Mal was Anderes erleben - Unser Abenteuer im Land der langen weißen Wolke
Die Südinsel ruft...: Die letzten Tage
Wwoofen, das (L)etzte
Unser Ziel war an diesem Tag die 7500 ha große High Country Farm Island Hills Station südlich von Hanmer Springs. Dort wollten wir zum 8. und letzten mal für eine Woche wwoofen. Am Nachmittag trafen wir dann nach nur 25 km abseits des Statehighway (darunter nur 10 km Schotterstraße!!) bei Familie Shand ein. Während die Eltern gerade auf der Riesenfarm unterwegs waren, um ein paar Schafe oder Rinder zusammenzutreiben, waren die Kinder Amalia (8) und Hugh (4), sowie 2 andere Wwoofer und Freunde der Shands am Haus und nahmen uns in Empfang. Die beiden Wwoofer John und Felix, aus Bayern und der Schweiz, zeigten uns dann unser Zimmer. Die nächste Woche sollten wir in einem Holzgebäude, das uns mächtig gewaltig an die ein oder andere Jugendherberge aus Schulzeiten erinnerte, übernachten. Toilette und Dusche waren separat bzw. über den Hof erreichbar. Zum ersten mal war unsere Wwoofunterkunft also nicht ganz so luxuriös, was uns aber nicht so sehr störte. Den Samstagnachmittag verbrachten wir dann Lego spielend mit den beiden Kindern vor dem Fernseher. Gegen Abend lernten wir dann auch Mandy und Dan, unsere Wwoofhosts, kennen. Während uns Mandy eigentlich recht sympathisch war, fehlte uns zu Dan von Anfang an irgendwie der Draht. Der nächste Wehrmutstropfen war dann das Abendessen. Hungrig wie wir waren, machten uns die rationierten 2 Pizzaecken für jeden nicht wirklich satt... Nun gut, dachten wir uns, immerhin ist sicher die Arbeit richtig spannend auf so einer Farm!
Unsere ersten beiden Arbeitstage verbrachten wir dann jedoch lediglich mit dem Aufspannen von Maschendraht auf große Farmtore und mit Feuerholz machen. Letzteres mussten wir aber zumindest nicht per Hand erledigen, sondern wir durften an einer hydraulischen Maschine arbeiten. Sebastian machte auch seine erste Erfahrung im Trecker fahren. Die ersten beiden Nachmittage, die wir mehr oder weniger zu unserer freien Verfügung hatten, nutzten wir, um die Farm ein wenig zu erkunden.
Am Dienstag sollten wir dann am großen Mustering teilnehmen, was bedeutet, dass wir die letzten Schafe, die den Scherer noch nicht "gesehen" hatten, zusammen treiben und letztlich zum Stall bringen sollten. Am Dienstagmorgen, noch vor Sonnenaufgang, startete die große Aktion. Ähnlich wie schon bei allen anderen Jobs zuvor, hatten wir von Dan keine anständige Einweisung in unsere Aufgabe bekommen. Er hatte uns am Morgen kurz eine Luftaufnahme des riesigen Gebietes bei Google Maps gezeigt. Super!!! In der Theorie sollten wir auf einer Seite der Bergkette, die zur 700 ha großen "Schafweide" gehörte, alle Schafe einsammeln und über mehrere Bergrücken bis zu einem großen Gatter treiben. Wir wussten nicht wirklich, wo jenes Gatter sein sollte, aber das würden wir laut Dan schon sehen. Na da waren wir gespannt! Während wir auf der einen Seite agierten, würden Dan und seine Helferlein auf der anderen Seite das gleiche machen. So weit, so gut... In der Praxis stellte sich heraus, dass alleine das Erspähen der Schafe im dichten Dornengestrüpp quasi unmöglich war, ganz zu schweigen vom Zusammentreiben! Am frühen Nachmittag schließlich, wir hatten seit Stunden nichts mehr von den anderen gehört und gesehen, wurden wir langsam aber sicher unruhig. Wir hatten die Schafe irgendwann aus den Augen verloren, als wir uns mit Händen und Füßen durch das Unterholz aus Manuka-Sträuchern u. ä. Gewächsen geschlagen hatten. Auch ein Gatter war weit und breit nicht zu sehen. Da standen wir also da: ohne Handyempfang, ohne Karte oder auch nur irgendeine Möglichkeit jemanden um Rat zu fragen. Wir hatten wirklich ziemlich die Schnauze voll und beschlossen in dem Moment die Farm schnellstmöglich zu verlassen. Schnellstmöglich hieß in unserer Situation, dass wir den letzten Strohhalm zur modernen Welt in Form des GPS-Empfängers am Handy nutzten, um aus dem Wald (der "Weide") hinaus zu navigieren und schließlich mit einem längeren Fußmarsch das Farmhaus zu erreichen. In weniger als 10 Minuten hatten wir unsere sieben Sachen geschnappt, in der Küche eine Abschiedsnachricht verfasst und der Farm den Rücken gekehrt. Schade, das das letzte mal Wwoofen auch in anderer Hinsicht das Letzte gewesen war. Zumindest eine Erfahrung war es aber wert und das bringt einen ja auch weiter!
Lewis Pass und Hanmer Springs
Glücklicherweise befand sich 25 km von der Farm entfernt, zurück am Statehighway, ein einfacher, aber schöner Campingplatz. Dort fuhren wir direkt hin, kochten erstmal einen Kaffee und entwarfen einen Plan für die nächsten Tage. Die ungeahnte Freiheit bot uns die Möglichkeit doch noch hoch ins Gebirge zu Lewis Pass zu fahren, was wir am nächsten Tag auch taten. Vorher ging es allerdings noch kurz in die entgegengesetzte Richtung nach Amberley, da dort der nächste Supermarkt war und wir ja kaum mehr Vorräte im Auto hatten. Frisch betankt und mit Lebensmitteln eingedeckt, scheuchten wir unser Auto die mittlerweile 4. Südalpenpassstraße hoch. An einem schönen kostenlosen DOC-Campsite, ein paar Kilometer östlich des Passes, stoppten wir am Nachmittag und verbrachten dort den Rest des Tages. Ziemlich schnell stellten wir fest, dass auch diese Gegend, ähnlich wie rund um den Arthur's Pass, wohl ein Problem mit Mäusen hat. Niemals hätten wir natürlich gedacht, dass wir an diesem Mittwochabend noch auf Mäusejagd im Auto gehen würden... Genau das taten wir aber! Ein kleines Mäuslein, wohl angelockt durch unsere Abfalltüte, hatte es sich bei uns bequem gemacht. Bei zunehmender Dunkelheit räumten wir das Auto zweimal aus und machten dabei so viel Lärm wie möglich. Erst als der Hörtest bezüglich des Raschelns und Tippelns kleiner Mäusefüße negativ ausfiel, trauten wir uns zurück ins Auto. Auch wenn wir eine eher unruhige Nacht verbrachten (dauernd lauschten wir in die Stille und spürten immerzu schon kleine Mäusefüßchen auf unseren Gesichtern), sollte sich herausstellen, dass wir die Maus irgendwie wieder aus unserem Auto hinaus bekommen hatten.
Etwas unausgeschlafen und mit Muskelkater vom Mustering begaben wir uns am nächsten Morgen dann auf eine Wanderung direkt am Lewis Pass. Der steile Aufstieg entlang der Lewis Tops Route lohnte sich natürlich. Insbesondere ein Geocache am Ziel kann den Ehrgeiz richtig anspornen! Zurück am Auto gab es dann die übliche Käse-Tomate-Schnitte zum Lunch, bevor wir zurück nach Osten fuhren. Unterwegs hielten wir noch an ein paar Hot Pools, die direkt im Flussbett des Lewis River gebuddelt waren. Aufgrund der üppigen Algenblüte verzichteten wir dann aber auf ein Bad im zugegeben angenehm warmen Wasser. Anstelle des warmen Bads, hatten wir am Abend dann eine warme Dusche auf einem kleinen, familiären Campsite nahe Hanmer Springs.
Am Freitag (ach ja stimmt, es war schon Karfreitag - wie die Zeit vergeht...) statteten wir Hanmer Springs selbst einen Besuch ab. Wir erklommen den Conical Hill, von dem aus man einen schönen Blick über die Stadt und deren Umgebung hat. Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang durch den Hanmer Forest, der uns ziemlich an unseren heimischen Wald erinnerte mit Birken, Lärchen und ab und an einer Eiche. Für die Nacht hatten wir einen Platz auf einem privaten Holiday Park ergattert. Die Kiwis sind wirklich ein Campervolk und da wird das verlängerte Osterwochenende nochmal richtig genutzt, bevor der Winter kommt. Am Samstagvormittag unternahmen wir - nochmal im Hanmer Forest - eine Wanderung zu
Das Geocacherherz schlägt bei so einem schönen Ort höher, besonders wenn man innerhalb der 4-jährigen Lebenszeit des Caches erst der 7. Finder ist!!
Zurück am Pazifik: Kaikoura
Am Nachmittag ging es dann von den Bergen zurück ans Meer, genauer gesagt nach Kaikoura. Die Stadt Kaikoura ist an sich nicht besonders interessant. Das marine Wildlife vor ihren Toren hingegen schon! Unweit der Küste Kaikouras verläuft ein über 1000 m tiefes Grabensystem, welches die Strömungsverhältnisse günstig beeinflusst und so ein üppiges Nahrungsangebot für Wale, Delfine, Robben und verschiedene Seevögel bietet. Am Samstag besuchten wir Kaikoura nicht mehr direkt, sondern fuhren einen kostenlosen Campingplatz etwa 10 km nördlich der Stadt an. Die Fahrt entlang des Pazifiks von Süden kommend war herrlich und so wollten wir noch einen guten Platz mit Meerblick ergattern. Das gelang uns glücklicherweise auch! Zum letzten mal genossen wir das Tageslicht bis nach 19.00 Uhr, denn in der kommenden Nacht wurden in Neuseeland die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Die Nacht zum Ostersonntag bot zudem ein richtiges Highlight: bei gutem Wetter würde eine nahezu gänzliche Mondfinsternis zu beobachten sein. Das Spektakel sollte aber erst gegen 23.00 Uhr beginnen und so stellten wir uns kurzerhand einen Wecker, der dann im Halbstundentakt immer wieder klingelte! Am Anfang hatten wir noch Glück und konnten recht gut beobachten, wie sich der Erdschatten langsam über unseren Mond legte. Nach Mitternacht zogen dann leider Wolken auf und der Blick auf den Blutmond blieb uns verwehrt... Schade!
Während in Deutschland alle ganz verrückt nach der "SoFi" waren, gab es in Neuseeland vom 4. zum 5. April eine "MoFi".
Der nächste Morgen brach verregnet an und so ließen wir uns Zeit mit dem Frühstück (schließlich waren wir schon 7 Uhr aufgestanden wegen der ganzen Uhrenumstellerei). Später fuhren wir dann nach Kaikoura rein, bummelten ein wenig in der Stadt umher und reservierten schließlich für den nächsten Morgen um 7.15 Uhr 2 Plätze bei Whalewatch Kaikoura. Nachdem wir schon zahlreiche Delfine, Robben und Pinguine gesehen hatten, wollten wir nun auch noch die Riesen der Meere zu Gesicht bekommen. Vor Kaikoura sind es primär Pottwale, die den tiefen Kontinentalhang nutzen, um nach Tintenfischen zu jagen. Gelegentlich kommen aber auch Buckelwale oder Orcas vorbei. Nun, wir hofften das Beste! Am Nachmittag machten wir einen Abstecher zur Kaikoura-Peninsula und wanderten ein Stück des Walkways dort. Das Wetter hatte sich im Laufe des Tages glücklicherweise etwas gebessert. Für das Abendessen an diesem Ostersonntag hatten wir uns Rindersteaks, Kumara und Broccoli gekauft und so begaben wir uns nicht zu spät zurück zum gratis Campsite. Die Umstellung der Uhren auf Winterzeit bedeutete für uns Camper, dass es 19.00 Uhr stockfinster sein würde. Wir würden in den letzten Wochen unserer Reise also unseren Tagesablauf noch mehr auf das Tageslicht einstellen müssen!
Am Ostermontag standen wir dann ganz zeitig auf, um pünktlich für unsere Whalewatch-Tour in Kaikoura zu sein. Das Wetter war gut, wenn auch der Monitor im Center eine Warnung für alle potentiell Seekranken anzeigte. Leider leider reichten 2,5 Stunden auf See nicht aus, um auch nur einen Wal durchs Hydrophon zu hören. Zwar liegt die Erfolgsquote von Whalewatch Kaikoura bei angeblich 98%, wir können uns das allerdings nicht so recht vorstellen. Insbesondere Pottwale kommen zum Atmen nur etwa alle Stunde einmal an die Oberfläche, um im Anschluss direkt wieder abzutauchen. Wie dem auch sei, wir bekamen zwar keine Wale, dafür aber Albatrosse im Gleitflug, auf dem Wasser sitzend, startend und landend zu sehen. Die Tiere waren uns hier fast näher, als auf der Otago-Peninsula! Bevor wir den Hafen erreichten, kreuzte uns noch eine große Schule von Schwarzdelfinen! Da wir wegen der fehlenden Wale auch noch 80% unseres Ticketpreises zurück erstattet bekamen, ärgerten wir uns nicht zu sehr über die verpasste Chance endlich endlich Wale live zu sehen. Eine 2,5 stündige Katamarantour mit ordentlich Speed über den Pazifik und dazu Albatrosse und Delfine, das ist nicht schlecht!
Da wir bereits vor dem Mittag von unserer Tour zurück in Kaikoura waren und wir gerne noch mehr Delfine sehen wollten, verbrachten wir an diesem Tag noch ein paar Stunden am Strand der Halbinsel. Tatsächlich war die Delfinschule noch in der Bucht unterwegs und wir konnten immer wieder einzelne Tiere übermütig aus dem Wasser springen sehen. Alle Versuche das im Bild festzuhalten, sind leider mehr oder weniger gescheitert. Sorry!
Am Nachmittag fuhren wir dann immer am Pazifik entlang weiter Richtung Norden und verbrachten die folgende Nacht auf einem schön am Meer gelegenen DOC-Campsite am Cape Campbell. Da wir die Fähre zurück zur Nordinsel für Donnerstag, den 9. April, gebucht hatten, blieben uns noch der Dienstag und Mittwoch für Blenheim und die Marlborough Sounds. Bei weniger schönem Wetter statteten wir zunächst Blenheim einen Besuch ab. Die Stadt hat unserer Meinung nach nicht so viel zu bieten, weshalb wir uns hauptsächlich auf Einkaufen, Post und Bibo beschränkten. Am Nachmittag machten wir uns auf in die Whites Bay nördlich von Blenheim. Wir fanden dort einen richtig schönen Platz und so kam es, dass wir auch den Mittwoch gänzlich dort verbrachten.
Aufbruch: | 13.10.2014 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 23.04.2015 |
Neuseeland