Auf nach Peru
Islas Ballestas
Letzter Tag, noch einmal früh aufstehen.
Nach dem Frühstück fahren wir los, Richtung Küste. Auf beiden Seiten der Strasse breiten sich grosse Anbauflächen aus. Baumwollfelder und riesige Zwiebelfelder. Auf einigen wird gearbeitet, auf anderen warten volle Säcke auf den Abtransport.
Nach eineinhalb Stunden erreichen wir das Meer. Beim Hotel Libertador halten wir an. Wow.... Das Hotel hat 5 Sterne und einen fantastischen Garten. Exotische Blumen, akurat gestutzte Bäume, kurz geschnittener Rasen, ein grosser Pool und viele leere Liegestühle laden ein. Die Zimmer mit Terrasse und Aussicht auf den Garten und das Meer. Hier könnte es einem richtig wohl sein. Werni möchte gleich einziehen. Doch damit wird heute nichts, die Cormoran erwartet uns.
Bald fahren wir hinaus aufs Meer, das hier überraschend ruhig ist. Ja wir haben auch hier wieder einen wunderbaren Tag erwischt. Vom Himmel strahlt die Sonne, das Meer ist ruhig und tiefblau.
Nach einer halben Stunde erkennen wir am rechten Ufer eine grosse Vogelkolonie und als wir näher kommen, sehen wir, dass hier hunderte von Pelikanen wohnen. Mit ihren grossen Schnäbeln sehen sie imposant aus, wie sie da so herumstehen. Wenn sie fliegen, gleiten sie. Majestätisch mit einem Flügelschlag und in perfekter Formation gleiten ein paar Vögel heran.
Kaum haben wir die Pelikane hinter uns gelassen, erkennen wir an der Flanke des Hügels den Candelaber. El candelabre, in den Sand gescharrt. Auch die Entstehung dieses Bildes ist ein Geheimnis. Man weiss nicht einmal, wann es entstanden sein könnte. Ob es aus der Paracas-Kultur stammt, oder der Inkazeit. Oder ob es gar in neuer Zeit erstellt wurde.
Wir nehmen wieder Geschwindigkeit auf und erreichen nach kurzer Zeit die Islas Ballestas. Ein paar Felsen vor der Küste. Bewohnt von Millionen von Vögeln. Als erstes fallen die schönen Blaufuss-Tölpel auf. Mit den schwarzweissen schön gezeichneten Flügeln und dem weissen weichen Körper und den blauen Füssen und Schnäbeln. Dazwischen schön gezeichnete graue Vögel mit gelben Schnäbeln und blauen Augen.
Dort watscheln ein paar kleine Humboltpinguine Richtung Wasser. Über uns tausende Kormorane und auf dem Felsen vor uns starten und landen sie. Sie stürzen ins Wasser, kreisen um uns, stossen Schreie aus und wir wissen überhaupt nicht mehr, wohin sehen, wohin die Kamera richten. Staunend stehen wir im Boot.
Beat neben mir ist dauernd dabei, sein Objektiv zu wechseln. Das Riesige um die Vögel heranzuzoomen, das Normale, um Bilder mit den ganzen Felsen zu schiessen, eine Übersicht aufs Bild zu bekommen. Zum Glück hilft ihm Doris dabei, damit alles ganz schnell gehen kann.
Und dann sehen wir sie auf den Felsen liegen: Die Seelöwen und Seehunde. Die meisten so müde, dass sie kaum aufsehen mögen. Andere in stolzer Stellung, Kopf erhoben, um ihren Status zu zeigen.
'Schau dort!'
'Hast du den gesehen?'
'Und hier der Kleine!'
Dort taucht ein Kormoran pfeilschnell kopfvoran ins Wasser, da streiten sich zwei um eine Beute, da drüben macht ein Seehundmännchen dem anderen den besten Platz streitig. Es gibt rundum so viel zu sehen, zu kommentieren.
Das Schiff geht nahe an die Felsen, kehrt um, dreht sich, um jedem die beste Sicht zu geben, jedem eine gute Foto zu ermöglichen.
Wir fahren um die Felsen herum, hier gibt es weitere Seelöwen, noch mehr Vögel, und noch mehr Gestank. Auf diesen Felsen wird der berühmte Guanodünger geerntet. Irgendwann vor langer Zeit habe ich einmal in der Schule von diesem Vogelscheissdreck gelernt, der von der Küste Südamerikas kommt. Nie hätte ich gedacht, dass ich irgendwann einmal selber hier sein würde. Die Vögel haben die Menschen reich gemacht, die mit diesem Dünger Handel treiben. Ausser ihnen ist das Betreten der Inseln verboten.
Eigentlich sind es nur ein paar Felsen, die hier aus dem Wasser ragen. Niemand weiss, wie viele Vögel hier wohnen, aber man schätzt um die 8 Millionen.
... und wenn die Wellen den Blick auf die Steine freigeben, sieht man für einen kurzen Moment weitere Meeresbewohner bevor die Wellen wieder zurückschlagen.
Foto: Beat
Foto: Beat
Foto: Beat
Nach einer Stunde nimmt unser Boot Kurs auf, Richtung Küste.
Wir besteigen den Bus und fahren nach Lima. Vier Stunden dauert die Fahrt. Noch einmal vorbei an grossen Feldern. Wir können Artischocken erkennen. Bananen, Mais.
In einem kleinen Dorf geraten wir in einen Stau. Der ganze Verkehr steht still, wir können nicht in die Strasse einbiegen. Irgendwo weit vorne muss etwas passiert sein, auch aus der Gegenrichtung kommt kein Lastwagen mehr daher. Kleine Mototaxis wuseln sich trotzdem durch, die grossen Räder stehen still. Eigenartig, wie schnell da im Bus Hektik aufkommt. "Reinfahren, blockieren, vorwärts!"
Wo ist jetzt all die Gelassenheit hin, das tolerieren? So schnell geraten wir wieder in unser Schema. Alles muss richtig ablaufen, es kann nicht sein, dass ein kleines Mototaxi sich entgegen allen Regeln auf der Gegenfahrbahn ein paar Meter Vorsprung verschafft und an der Kolonne vorbei in die nächste Seitenstrasse einbiegt. Zum Glück gibt es eine geschlossene Türe zum Chauffeur, abgesehen, dass der unsere Aufforderungen auch gar nicht verstehen würde. Nach einer halben Stunde geht es weiter. Langsam bewegt sich die Autokolonne, wir können einbiegen. Es geht weiter und die Welt ist wieder in Ordnung. Später fahren wir an ein paar Polizeiautos vorbei. Was genau den Stau verursacht hat, können wir nicht entdecken.
Durch den ganzen Stau hat er sich mit seiner langen Ladung mit dem Fahrrad durchgekämpft und die richtige Abzweigung erwischt.
Foto: Beat
Dafür hat uns der Stau ermöglicht, allerlei Kleingewerbe am Strasssenrand zu entdecken. Dort der Autoteile-Verkäufer, da der Schreiner, der seine halbfertigen Arbeiten am Strassenrand aufstellt.
Bald kommen wir auf die Autobahn und jetzt geht es zügig vorwärts. Wir erreichen Lima, fahren hinunter zum Strand und halten auf dem Parkplatz der Rosa Nautica, dem Restaurant, das mit seinem Pier hinaus ins tosende Meer ragt. Oben an der Klippe erkennt man Larcomar. Dort haben wir am ersten Tag unserer Reise einen entspannten Nachmittag verbracht. Der Kreis hat sich geschlossen. Wir sind wieder am Anfang. Und doch sind wir nicht mehr die Gleichen wie vor drei Wochen. So viel Spannendes haben wir erlebt. Viel Schönes gesehen. Viele Überraschungen, Abenteuer, Emotionen, Anstrengungen überstanden.
Wir kehren ein zu einem späten Mittagessen.
Bei der Fahrt zum Flughafen wird unsere neu gelernte Gelassenheit noch einmal auf eine grosse Probe gestellt. Fast 90 Minuten dauert die Fahrt. Die Strassen sind verstopft wie selten und stellenweise bleiben wirklich alle Räder still.
Auf dem Flugplatz angekommen, stauen sich die Passagiere vor den Check-In-Schaltern und dann dauert die Abwicklung mit dem Gepäck teilweise sehr lange. Geduld ist angesagt... doch letztlich funktioniert alles.
Anstatt noch lange im Flughafenrestaurant zu sitzen und auf den Abflug zu warten, kann jetzt gleich zum Gate durchgegangen werden. Zuerst noch eine kurze Verabschiedung, Abrazos, Besos, Umarmungen, Küsse, Adios, By By, nos vomos, wir sehen uns und dann stehen René und ich alleine in der Halle.
Im Schaufenster entdeckt: Der Ekeke
Im Moment wüsste ich nicht, welchen Wunsch ich ihm um den Hals hängen sollte: wunschlos glücklich.
Aufbruch: | 23.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2014 |