschuldig reinschauen und bejahen! Neuer Versuch! Ups ... immer die Türe linkerhand des Schlitzes nehmen und nicht rechterhand. Peinlich für jemanden, der ja schon gemäss Ticket drei Tage Subway fährt... Aber der Bahnangestellte fragt nicht weiter...
In einer propenvollen U-Bahn geht's unter dem Charles River hindurch zur Aquarium Station. Ein eigenartiges Gefühl. Ich mag schon U-Bahnen nicht sonderlich, aber dann noch unter dem Fluss hindurch... das gäbe einen netten Hollywood Katastrophenfilm! Doch wir überleben es und nehmen unsere Stadtbesichtigung dort auf, wo wir gestern aufgehört haben. Unser Weg führt uns wieder ins Herz des Financial Districts, vorbei am Old State House, der Kings Chapel mit dem ältesten Friedhof zum Old South Meeting House.
Unterwegs gibt es fantastische Fotomotive. Ich liebe die glänzenden Wolkenkratzer und dazwischen die historischen Gebäude. Ein sehr fotogener Mix. Dazu der strahlendblaue Himmel. Postkartenaufnahmen sind garantiert! Der Kirchturm des Old South Meeting House sieht phänomenal aus mit den Wolkenkratzern im Hintergrund. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1729 und wurde für die Gottesdienste der Puritaner errichtet. Es war damals der grösste verfügbare Raum für Stadtversammlungen. 1765 schlossen sich eine Gruppe von Kaufleuten unter dem Namen "sons of liberty" zusammen und protestierten gegen die britische Besteuerung. Immer eine grössere Menschenmenge stiess dazu und füllte die Kirchenbänke und Emporen. So wurde die Kirche zum bekanntesten Haus für Protestveranstaltungen und am 16. Dezember 1773 gab der feurige Redner Samuel Adams hier das Signal für die berühmte "Boston Tea Party" in Griffin's Wharf im Hafen von Boston.
Als das Massaker am Old State House geschah, blieb es in Boston zunächst friedlich, doch es brodelte unter der Oberfläche. Ein britischer Erlass, dass die East India Company direkt Tee in Amerika verkaufen dürfe, entzündete den Funken, denn damit wurden die Händler der Kolonie übergangen. Als 1773 drei Schiffe mit Teeladungen in den Hafen von Boston einliefen, enterten 60 Männer, darunter sogar amerikanische Politiker, als Indianer verkleidet die Schiffe. Sie warfen 342 Teeballen im Wert von 18 000 £ über Bord. Die "Boston Tea Party" wurde von den Kolonisten als gerechter Akt des Widerstandes gegen ein unterdrückendes Regime gefeiert.
Unser Weg führt uns zum östlichen Eingang des Boston Common und Public Garden. Überall begegnen uns Schulklassen, die von Stadtführern in historischen Kostümen begleitet werden, und so anschaulichen Geschichtsunterricht erhalten. Weiter geht's in den Park hinauf zum Massachusetts State House, dessen goldene Kuppel schon weitem zu sehen ist. Sie leuchtet herrlich in der morgendlichen Sonne, ist sie doch mit 23-Karat-Gold beschlagen!
Der Grundstein des State House wurde am 4. Juli 1795 von Samuel Adams und Paul Revere gelegt. 3 Jahre später wurde der Bau beendet und diente als Vorbild für das US-Kapitol in Washington und viele Parlamentsgebäude anderer Bundesstaaten. Bescheiden nannte man die Kuppel das "Zentrum des Universums"...
Wir spazieren rund um das grosse Gebäude und gelangen in das schönste Stadtviertel Boston's: Beacon Hill. Zwischen dem späten 18. Jahrhundert und den 1870er Jahren war der Südhang des Beacon Hill die bevorzugte Wohnlage Bostons. Die wohlhabende Elite zog hier erst fort, als die exklusivere Back Bay entstand. Der Südhang wurde ein Musterbeispiel für die Architektur des Federal Style (was auch immer das ist...), so dass die schönsten Häuser am Boston Common oder auf der Hügelspitze thronen.
Die Häuser - zumeist rote Backsteinbauten - sind wirklich eine Augenweide. Viele haben reich verzierte Reliefs, kunstvolle Eisenbalkone und höchst elegante Türen. Es gibt viele alte Bäume, die die Strassen säumen und Jürg weiss sofort, dass er hier nicht wohnen würde! Garagen gibt es kaum. Man muss sein Auto am Strassenrand parkieren. Und es gibt wahrlich kein Auto, das keine verbeulte Stossstange hat, da man so nah aufeinander parkiert, egal wie teuer das Model ist.
Da wir uns auf einem Hügel befinden, geht die Strasse irgendwann wieder steil hinunter und wir erreichen die vielbefahrene Beacon Street. Auf der andern Seite befindet sich der schöne Stadtpark.
Der neun Hektar grosse Boston Common wurde 1634 von einem der ersten Siedler gekauft und diente zwei Jahrhunderte lang als öffentliche Grünfläche, Exerzierplatz und Galgenstätte. Bei der Besetzung 1775/76 lagerten hier britische Truppen. Als Boston im 19. Jahrhundert wuchs, wurde der Boston Common zur wichtigsten Park- und Erholungsfläche. Der Park besteht aus zwei Teilen: Dem eben erwähnten neun Hektar grossen Boston Common und dem 10 Hektar grossen Public Garden, getrennt durch die Charles Street. Der Public Garden ist parkähnlicher. Man entschied sich 1869 daraus einen englischen Garten zu machen.
Und es ist ein herrlicher Ort. Südwärts säumen die Wolkenkratzer des Financial Districts den Park, nordwärts die roten Backsteinbauten des Beacon Hill. Viele Leute flanieren wie wir über die gemütlichen Wege, beobachten die süssen Backenhörnchen oder hören den Strassenmusikanten zu. Kleine Stände verkaufen Getränke und Eis und viele Leute liegen im englischen Rasen und geniessen die spätherbstliche Sonne. Ein friedlicher Ort! Gemütlich bummeln wir durch den Boston Common, überqueren die Charles Street und gelangen in den Public Garden. Es gibt herrliche Gärten und riesige herbstliche Bäume, die in den schönsten Farben leuchten. Über eine Brücke überqueren wir einen grossen See, wo im Sommer Schwanenboote gemietet werden können.
Man errichtete das Viertel übrigens nach franzöischem Vorbild. Der Boulevard sollte die Champs-Elysees von Boston werden. Und sie ist von wunderschönen Stadthäusern gesäumt, die aber mehr an London als an Paris erinnern. So bummeln wir gemütlich durch die schickste Strasse Bostons und geniessen die Schaufenster der vielen Luxusläden und Galerien. Nebst teuren Boutiquen hat es aber auch eindrückliche Kathedralen wie die neoromanische First Baptist Church oder die beeindruckende New Old South Church.
Da wir 2004 ganz in der Nähe unser Hotel hatten, kenne ich die Strasse bereits recht gut und erinnere mich an einen Starbucks, den Christine und ich beehrt haben. So geniessen auch Jürg und ich im gemütlichen Garten einen leckeren Café Macchiato mit einem Muffin. Interessant ist die Strasse zu beobachten. Viele Ladies, die hier shoppen, gehören zur Oberklasse und stöckeln auf ihren High Heels übers Strassenpflaster. Selbstverständlich im Designer Outfit. Aber es hat auch viele Touris, so dass wir nicht gross aus dem Rahmen fallen...
In der Exeter Street zeige ich Jürg das Hotel, wo wir 2004 nächtigten. Gleich in der Nähe gibt es einen Lords & Taylor, einen tollen Kleiderladen, den ich schon damals mit Begeisterung besuchte. So gibt es noch einen Shoppingtrip und ich entdecke Ralf Lauren für Frauen, die nicht in Grösse 34 passen... Ich kann nicht widerstehen eine schöne Kashmirjacke und zwei Shirts zu kaufen.
Langsam werden wir müde vom vielen Laufen. Wir laufen die Boylston Street hinunter zur Copley U-Bahnstation und fahren bis Governor Center, wo wir das hässliche Government Center erblicken. Im Zuge der allgemeinen Stadterneuerung wurde auf dem alten Scollay Square das neue Civic Center 1960 errichtet. Man baute die auffallend moderne New City Hall. Doch irgendwie passt der Betonklotz nicht ins historische Boston und ist vielen Einheimischen ein Dorn im Auge.
Wir spazieren hinunter zum Aquarium. Um noch ein wenig mehr von der Stadt zu sehen und darüber zu erfahren, bucht man am Besten eine Trolley Tour. Es gibt vier Anbieter. Wir entscheiden uns für die Silver Line, weil es dort keine Fenster hat und man sicher gut fotografieren kann. Über eine Stunde werden wir gemütlich durch die vielen Stadtviertel Bostons geführt und erhalten viele Informationen vom Fahrer. Man könnte an vielen Haltestellen zu- oder aussteigen, was die meisten Touristen auch tun. Wir jedoch geniessen eine Stunde Fahrt und verlassen den Trolley erst wieder als wir am Aquarium zurück sind. Das war eine höchst informative Tour und wir konnten unsere müden Füsse ausruhen...
Es ist in der Zwischenzeit halb drei Uhr, und wir sind hungrig. Wir bummeln wieder zum Quincy Market und setzen uns ins bekannte Restaurant Cheers, wo wir leckere Sandwiches und Burgers verdrücken. Da es heute nicht mehr so warm ist wie gestern, sind wir über die Aussenheizung des Restaurant recht froh.
Gesättigt shoppen wir uns noch ein wenig durch die süssen Läden des Quincey Markets. Danach bummeln wir wieder zur U-Bahnstation vom Aquarium. Wiederum ist der Zug voll gestopft, so dass wir eingezwängt wie Sardinen in der Büchse zum Airport zurückfahren. Der Airportbus führt uns zum Flughafen. Zuerst warten wir auf den Hotelbus von Hilton. Doch der erscheint nicht. Plötzlich erblicke ich eine hohe Brücke, die anscheinend den Flughafen mit dem Hotel verbindet. Dem ist tatsächlich so! So geht's zu Fuss, respektive über lange Laufbänder über die vielbefahrene Strasse hinüber zum Parkhaus und zu unserem Hotel.
Um fünf Uhr sind wir zurück und wirklich auf den Felgen. Irgendwie ist eine Grossstadt immer anstrengend! Wir machen es uns vor dem TV gemütlich und geniessen eine Runde Kino mit dem Film "don't mess wich Zohan". Ein Film über eine israelische "Kampfmaschine", welche vom amerikanischen Komödianten Adam Sandler gespielt wird, und sich nichts sehnlicher wünscht, als in den USA einen Coiffeursalon zu führen. Und das am Rande eines palästinensischen Viertels. Trubel ist vorprogrammiert. Der Film ist zum Brüllen komisch...
Aufbruch: | 26.09.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2008 |