Auf nach Peru
Fahrt nach Nasca
Früh werden wir heute geweckt und früh steht der Bus vor dem Hotel. Er wird uns zum Busbahnhof fahren, zum Terrapuerto von Arequipa. Wir nehmen heute den offiziellen öffentlichen Bus für eine Non-Stopfahrt nach Nasca.
Sie sind bequem, die Sitze im Doppelstöcker-Bus und für uns sind alle im oberen Bereich auf der linken Seite. Natürlich ist das kein Zufall, Rene hat darauf geachtet, dass alle die tolle Aussicht auf das Meer geniessen können.
Doch vorerst fahren wir zur Stadt Arequipa hinaus. Wieder durch endlose nicht fertige Vororte. Arequipa hat eine Million Einwohner und täglich werden es mehr. Die Stadt zieht wie alle grossen Städte, durch die wir gekommen sind, Landarbeiter an, die sich in der Stadt ihr Glück versprechen.
Ein letzter Blick vom Dach des Hotels hinunter in den Hof.
Auszug aus dem Hotel
Foto: Beat
Auf dem Busbahnhof - Terrapuerto
Foto: Beat
Was für eine Zukunft erwartet die Menschen in diesen neuen Siedlungen?
Die Gesetze sehen vor, dass man ein Stück Land 5 Jahre bewohnt haben muss, dann gehört es einem. Allerdings muss man erst beweisen, dass man bereits so lange da wohnt. Darum sieht man überall um die Städte herum kleine Häuser, provisorische Mauern, oder abgesteckte Terrains mit einer windschiefen nur mit Plachen und Schilfmatten begrenzten Hütte. Je weiter entfernt von der Stadt, je schiefer sind die Hütten. Beweisen kann man den 'Besitz' oder die Besetzung des Geländes, indem man beim Kauf von irgendwelchen Gegenständen eine Quittung ausstellen lässt, auf der die neue 'Adresse' aufgeführt wird. Sind es zuerst nur abgesteckte Hütten so fängt man irgendwann an, darin zu wohnen. Das Wasser kauft man vom Tankwagen, der mehrmals pro Woche durch die Gegend fährt und irgendwann zieht der Staat eine Stromleitung und viel später wird auch die Wasserleitung gebaut. Solche Siedlungen haben wir überall im Land gesehen. Es gibt keine Bauvorschriften, man baut, wofür man das Geld hat und wenn sich die Familie vergrössert, oder jemand heiratet, wird ein neuer Raum aufgebaut.
Erzählt hat uns davon mehr als ein local Guide.
Hier draussen also werden neue Quartiere entstehen. Mitten im Nichts, in einer Steinwüste wo kaum mehr ein Blatt wächst. Und sie werden Namen haben wie 'Nueva Esperanza', 'Buena Vista' und erzählen von der Hoffnung der Menschen auf ein besseres Leben. Wir fahren Richtung Süden und irgendwann gibt es keine neuen Siedlungen mehr. Nur noch Steinwüste. Und dann läuft da plötzlich ein Mann mitten im Nichts daher. Er kommt vom nichts und geht ins nichts. Ein eigenartiges Bild.
In dieser Ebene wo nichts mehr ist, hab ich einen Mann gesehen, der mitten durch die Ebene lief.
Sobald es Wasser gibt, ist die Gegend fruchtbar. Foto: Beat
Unsere Strasse führt uns in die Berge. Es geht hinauf und hinunter, wobei es deutlich mehr abwärts geht, das kann ich an der angefangenen Wasserflasche erkennen, die sich unter dem Druck zusammenzieht. Irgendwann bin ich eingeschlafen, das Buch, das ich für diese Fahrt oben in den Rucksack gesteckt hatte, kann mich nicht mehr wach halten.
Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die irgendwann eingenickt ist...
Landbesetzung
Und dann plötzlich, ich erwache und schaue auf die Uhr. Nach 3 Stunden Fahrt liegt vor uns das Meer. Der wilde pazifische Ozean schlägt mit seinen breiten und hohen Wellen ans Ufer.
Ab jetzt fahren wir entlang der Küste. Es gibt felsige unzugängliche Ufer mit hohen schäumenden Wellen, die sich an den Steinen zerschlagen und flache Sandstände mit grossen Kreisen aus Gischt die sich in weissen Schaumrändern ausbreiten. Wenn sich ein Fluss, und sei es nur ein kleines Rinnsal aus den Bergen ins Meer ergiesst, bilden sich sofort fruchtbare grüne Täler.
Die Sonne versteckt sich hinter den Dunstwolken, die um diese Jahreszeit an der Küste normal sind. So wie auch in Lima staut sich der Dunst an den Anden, die hier bis nah ans Meer auslaufen. Strahlend blauen Himmel wird man hier selten erleben, aber es ist viel wärmer als in der Höhe.
Grüne Täler und Deltas, wo Wasser fliesst.
Landbesetzung durch improvisierte Hütten auch hier
Es gibt kaum Privatwagen auf der Strasse. Wir kreuzen mit grossen Trucks, riesigen LKWs und anderen Überlandbussen. Wenn kein Gegenverkehr in Sicht ist, braucht unser Bus in den Kurven die ganze Strasse, wenn etwas entgegenkommt, weicht man sich problemlos aus.
Am Morgen gab es einen kleinen Imbiss, den ich so bald nach dem Frühstück, unangetastet wieder zurückgebe. Nur den Becher Saft nehme ich gern entgegen. Nach ein Uhr verteilt die Hostess ein Mittagessen. Ein kleines Stück Pouletfleisch mit viel Reis und Kartoffeln. Viel mag ich nicht essen, aber es tut trotzdem gut, etwas in den Magen zu bekommen. Zum Glück habe ich gestern auf dem Markt in Arequipa noch ein paar Mandarinen gekauft, die helfen über die lange Strecke. Jeder hat sich auf seine Weise für die Fahrt eingedeckt. Irgendwann verteilt René M. zur Aufmunterung ein paar Schokoladebonbons. Sie werden gerne angenommen.
Ein einsamer Fischer am Strand
Foto: Beat
dem Adlerauge von Beats Kamera entgeht nichts - Pelikane am Strand
Foto: Beat
Irgendwo am Meer ein kleines Dorf
Ankunft in Nasca
Die Fahrt ist Non-Stopp. Nach vier Stunden gibt es einen kurzen Halt, der Chauffeur wird ausgewechselt und nach weiteren vier Stunden kommt wieder der erste ans Steuer. Sonst gibt es keinen Halt. Ein einfaches WC für das kleine Geschäft ist im Bus, das grosse muss warten.
Irgendwann verlassen wir die Küste, fahren zurück ins Landesinnere. Steinwüste. Und dann, gegen fünf Uhr, nach gut neun Stunden Fahrt verkündet die Hostess, dass wir in Kürze in Nasca eintreffen werden. Sie bittet, alles mitzunehmen und schon schwenkt der Bus in den Busbahnhof von Nasca ein. Wir sind am Ziel.
Jetzt noch ein kurzer Fussmarsch zum Hotel und schon bald sind alle in ihren Zimmern verschwunden. Ausruhen, bereitmachen fürs Nachtessen ist angesagt.
Innenhof im Casa Andina, Nasca
Nachdem wir alle wieder frisch und voller Tatendrang sind, geht es in ein nahes Restaurant zum feinen Nachtessen.
Danach stürzen sich ein paar ins Nachtleben. Nachtclub und Karaoke, was das Herz begehrt.
Ein feines Nachtessen muss einfach sein.
PS
Falls jemand findet, dass wir dauernd am Schlemmen sind, STIMMT, die Küche Perus ist berühmt für ihre Variantenvielfalt. Sie gilt als die beste von Südamerika.
Aufbruch: | 23.08.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 12.09.2014 |