Unterwegs in Asien
China - kreuz und quer: Weiter suedwaerts
Das naechste Ziel ist eine Schifffahrt auf dem Yangtse.
Ich moechte die Grossartigkeit der Natur in China kennenlernen.
Aber auch das hat seinen Preis. Als ich an Bord gehe, stelle ich fest, dass ich die naechsten zwei Tage in ueberwiegend chinesischer Gesellschaft verbringen werde (was eigentlich nicht weiter verwunderlich ist ... man stelle sich vor, auch Chinesen reisen - ich bin eben schon zu sehr von den backpackerpfade gepraegt). Schliesslich finde ich aber doch noch einige Ansprechpartner: einen Schweizer und zwei amerikanische Muttis mit ihren Kindern. Alle sind wir etwas geschockt von der Beschaffenheit des Dampfers. Total heruntergewohnt, der Teppichboden eklig und in den Kabinen stinkts nach Abwasser.
Laermende Chinesen machen sich ueberall breit (Entschuldigung), rauchen wo es ihnen gefaellt (das tun sie sonst ja auch, z.B. in Restaurants, in Gegenwart von Kindern, in Bahnhofswartehallen, auch im Bus!! Ich werde diesbezueglich auf eine harte Probe gestellt ...) und feiern Party in ihren Kabinen. Fuer die Tour putzen sich vor allem die Frauen heraus, als wuerden sie auf eine Cocktailparty gehen. Aha. Soviel zur Atmosphaere auf dem Schiff.
Auch wenn der Blick wieder mal vom Nebel verschleiert war, so lenkte doch die Natur von den Unannehmlichkeiten ab.
Wir fahren mit kleinen Schnellbooten in schmale Schluchten und lassen uns von der nicht mehr ganz so atemberaubenden Hoehe der umliegenden Felsen beeindrucken. Der Wasserstand des Yangtse ist seit der Fertigstellung des Dreischluchtenstaudammes um einiges gestiegen.
Der Hoehepunkt war fuer mich dann die Besichtigung der "zweitgroessten Meisterleistung der Ingenieurskunst " seit der Grossen Mauer, des Dreischluchten-Staudamms.
Die Ausmasse sind gigantisch, wie man sich vorstellen kann. 550 km wurde der Yangtse zurueckgestaut, 185m ist die Staumauer hoch und 2 km breit.
Er bringt die Leistung von 18 Kernkraftwerken, sagt mein lonely planet.
Auch wenn er aus oekologischen Gesichtspunkten sehr umstritten ist,
er spart auch einige Tonnen an Russausstoss der vielen Kohlekraftwerke ein.
Nun ein kleiner Einblick wie Uebergangszeiten zwischen einer Bus- und einer Zugfahrt aussehen koenen:
Nach Ankunft mit dem Bus, der uns vom Flussdampfer aus nach Yichang gebracht hat, habe ich 6 Stunden Zeit bis zur geplanten Abfahrt des Zuges um 23.57 Uhr. Ich stelle mein Gepaeck am Bahnhof unter, mache mich auf die Suche nach einem Restaurant und habe Glueck - freundliches Personal zeigt mir die vegetarischen Gerichte - schlendere durch die Stadt und entdecke den Yogi Loew auf einer TV-Leinwand und andere bekannte Gesichter - da kommt glatt so etwas wie Heimatverbundenheit auf, wenn man sonst nur chinesiche Gesichter um sich hat. Dann verbringe Zeit im Internetcafe und esse noch ein Dessert am Imbissstand, wo aufgeschlossene jungen Chinesen Kontakt mit mir knuepfen, nachdem sie mich ueber die Zutaten des Desserts aufgeklaert haben. Lachend machen wir reihum Fotos. Nun muss ich zurueck zum Bahnhof. Ein Chinese zeigt mir den Weg und begleitet mich. Am Bahnhof angekommen und im Wartesaal Platz genommen, zeigt die Anzeigentafel etwas in "Chinesisch" an, worauf die meisten raunend den Saal verlassen. Ich frage die nette Kontrolleurin, die Englisch spricht, und sie klaert mich auf, dass der Zug Verspaetung hat. Ich beschliesse meine Yogamatte ihrem eigentlichen Zweck zu entfremden und verbringe eine gute Weile auf dieser liegend am Bahnhofsvorplatz (das wollt ich immer schon mal ...) , schleppe mich und mein Gepaeck anderthalb Stunden spaeter auf den Bahnsteig und krieche bald darauf in meinem Abteil auf die oberste Liege. Die Nacht ist kurz und bei der Ankunft in Jishou um halb neun muss ich hektisch meine Sachen zusammenraffen, um noch rechtzeitig aus dem Zug zu kommen( beim Kauf der Fahrkarte bekomme ich nie die Info ueber die Ankunftszeit, so muss ich mich immer auf die ungefaeheren Angaben hilfsbereiter Chinesen verlassen) [/k]. Von dort habe ich noch eine gute Stunde Busfahrt nach [k]Fenhuang[/k], einem kleinen mittelalterlichen Staedtchen am [k]Tuo River[/k]. Dort angekommen, mache ich mich auf die Suche nach einem bestimmten Guesthouse. Die Temperatur ist am spaeten Vormittag schon ziemlich hoch geklettert. Ratternd ziehe ich mein Rollkoefferchen ueber das Kopfsteinpflaster und zwaenge mich an den Massen chinesischer Touristen vorbei..... Eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit. Ich frage einige nach meinem gesuchten Haus, gebe aber auf, nachdem ich einige Male in verschiedene Richtungen geschickt wurde und entscheide mich spontan fuer ein kleines Gaestehaus, das gerade vor meiner Nase liegt.
Fazit: Ein wenig Bereitschaft, Strapazen auf sich zu nehmen, ohne gleich die gute Laune zu verlieren, sollte man fuer eine solche Art des Reisens schon mitbringen ... zum Glueck kann ich solche unvorhersehbare Abweichungen des "Reiseplans" ziemlich gelassen nehmen
Immerhin: Ende gut, alles gut. Ich habe ein geraeumiges Zimmer mit Balkon und Blick auf den Fluss, die anliegenden Holzhaeuser und der gegenueberliegenden Pagode.
Fenghuang, ein charmantes altes Staedtchen, das idyllisch am TuoRiver liegt, bezeichne ich als "chinesisches Rothenburg ob der Tauber".Gemeinsam hat es mir der deutschen Variante: massig Touristen (es scheint jetzt Ferienzeit der Chinesen zu sein) , ein Fluesschen, viele alte Haeuser (niedliche Holzhaeuser auf Pfaehlen), enge Gassen, unzaehlige Souvenirlaeden und jede Menge zum Essen. Leider sehe ich dort allzu oft die zukuenftige Mahlzeit im Kaefig ausgestellt. Ob Huehner, Enten, Gaense und massig verschiedene Fische, Schildkroeten und Meerestiere in Bottichen, manchmal schon mehr lebendig als tot weil Sauerstoff fehlt, vegetieren auch Schlangen, groessere Nagetiere (Ratten?) etc in ihren Miniverschlaegen. Geraeucherte Schweinegesichter sind zum Verkauf angeboten (kein Witz!)
Trotzdem geniesse ich in einem westlich gestylten Cafe, einen Cappuchino mit Blick auf die schoene alte Bruecke.
Es geht weiter suedwaerts, diesmal im Sleeperbus, der mich holterdipolter (so war der Strassenzustand nach tagelangen Regenfaellen mit Erdrutschen) nach Guilin bringt.
Nach zwei Tagen nicht wirklich interessantem Sightseeing will ich wieder hinaus in die Natur. Ich moechte die Reisterrassen "Dragons Backbone" sehen.
In einem Lokalbus treffe ich einen Spanier. Er will zum selben Ziel. Die Busgehilfin weist uns an, nun umzusteigen. Ich weiss nicht genau, ob mich dieser andere Bus zu meinem gewuenschten Ausgangspunkt bringt, aber kurzentschlossen "folge" ich ihr. Von meinem Begleiter, der eine ausfuehrlicher Karte hat, erfahre ich, wo uns der Bus hinbringt. Ich aendere kurzentschlossen meinen Ausgangspunkt der Wanderung.
In Ji Long erwartet uns erst einmal eine Allee von Souvenirlaeden, die ich aber links liegen lasse. Nur mein verspaetetes Fruehstueck, bestehend aus Reisnudeln, nehme ich noch ein, bevor ich aufbreche. Der Spanier hat sich bereits auf den Weg gemacht.
Nach einer guten Stunde habe ich einen wunderbaren Aussichtspunkt ueber die muehe-und kunstvoll angelegten Reisterrassen erreicht, deren Namen ebenso malerisch klingen, wie sie aussehen, z.B. Sieben Sterne und der Mond oder Neun Drachen und Fuenf Tiger. Dann treffe ich auf eine Gruppe Yao-Frauen, Angehoerige einer ethnischen Minderheit, die sich gegen Entgelt fuer ein Foto in Pose stellen. Eine bietet mir schliesslich an, mir den Weg nach Dazai, dem Zielort meiner Wanderung zu zeigen. Nach kurzer Ueberlegung sage ich zu. Schliesslich habe ich nur eine sehr ungenaue Karte und Wegbeschreibung. Weit und breit waren sonst keine anderen Wanderer unterwegs.
I know, you dont know, das war zu Beginn ihr Lieblingsspruch.
Als drahtige Bergbewohnerin ( 50, kleiner als ich!) legt sie ein ordentliches Tempo vor, das ich aber (gerade noch) mithalten kann. Bald kuendigt sie mir "lunch" an, das in ihrem Dorf sein soll.
Ich denke, sie will sich bei einem Mittagessen staerken. Schliesslich gelangen wir zu ihrem Haus, das abseits des Dorfes an einem Hang auf Stelzen gebaut, liegt.
Unter dem ersten Stockwerk an den Pfaehlen vorbei, liegen kleine Stallungen , Holz ist gelagert und Huehner machen es sich in Kuhlen bequem.
Ueber eine Treppe erreiche wir den Wohnraum. Ein Schrank, ein Fernseher gehoeren zur Ausstattung, viel Geruempel aussenherum und in der Mitte eine offene Feuerstelle. Zusammen mit ihrer Tochter beginnt sie nun, das Mahl zuzubereiten. Kartoffen kochen, Ei mit Kraeutern (auf dem Weg gesammelt), Spinat mit minzeartigen Geschmack und Reis - das wird mir dann als kredenzt. Ich muss als erste mit dem Essen beginnen, die anderen warten noch. Nach der Wanderung habe ich einen guten Appetit entwickelt und greife dankbar zu. Es schmeckt richtig fein.
Danach machen wir uns wieder auf den Weg. Bald holt uns ein ambitionierter junger Wanderer ein, der uns nun begleitet. .
Nun sieht meine Fuehrerin ihre Chance . Sie meint ich koennte ja nun meinen Weg mit ihm fortsetzen und er solle gut auf mich aufpassen.
Sie bedeutet mir, dass der Weg einfach zu erkennen sei und nach Absprache mit dem jungen Australier, beschliesse ich den Rest meiner Wanderung mit ihm fortzusetzen. Wir (er) legt ein flottes Tempo vor, ratschen und geniessen immer wieder die herrlichen Aussichten auf die Reisterrassen, deren glatte Wasseroberflaeche mit ihren zarten Pflaenzchen den Himmel wiederspiegeln.
Am Ende der Tour erwartet uns ein Bus, der direkt nach Guilin zurueck- und kaum dass wir eingestiegen sind, auch los- faehrt.
Ende eines schoenen Tages, der trotz weniger Informationen und Organisation erlebnisreich ohne Probleme in immer angenehmer und hilfreicher Begleitung verlaufen ist.
Vielleicht sollte man sich oefter auf Ungewisses einlassen ...
Aufbruch: | 04.10.2009 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | Juli 2010 |
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