Auf nach Peru
über Land ins heilige Tal
Cesar holt uns am Morgen im Hotel ab. Wir haben das kleine Handgepäck gepackt, die Koffer bleiben in Cusco.
A propos Cusco, ich muss noch etwas zum Namen nachführen, das ich gestern vergessen hatte. In Quetschuan-Sprache heisst Cusco 'Armer Hund' wohingegen Cosco 'Nabel der Welt' heisst. Cäsar sagt konsequent 'Cosco'.
Wir verlassen Cusco (ich bleibe bei der vertrauen Schreibweise) indem wir in die Höhe fahren. Cusco liegt in einem Kessel, man muss immer hinauf fahren, wenn man die Stadt verlassen will. Bald gelangen wir ins heilige Tal und kommen in den Ort Chinchero. Hier findet jeden Sonntag ein grosser Eingeborenenmarkt statt. Es werden verschiedene Gemüse und Früchte angeboten, alles was man für den täglichen Gebrauch benötigt und ausserdem gibt es sehr schöne Handarbeiten zu kaufen.
Das Besondere am Markt ist, dass er am Boden stattfindet.
Bevor wir allerdings über den Markt bummeln, besuchen wir eine Cooperativa wo uns die Frauen zeigen wie sie ihre Textilien herstellen. Angefangen von der Schur vom Tier, Alpaka oder Schaf zum Waschen, Spinnen, Färben, Weben und Fertigstellen.
Eine Wurzel wird ins Wasser gerieben und es ergibt einen weissen Schaum. Darin wird die Wolle gewaschen. Verarbeitet wird Alpaka oder Schafwolle
Danach wird die Wolle gesponnen.
Die Farben werden aus natürlichen Indegrienzen gewonnen: Blätter, Flechten, Mais, Blumen und Rot, die wichtigste Farbe wird aus Schildläusen gewonnen. Zusammen mit etwas Zitronensaft ergibt dies die Farbe für Campari.
Über dem Feuer werden die Zutaten gekocht und je nach Farbe wird die Wolle bis zu einer Stunde eingelegt.
Vor dem Weben muss die Kette (Längsfäden) vorbereitet werden.
Zum Weben braucht es einiges Geschick
Das Ergebnis nach einem Monat Arbeit.
Die Symbole sind: Schlange, Puma, Condor, der Fluss, die Seen und viele Mehr.
Das Dorf liegt auf einem Hügel und ganz oben thront eine Kirche. Hinter der Kirche, wo wir eigentlich die interessanten Terrassierungen aus der Inkazeit ansehen möchten, entdecken wir zwei Frauen.
Sie sind dabei, Kartoffeln zu konservieren. Dazu legen sie die winzigen Kartoffeln auf dem Gelände aus und lassen sie trocknen. Eine der beiden Frauen trampt dabei auf einem kleinen Häufchen Kartoffelchen herum, um die Feuchtigkeit zu entziehen. Die Kartoffeln bleiben danach über Nacht draussen liegen und werden dank der Kalten Nacht gefriergetrocknet.
Zum Kochen muss man sie mindestens zwei Stunden einlegen, danach isst man sie mit etwas Käse.
Die Frauen konservieren Kartoffeln. Die Hälfte ist für den Eigenverbrauch, der Rest wird auf dem Markt verkauft.
Die Frau sucht noch einen Mann, der mit ihr auf den Kartoffeln tanzt.
Für das Foto-Shooting hat die alte Frau mir ihren Hut ausgeliehen
Danach gehen wir zur Kirche und sehen sofort, dass da einiges los ist. Gerade verlässt eine Hochzeitsgesellschaft das Tor. Unter einem Blumenkranz schreitet das junge Ehepaar und rundum wirft die ganze Familie Konfettis um sich und vor allem auf die beiden jungen Leute. Dass wir uns dabei mitten unter die Leute mischen, um ein paar Schnappschüsse zu machen, stört überhaupt niemanden.
Die Prozession geht weiter und wir können ungestört die schöne Kirche bestaunen. Sie hat aussen und innen wunderschöne Fresken.
Drinnen ist der Priester immer noch am Beten und es kommen und gehen laufend Leute hinein. Es ist ein ständiges Aus und Ein und das nicht nur von Touristen.
Der Kirchenvorplatz
Danach bummeln wir die Hauptstrasse wieder hinunter. Auf beiden Seiten bieten Läden ihre bunten Souvenirs an. Ganz besonders fällt uns German auf. Er schnitzt mit einer spitzen Ahle das ganze Leben von den Inkas bis zu den heutigen Bauern auf Kalebassen.
Für die grosse, an der er gerade arbeitet, rechnet er mit 3 Monaten Arbeit. Doch er hat auch kleine und erzählt uns geduldig, was man darauf alles entdecken kann: Inkas und Machu Picchu, Condor, Schlange, Puma, Sonne und Mond. Den Inkakalender, Bauern mit Lamas und bei der Feldarbeit. Ich kaufe eine kleine Arbeit und als ich ihm erzähle, dass ich schon letztes Jahr hier war, schenkt er mir noch eine kleine geschnitzte Eule. "Sie soll dir Glück bringen, damit du wiederkommst."
German erklärt seine wunderschönen Kunstwerke.
Jetzt noch ein kurzer Rundgang durch den Markt, der hier jeden Sonntag stattfindet und schon bald treffen wir uns wieder beim Bus.
Foto: Werner
Foto: Werner
Da hat sich jemand neu eingekleidet. Foto: Werner
Wir verlassen das heilige Tal und kommen hinauf auf eine Hochebene. Jetzt sind wir auf Nebenstrassen unterwegs. Waren es am Anfang noch schmale asphaltierte Strassen, so ist es bald eine holperige unbefestigter Feldweg. Unser Bus und wir werden durchgeschüttelt, dass schon mal der eine oder andere Schrei im Innern ertönt. Trail per Bus.
Wir kommen an grossen abgeernteten Feldern, abgebrannter Erde, frisch gepflügten Äckern vorbei. Wir sehen Frauen mit jungen Schweinen, alte Männer mit ein paar Lamas oder Schafen, ein Pflug mit zwei Ochsen.
Es sind archaische Bilder, die da vor unseren Augen vorbei ziehen. Und ganz hinten sieht man die Schneeberge. Die schöne Veronika, nennt Cesar einen der schneebedeckten Gipfel. "Die Schneegrenze ist bei uns auf 5000 m."
Bald erreichen wir das Ziel unserer holperigen Fahrt: Moray, das Laboratorium der Inkas.
Es sind Meteorkrater, die hier vor Millionen von Jahren entstanden sind. Die Inkas nutzten die spezielle Geländeformation und bauten Terrassen hinein. Das gab eine ideale Forschungsanlage um heraus zu finden, auf welcher Höhe und bei welchen Temperaturen die besten Ergebnisse mit Kartoffeln, Quinoa oder Mais und anderen Pflanzen erreicht werden konnte.
Auch mit Coca wurde experimentiert, aber die Höhe ist mit 3500 m zu hoch für Cocapflanzen. Es sind 12 Terrassen, erklärt Cesar und die Temperatur ist mit jeder Terrasse ein halbes Grad höher, je tiefer man kommt. Damit ergibt sich von oben nach unten ein Temperaturunterschied von 6 Grad.
Heute werden in den Kreisen auch gern Schamanenrituale abgehalten oder Gruppen nutzen die Atmosphäre für esoterische Riten.
die schöne Veronika grüsst von weitem mit ihrer Schneekrone.
Weiter geht die Fahrt, weiter auf den unbefestigten Landstrassen. Wir sind längst nicht die einzigen, die unterwegs sind. Immer wieder begegnen wir kleinen Touristenbussen. Jetzt wird die Abenteuerfahrt aber noch einmal gesteigert: an einem steilen Abhang fahren wir hinunter in ein Tal. Neben uns gähnt der Abgrund und man traut kaum mehr nach draussen zu sehen.
Unser Ziel sind die Salzpfannen von Maras. Wie ein Wespennest kleben sie am Hang.
Wir steigen hinunter vom Parkplatz zu den Salzpfannen. Das Hinuntersteigen macht gar nicht so viel aus, aber auf 3000 m merkt man beim wieder aufsteigen jeden Schritt. Auf dem Weg begegnet mir ein alter Mann, der einen Moment verschnaufen will. Woher ich sei, will er wissen und wir kommen in ein kurzes Gespräch.
Von da oben sind wir gekommen...
Die Salzpfannen von Maras
Amos hat am Morgen um 4 vier in seiner Salzpfanne angefangen. Das Ergebnis seiner Arbeit trägt er am Mittag zurück ins Dorf: 20 Kg Salz.
Amos ist 72 Jahre alt.
Es gibt Salz für die Salzmühle, gewürztes Salz oder Salz zum Baden oder medizinische Zwecke zu kaufen. Daneben Figuren aus gepresstem Salz.
Es ist Zeit für's Mittagessen - immer wieder ein gute Möglichkeit, alle an einen Tisch zu bringen.
Das wäre auch eine abenteuerliche Möglichkeit, hier im Hochland unterwegs zu sein.
Nach dem Besuch im interessanten Maras ist es Zeit, zurück ins heilige Tal zu fahren. Hoch über Urubamba machen wir einen Fotohalt, blicken hinunter ins Tal.
Bald kommen wir in Ollataytambo an. Hier werden wir halb fünf den Zug nach Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt für Machu Picchu besteigen.
Doch noch bleibt uns etwas Zeit.
In ein paar Wochen sind Lokalwahlen in Peru. Überall werden die Bürgermeister gewählt und deshalb sind uns schon die ganze Zeit die Wahlplakate aufgefallen. "Wir haben eigentlich schon lange keine Parteien mehr," erklärt Cesar. "Es sind Bewegungen, die mit Hilfe von Symbolen Wähler gewinnen wollen. Da gibt es zum Beispiel die Schaufel oder den Indianerkopf oder den Fussball. Die Signete werden über Nacht auf die Hausfassaden gemalt, ohne dass der Hausbesitzer etwas dazu sagen könnte." Man findet die Symbole an allen freien Fassaden oder Mauern.
"Die Politiker erinnern sich vor den Wahlen plötzlich wieder an die Leute und führen verschieden Kampagnen durch."
Hier in Ollataytambo werden wir Zeuge einer solchen Kampagne. Mit Hupen und Lautsprechern bahnt sich ein ganzer Tross Minibusse, Pickups und Tucktucks durch die Strassen. Alle sind gestossen voll von Menschen. Uns tun die kleinen Kinder leid, die in all dem Gedränge fast untergehen.
"Die Menschen wurden in einem Dorf in der Nähe abgeholt und jetzt in den nächsten grösseren Ort gefahren. Es sind Menschen, die noch kaum je aus ihrer Gegend fort gekommen sind. Sie haben Spass dabei und merken nicht, dass sie für die Kampagne missbraucht werden", erzählt Cesar.
Und dann ist es Zeit für den Zug. Wir besteigen den Inkarail, der uns in knapp zwei Stunden nach Aguas Calientes bringt.
Der Zug ist voll, die Sitze reserviert. Wir fahren in das Tal, in dem es nur noch den Fluss und die Bahn gibt. Draussen wachsen exotische Pflanzen und Bäume. Wir sind wieder im Dschungel und steigen mit der Bahn ab auf 2000 m.
Während der Fahrt wird es dunkel und es fängt an zu regnen. Das Zugpersonal serviert einen kleinen Snack und schon bald sind wir da.
Der Abend ist frei und während die anderen irgendwo zum Essen ausgehen, sinke ich ins Bett. Stunden später erwache ich wieder, es ist zu spät zum Ausgehen und eigentlich will ich meinen Bericht schreiben, was bei den vielen Erlebnissen und den vielen Fotos wieder einmal etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.
(Hab ihn spontan geschrieben, für Korrekturen bleibt kaum Zeit. - Sorry)
Aufbruch: | 23.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2014 |