Mal was Anderes erleben - Unser Abenteuer im Land der langen weißen Wolke
Die Südinsel ruft...: Wild Wild West Coast
Zwischen Westport und Greymouth
Am Mittwoch, dem 4. Februar, sollten wir endlich die Westküste erreichen. Mit 6500 mm Niederschlag im Jahr wurden wir in dieser Region der Südinsel dann auch ganz klassisch mit viel Regen begrüßt. Unser erster Stop galt an diesem Tag dem Küstenstädtchen Westport. Dort füllten wir unsere Vorräte nochmals auf, tankten voll und statten natürlich auch der Bibliothek einen Besuch ab. Da wir von Zuhause keinerlei Bücher (außer dem Reiseführer) mitgenommen hatten und wir mit noch viel mehr Regen auf unserem Weg nach Süden rechneten, erstanden wir 2 Bücher für je 1$ das Stück in der Bibo. Irgendwie muss man sich lange Regentage ja vertreiben und wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie recht wir damit haben sollten!
Ein Stückchen südwestlich von Westport ragt Cape Foulwind in die Tasmansee. Wie wir eben so sind, wollten wir diesem Ort, der als sehr schön und wild gilt sowie mit einer Seebärenkolonie aufwarten kann, einen Besuch abstatten. Die ersten Kilometer des Küstenwanderwegs legten wir bei Wetter zurück, das man durchaus noch als ganz nett bezeichnen kann. Dann wurden wir jedoch so richtig eingeseift. Bei peitschendem Westwind klatschte uns der Regen nur so ins Gesicht und wir beschlossen umzukehren. Diese Idee war zwar nicht die schlechteste, da der Regen noch bis zum Abend anhalten sollte, aber natürlich wurden wir bis zum Auto so richtig bis auf die Haut nass. Die Westküste live! Nachdem wir uns im Auto dann trockene Sachen angezogen und die nassen erstmal in Plastiktüten verstaut hatten, fuhren wir einen Campingplatz ein Stückchen weiter südlich an. Jack's Gasthof wird von einem Berliner (dem Jack eben) betrieben, der vor vielen Jahren nach Neuseeland ausgewandert ist. Am Abend gönnten wir uns dann noch eine echte Steinofenpizza im Gasthof, lauschten einem Musiker auf der Bühne und lasen den Stern vom November (für uns enthielt der durchaus noch Neuigkeiten ).
Am nächsten Morgen weckte uns sogar die Sonne, wenn es auch eiskalt war (nur 11°C). Unsere Reise führte uns an dem Tag entlang der Westküste bis Punakaiki zu den Pancake Rocks. Diese tatsächlich ein bisschen wie übereinander gestapelte Eierkuchen aussehenden Felsen bieten bei Hochwasser einen spektakulären Anblick, wenn nämlich das Wasser durch die Höhlen im Kalkstein in den sogenannten Blowholes nach oben schießt. Wir hatten bei Ankunft in Punakaiki wieder typisches Westküstenwetter und warteten im Besucherzentrum erstmal den Regenguss ab, bis wir uns mit vielen anderen (Bus-)Touristen auf den kurzen Rundweg zu den Felsen begaben. Unser Fazit: die Felsen sind durchaus einen Besuch wert, aber leider sehr überlaufen und es gibt entlang der Westküste mindestens einen entlegenen Ort, der noch viel schönere Felsformationen bietet (und das ohne viele Leute! ).
Unsere Fahrt ging an diesem Tag noch weiter nach Greymouth, wo wir wieder einen kurzen Stop einlegten und schließlich bis zu einem kostenlosen Campingplatz etwas abseits der Küste weiterfuhren. Uns war's egal, da wir den Rest des Tages ohnehin gemütlich lesend und Muffins essend im Bett im Auto verbrachten.
Arthur's Pass
Der Wetterbericht hielt sein Versprechen für die nächsten Tage: wir wurden am Freitagmorgen von der Sonne geweckt. Unsere erste Amtshandlung am Morgen war deshalb das Umparken unseres Autos in die Sonne. Während des Frühstücks (wir wärmten unsere Hände an den Kaffeetassen) trockneten wir unsere klitschnassen Jeans und Wanderschuhe vom Mittwoch. Die Laune war natürlich an diesem Morgen wieder beträchtlich gestiegen. So setzten wir unseren Weg denn auch bald fort. Nach einem kurzen Stop am Lake Brunner erklommen wir den Arthur's Pass. Der Regen der letzten Tage hatte ein Gutes gehabt: was im Tal als Regen niedergegangen war, war im Hochgebirge als Schnee gefallen. Die Gipfel der Südalpen zeigten sich uns also untypisch für diese Jahreszeit, aber dafür umso schöner mit weißen Gipfeln. Unsere erste Begegnung mit den Keas, Neuseelands extrem neugierige Bergpapageien, hatten wir an einem der vielen Aussichtspunkte auf dem Weg hoch zum Pass. Unsere Auto wurde von den putzigen Gesellen auch gleich begutachtet und nach bestandenem Kea-TÜV mit dem Kotsiegel versehen. Einer der Gutachter reiste sogar noch ein Stück auf unserem Autodach mit, ehe es ihm (oder ihr) zu bunt wurde und er (sie) von dannen schwebte. In Arthur's Pass Village informierten wir uns wie üblich erstmal im Besucherzentrum über geeignete Wandertouren für den Nachmittag und Ganztagestouren für den nächsten Tag. So kam es, dass wir an diesem Tag ein paar Wege direkt am Pass erkundeten. Die Aussicht war grandios! Auch einen sehr schönen Wasserfall namens Devil's Punchbowl bekamen wir zu Gesicht. Insgesamt war der Tag eine großartige Entschädigung für die vergangenen beiden Regentage. Das Beste war, dass das tolle Wetter sogar weiter anhalten sollte. Die folgende Nacht verbrachten wir auf einem sehr schönen und schon wieder kostenlosen Platz an Arthur's Pass vor Alpenkulisse.
Unsere Wanderung am nächsten Tag sollte uns bis auf etwa 1580 m ü. NN führen. Nur ein paar Kilometer vom Campsite entfernt, begann der Bealey's Spur Track, auf dem wir in gut 2 Stunden die 6 Kilometer bis zur gleichnamigen Schutzhütte (und dann sogar noch weiter hoch) zurücklegten. Von dort aus sahen wir, dass andere Wanderer noch ein ganzes Stück weiter bis zum Gipfel geklettert waren. Ehrgeizig wie wir sind, nahmen wir auch noch diese Herausforderung an und wurden ganz oben mit einem noch atemberaubenderem Blick belohnt. Insgesamt trugen uns unsere Füße an diesem Tag etwa 17 Kilometer, die sich aber unbedingt gelohnt hatten! Zurück auf dem Campingplatz genossen wir einen Kaffee, später dann Nudeln mit Tomatensoße und beobachteten die Keas.
Unterwegs in und um Hokitika
Am Sonntag, 7. Februar, verließen wir Arthur's Pass. Bereits am Mittag erreichten wir einen schönen Campingplatz, der günstig nahe Hokitika und an einem Gebirgsbach lag, an dem auch mit viel Glück Goldnuggets gefunden werden konnten. Natürlich fanden wir kein Gold, dafür verbrachten wir aber einen entspannten Nachmittag mit Lesen, Wäsche und uns selber waschen.
Für Montag war dann Regen gemeldet und so hatten wir unseren Plan für diesen Tag schon recht früh gefasst: wir wollten nach Hokitika und dort ein bisschen bummeln gehen (immerhin hat die "Stadt" 3100 Einwohner, da kann man richtig shoppen gehen!) und in der Bibo Akkus laden, sowieso die neuesten Neuigkeiten im weltweiten Netz abrufen. Gesagt, getan! Vielleicht muss an der Stelle noch erwähnt werden, dass Hokitika die Jadehauptstadt Neuseelands ist und so natürlich für Touris, zu denen wir uns leider auch zählen müssen, ziemlich interessant ist. Zum Abend hin zeigte sich die Sonne wieder und so konnten wir unsere frisch gekauften Rindersteaks sogar entspannt unter freiem Himmel am Lake Mahinapua südlich von Hokotika braten. Unseren Speiseplan erweiterten wir an diesem Abend außerdem um Sweetcorn, also Mais, der in Neuseeland vergleichsweise billig ist und kurz gekocht zu fast jedem Essen schmeckt.
Am Dienstagmorgen weckte uns nach einer ziemlich kalten Nacht die liebe Sonne, was uns dazu veranlasste nochmal zurück in die Stadt zu fahren, um dann von dort aus die Hokitika Gorge, eine Schlucht mit durch Sedimente tief blau-türkis gefärbtem Wasser zu besuchen. Wir knippsten uns die Finger wund und trafen viele viele Chinesen. Letztere waren uns auf der Nordinsel bisher kaum begegnet, sollten aber auf der Südinsel ab sofort in großen Rudeln auftreten! Das Highlight des Nachmittags war, dass wir am Strand von Hokitika einen zum Womo umgebauten Kleinbus mit HRO-Kennzeichen sahen. Auf Nachfrage erklärte uns der freundliche Rostocker, dass es ab 3 Monaten Aufenthalt in Neuseeland billiger ist, sein eigenes Auto verschiffen zu lassen, als eines in Neuseeland zu mieten. Das Verschiffen dauert etwa 6 bis 8 Wochen und man kann so seine eigenen Sachen auch anderen Ende der Welt benutzen. Praktisch, aber schon ein bisschen verrückt!
Neben dieser interessanten Bekanntschaft verdient es aber auch der Strand erwähnt zu werden. Viele selbsternannte Künstler haben dort nämlich aus Treibholz Skulpturen gebaut. Am Abend erlebten wir dann noch einen richtig schönen Sonnenuntergang über der Tasmansee.
Die Gletscher
Am Mittwoch führte uns unser Weg ein ganzes Stück nach Süden. Unterwegs legten wir zahlreiche Fotostopps ein und wanderten in der Okarito-Lagune zu einem schönen Aussichtspunkt, von dem aus wir einen spektakulären Blick auf Neuseelands höchsten Berg, den schneebedeckten Mount Cook (3754 m), werfen konnten. Am Donnerstag und Freitag besichtigten wir ganz so wie alle anderen Touris die Gletscher Franz Josef und Fox. Es ist schon ein beklemmendes Gefühl durch diese breiten Gletschertäler und vorbei an all dem abgelagerten Schutt zu laufen und zu wissen, dass bis vor wenigen Jahrzehnten noch meterdickes Eis dieses Tal bedeckt hat. Auch in Neuseeland macht der Klimawandel den Gletschern also zu schaffen. Zwar sind die Niederschlagsmengen mit bis zu 12 m im Jahr gigantisch hoch, aber immer mehr Niederschlag fällt als Regen und nicht als Schnee...
Nahe dem Dorf Fox Glacier ist ein Besuch des Lake Matheson empfehlenswert. Im sogenannten Spiegelsee reflektiert das Wasser bei windstillem Wetter das Mount Cook Massiv nahezu perfekt, sodass auf Fotos oben und unten schwer auszumachen ist. Bei unserem Besuch kräuselten sich kleine Wellen auf dem Wasser, sodass wir bei strahlendem Sonnenschein zwar die Berge, jedoch keine perfekte Spiegelung sahen. Wir hätten wohl eher aufstehen sollen! Dann wären uns auch die Touristenscharen weitestgehend erspart geblieben!
Bis zum Haastpass
Am Samstag (14.02.), wir hatten die Nacht auf einem schönen Campingplatz am Lake Paringa verbracht und waren am Abend zuvor auch baden gewesen, statteten wir dem marinen Schutzgebiet Ship Creek einen Besuch ab. Wir hatten sogar das große Glück die im Flyer angekündigten Hektordelfine zu Gesicht zu bekommen. Diese kleinste im Meer lebende Delfinart gibt es nur vor Neuseelands Küsten und mit gerade mal 7000 Tieren sind auch nur noch sehr wenige dieser tollen Tiere übrig. Rund um das marine Schutzgebiet finden sich außerdem sogenannte Sumpfwälder wie sie einst den Südkontinent Gondwana bedeckten. Hier wachsen auch noch die Kahikatea, Neuseelands größte Bäume. Diese einzigartige Landschaft hat seit 1991 auch den Status Weltnaturerbe der UNESCO. Absolut berechtigt, wie wir finden!
Am Nachmittag mühten wir unseren Freund auf vier Rädern dann den Haastpass hoch. Auf dem Weg nach oben hielten wir noch an zwei wunderschönen kristallklaren Wasserfällen. Die Überquerung des Passes erwies sich allerdings, anders als am Arthur's Pass, als weniger spektakulär.
Somit endete unsere Zeit an der Westküste und wir machten uns auf ins Herz der Südalpen!
Aufbruch: | 13.10.2014 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.04.2015 |
Neuseeland