Auf nach Peru

Reisezeit: August / September 2014  |  von Beatrice Feldbauer

Cusco

Um halb neun Uhr erwartet uns Cesar in der Hotellobby. Er wird uns die nächsten drei Tage begleiten und uns das Zentrum der Inkawelt näher bringen. Denn da sind wir, im Zentrum der Inkas.
Cesar ist Ethnologe und Bergsteiger. Er war sogar schon einmal in der Schweiz - und er spricht deutsch. Er meint, dass er ein echter Peruaner ist, der da bleibt, wo seine Wurzeln sind. Cusco - richtig wäre Cosco, so lautet der alte Name. Heute gibt es verschiedene Schreibweisen: Cusco, Cuzco, Cosco, Cozco. Da es keine Schrift gab, ist der Klang entscheidend.
Mit dem Bus fahren wir in die Hügel vor der Stadt und während uns Cesar interessantes erzählt über die Stadt in der er lebt, erreichen wir die erste Inkastätte. Es war ein Tempel. Ein kleiner zwar, aber ein sehr wichtiger. Hier in den Nischen wurden zu bestimmten Zeiten die Mumien der Inkas gestellt. Man glaubte und glaubt noch heute an die Wiedergeburt - als Mensch. Man feiert noch heute Allerseelen mit den Verstorbenen. Dafür geht man auf den Friedhof, bringt das Lieblingsessen des Verstorbenen mit, seinen Wein, seine Musik und breitet ein Tuch über das Grab aus. Darauf essen und trinken alle und es wird ein fröhliches Fest, bei dem der Verstorbene teilnimmt. Genau so war das auch mit den verstorbenen Inkas. Man holte sie zu gewissen Festen aus ihren Gruften und feierte mit ihnen.

Die Inkas verehrten die Mutter Erde, die Pacha Mama. Man bedankte sich bei ihr mit den wertvollsten Gaben, die da waren: Salz, Cocablätter und Süssigkeiten. "Wir sind Katholiken, denn so wollten es die Spanier haben", erzählt Cesar, "aber wir haben den alten Glauben nie aufgegeben. Viele gehen mit den Händen unter den Armen in die Kirche. In den Händen halten sie Salz und Cocablätter versteckt und wenn sie sich vor dem Marienbild oder dem Kreuz verneigen und das Kreuz machen, werfen sie heimlich ihre Gabe auf den Boden. Man weiss nie, sicher ist sicher."
Cesar erzählt mit einem verschmitzten Lächeln und bestimmt werden wir beim nächsten Kirchenbesuch kontrollieren, ob wir jemanden finden, der heimlich Salz oder Cocablätter dabei hat.
Kenko heisst der Grosse Felsbrocken, vor dem wir stehen. Das besondere daran ist, dass es in seinem Inneren einen Altar gibt, auf dem der Sonne geopfert wurde.

Aussicht auf Cusco, das in einem Kessel liegt mit überbauten Hügeln auf allen Seiten.

Aussicht auf Cusco, das in einem Kessel liegt mit überbauten Hügeln auf allen Seiten.

die Frauen stehen bereit für eine Foto. Preis: ein Soles.

die Frauen stehen bereit für eine Foto. Preis: ein Soles.

Als nächstes fahren wir nach Sacshayhuaman, der grossen Tempelanlage ganz in der Nähe von Kenko. Man kann nur staunen, wie die alten Baumeister es geschafft haben, eine Anlage von dieser Grösse und Wucht aufzustellen. Die riesigen Felsbrocken wurden genau passand aneinander gefügt. Keinen Mörtel braucht es um die Steine zusammen zu halten. Wie das entstanden ist, kann man heute gar nicht mehr wissen, "und das ist auch gar nicht nötig", meint Cesar, "sonst verlieren solche Stätten ihre Mystik. Es braucht auch Glauben."
Hier wurde früher die Sommerwende am 21. Juni gefeiert. Die Gelehrten wohnten hier und der Inka bat die Sonne, die jeden Tag kürzer scheint, wieder zurück zu kommen. Und tatsächlich, die Sonne erschien nach diesem Tag wieder jeden Morgen ein wenig früher, so dass der Inka als Sohn der Sonne bestätigt war. Wer anders hätte den Lauf der Sonne ändern können.
Noch heute wird das grosse Sonnenwendefest jedes Jahr gefeiert. Allerdings heute am 24. Juni, weil die Spanier das Fest mit einer christlichen Zeremonie verbinden wollten. Mit dem Fest von Johannes. "Egal", meint Cesar, "Fest bleibt Fest und wir feiern unsere Feste eh immer gleich eine ganze Woche."

Gruppenfoto vor den gewaltigen Mauern von Saxayhuaman.

Gruppenfoto vor den gewaltigen Mauern von Saxayhuaman.

Wir spazieren durch die Anlage und erklimmen die Stufen. Dabei merkt man die Höhe sofort. Jeder Schritt aufwärts lässt uns erkennen, dass wir auf über 3600 m sind. Langsam, despacio. Wir haben Zeit, geniessen die überwältigende Aussicht auf Cusco, das sich wie ein Puma vor uns ausbreitet.
Cesar erklärt uns die Bedeutung der verschiedenen Ebenen.
Der Condor steht für die Welt der Götter, über uns. Die Schlange steht für die Weisheit, die Welt in uns und der Puma für unsere Welt, in der wir leben.
An vielen Orten wird die Schlange als Zeichen für die Unterwelt gebraucht und die drei Welten werden als Condor, Puma und Schlange aufgezeigt, doch die Reihenfolge ist falsch, meint Cesar. Die Schlange ist nicht unter uns, sie ist in uns. Die Schlange gilt in vielen Kulturen als Sinnbild für Weisheit. Cesar kennt sich aus, bringt Beispiele, nicht zuletzt das Symbol der Apotheker, die beiden ineinander verschlungenen Schlangen.

Blick auf den Hauptplatz von Cusco wo heute viele Zeremonien und Umzüge stattfinden. Man feiert den Tag der Polizisten.

Blick auf den Hauptplatz von Cusco wo heute viele Zeremonien und Umzüge stattfinden. Man feiert den Tag der Polizisten.

Eine Art wilder Olivenbäume. Uralt und sehr widerstandsfähig und In der Umgebung von Cusco weit verbreitet.

Eine Art wilder Olivenbäume. Uralt und sehr widerstandsfähig und In der Umgebung von Cusco weit verbreitet.

Nach diesen interessanten Ausführungen steigen wir über den alten Inkapfad ab, hinunter zur Stadt. Dabei kommen wir durch ein Künstlerviertel und gelangen zur Kirche St. Blas. Sie ist dem Heiligen Blasius geweiht und steht natürlich auch wieder auf einem alten Tempel.
Das Viertel war früher sehr reich, denn es gab eine Quelle, die Salz enthielt. Zu dieser Zeit war Salz sehr teuer, teurer als Gold und Silber. Doch die Werte veränderten sich, das Salz wurde billig und das Viertel arm.
Dann haben sich Künstler hier angesiedelt und das Viertel kommt wieder zu mehr Ansehen.

Auf dem kleinen Markt gibt es wunderschöne Handarbeiten und selbstverständlich müssen wir uns da ausführlich umsehen.

Inzwischen ist es Mittag geworden und wir kehren in einem kleinen Restaurant ein. Frisch gestärkt können wir danach unser nächstes Ziel ansteuern: den Sonnentempel, höchstes Heiligtum der Inkawelt.

überall in der Stadt trifft man auf alte Inkamauern.

überall in der Stadt trifft man auf alte Inkamauern.

Auch auf den Sonnentempel, den Sitz des Inkas haben die Spanier eine Kirche gebaut.

Auch auf den Sonnentempel, den Sitz des Inkas haben die Spanier eine Kirche gebaut.

Lebende Fotosujets findet man überall in der Stadt.

Lebende Fotosujets findet man überall in der Stadt.

Cesar erzählt vom Prunk des Inkasitzes, von Golddekorationen und Wandmalereien, die verschwunden sind, und er schafft es, noch immer unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Der Sonnentempel ist heute eine Kombination von Inkastätte und katholischer Kirche und die Baustile gehen fast übergangslos ineinander über.

Wenn ich mir vorstelle, wie es zur Zeit der Eroberer hier ausgesehen hat, mit lebensgrossen Statuen von Tieren und Pflanzen aus Gold, dann wundert es mich nicht, dass die Spanier die Herrscher dieses Reichtums ausrotten und sich an den Gütern dieses Reiches beteiligen wollten.

An diesen Fenstern erkennt man die typische trapezförmige Bauweise der Inkagebäude.

An diesen Fenstern erkennt man die typische trapezförmige Bauweise der Inkagebäude.

Der Sonnentempel von der anderen Seite

Der Sonnentempel von der anderen Seite

Avenida del Sol

Avenida del Sol

Unser Hotel liegt an der Avenida del Sol, in der Nähe des Sonnentempels und für mich ist es jetzt Zeit für eine Siesta.
Ich will versuchen, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten und die neuen Fotos zu sortieren.
Andere nutzen die Gelegenheit, durch die Stadt zu bummeln und ihren Charme auf eigene Faust zu ergründen.

Foto: Beat

Foto: Beat

In den Strassen ist heute allerlei los. Es gibt Umzüge mit Polizeitruppen und auch andere farbige Figuren ziehen durch die Strassen. Überall sind Strassen aufgerissen und ein Blick in die Baustellen bestätigt die Aussage von Cesar: "Wenn du ein Haus bauen willst, kannst du nur beide Daumen drücken, dass darunter keine alte Inkastätte liegt, denn sonst kannst du dein Bauvorhaben für Jahre vergessen." Und da die ganze Stadt schon von den Inkas bewohnt wurde, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass genau da auch ein interessantes Objekt auftaucht.

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Am Abend gehen wir ins nahe Kulturzentrum wo wir eine Stunde lang mit farbenfrohen Tänzen und typischer Musik aus verschiedenen Landesteilen unterhalten werden.
Und dann lassen wir den Abend in einem der feinen Restaurants der Stadt ausklingen.
Es ist jetzt Samstag und vor einer Woche sind wir zu Hause gestartet. In der Zwischenzeit haben wir so viel erlebt, so viel gesehen, dass wir das Gefühl haben, mindestens schon zwei Wochen hier zu sein.

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Alpaka vom Grill und Kartoffelpuree aus Süsskartoffeln

Alpaka vom Grill und Kartoffelpuree aus Süsskartoffeln

Ein feines Glas Wein gehört da einfach dazu.

Ein feines Glas Wein gehört da einfach dazu.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum dritten Mal fliege ich mit einer Reisegruppe nach Peru. Neue Teilnehmer bedeuten eine neue Reise. Jeder sieht das Land mit seinen Augen, erlebt seine eigenen Abenteuer. Ich werde auch dieses Mal wieder von den Erlebnissen der Gruppe berichten. Den Freunden und Angehörigen etwas von der Reise erzählen. Reisen Sie mit, lassen Sie sich inspirieren.
Details:
Aufbruch: 23.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.09.2014
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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