Auf nach Peru
Condore
Schon wieder klingelt mich der Weckdienst früh aus dem Bett. Die Condore warten nicht. Darum gibt es im Casa Andina in Chivay ein sehr frühes Frühstück und um sechs Uhr fahren wir bereits los. Ich glaube, dass alle nach den heissen Thermalquellen gut geschlafen haben. Und auch wenn die kleinen Hütten, aus denen das Hotel besteht, nicht wirklich gut geheizt sind, so haben doch die Heizdecken geholfen, dass niemand frieren musste. Denn kalt wird es in der Nacht in dieser Höhe.
Unser Bus bringt uns bis zum Kontrollposten, der die Fahrzeuge kontrolliert, die ins Colcatal wollen. Und hier werden wir angehalten. Orlando, der Busfahrer und Xenia, unsere Guia, bringen es nicht fertig, den Polizisten zu überzeugen, uns ins Colca-Tal fahren zu lassen. Erst als René M. sich einmischt, erfährt er dass unserem Bus die Bewilligung fehlt, in das Tal einzufahren. Und im Laufe des Gespräches ergibt sich, dass Jaime, unser erster Chauffeur das fehlende Dokument bei sich hat. Doch Jaime ist längst in Lima. Nach einem gut halbstündigen Palaver einigt man sich, uns weiterfahren zu lassen. Bis zum Mittag muss aber das fehlende Dokument per Fax bei der örtlichen Polizei eingehen.
Ausserdem kommt auch aus, dass unser Bus nur kontrolliert wurde, weil er von auswärts kommt. Die einheimischen Busse werden längst nur noch durch gewunken.
Foto: Beat
Das Tal der Terrassen
Foto: Beat
Wir fahren ins Colca-Tal. Es sind gut 70 km bis zum Cruz del Condor und die Hälfte der Strecke ist asphaltiert. Aber die andere hat es in sich. Dass ein Bus eine solche Strasse überhaupt befahren könnte, käme uns in der Schweiz überhaupt nicht in den Sinn. Höchstens ein Offroader. Wir rütteln und schütteln über die Strasse, der Chauffeur würgt den Bus über die Steine und die Stossdämpfer schlagen, die Achsen stöhnen und wir staunen. Den obligatorischen Fotohalt haben wir wegen der Verzögerung gestrichen und erreichen nach zwei Stunden das Cruz del Condor, den Ort, wo die Condore jeden Morgen in der Thermik in den Himmel steigen. Und sie fliegen bereits. Wir steigen aus dem Bus, Fotoapparate gezückt - und sind ergriffen.
Das Kreuz des Condors
Die riesigen Vögel lassen sich über der Schlucht in die Höhe tragen. Ein Flügelschlag genügt, um sie über das ganze Tal gleiten zu lassen. Bis zu 8 Stück kann ich gleichzeitig in der Luft erkennen und da unten hocken drei auf einem Stein und helfen sich gegenseitig bei der Morgentoilette. Es ist ein wunderschöner Tag. Blauer Himmel, weisse Wolken, kühl zwar, aber sehr klar. Natürlich sind wir nicht die einzigen, gegen 50 kleinere und grössere Busse stehen auf den beiden Parkplätzen, aber die Leute verteilen sich recht gut, so dass man sich nicht gegenseitig die besten Plätze streitig machen muss.
Nach einer Stunde ist die Flugshow vorbei, man kann sich noch kurz das Angebot der Verkäufer ansehen, die selbstverständlich auch hier ihre Pullover, Schals, Mützen und Anhänger verkaufen und dann fahren wir zurück.
Foto: Beat
Foto: Beat
Foto: Beat
Foto: Beat
Unser Bus - 36 Sitze für 14 Personen - superbequem
Xenia erzählt von den Condoren. Sie können bis zu 50 Jahre alt werden. Sie leben von Aas und suchen sich ihre Nahrung nicht nur hier im Canon sondern fliegen bis zur Küste, die hier ca. 140 km entfernt ist. Allerdings brauchen sie Platz zum Fliegen, zum Starten. Sie brauchen den Aufwind. Wie immer wenn man Tiere in ihrer eigenen Umgebung erleben darf, sind wir ganz ergriffen, von dem Schauspiel, das wir soeben erleben durften.
Auf der Rückfahrt geniessen wir noch einmal das wunderbare Tal. Es wurde schon lange vor den Inkas mit Terrassen fruchtbar gemacht. Eigentlich besteht das ganze Tal aus Terrassen. Auf allen Lagen wird seit Jahrhunderten Kartoffeln, Mais, Quinoa und viele andere Gemüse und Früchte angebaut. Es gibt ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das das wenige Wasser, das sich in kleinen Bergbächen sammelt, auf die verschiedenen Terrassen verteilt. Ganz unten fliesst der Fluss. Beim Cruz del Condor ist die Schlucht relativ eng und gut 1000 m tief. Jetzt auf der Rückfahrt weitet sich das Tal wieder, man kann bis auf den Tal-Grund sehen.
Wir machen den einen oder anderen Fotohalt und besichtigen die Kirche von Maca. Natürlich auch den kleinen Markt davor, denn wo immer Touristen in diesem Land anhalten, finden sich ein paar Händler ein, die ihre farbigen Sachen verkaufen wollen. Hier hat sich mit der Zeit ein bunter Markt entwickelt. Hauptattraktion ist ein alter Mann mit einem Adler, den er den Leuten auf die Schulter und auf den Kopf stellt. Vor 21 Jahren hat er ihn gefunden, verletzt und nicht mehr fähig zu fliegen. Er hat ihn gepflegt und gefüttert und er ist ihm treu geblieben. Und er hat ihn zum reichsten Mann des Dorfes gemacht. Inzwischen hat er zwei Nachahmer gefunden und so kommt es, dass heute drei Vögel für Fotosessions angeboten werden, was vielleicht nicht ganz im Sinne des Tierschutzes ist. Jedenfalls nicht so wie wir ihn verstehen.
Die Kirche von Maca im Colcatal
Ein Blick in die Kirche
Foto: Beat
Ein Vogel steht jedem gut...
Nachdem die Kirche besucht, die Fotos geschossen, die Souvenirs gekauft sind, fahren wir weiter, zurück nach Chivay. Hier kehren wir in einem der Touristenrestaurants mit Buffet-Angebot ein und geniessen ein feines Mittagessen. Wir machen noch kurz einen Besuch auf dem kleinen einheimischen Markt, plaudern mit ein paar Marktfrauen, studieren das Angebot und steigen wieder in den Bus.
Mittagessen
Valentina mit ihrem Marktstand
Mais, Bohnen und Quinoa sind im Angebot
Figuren in der Hauptstrasse von Chivay
Foto: Beat
Und dann geht es weiter. Zurück über den Pass auf 4910 m, über den wir schon gestern gekommen sind. Schon von unten sah man, dass sich die schwarzen Wolken über den Bergen verdichtet haben, als wir oben sind, fängt es leicht an zu schneien.
Noch nimmt die Erde den Schnee nicht an, noch ist er vermischt mit Regen, aber es ist saukalt draussen. Bei der Kreuzung halten wir wieder an für einen frischen Tee und einen Gang zur Toilette, aber auch hier ist es sehr kalt und windig. Draussen können wir auf der Weiterfahrt das eine oder andere Mal Vicunas erkennen, aber es ist zu ungemütlich, als dass wir anhalten und aussteigen möchten.
Mate Mixta mit CocaBlättern und wilder Pfefferminze
Haltestelle auf 3900 m bei einem heissen Mate Mixta
Nach zwei Stunden erreichen wir Arequipa. Das heisst, lange Zeit fahren wir durch Vororte. Häuser die nicht fertig gebaut wurden, provisorische Gebäude, schlecht unterhaltene Strassen, ein Verkehrschaos und die omnipräsenten Wahlplakate prägen die Strasse. Es sind die neuen Siedlungen, die sich in Peru um jede Grossstadt ansammeln. Es ist Samstag-Abend und darum ist der Verkehr noch grösser als an einem Wochentag. Und dort steigt gerade ein Fest mit Lautsprecherdurchsagen, Musik und einer Menschenansammlung, durch die sich Autos und Mototaxis drängen. Eine Wahlveranstaltung mit Gratis-T-Shirts und Luftballonen.
Foto: Beat
Foto: Beat
Foto: Beat
Irgendwann erreichen wir das Hotel in der Innenstadt und beziehen unsere Zimmer.
René M. hat im Restaurant 'Zig Zag' einen Tisch reserviert, aber bevor wir da einkehren, machen wir einen kurzen Spaziergang zur Plaza de Armas und zur Kathedrale. Es ist viel los auf dem Platz, vor der Kathedrale sind Stände mit Büchern aufgebaut. Es scheint eine Buchmesse zu sein.
Nachdem wir eine ganze Weile gestaunt und uns umgesehen haben, kehren wir zum Nachtessen ein. Alpaka vom heissen Stein, die Spezialität des Hauses lassen wir uns schmecken. Und dazu ein feines Glas Rotwein. Denn heute haben wir die Höhe verlassen, Arequipa liegt auf 2350 m. Das ist inzwischen schon fast wieder normale Höhe.
Vor der beleuchteten Kathedrale - es ist schon fast Vollmond
Im Restaurant Zig Zag - wieder einmal ein Gelage
Mein extremer (aber feiner) Apero: Tripple-sour
Alpaka vom heissen Stein - mit allem Zubehör - mmmmmmh
Aufbruch: | 23.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2014 |