Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Valle de Pineta - Valle Gistain - Pena Montanesa

26.09.2013 - 28. Tag - Valle de Pineta - Valle Gistain - Pena Montanesa

26. September 2013 – Donnerstag – 28. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon – Spanien
Boltana – Canyon Desfiladero de las Devotas - Bielsa – Valle de Pineta – Rio Cinca - Sierra de las Tucas – Sierra Espierba – Ermita de la Virgen de Pineta – Monte Perdido – Valle de Gistain – Plan – San Juan de Plan - Gistain – Embalse Laspuna – Laspuna – Pena Montanesa - Boltana
Fahrzeit: 4 3/4 Stunden, 100 Meilen – 162 km

Auch heute Morgen ist es wieder sehr warm. Leider hat Rolf heute beim Brot holen eine tote schwarze Katze gesehen. Hoffentlich keine von unseren Katzen auf dem Campingplatz. Und Fliegen hat es heute Morgen, eine richtige Invasion, unglaublich. Gestern Abend hat Rolf noch unser Vorzelt installiert, da es leicht tröpfelte, aber nur kurz. Lange konnten wir draußen sitzen. Telefonisch kann ich heute mal Wolfgang erreichen, Petra Findeisens Partner. Wir drücken weiterhin die Daumen für ihr Borgo.

Abfahrt ist um 10.30 Uhr. Zunächst N 260 bis Ainsa, von dort A 138 bis Bielsa, durch den herrlichen Canyon Desfiladero de las Devotas.

Rolf will die enge Kurve, die am Anfang der Straße ins Valle de Pineta führt vermeiden und fährt einen anderen Weg. Doch es geht nicht weiter, wir müssen zurück und die richtige Straße nehmen, HU V 6402, vorbei am Embalse de Pineta, einer kleinen Kirche, durch kleine Bergdörfer, die z. T. nur von Sommerfrischlern bewohnt sind.

Eine alte Dame winkt uns fröhlich von ihrem Balkon zu. Wir haben einen herrlichen Blick auf den Monte Perdido. In diesem Jahr ist die Straße neu geteert und angenehm zu fahren. Die Sierra de las Tucas begleiten uns. Wir folgen der kleinen Straße am Rio Cinca entlang, vorbei an Wiesen und kleinen Nadelwäldern. Je weiter wir ins Tal vordringen, desto spektakulärer wird die Szenerie. Wir halten und Rolf fotografiert die zackigen Felsen der Sierra Espierba auf der rechten Seite des Tales, taleinwärts.

Am Ende des Valle de Pineta befindet sich der Parador Nacional de Monte Perdido, Parador de Bielsa, von hier aus kann man herrliche Wanderungen unternehmen. Parken dort kostet allerdings 5 €!

Wir mit unserem Motorrad verzichten auf den teuren Spaß und halten an der Ermita de la Virgen de Pineta – Iglesia de la Balle Verde (1626). Die Legende erzählt, dass ein Schäfer, der Diebe erfolgreich abwehren konnte, zum Dank der Jungfrau Maria diese Kapelle errichtete. Zumindest steht es so auf einer kleinen Info-Tafel. Jedes Jahr im September wird hier ein Fest gefeiert und, zu den Klängen eines aragonesischen Dudelsackes, ein religiöser Tanz – die Chinchecle de Bielsa – aufgeführt. Ich liebe diese Geschichte. Wir haben von hier einen phantastischen Blick auf den Monte Perdido und einen Wasserfall. Heute sind viele Wanderer in der Gegend unterwegs.

Das Valle de Pineta verläuft in westlicher Richtung bis zum Fuße des Monte Perdido, 3.248 m, und gehört teilweise zum Ordesa-Nationalpark. Die 13 km lange Straße endet in einem riesigen Talkessel, der von mehreren Dreitausendern – u. a. dem Monte Perdido – überragt wird. Wasserfälle stürzen herab, die nur mit wenig Schnee in diesem Jahr bedeckten Gipfel leuchten in der Sonne, ein wahrhaft gigantisches Schauspiel.

Der Monte Perdido (der verlorene Berg) ist mit 3.355 m der dritthöchste Berg in den Pyrenäen. Am Fuß des Berges entspringen die Flüsse Ara und Cinca. Das sich über die Grenze beider Länder (Spanien und Frankreich) erstreckende Bergmassiv ist seit 1997 UNESCO-Weltnaturerbe.

Der Rio Ara entspringt in 2.930 m Höhe, durchfließt das Valle de Ara und das Valle de Broto. Nach ca. 70 km mündet der nicht eingedeichte Fluss in Ainsa in den Rio Cinca. Der Rio Cinca ist mit 170 km der längste Nebenfluss des Segre. Er entspringt im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, durchfließt das Valle de Pineta und zwängt sich durch den Canyon Desfiladero de las Devotas.

Nachdem wir viel fotografiert haben, geht es zurück durch das schöne Tal nach Bielsa. In Bielsa verdienen viele der ca. 500 Einwohner ihr Geld mit Handel. Viele Franzosen kommen auf einem Tagesausflug hierher, um günstig Spirituosen und Wein einzukaufen, die um ein Vielfaches preisgünstiger als in Frankreich sind. In Bielsa stehen nach wie vor viele der neu gebauten Häuser leer, zum Verkauf. Wahrscheinlich hat sich auch hier so mancher verspekuliert.

Gerade ist ein Bus mit älteren Franzosen angekommen. Die fallen in den Supermarkt ein und kaufen ein wie die Weltmeister, hauptsächlich Spirituosen. Da sie anscheinend wenig Zeit haben, warten wir und schauen uns erst einmal in aller Ruhe in dem Chaotenladen, in dem alles durcheinander liegt und steht, um. Wir erstehen 5 l Olivenöl, Extra Virgine (hatten wir schon letztes Jahr gekauft), 1 Flasche Rotwein, Oliven, einige Fischkonserven, viele Packungen Toblerone, Räucherlachs und 2 l Portwein, abgefüllt in einem kleinen Plastikfässchen.

Nachdem wir alles gut verstaut haben, fahren wir zurück, A 138, wieder durch die Schlucht Devotas, wo es angenehm kühl ist, denn heute ist es ziemlich heiß. Die enge Schlucht Desfiladero de las Devotas, 1.600 m lang, lässt gerade mal Platz für die schmale Straße und den Fluss Rio Cinca.

Bei Tella-Sin biegen wir ab auf A 2609, ins Valle de Gistain, zunächst eine dunkle unheimliche enge Schlucht, durch viele enge dunkle Tunnel, vorbei am Embalse Plandescun. Hier wird der Rio Cinqueta aufgestaut. Dies ist ein 24 km langer Nebenfluss des Rio Cinca. Nach dem Stausee weitet sich die Schlucht zu einem weiten sonnigen Tal.

Valle de Gistain wird beherrscht von dem Fluss Cinqueta, der sich in Salinas mit dem Rio Cinca vereinigt. Noch bis vor wenigen Jahren war das Valle de Gistain eines der isoliertesten Täler der Pyrenäen. Zu den Schwierigkeiten, den Engpass Las Devotas bei Lafortunanda zu durchqueren, kam der Durchgang durch La Inclusa, was heute durch mehrere Tunnel möglich gemacht ist.

Hier, in diesem noch jungfräulichen Tal mit Landschaften von spektakulärer Schönheit, findet man noch die reine Kultur der pyrenäischen Gebirgswelt. Die Bewohner legen keinen Wert auf Massentourismus. Große Hotelbauten sucht man vergeblich. Für Besucher stehen die Casa Rurales als Unterkunft zur Verfügung. Für Bergsteiger mit Erfahrung, ist hier der ideale Ausgangspunkt, um die Berge (über 3.000 m) zu besteigen. Auch Vogelkundler kommen hier auf ihre Kosten. Die Menschen in diesem Tal sind noch eng mit den traditionellen Handwerksformen verbunden. In kleinen Betrieben wird gedrechselt und gewoben wie schon seit Jahrzehnten.

Wir kommen nach Plan. Dieser Ort wurde berühmt durch die „Caravana de mujeres“ (Pilgerzug der unverheirateten Frauen), die die ledigen Einwohner zu Helden machten, indem sie von weither kamen und die Junggesellen heirateten. Es gibt einige schöne alte Herrenhäuser, eine Kirche mit romanischen Resten und einen Verteidigungsturm aus dem 16. Jh.

Weiter folgen wir der Straße nach San Juan de Plan, dort ist das Ethnologische Museum sehenswert, welches über traditionelle Lebens- und Arbeitsweisen in der Region informiert. Der Ort hat ca. 200 Einwohner.

Und weiter, steil hinauf nach Gistain über die Straße, die dort fast autobahnähnlich auf dem letzten Stück ausgebaut ist. Dort parken wir das Motorrad und erkunden das schöne Bergdorf. Katzen, Hunden und glückliche Hühner, neben schönen Häusern, zählen zu meinen Fotomotiven. Von dem kleinen Ort hat man einen herrlichen Blick ins Tal. Was nicht schön ist, sind die Hinterlassenschaften der Hunde in dem Ort. Man muss sehr aufpassen, wo man hintritt.

Wir haben unser Motorrad an einem Haus geparkt, an dem noch gebaut wird. In einer Fensteröffnung im 2. Stock schaut ein kleiner Hund zu uns herab. So was habe ich ja noch nie gesehen, dass Katzen dort lagern, ja, aber Hunde – sieht witzig aus. Wir fahren zurück durch das schöne Tal, welches uns auch in diesem Jahr wieder begeistert.

Und in diesem Jahr erleben wir etwas ganz besonders Schönes: Über 100 große Vögel, Adler und Gänsegeier, die an und über den Felsen schweben, gleiten, ein herrlicher Anblick. So etwas Schönes haben wir noch nie gesehen. Wir halten uns eine ganze Weile dort auf und schauen den majestätischen Vögeln zu. Mir tut danach der ganze Hals weh, vom in die Luft gucken. Einige Fotografen harren schon den ganzen Tag dort aus und machen ihre Fotos.

Es leben mehr als 30 Paare Gänsegeier in den Felsen des Valle de Gistain. Der Gänsegeier zählt zu den großen Altweltgeiern. Die Körperlänge beträgt 93 bis 110 cm, die Spannweite 234 bis 269 cm. Die Tiere wiegen 6,2 bis 11,3 kg. Die Vögel wirken auch im Flug sehr groß, diese Größe wird durch die gelegentlichen, sehr langsamen Flügelschläge noch betont. Beim Kreisen werden die Flügel ähnlich wie beim Steinadler leicht nach oben gehalten. Zur Brut und zur Rast werden senkrechte oder steile Felsklippen, Schluchten und ähnlich nutzbare Felsformationen benutzt, sehr gerne mit Überhängen. Die Nahrungssuche findet über einem weiten Spektrum überwiegend offener und trockener Landschaften statt, dazu zählen Steppen, Halbwüsten, Berghänge und Hochplateaus, aber auch landwirtschaftliche Flächen der Ebene. Die Art kommt in Höhen von 0 bis 3000 m vor; Nahrung suchende Gänsegeier wurden auch bis in 3.500 m Höhe beobachtet.

Wir fahren weiter, durch die enge dunkle Schlucht bis Tella-Sin, von dort A 138 durch die Schlucht Devotas, vorbei am Embalse de Laspuna bis zur Abzweigung HU V 6401, hoch hinauf bis Laspuna, von dort über einen abenteuerlichen engen asphaltierten Feldweg, vorbei an Araguas, auf HF 0106 AA bis Los Molinos.

Von diesem Weg aus, unterhalb des Pena Montanesa, hat man einen herrlichen Blick zurück auf die Pyrenäen. Zum Glück kommt uns auf dieser Straße nur ein Auto – Engländer – entgegen. Es ist Siesta, Mittagszeit – 14 Uhr – in Spanien.

Ab Los Molinos ist die Straße neu geteert, wahrscheinlich nach dem Unwetter im Juni/Juli d. J. So geht es flott bis Arro. Unterwegs sehen wir einige ältere Männer auf Bänken vor ihren Häusern sitzen. Sie schauen freundlich, aber verwundert, wer da auf einem Motorrad ihre Ruhe stört. Sie grüßen, winken und ich grüße und winke zurück. Mir gefallen solche Begegnungen.

Ab Arro auf N 260 bis Ainsa und weiter nach Boltana, zum Campingplatz. Dort kommen wir um 15.15 Uhr, nach 4 ¾ Stunden, 100 Meilen (162 km) an.

Es ist heiß heute. Doch Rolf bekommt seinen Cappuccino und ein süßes Teilchen. Der Campingplatz ist fast leer, nur die Spatzen erwarten uns schon. Für den Rest des Tages ist Siesta und Lesen angesagt.

Zum Dinner gibt es Pate, Tintenfischsalat, Käse, Salat, Baguette und dazu Rotwein.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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