Auf nach Peru
Sanddüne
Kein Programm für heute Vormittag. Man kann ausschlafen, nichts tun. Nach und nach treffen gegen neun Uhr alle zum Frühstück ein. Alle bis auf die drei Männer. Beat, Werni und René sind um acht losgezogen. Zum Skifahren auf der Sanddüne.
Aber bis die endlich weg waren! Die drei Frauen erzählen lachend, dass jeder noch einmal zurück gekommen sei. Fotoapparat vergessen, Windjacke vergessen, lange Hosen gegen kurze gewechselt - oder umgekehrt.
Noch während dem Frühstück meint Vreni, dass jetzt eigentlich ein Sonnenbad angesagt sei, aber noch ist es draussen relativ kühl.
Doch lange dauert es nicht, die Sonne steigt höher und es wird sehr schnell richtig warm, ja heiss. So dass sich alle beim Pool sammeln. Sonnenbaden, lesen, träumen, plaudern. So müssen Ferien sein.
Ich mache mich derweil auf die Suche nach guten Fotosujets. In den Pflanzen, die vor unseren Zimmern emporklettern, verstecken sich ein paar interessante Vögel mit blauen Augen. Immer wieder schlüpfen sie zwischen die Blätter, verstecken sich und kommen flatternd wieder zum Vorschein. Anscheinend passen ihnen die Beeren des Strauches.
Und der Vogel mit dem roten Käppchen bleibt auch in der Nähe, wechselt aber ständig den Standort, so dass ich in Bewegung bleibe im Versuch, ihn mit der Kamera einzufangen.
Und dann sind sie zurück, unsere Skihelden. Zurück von einem fantastischen Vormittag, zurück mit all ihrer Begeisterung und sie bringen Schwung in unseren beschaulichen faulen Vormittag. Sie haben so viel zu erzählen, von Schussfahrten im Sand, vom Schwingen, vom Rhythmus, von Sandhäschen und Apres Ski.
Die drei bringen ihr Strahlen den ganzen Tag nicht mehr aus dem Gesicht.
"Spitze", "Höhepunkt", "Schlägt alles bisherige" sind nur ein paar der Ausdrücke, die wir ab jetzt den ganzen Tag hören. Dazu werden Fotos und Videos gezeigt.
Fantastisch, Männer so begeistert zu sehen. Wunderbar.
Hier der Link zu diesem ungewöhnlichen Projekt
Zum Mittagessen fahren wir mit dem Bus nach Ica zum Catador, einem Piscoproduzenten.
Jesus, ein junger Angestellter, führt uns zuerst durch das kleine Museum.
Heute wird der Pisco mehrheitlich maschinell hergestellt, aber ein Fünftel wird aus fokloristischen Gründen noch immer mit den alten Geräten gebrannt.
In der zweiten Märzwoche beginnt die Ernte. Die Trauben werden in einen grossen Steinbottich geschüttet, die Füsse gewaschen und das Fest kann beginnen. Eingeladen sind alle. Angestellten, Besucher, und wer gerade da ist.
Es wird getanzt, gesungen, Musik gemacht, Pisco getrunken - und Trauben zerstampft.
Die Maische kommt in die uralte riesige Presse, der Saft rinnt weiter in grosse Bottiche oder wird in amphorenähnlichen Behältern aufgefangen.
Hier gärt er in zwei Wochen zu etwas wie Sauser. Vermischt mit gebranntem Pisco wird er als 'Wein' verkauft. Perfecto Amor nennt sich das Getränk und Jesus garantiert, dass man sich dabei bestimmt verliebt.
Der andere Teil wird nach der Lagerung in den offenen Wannen weitergeleitet in einen riesigen Brennofen. Eingelassen in einer gemauerten Ummantelung ist ein grosser Kupferkessel. Darunter wird mit den Ästen und Stämmen eines einheimischen Baumes ein Feuer gemacht und das Kondensat wird durch ein Rohr in eine Spirale geleitet und gelangt dann in einen anderen Raum, wo der gebrannte Pisco aufgefangen wird.
Nein, richtiger Wein wird auf der Ranch nicht hergestellt. Dafür seien die Trauben nicht geeignet. Zu süss.
Die ganze Farm gehört einer einzigen Familie. Allerdings wurde das Gebiet immer wieder aufgeteilt, einzelne Brüder haben sie erweitert, andere verkauft, verspielt. Und so gibt es heute auf dem ganzen, zum Teil verstreuten Gelände ein paar Restaurants, Läden, die zwar alle der gleichen Familie gehören, aber von verschiedenen Verwandten geführt werden. Es ist wie ein kleines Dorf, meint Jesus.
Die kommerzielle Produktion umfasst ca. 8 Tonnen Trauben. 2 Tonnen werden im Handbetrieb mit den alten Geräten produziert aber sie werden speziell deklariert verkauft, da die Qualität nicht mehr den modernen Anforderungen entspricht.
Wir fahren zum Catador zum Piscoproduzenten
Weihnachtsstern als Baum
Jesus erklärt uns den Prozess
(Das ist ein absolut geläufiger Name im Spanisch)
In diesen Amphoren gärt der junge Wein zu Sauser. Vermischt mit fertigem Pisco im Verhältnis 7:3 ergibt das den süssen Rotwein: Perfecto Amor - der alle loco macht....
abkühlen des Destilates durch diese grosse Spirale
Der grösste Brennofen, den ich je gesehen habe
Hier fliesst der fertige Pisco direkt in die grosse Amphore
Pisco-Degustation
Nach soviel Theorie ist es Zeit für die Degustation.
Jesus gibt uns die verschiedenen Produkte zu probieren. PiscoSour als Halbfabrikat fertig gemischt mit Zucker und Zitronensaft, fehlt nur noch das Eiweiss. Oder Pisco, vermischt mit Feigen, oder mit Schokolade. Oder ganz einfach Pisco pur.
Um das richtige Feeling zu erhalten, erklärt uns Jesus den Trinkspruch. Schon bald grölen wir gemeinsam: arriba, abajo, al centro, y a dentro - Prooooost.
Und dann gibt es noch die verschiedenen Konfitüren: Feigen, Mango und eine andere Frucht - die ich vergessen habe. (liegt wohl am Pisco)
Arriba - abajo - al centro - y a dentro - Prost!
Trinkspruch bei der Piscodegustation
Es ist Zeit fürs Mittagessen. Es gibt Fisch, Poulet, Spaghetti und was das Herz begehrt.
Weil es gestern Abend im Hotelrestaurant keinen Wein gab, der Lieferant hätte Verzögerung, halten wir auf dem Rückweg bei einem Shopping-Center an.
10 Minuten zum Weinkaufen und Toilleten besuchen hat René M. gesagt, doch schon sind alle in allen Richtungen verschwunden. Was es da alles zu sehen und bestaunen gibt. Und zu Kaufen! für die Frauen Schuhe für die Männer Autos und Motorräder.
Mit Wein kommen wir zurück und fahren zum Hotel.
Es bleibt noch etwas Zeit um den Pool und den Garten zu geniessen, doch dann geht es los mit dem Höhepunkt des Tages. Sandbugy-Tour ist angesagt. Nur Werni bleibt zurück, er findet, das Sandskiing vom morgen vertrage keine zweite Tour. Zu toll war das Abenteuer. Er zieht es vor, zu Fuss auf die Düne zu klettern.
Wir anderen entern die beiden Buggys - und los geht es. Bergauf zur Düne und auf der anderen Seite steil hinunter. Und gleich wird der nächste Hang in Angriff genommen um auf halber Höhe eine steile Kurve zu ziehen und wieder hinunter zu stürzen. Weit hört man die Frauen schreien, doch lange dauern die Schreie nicht an, bald vereinen sie sich mit den Lachsalven von Wörner der sich kaum mehr erholen kann.
Und dann halten die Buggys auf der Krete, die Fahrer holen die Sandboards hervor. Wer will kann auf dem Bauch runterschlitteln. Alle wollen.
Foto: Beat
Die pure Freude...
Foto: Beat
Erster Fotohalt
Foto: Beat
Und weiter geht die Fahrt durch die Dünen. Wir ziehen neue Spuren in den zu immer neuen Formen verwehten Sand. Die Dünnen ziehen sich von hier bis zum Meeresstrand. Man fühlt sich tief in der Wüste. Würde weit hinten nicht die Stadt Ica erkennbar sein, wir hätten keine Ahnung mehr, in welche Richtung die Oase liegt.
Zum Sonnenuntergang treffen wir uns und steigen aus. Ich habe ein paar Becher und Perfekte Liebe mitgebracht. Passt wunderbar zum Sonnenuntergang.
Foto: Beat
Foto: Beat
Stelldichein bei Sonnenuntergang
Foto: Beat
Perfekte Liebe - was kann es besseres geben zum Sonnenuntergang.
Ein paar Buggys kurven noch durch die Dünen
Foto: Beat
Letzter Blick auf die Düne von Huacachina
Foto: Beat
Später geniessen wir das gemeinsame Nachtessen im Hotel. Es ist das letzte gemeinsame Nachtessen und plötzlich wird uns bewusst, dass morgen der letzte Tag unserer Reise anbrechen wird.
Etwas Wehmut schleicht sich in die fröhliche Stimmung.
Aufbruch: | 23.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2014 |