Auf nach Peru

Reisezeit: August / September 2014  |  von Beatrice Feldbauer

Iquitos

Wie haben wir das bequeme Bett genossen, die warme Dusche, das klimatisierte Zimmer. Und doch, irgendwie ist es schade, dass wir zurück in der Zivilisation sind. Um neun holen uns unsere Guides in der Hotellobby ab, wir starten zur Stadtführung. Zuerst geht es zu Fuss zum Plaza de Armas, dem Hauptplatz. Hier steht das Eisenhaus, gebaut nach Plänen von Gustave Eifel und wenn man es von nahe betrachtet erkennt man, dass es genau wie der Eifelturm gebaut ist und von eisernen Nieten zusammengehalten wird. Vor der Kirche mit ihrer Uhr aus der Schweiz stellen wir uns wieder einmal zur Gruppenfoto auf.

Das Casa de hierro - Eisenhaus

Das Casa de hierro - Eisenhaus

Die Gruppe ist entspannt...

Die Gruppe ist entspannt...

... die Fotografen hoch konzentriert.

... die Fotografen hoch konzentriert.

Danach besuchen wir das neue Museum. Hier werden die verschiedenen Eingeborenen-Stämme mit ihren Traditionen gezeigt. Eindrücklich ist es, wie in den traditionellen Handarbeiten einfache natürliche Materialien zu wunderschönen rituellen Gegenständen verarbeitet werden. Bei dieser Gelegenheit erzählt Leo, dass seine Familie ursprünglich von den Yahuas abstammt. Sein Sohn hätte sich zuerst geweigert, diese Tatsache zu akzeptieren, aber heute im Alter von 20 Jahren ist er stolz auf seine Abstammung und möchte nun auch die Sprache erlernen.

Nach dem Museum fahren wir mit den allgegenwärtigen Mototaxis nach Belen zum grossen Markt, der jeden Tag hier stattfindet. "Passt auf Eure Sachen auf, bleibt bei der Gruppe und achtet aufeinander", empfiehlt May. Auch sollte man möglichst keine modernen Handys zeigen. Zwei Goldketteli verschwinden diskret in den Handtaschen und dann geht es los. Es gibt kaum etwas, was auf dem Belen-Markt nicht gekauft werden kann.

Mit Leo im Mototaxi auf dem Weg nach Belen

Mit Leo im Mototaxi auf dem Weg nach Belen

Alle Dinge des täglichen Gebrauchs werden angeboten. Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch. Mitten in der Fleischhalle spielt eine improvisierte Rhythmusband und ihre Klänge animieren zum Mittanzen. Es gibt so viel zu bestaunen, dass wir kaum wissen, wohin wir sehen, was wir aufnehmen können. Da glotzt uns eine Kuh aus einem Fleischbrocken aus an, dort werden Hörner abgehackt und Haxen zersägt. Dort liegt ein ausgenommenes Gürteltier, da rekeln sich ein paar Suris im Sägemehl. Es gibt sie auch am Spiess zu kaufen und ganz wagemutige wie Beat und Werni trauen sich, sie zu essen. Schmeckt ganz gut, etwas ungewohnt in der Konsistenz, aber fein im Geschmack. Fische werden angeboten. Runde rote Piranas, schwarze Katzenfische, grosse schön gezeichnete Welse. Und über allem thronen die Geier. Sie warten bis der Markt zu Ende ist, und sie sich an den Überresten gütlich tun können.

Suris am Spiess

Suris am Spiess

Wir kommen derweil in die Strasse der Schamanen. Hier werden wohlriechende Kräuter und Hölzer angeboten. Medizin in natürlicher Form oder in Flaschen und Töpfe abgefüllte Dschungelmedizin. Dazu rituelle Gegenstände und mitten drin auch immer wieder mal ein Stand mit reinem Kitsch. Auch hier, viel mehr als man mit einem Durchlaufen überhaupt aufnehmen kann.

Auf dem Schamanenmarkt

Auf dem Schamanenmarkt

Wir verlassen den Markt und gelangen immer tiefer hinein in die Wohnquartiere von Belen. Deutlich kann man erkennen, dass das Fussballfeld das wir überqueren, am Ende der Regenzeit im Wasser steht. Die Stelzen, auf denen die Häuser stehen, werden immer höher, bis sie von Häusern abgelöst werden, die nicht auf Stelzen stehen, sondern auf Flossen gebaut sind. Sie sind zurzeit parkiert und werden mit dem steigenden Wasser zu schwimmenden Häusern werden. Überall werden wir freundlich begrüsst, man begegnet uns mit einem Lächeln und wir fühlen uns keinen Moment als Eindringlinge. Im Gegenteil, man freut sich, winkt uns zu.

Unten am Fluss Itaya erwartet uns ein Boot und so sind wir schon bald wieder auf dem Wasser unterwegs. Wir fahren den Itaya hinunter. Rechts taucht die Skyline von Iquitos auf. Unverkennbar mit der hohen blauen Bauruine auf der die Antennen der Stadt stehen, denn kein Gebäude ist höher als dieses alte Spekulationsobjekt. Dann fahren wir an den verschiedenen Häfen vorbei wo die Frachtschiffe liegen, die die Güter des täglichen Bedarf liefern. Sie kommen von Pucallpa, das sechs Schiffstage entfernt am Rio Ucayali liegt oder von Yurimaguas, zwei Schiffsreisetage entfernt am Rio Maranon. Alle Güter werden auf den Schiffen transportiert. Bald gelangen wir in den Amazonas und kurz darauf münden wir in den Rio Nanay ein, einen der wichtigen Nebenflüsse.

Hier an den kleinen Seitenarmen liegen viele Lodges und es herrscht ein emsiger Verkehr von Ausflugsbooten, kleinen Fischerbooten und einheimischen Transportschiffen die Bananen und andere Früchte für den Markt in der Stadt mitbringen.

Wir steuern das Restaurant Buffeo rosado an, wo wir das Mittagessen einnehmen werden. Schon beim Anlegen haben wir sie gesehen, die beiden Wasserscooter und vor allem Werni bekommt ganz glänzende Augen, will sofort lospreschen. Dass mit dem Geld, das er bezahlt, zuerst an der schwimmenden Tankstelle Treibstoff gekauft werden muss und er auf die Rückkehr des Scooters warten muss, kann er kaum verstehen und er wird immer aufgeregter. Warum die drei anderen Scooter nicht benutzt werden können, ist nicht ganz auszumachen. Zwei scheinen wirklich defekt zu sein, und beim dritten fehlt es wohl am Treibstoff oder am Interesse, es ins Wasser zu bringen. Und dann endlich ist der junge Boy zurück, Werni kann das Fahrzeug übernehmen und prescht schon bald über den Fluss. Kaum aufgesessen, ist er bereits hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden und es dauert Minuten, bis er wieder auftaucht. Man sieht es vom Ufer aus, Werni strahlt wie ein kleines Kind über sein neues Spielzeug. Später dreht auch Rene ein paar Runden und dann versucht es nach einigem Widerstand auch May. Zuerst als Beifahrer bei Werni und dann allein dreht er ein paar zaghafte Kreise.

Nach dem feinen Mittagessen geht es per Boot weiter. Eigentlich wollten wir das Schmetterlingshaus besuchen, streichen diesen Programmpunkt aber aus Zeitgründen und fahren zum Stamm der Yahuas, die hier ganz in der Nähe in einer kleinen Siedlung wohnen. Cesar, der Stammesführer begrüsst uns in seiner Malocha und erklärt uns, wie der Stamm lebt. Man wohnt etwas weiter im Wald in einfachen Häusern, trägt abgesehen von den Touristenvorführungen normale Kleider. Die Kinder gehen zur Schule. Die Touristenbesuche ermöglichen die Wahrung der Tradition und schon bald ziehen uns die Leute in ihre Tänze mit ein.

Cesar, der Chef der Gruppe

Cesar, der Chef der Gruppe

Eine dünne Flöte, die eine hohe Melodie spielt, begleitet von einer Trommel, dazu der Gesang der Menschen und die stapfenden Füsse, die lachenden Gesichter, unsere bemalten Wangen - es ist ein fröhliches Fest, zu dem wir eingeladen sind. Natürlich werden wir danach eingeladen, ihre Handarbeiten zu bewundern und das eine oder andere Stück zu kaufen. Halsketten, Armbänder, Pfeilbogen, Blasrohre, sie sind vielfältig, die Arbeiten, die die Leute anbieten. Von der Treffsicherheit mit dem Blasrohr dürfen wir uns persönlich überzeugen. Cesar führt alle in die Kunst des Blasrohrschiessens ein.

Bald heisst es Abschied nehmen, wir fahren zurück in die Stadt. Den letzten Abschnitt fahren wir noch einmal mit den Mototaxis.
Und dann bleibt noch kurz Zeit zum Entspannen, vielleicht eine Abkühlung im Pool.

Um sieben Uhr fahren wir mit den Mototaxis zum besten Restaurant Iquitos, das wie immer eine Überraschung bleibt. Hier verabschieden wir uns von den Guides May, Leo und Reynel die uns in den letzten vier Tagen die Geheimnisse des Dschungels gezeigt, uns bedient und begleitet haben. Mit ihrer Zuvorkommenheit überrascht, mit ihrem Charme fasziniert und trotz Sprachenbarriere manches Lächeln gezaubert haben. Sie haben uns einen Blick in ihr Leben erlaubt und uns eingeladen, ihre Freunde zu sein. Annamaria bedankt sich dafür im Namen der Gruppe für die gute Betreuung, die vielen Tipps und Informationen zum Leben im Dschungel mit all seinen Pflanzen und Tieren und für ihre Geduld und Hilfsbereitschaft.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum dritten Mal fliege ich mit einer Reisegruppe nach Peru. Neue Teilnehmer bedeuten eine neue Reise. Jeder sieht das Land mit seinen Augen, erlebt seine eigenen Abenteuer. Ich werde auch dieses Mal wieder von den Erlebnissen der Gruppe berichten. Den Freunden und Angehörigen etwas von der Reise erzählen. Reisen Sie mit, lassen Sie sich inspirieren.
Details:
Aufbruch: 23.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.09.2014
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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