Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Vall d'Aran - Bagneres de Luchon - Valle de Bielsa

18.09.2013 - 20. Tag -Vall d'Aran - Bagneres de Luchon - Valle Bielsa

18. September 2013 – Mittwoch – 20. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon - Spanien
Boltana - Congosto de Ventamillo – Rio Esera – Embalse de Baserca - Rio Noguera Ribagorcana – Viella-Tunnel – Vall d’Aran – Rio La Garona - Col du Portillon – Bagneres de Luchon - Col de Pey-resourde – Valle de Bielsa - Desfiladero de las Devotas - Boltana
Fahrzeit: 6 Stunden, 170 Meilen – 274 km

Schock am frühen Morgen. Ein Kriminalhauptkommissar ruft mich an – aufgrund meiner Anzeige – und teilt mir mit, dass meine Mutter schon Gestern eingeäschert wurde. Vorgesehen war eigentlich der 30. September. Er teilt mir mit, dass er alles sehr merkwürdig finde und er trotzdem der Sache nachgehen werde und dann Info an die Staatsanwalt gäbe. Für mich sind das alles unglaubliche Vorgänge.

Schon am frühen Morgen lacht die Sonne vom Himmel, es wird wieder ein schöner Tag.

10.30 Uhr starten wir, bis Ainsa, weiter N 260 über Colle Foradador, 1.020 m, bis Campo. Weiter durch eine tiefe dunkle wilde Schlucht – Congosto de Ventamillo – bis nach Castejon de Sos. Die Schlucht Ventamillo wurde nach der Eiszeit durch den Fluss Esera auf einer Länge von ca. 10 km geschaffen, an der engsten Stelle ist sie ca. 2.200 m breit. In der Schlucht findet sich u. a. eine Pflanze, die sonst nirgendwo auf der Welt existiert. Die Straße führt uns durch das Esera-Tal und die lange, enge Schlucht, deren Kalksteinwände fast senkrecht aufsteigen.

Der Rio Esera entspringt in 2.500 m Höhe an der Nordflanke des Maladeta-Massivs. Er ist ein typischer Fluss der Pyrenäen, dessen Wasser vom Gletscher des Aneto und den dortigen Niederschlägen herrühren. Der Rio Esera verläuft durch das Ebro-Becken und ist einer der bedeutenden Zuflüsse des Rio Cinca. In Graus vereinigt sich der Rio Esera mit dem Rio Isabena, weiter südlich wird er von der Barasona Talsperre reguliert, an der der Aragon-Katalonien-Kanal entsteht.

Der Ort Castejon de Sos liegt am Eingang des Benasque-Tales und ist bekannt für Paragleiter. 1997 fan-den hier die Weltmeisterschaften statt, die ca. 450 Einwohner des Ortes sind mächtig stolz darauf. In Castejon de Sos sind noch viele Schäden der Überflutungen von Juni d. J. zu sehen. Der Campingplatz ist total zerstört.

Bis Castejon ist die N 260 fast ausgebaut wie eine Autobahn, doch dann geht es über die Berge, eng, wie ein Feldweg. Über den Colle de Fadas, 1.470 m, Colle Espina, 1.407 m, bis El Pont de Suert.

Ab dort folgen wir der N 230 Richtung Viella, durch Vall del Noguera Ribagorcana. Ein kurzer Halt am Embalse de Baserca (auch Embalse de Senet), wo der Rio Noguera Ribagorcana, ein 133 km langer Nebenfluss des Rio Segre, aufgestaut wird. Es weht ein starker Wind und ist plötzlich saukalt.

Wir passieren den Viella-Tunnel.

Der Viella-Tunnel ist Teil der N 230 und besteht aus zwei parallel geführten Tunneln. Der Ältere, Alfonso XIII Tunnel (benannt zu Ehren des spanischen Königs Alfonso XIII), wurde 1948 eröffnet und war der längste Straßentunnel der Welt (5.240 m) bis 1964, als der Große St. Bernhard Tunnel eingeweiht wurde. Der neue Tunnel, Juan Carlos I Tunnel (zu Ehren des spanischen Königs Juan Carlos I) ist 5.230 m lang und wurde im Jahr 2007 mit 2 Fahrspuren in Richtung Süden und 1 Fahrspur in Richtung Norden eröffnet. Der alte Tunnel wird als Notausgang verwendet und seit 2011 auch für LKWs, die brennbare oder andere gefährliche Produkte geladen haben.

Wir folgen weiter der N 230, durch das Vall d’Aran, entlang des Rio La Garona. Lange Zeit war dieses Tal im nordwestlichsten Winkel Kataloniens eine der einsamsten Regionen der Pyrenäen. Erst der Bau des Viella-Tunnels im Jahr 1948, durch den man das Vall d’Aran auf der N 230 von El Pont de Suert aus erreicht, schaffte ein Verbindung zum Hinterland und sorgte für Aufschwung. Das Tal entlang der Garonne war nun eine bequeme Route auf dem Weg von Frankreich nach Spanien. Die später erschlossenen Ski-Gebiete trugen ein Übriges zum Boom bei. Das Gebiet um Baqueira-Beret ist eines der größten Wintersportgebiete der Pyrenäen und ganz Spaniens. Als einziges span. Gebiet liegt das Vall d’Aran auf der Nordseite der Pyrenäen, hier herrscht atlantisches Klima – sobald man den Viella-Tunnel passiert hat, strahlt die Sonne nicht mehr so dauerhaft und es fällt erheblich mehr Niederschlag. Der Fluss Garonne, der hier entspringt, ist der wichtigste Fluss des Tales. An seinem Ufer haben sich die meisten der ca. 6.000 Talbewohner niedergelassen.

Viella als geografischer Mittelpunkt bildet mit seinen 2.000 Einwohnern das Zentrum. Da die Schneemassen auf den Pässen die Region jahrhundertelang jeden Winter vom Süden abschnitten, entstanden eine Reihe eigener Sitten und Gebräuche. So entwickelte sich das Aranes, eine Sprache, die aus katalanischen und gasconischen Elementen besteht und noch heute von vielen Einheimischen, neben Spanisch, gesprochen wird. Bis ins 11. Jh. wurde im Vall d’Aran Baskisch gesprochen. Die Nähe zu Frankreich spiegelt sich auch in der hiesigen Küche wieder. Doch besonders die Schönheit der grünen Landschaft, die grauen Schieferdächer der Dörfer und die hier mehr als 3.000 m hohen Berge der Pyrenäen machen das Tal mehr als sehenswert.

Leider fährt eine ganze Weile ein stinkender Landrover (Diesel) vor uns her. Endlich kann Rolf ihn überholen. In Bossost machen wir Halt. Wir kaufen auf dem Markt ein und trinken dort Kaffee. Es ist herrliches Wetter. Aber auch hier sehen wir die Folgen der Überschwemmungen von Juni d. J. Über den Col du Portillon, 1.291,8 m, geht es weiter. Der Pass verbindet Bagneres de Luchon (Frankreich) mit dem Vall d’Aran (Spanien). Der Col du Portillon gehört zum Programm der Tour de France.

Bagneres de Luchon wird kurz Luchon genannt. Der Ort, im breiten Tal gelegen und von hohen Bergen umgeben, ca. 3.500 Einwohner, zählt zu den beliebtesten Thermalbädern Frankreichs – bis zu 30.000 Besucher im Sommer. Schon die Römer wussten das gute Wasser und die gute Luft zu schätzen und richteten hier Thermen ein. Doch der Grundstein für das heutige Bad wurde Mitte des 18. Jh. gelegt, als Louis Richelieu, Verwandter des Kardinals, den Ort besuchte. Die oberen Zehntausend ließen nicht lange auf sich warten. Zur Kur kamen u. a. der belgische König, Bismarck, Victor Hugo, Alexandre Dumas und die bekannte Mata Hari.

An der Allees d’Etigny gibt es schöne Jugendstilhäuser mit herrlichen Schmiedearbeiten an den Balkonen, die ahnen lassen, wie prachtvoll die Belle Epoque damals in den Kurorten war. Doch wir sehen auch großen Verfall, in einigen Häusern hat es gebrannt und nun dämmern sie vor sich hin. Schön ist der Parc des Quinconces. Hier liegen die Thermen, deren schwefelhaltiges Wasser (65 – 74 Grad) Linderung bei Rheuma und Lungenerkrankungen verspricht. Das Umland von Luchon ist ein Paradies für Wanderer, entlang der spanischen Grenze und um den Pic de Cecire gibt es herrliche Wege. Eine Wanderkarte ist aber unbedingt erforderlich.

D 618 über den Col de Peyresourde, 1.659 m, bis Borderes-Louron. Der Pass gehörte 62 x zum Pro-gramm der Tour de France. Unterwegs sehen wir auch wieder bei Cadenac Le Bains eine Kapelle, die wie eine Brücke über die Straße gebaut ist. Leider können wir nicht halten und so kann ich nur im Fahren fotografieren.

Vorbei an Arreau, D 929, über Saint-Lary-Soulan, D 118, vorbei an der Kapelle der Temp-ler aus dem 12. Jh. und weiter durch den Bielsa-Tunnel. A 138 - Valle de Bielsa, eine herrliche Strecke. Unterwegs begegnen uns Rindviecher und Schafe auf der Straße. Sie lassen sich durch nichts stören. Der Kirchturm des Ortes Labuerda wird von mir in Augenschein genommen: Der Baum, der darauf wächst, ist noch verhanden.

Lange Zeit war Bielsa weitgehend von Spanien abgeschnitten, der Weg durch die Schlucht Desfiladero de las Devotas war schwierig und zeitaufwendig. Erst durch den Bau der A 138 öffnete sich Bielsa zur Außenwelt.

Die Schlucht Devotas ist dunkel und unheimlich, die Straße eng und kurvig, so können wir die Schönheit wirklich in uns aufnehmen. Mit dem letzten Sprit passieren wir Ainsa und erreichen die Tankstelle kurz vor dem Campingplatz.

Um 16.30 Uhr, nach 6 Stunden, 170 Meilen (274 km) sind wir Zuhause. Zunächst muss ich Emails an die Polizei und meinen Anwalt senden. Der Tod meiner Mutter hat viele Probleme aufgeworfen.

Erst spät essen wir: Rinderfilet, Zucchini, Salat, Baguette und Rotwein, später noch Käse und Trauben. Mich nimmt der Tod meiner Mutter sehr mit. Ich kann ihn nicht rückgängig machen, aber ich hoffe, dass die Polizei Einiges aufklärt.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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