Auf nach Peru

Reisezeit: August / September 2014  |  von Beatrice Feldbauer

Ankunft im Regenwald

Kaum eingeschlafen, holt mich der Weckruf des Hotels aus dem Bett. Um vier Uhr fahren wir zum Flughafen. Zurück geht es über die Anden, die im Morgenlicht wieder fantastisch erstrahlen und um Acht Uhr steigen wir in Iquitos aus dem Flugzeug. Auch wenn ich es erwartet habe, überrascht mich die Hitze doch auch heute wieder. Wir räkeln uns der Sonne entgegen, geniessen die Wärme, die sich jetzt in unsere Körper einnistet und uns nicht so schnell wieder verlässt.

Vor dem Flughafen erwartet uns Keyla mit den drei Guias May, Leo und Reynel.
Keyla ist seit ein paar Monaten die Chefin der Lodge und hat in den letzten Wochen den Ablauf unseres Aufenthaltes organisiert. Unsere Koffer gehen mit zwei Taxis unter Aufsicht von Keylas Vater, der Polizist ist und ein Motorrad fährt, ins Büro nach Iquitos. Für uns und unser Handgepäck wartet ein Bus, der uns zuerst zu einem einfachen Restaurant bringt, wo das Frühstück bereit steht. Frische Fruchtsäfte, Brot, Marmelade und Konfitüre und selbstverständlich Huevos fritos, Spiegeleier, ohne die ein Tag in Iquitos nicht beginnen kann.
"Geniesst eure letzte Mahlzeit in der Zivilisation", warnt May, "ab jetzt seid Ihr selber für Eure Verpflegung zuständig. Jagen, Fischen und Früchte sammeln ist angesagt."

Der Frühstückstisch ist gedeckt      Foto: Beat

Der Frühstückstisch ist gedeckt Foto: Beat

Natürlich erhöht das die Spannung und wir steigen in den Bus, der uns nach Nauta bringt. Hier besuchen wir zuerst das Sapi Sapi, ein kleiner See in dem Wasserschildkröten leben. Leo besorgt in der nahen Bäckerei ein paar Brote und damit locken wir sie an. Doch nicht nur Schildkröten kommen daher geschwommen, auch ein paar riesige Fische schnappen sich die Brotstücke. In ihrem breiten Schlund verschwinden die Brocken wie Brosamen. Es sind junge Paiche - Welse, die grössten Süsswasserfische die es gibt. Im Amazonas sind die leider immer seltener anzutreffen, darum gibt es jetzt immer öfters Fischfarmen, in denen sie gezüchtet werden. Und genau das gibt es zum Mittagessen: Paiche mit fritierter Yuca, und Palmherzensalat. Es galt also noch nicht ernst mit dem selber Fischen, es hat für einmal genügt, die Fische zuvor zu füttern.

Sapi Sapi in Nauta

Sapi Sapi in Nauta

Paiche - der grösste Süsswasserfisch    Foto: Beat

Paiche - der grösste Süsswasserfisch Foto: Beat

Doch vor dem Mittagessen schlendern wir noch durch den kleinen Markt, der zwar bald fertig ist, aber auf den verbliebenen Ständen gibt es doch das eine odere andere zu bestaunen. Ein Krokodilbein zum Beispiel, das auf dem Grill liegt, Früchte, die wir noch nie gesehen haben. Reynel erklärt sie, schneidet sie an und gibt zu probieren.

Einschiffen - es geht los.

Einschiffen - es geht los.

Wie Sardinen - ohne Oel - aber voller Spannung

Wie Sardinen - ohne Oel - aber voller Spannung

Frisch gestärkt steigen wir nach dem feinen Mittagessen in das Boot das uns hinaus in die Wildnis bringen soll. Und jetzt ist es auch Zeit, meiner Reisegruppe zu erzählen, dass wir nicht meine Lodge ansteuern werden, sondern eine andere Lodge in der gleichen Gegend, am Yarapa-Fluss. Weil diese Lodge etwas weiter weg liegt, haben wir ein schnelles Boot angemietet und auch wenn wir uns darin, eingemummt in die Rettungswesten wie in einer Sardinenbüchse vorkommen, erreichen wir nach einer knappen Stunde die Lodge. Leider erlaubt uns die Enge im Boot und der Lärm des Motors kaum, Erklärungen abzugeben und so zeigen wir den Zusammenfluss von Maranon zum Ucayali, wo der Amazonas beginnt und später das letzte Bungalow meiner alten Lodge nur mit Handzeichen. Wir fahren an meiner Lodge vorbei, folgen noch eine Weile dem Ucayali und biegen dann in den kleinen Nebenfluss Yarapa, wo die Lodge liegt, die wir für unseren Aufenthalt gemietet haben.

Hier bin ich mindestens so gespannt, wie meine Gäste. Es ist eine grosse Lodge die bestimmt schon bessere Zeiten gesehen hat. Der Aufenthaltsraum ist gross und hoch und mit Netzen komplett umschlossen. In den Bungalows, die teilweise hinter Bäumen und Sträuchern versteckt liegen sind die Betten bereit mit Moskitonetzten umschlossen. Schade, ist meine Lodge nicht bereit, wir sind noch immer am Bauen. Auch der Zugang durch den Sumpf ist noch nicht geregelt und auch mit Gummistiefeln sehr schwerfällig. Aber der Ort an dem wir eingetroffen sind, ist ein guter Ersatz. Wir sind mit all unserer Belegschaft eingezogen. Segundo, Papa Horacio und die Köchin sind da mit zwei Bootsjungen. Das Geschirr haben sie mitgebracht und sogar an die Tischtücher haben sie gedacht.
Natürlich erkunden wir erst einmal alle unsere neue Umgebung und dann ist vor allem der Hängemattenraum sehr gefragt.

Noch ist der Hängemattenraum leer.

Noch ist der Hängemattenraum leer.

Später laden uns die Guias zu einer ersten Expedition zum Sonnenuntergang ein. Wir besteigen die schmalen Boote und fahren zurück zum Ucayali. Hier locken die Guias mit ihrem Pfeiffen die Flussdelfine an und schon bald sehen wir sie überall auftauchen zum Luft holen. Sie sind neugierig, erzählt Leo, sie wollen sehen, wer da ist. Gleichzeitig sind die aber auch scheu und nähern sich nicht zu sehr den Booten. Auch können sie nicht springen, man sieht nur ihre Rückenflosse durchs Wasser gleiten und gleich darauf zeigt ein Studel, dass da gerade ein Delfin abgetaucht ist. Fotografieren ist also sehr schwierig.

Über uns wölbt sich der riesige Himmel, der wie meistens mit Wolken bedeckt ist. Regenwald bedeutet Regenwolken und immer wieder andere Formationen. Durch diese Wolken schickt die Sonne ihre letzten Strahlen und taucht die ganze Flusslandschaft in ein magisches Licht.

Was macht der Hase am Himmel?

Was macht der Hase am Himmel?

Auf dem Rückweg strahlen die Guias mit ihren Taschenlampen unter die Büsche, um vielleicht die leuchtenden Augen eines Lagartos (Krokodil) zu entdecken. Einer muss dabei zu wenig voraus geschaut haben, denn plötzlich knallt das Boot in einen Ast, der halb in den Fluss ragt. Ein Schrei und es herrscht ein ziemliches Durcheinander auf dem Boot. Fast wären Wörni und Werner über Bord gegangen. Es hätte leicht schlimmer enden können, doch zum Glück endet dieses Abenteuer mit ein paar Schürfungen und Prellungen und einem kleineren Schock bei einigen Gästen. In unserem Boot herrscht derweil anderseits Aufregung. Ein Fisch ist nämlich René direkt vor die Füsse gesprungen. Somit hätte er seinen Beitrag zum Nachtessen bereits geleistet.

So fängt man Fische!

So fängt man Fische!

Zum Nachtessen gibt es Patarashka. In Blättern gegarter Fisch mit frischem Salat, fritierten Bananenscheiben und kleinen zuckersüssen Babybananen zum Dessert.

Eine Erklärung zu den Namen
Wir haben 3 Werner in der Gruppe. Zum besseren Verständnis haben wir uns auf folgende Namensgebung geeinigt: Wörner aus Malters, Werner aus Wilen/Wollerau und Werni aus Kerns.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum dritten Mal fliege ich mit einer Reisegruppe nach Peru. Neue Teilnehmer bedeuten eine neue Reise. Jeder sieht das Land mit seinen Augen, erlebt seine eigenen Abenteuer. Ich werde auch dieses Mal wieder von den Erlebnissen der Gruppe berichten. Den Freunden und Angehörigen etwas von der Reise erzählen. Reisen Sie mit, lassen Sie sich inspirieren.
Details:
Aufbruch: 23.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.09.2014
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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