Pampas, Anden, Amazonas, Guyanas

Reisezeit: September - Dezember 2009  |  von Roland E.

Strandleben (Porto de Galinhas)

Porto de Galinhas ist ein Traum für alle Schnorchler. Nirgendwo sonst habe ich derart viele Fische gesehen, keine 20 Meter vom Strand weg. Allerdings nur bei Ebbe, sobald die Flut kommt, ist das Wasser trüb. Bei Ebbe gibt es im Riff Pools, in denen die Fische eingesperrt sind. Ich habe drei Pools besucht und sicher über 50 Fischarten entdeckt. Allerdings scheint es für einige Fische zuviel Stress zu sein. Dreimal wurde ich gebissen, einmal ziemlich schmerzhaft in den Rücken. Ich verlasse die Pools und schwimme noch etwas dem Riff, von dem der grösste Teil geschützt und somit abgesperrt ist, entlang, gelbliche Fische scheinen mich eine Weile zu begleiten.

Am Strand ist die Brasilianerin züchtig. Natürlich gibt es viele, die wenig Stoff tragen, nicht aber die Mehrheit. Oben ohne ist tabu, ganz nach dem Motto: Ein nackter Busen tötet die Fantasie. Auch viele Männer tragen lediglich diese knappen, eng anliegenden Badehosen, wie sie fast gänzlich aus Europa verdrängt wurden. Dafür haben fast alle ein oder mehrere Tattoos und nicht wenige sind gänzlich vollgepinselt. Die meisten Tattoos finde ich schrecklich. Was geht in einem Kopf vor, sich ein @ von Rückenmitte über die Seite bis zur Bauchmitte machen zu lassen. Oder ein grosser Stern auf den Bauch? Warum begreifen die Leute nicht, dass es um das Gesamtbild geht? Das Tattoo an sich mag ja schön sein, aber die meisten passen nicht, wenn man den Menschen als Kunstwerk betrachtet. Ein Tattoo auf dem Fussrücken sieht einfach bescheuert aus, eine vollgepinselte, farbige Wade, wie sie hier viele haben, gefällt mir auch nicht. Ich bin da vielleicht etwas altmodisch, aber wenn ich die vielen Tattoos sehe, da gefällt mir doch pure Haut am Besten. Dabei werden die Tattoos nicht etwa in einem Studio draufgemahlt, sondern am Strand, auf dem Schiff, wo es gerade Platz hat.

Am Strand sind die Händler: T-Shirts, Sonnenbrillen, Ketten, Krabben, Austern und was weiss ich, was sie alles verkaufen. Alle zwei Minuten kommt so ein Händler und er geht erst, wenn er ein "nao" gehört hat. Und während ich mich nerve, scheinen sich die Brasilianer über jeden Händler zu freuen. Und auch beim fünften T-Shirt Verkäufer, der genau die gleichen Shirts verkauft wie die vorherigen vier, werden alle T-Shirts angesehen. Dass es der Brasilianer liebt, sich beraten zu lassen, stelle ich auch am Abend fest. Die Frauen sind stundenlang in den Kleiderläden, wo sie sich beraten lassen. Am nächsten Tag gehen sie wieder in den genau gleiche Laden und lassen sich wieder beraten. Ich gewinne langsam den Eindruck, dass es die Brasilianer einfach lieben, sich zu unterhalten. Socialising. Eigentlich ein wunderbarer Wesenszug.
Einmal kaufte ich bei einem Getränkehändler eine Cola und nun sind wir amigos. Und jedesmal, wenn ich ihn sehe, obwohl ich nichts mehr gekauft habe, winkt er mir fröhlich zu und strahlt.

Klassisch ist auch dies: Sie fragen mich, woher ich komme. Ah, Schweiz, ja, sie haben einen amigo, Reto aus Luzern. Dann wollen sie meinen Namen wissen und meinen Wohnort. Und nun bin ich auch ein amigo. Über mehr reden wir nicht.

© Roland E., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit Hindernissen
Details:
Aufbruch: September 2009
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Brasilien
Argentinien
Bolivien
Peru
Guyana
Suriname
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.