Pampas, Anden, Amazonas, Guyanas

Reisezeit: September - Dezember 2009  |  von Roland E.

Unruhen in Abancay

Ich mache wieder mal was ohne zu überlegen. Ich möchte von Cusco nach Ica. Ein Bus fährt um 12.30 Uhr ab und braucht nach Ica 15 Stunden, was ich toll finde. Erst im Bus gelingt mir die Rechnung 12.30 Uhr minus 15 Stunden und oh schreck, was soll ich um 3.30 Uhr in Ica? Doch es sollte sowieso anders kommen, denn in Abancay ist erstmals Schluss. Die Strasse ist blockiert von Demonstranten, welche höheren Lohn fordern. Ich laufe etwas in der Stadt herum, versuche mich zu orientieren. Mir fällt auf, dass alle Läden geschlossen sind, mehr lässt sich nicht erkennen.

Nach ein paar Stunden fällt ein Schuss, es klang für mich wie Tränengas. Die Leute rennen davon, im Bus werden die Vorhänge zugezogen. Ich sitze auf der falschen Seite, kriege nichts mit. Plötzlich rennen im Bus Frauen in Panik nach hinten, wo ich sass. Was passierte, wusste ich nicht. Dann wird der Bus rückwärts in eine Tankstelle gefahren, wo bereits andere Busse standen, zwei Polizisten sperrten nun die Tankstelle ab.

Als sich der Tumult verzogen hatte, versuchte ich mich zu orientieren, aber das einzige, was ich feststellen konnte, war, dass dauernd Leute in eine Richtung liefen, darunter viele Kinder. Wohin, warum, keine Ahnung. Dann sah ich plötzlich eine kaputte Scheibe im Bus und mehrere Hicke in anderen Fenstern. Zwei nette Engländerinnen, die ebenfalls an Bord sind, erklären mir, dass der Bus von mehreren Steinen attackiert wurde.

Als ich so an der Tankstelle stehe, fangen die Leute plötzlich wieder an, davonzustoben, Ich höre Scheiben klirren, vielleicht haben sie nun eine Scheibe eines Lastwagens eingeworfen und renne in den Bus. Etwas erkennen kann ich nicht.

Gegen Mitternacht dann, ich stehe gerade an der Bustüre, ertönt Geschrei, die Leute rennen in ihre Busse und ich denke, jetzt kommen sie uns holen und springe stark beunruhigt in den Bus. Aber nein, die Strasse ist offen! Als wir weiterfahren, bewerfen uns unterwegs Kinder mit Steinen. Ein rund zwei Kilometer langer Abschnitt ist alle 20 Meter mit Steinen blockiert, dazwischen gibt es aber nun eine kleine Gasse. Später lese ich, dass die Unruhen über drei Wochen dauerten mit über 40 Verletzten.

Peruaner lieben es, mit Gringos zu reden. In keinem anderen Land fühlte ich mich so willkommen und war der Kontakt so einfach. So fiel es auch nicht schwer, meinen Sitznachbar JuanCarlos in ein Gespräch zu verwickeln.

Endlich geht es weiter. Ich kann nun schlafen. Da habe ich aber die Rechnung ohne JuanCarlos gemacht. Er hat sich während des Wartens in Abancay eine hübsche peruanische Mitreisende angelacht und die sitzen nun in der hintersten Reihe, genau hinter mir, und denken nicht an Schlaf. Während JuanCarlos wenigstens die Stimme dämpft, redet sie in voller Lautstärke, regelmässig rüttelt sie an meinem Sitz. Den Geräuschen nach blieb es wohl nicht beim reden. Kurz: An Schlaf ist da nicht zu denken.

Dennoch bin ich, als die Sonne aufgeht, erstaunlich ausgeruht, offenbar bin ich doch eingenickt. Die Bus befindet sich im spektakulären Küstengebirge und ich setzte zur Rache an. Ich sorge dafür, dass der müde JuanCarlos und sein Mädchen, die nun ganz artig dasitzen, nicht zur Ruhe kommen. Die Sonne scheint nun genau in ihr Gesicht, ich denke aber nicht daran, den Vorhang zu ziehen, ich will ja die Landschaft geniessen. Zudem setze ich alle drei Minuten mit lauter Stimme zu einer Frage an.

© Roland E., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit Hindernissen
Details:
Aufbruch: September 2009
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Brasilien
Argentinien
Bolivien
Peru
Guyana
Suriname
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.