Auf nach Peru

Reisezeit: August / September 2014  |  von Beatrice Feldbauer

Altiplano

Es ist halb Acht Uhr morgens, als uns Renee beimHotel abholt. Er will mit uns nach Sillustani fahren. Auf einer Halbinsel im Lago Umayo gibt es Grabtürme, Chuppas genannt.

Bevor wir hinauf auf den Hügel steigen, macht uns Renee auf die Hochbeete aufmerksam, die in den See ragen. Es sind keine natürlichen Ebenen, sondern schon vor Jahrhunderten angelegte kleine Äcker, die bei Regenzeit zwar feucht werden, aber nicht überfluten. So wurde damals angebaut und auch heute noch benutze die Bauern diese Kulturen.

Langsam steigen wir hinauf auf den Hügel.
Renee zeigt auf die runden mit kleinen Steinen gebauten Turmruinen. Diese stammen aus der Vor-Inkazeit. Die Leute haben ihre Verstorbenen in dieser Gegend schon immer in Türmen begraben. Weil sie an die Wiederauferstehung glaubten, gaben sie ihnen die wichtigsten Dinge für die andere Welt mit: Essen, Getränke, Kleider.
Als die Inkas die Gegend eroberten, übernahmen sie diese Tradition. Allerdings benutzten sie nicht die kleinen Steine der Gegend sondern holten Lavasteine, schliffen sie und fügten sie in der ihnen gewohnten Präzisien aufeinander. Der nächste Vulkan ist in gut 6 km Entfernung. Renee kann nicht erklären, wie sie es schafften, die Steine herzubringen.
Dafür erzählt er von den Traditionen der Inkas. Je höher der Status einer Person war, je mehr Grabbeigaben erhielt sie. Das konnte dazu führen, dass auch Bedienstete, und gar Frau und Kinder geopfert und in einer nahen Nische beigesetzt wurden.

Rene Coyla, unser Local-Guide in Puno. Wegen der Unterscheidung nenne ich ihn Renee.

Rene Coyla, unser Local-Guide in Puno. Wegen der Unterscheidung nenne ich ihn Renee.

die speziellen Ackerformen hier am See und in der ganzen Gegend.
Foto: Beat

die speziellen Ackerformen hier am See und in der ganzen Gegend.
Foto: Beat

Am Lago Umayo weiden Schafe

Am Lago Umayo weiden Schafe

Inka- und Vor-Inka-Türme. Man erkennt sie an ihren Mauern und den verwendeten Steinen.

Inka- und Vor-Inka-Türme. Man erkennt sie an ihren Mauern und den verwendeten Steinen.

Der grösste Turm auf Sillustani aus der Inkazeit

Der grösste Turm auf Sillustani aus der Inkazeit

Kaktusblüte 
Foto: Beat

Kaktusblüte
Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Blick auf den See - die Insel könnte ein Ufo-Landeplatz sein...
Foto: Beat

Blick auf den See - die Insel könnte ein Ufo-Landeplatz sein...
Foto: Beat

Oben auf der Krete der Halbinsel angekommen, ist die Aussicht auf den See überwältigend. Weil die Entstehung der Türe noch immer im Geheimnis der Zeit liegt, gibt es bald Fantasien von Ufos, die auf der flachen Nachbarsinsel gelandet sind. Man könnte sich hier gut einen Ufo-Landeplatz vorstellen.

Bis Annamaria kommt und die These der Beisetzung in den Türmen in Frage stellt. Der Eingang zu dem Grabturm scheint ihr viel zu klein zu sein, als dass man hier einen Menschen mit all seinen Vorräten beisetzten konnte.

Die Eingänge sind wirklich sehr klein, aber Rene M. überzeugt uns sogleich von der Möglichkeit, indem er kurzerhand durch das Loch kriecht und sogleich vor unseren Augen verschwindet. Noch sind wir Umstehenden vor Staunen baff, als Werni dazu kommt. "René ist da drin?" will er wissen, und kriecht ihm gleich hinterher. Auch Beat kommt dazu und verschwindet auf dem gleichen Weg...
Bald hört man von innen den Ruf nach einem Handy mit Taschenlampen-Funktion und gleich darauf wird auch noch eine Kamera hineingereicht.

Renee sieht sich inzwischen etwas nervös nach dem Wächter um, aber es ist keiner in der Nähe.

In der Grabkammer
Foto: Beat

In der Grabkammer
Foto: Beat

Werni kriecht wieder aus dem Loch

Werni kriecht wieder aus dem Loch

Auch Beat kommt wieder zurück 
Foto: Doris

Auch Beat kommt wieder zurück
Foto: Doris

Kurz darauf kommen alle wieder hervor und erzählen, dass die Kammer gross genug wäre, um bis zu acht Leuten aufzunehmen.
Nach diesem aufregenden Erlebnis kehren wir zurück zum Bus. Natürlich nicht, ohne den paar Verkaufsständen mit Jacken, Pullovern und Handtaschen einen kleinen Besuch zu machen.

Schon bei der Herfahrt hat uns Renee erklärt, dass man bei einem der kleinen Bauernhöfe einen Halt einlegen könnte, und so hält der Bus schon bald bei einem kleinen Gehöft. Ein paar Lamas und Alpakas stehen davor und schon kommt der Bauer und bittet uns in seinen Hof. Man ist vorbereitet auf Besucher und zeigt gerne, wie man lebt.

Die Bäuerin holt frisch gekochte heisse Kartoffeln mit der Hand aus dem Topf und bietet dazu einen feinen Frischkäse zum probieren an. Renee erklärt derweil die verschiedenen Formen von Kartoffeln und die Farben von Quinoa.
Auf den Knien mahlt die Frau das Getreide mit einem runden Stein. Daneben zeigt ein Mann seine Teppichknüpfkunst und der alte Bauer zeigt wie er mit der Harke die Furchen für die Kartoffeln zieht.

In einem kleinen Verschlag werden ein paar Meerschweinchen gehalten. Sie sind für spezielle Feiertage vorgesehen.

Wir dürfen sogar einen Blick in das einfache Schlafzimmer werfen.

Renee erklärt, was die Bauernfamilie hier anbaut

Renee erklärt, was die Bauernfamilie hier anbaut

verschiedene Kartoffeln, Mais und Quinoa

verschiedene Kartoffeln, Mais und Quinoa

Die alte Frau an ihrem Kochherd

Die alte Frau an ihrem Kochherd

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

Foto: Beat

So wird das Quinoa gemahlen auf den Knien mit einem runden Stein
Foto: Beat

So wird das Quinoa gemahlen auf den Knien mit einem runden Stein
Foto: Beat

Teppichknüpfen ist Männerarbeit

Teppichknüpfen ist Männerarbeit

Blick in das Schlafzimmer
Foto: Beat

Blick in das Schlafzimmer
Foto: Beat

Die Frau zeigt, wie sie mit der einfachen Steinschleuder die Tiere zurückholt.

Die Frau zeigt, wie sie mit der einfachen Steinschleuder die Tiere zurückholt.

Abschied von der freundlichen Bauernfamilie

Abschied von der freundlichen Bauernfamilie

Es ist ein sehr informativer Besuch und wir bedanken uns mit einem kleinen Trinkgeld bei der freundlichen Bauernfamilie.

Es ist Zeit für die Weiterfahrt. Bei der Hauptstrasse verabschieden wir uns von Renee. Er wird von hier mit dem Bus zurück nach Puno fahren.

Auch im Bus hat ein neuer Chauffeur das Steuer übernommen. Jaime blieb in Puno und Orlando steuert uns jetzt durch die Berge.

Wir fahren durch fast unbewohnte Gegenden und kommen nach knapp zwei Stunden zur Lagune Lagunilla, wo man von weitem Flamingos sehen kann.
Beim kleinen Aussichtspunkt halten wir an. Lagunilla ist ein künstlicher See, der zur Stromgewinnung gestaut wurde. Das Kraftwerk können wir nicht sehen. Aber wir spüren die dünne Luft. 4413 m über Meer sind wir und es ist windig-kalt.

Aussichtspunkt auf 4413 m bei der Lagune Lagunillas

Aussichtspunkt auf 4413 m bei der Lagune Lagunillas

Auch hier haben ein paar Verkäufer ihr Angebot ausgelegt.

Auch hier haben ein paar Verkäufer ihr Angebot ausgelegt.

Fast nur noch hartes Gras wächst hier.

Fast nur noch hartes Gras wächst hier.

Immer karger wird die Vegetation. Manchmal sehen wir Lama- oder Schafherden. Auch Alpakas mit dem dicken Kopf und den kürzeren Beinen können wir erkennen und manchmal stehen ein paar Esel rum.

Irgendwann erreichen wir die Kreuzung nach Chivay oder Arequipa. Hier kehren wir für einen heissen Mate Coca ein. Wir werden von Xenia erwartet, die von Arequipa gekommen ist und uns heute und morgen ins Colca-Tal begleiten wird. Sie spricht sehr gut deutsch und erklärt uns vom Leben hier auf dem Altiplano. Es sind Bauern, die hier oben überleben. Sie halten Alpakas und Lamas, die sie am Abend zu ihren Höfen einsammeln. Kinder gehen in die Gemeinschaftsschule, die es hier an einigen Orten gibt. Schulwege von mehr als zwei Stunden sind völlig normal.
Auch hier sind die Familien autark und sehr auf sich angewiesen. Meistens übernehmen die Kinder die Arbeit und das Leben der Eltern.

Haltestelle bei der Kreuzung Puno - Arequipa - Chivay
Foto: Beat

Haltestelle bei der Kreuzung Puno - Arequipa - Chivay
Foto: Beat

Bizarre Felsformationen bei der Kreuzung
Foto: Beat

Bizarre Felsformationen bei der Kreuzung
Foto: Beat

Lamas sind überall. Am Abend werden sie von den Bauern zurück geholt. Foto: Beat

Lamas sind überall. Am Abend werden sie von den Bauern zurück geholt. Foto: Beat

Endlich Vicunas, die scheuen kleinen Verwandten der Lamas 
Foto: Beat

Endlich Vicunas, die scheuen kleinen Verwandten der Lamas
Foto: Beat

Und dann endlich erkennen wir am Strassenrand ein paar Vicunas, die wilden Verwandten der Lamas. Vicunas leben fast nur über 4000 m und besitzen ein sehr feines Fell. Sie sind streng geschützt und nur ein paar Dörfer haben die Erlaubnis, sie einmal im Jahr einzufangen und zu scheren. "Das gibt jeweils ein Fest im Dorf", erklärt Xenia. mit Musik und Tanz wird gefeiert. Die Wolle wird verkauft und das ganz Dorf profitiert vom Gewinn.

Die Gegend wird derweil öde. Nur noch ein paar Flechten und ganz kurze trockene Grasbüschel überleben auf dieser Höhe.

Die Steinwüste auf 4910 m. Unser absoluter Höhenrekord auf dieser Reise

Die Steinwüste auf 4910 m. Unser absoluter Höhenrekord auf dieser Reise

Mirador de los Andes - 4910 m 
Foto: Werner

Mirador de los Andes - 4910 m
Foto: Werner

Und dann erreichen wir die Passhöhe auf fast 5000 m. 4910 zeigt die Höhenangabe auf dem Stein an. Es ist kalt und die Sicht leider sehr schlecht.
Eigentlich sollte man hier drei Vulkane sehen, aber es gibt nur wolkenverhangene Berge zu sehen, dort wo die angeschriebenen Steine hinzeigen.

Wir sind schnell zurück beim Bus und ab jetzt geht es bergab. In unzähligen Serpentinen schlängelt sich der Weg hinunter nach Chivay. Das kleine Dorf mit ca. 5000 Einwohnern liegt auf 3600 m und ist der Ausgangspunkt für unseren morgigen Ausflug ins Colca-Tal.

Die grünen Pflanzen die wie Moos aussehen, sind kleine Büsche, die nur einen cm pro Jahr wachsen - und von den Vicunas geschätzt werden.
Foto: Beat

Die grünen Pflanzen die wie Moos aussehen, sind kleine Büsche, die nur einen cm pro Jahr wachsen - und von den Vicunas geschätzt werden.
Foto: Beat

Ankunft in Chivay 
Foto: Beat

Ankunft in Chivay
Foto: Beat

Wir checken nur kurz im Hotel ein und holen unsere Badehosen aus dem Koffer. Schon sind wir wieder unterwegs zum Thermalbad. 37 Grad warm ist es und es ist ein traumhaftes Gefühl, auf 3600 m inmitten gewaltiger Berge, unter einem fast vollen Mond im heissen Wasser zu liegen. Als dann Xenia auch noch eine Runde Pisco sour mit Kaktusfrucht, statt Zitrone besorgt, ist unser Glücksgefühl wieder einmal kaum zu toppen.

Später im Hotel verziehe ich mich direkt in mein kleines Häuschen. Das Hotel besteht aus lauter kleinen Steinhäuschen. Und weil es hier auf der Höhe so kalt ist und die Heizung nicht gar so perfekt funktioniert, gibt es sogar heizbare Betten.

Thermalbad in Chivay - ein must

Thermalbad in Chivay - ein must

Pisco sour im Thermalbad - das macht Stimmung. Foto: Xenia

Pisco sour im Thermalbad - das macht Stimmung. Foto: Xenia

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum dritten Mal fliege ich mit einer Reisegruppe nach Peru. Neue Teilnehmer bedeuten eine neue Reise. Jeder sieht das Land mit seinen Augen, erlebt seine eigenen Abenteuer. Ich werde auch dieses Mal wieder von den Erlebnissen der Gruppe berichten. Den Freunden und Angehörigen etwas von der Reise erzählen. Reisen Sie mit, lassen Sie sich inspirieren.
Details:
Aufbruch: 23.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.09.2014
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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