Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Mendigorria - Teil 2 - Streckenverlauf (Spanien): Sanguesa - Sos del Rey Catolico

12.10.2013 - 44. Tag - Sanguesa - Sos del Rey Catolico

12. Oktober 2013 – Samstag – 44. Tag
Campingplatz Errota-El Molino, Mendigorria, Navarra – Spanien
Mendigorria – Sangüesa – Fiesta de Pilar – Gruppe Uriel aus Jaca – Sos del Rey Catolico – Portal de la Reina – Casa Consistorial (Rathaus) – Palacio Gil de Jaz - Iglesia San Martin – Portal de Sangüesa – Foz de Arbayun - Mendigorria
Fahrzeit: 6 1/2 Stunden, 148 Meilen (230 km)

Gestern Abend, nach 20 Uhr, als es schon richtig dunkel war, kamen noch zwei neue Camper. Wenn wir unser Motorrad nicht so günstig geparkt hätten, wären sie wohl auf uns drauf gefahren. Wie es scheint, sind einige Camper sehr ängstlich und suchen daher die Nähe zu anderen.

Heute Morgen ist es sehr kalt, die Tische und die Plane auf dem Motorrad haben eine Eisschicht. Erst als die Sonne kommt, taut es auf und ich kann den Tisch decken. Allerdings hat Rolf heute Morgen Socken angezogen und ich habe die Motorradunterwäsche unter dem Jogging-Anzug an. So müssen wir beim Frühstück draußen nicht frieren. Langsam lichtet sich der Nebel über den Bergen und wir können unsere schöne Aussicht genießen.

Um 11 Uhr starten wir zu unserer heutigen Tour. NA 6030 bis Tafalla, NA 132 bis Sangüesa. Eigentlich wollte ich dort einkaufen, aber die Geschäfte in der Calle Mayor sind geschlossen. Es findet ein prächtiger Umzug statt, in bunte Trachten des Aragon gekleidete Männer und Frauen ziehen singend durch die Stadt – es ist die Gruppe Uriel aus Jaca - man feiert die Fiesta de Pilar.

Der 12. Oktober ist der große Tag der Virgen del Pilar, der Schutzheiligen Spaniens. Das größte und wichtigste Fest Saragossas (Aragon) beginnt in jedem Jahr am 12. Oktober, dem Nationalfeiertag Spaniens. Die Feierlichkeiten dauern meist eine Woche an. Schon am frühen Morgen findet die Blumenniederlegung statt: Die Menschen begeben sich mit ihren regionalen Trachten angetan zur Plaza und beschenken die Jungfrau mit unzähligen Blumen und Sträußen, so erinnern und feiern sie die Geschichte und Kultur Spaniens und ihrer Region.

Die singende Gruppe zieht zur Plaza. Dort auf einer schon vorbereiteten Bühne führen sie verschiedene Tänze auf, immer in anderen Trachten. Es wird gesungen und musiziert, aber am schönsten sind die Tänze. Man spürt den Vorführenden an, dass sie sich völlig damit identifizieren. Sie strahlen Lebensfreude pur aus. Rolf und ich sind begeistert von dieser einmaligen Darbietung. Ca. 1 ½ lauschen wir der Musik und erfreuen uns an den Tänzen. Viele Bilder und mehrere Videos macht Rolf.

Welch ein Glück, dass wir gerade zu dieser Zeit nach Sangüesa gefahren sind.

Sangüesa ist ein Ort am Jakobsweg in der Autonomen Region Navarra. Er ist Hauptort der gleichnamigen Comarca und liegt einen Kilometer hinter dem Zusammenfluss von Aragon und Irati. Sangüesa grenzt im Norden an Lumbier, Liedena und Javier, im Osten an Sos del Rey Catolico, im Süden an Sierra de Pena und Caseda und im Westen an Aibar. Im 10. Jh. war Yesa eine Bastion gegen die Mauren und verfügte über Sonderrechte. Yesa war auch Sitz des königlichen Hofes von Navarra.

Im 12. Jh. wurde Sangüesa als Station am Pilgerweg gegründet, der damals eine so große Bedeutung hatte, dass die Neugründung schnell zu einer der wichtigsten Städte Navarras avancierte. Noch immer zeugen zahlreiche Paläste und mittelalterliche Prachtbauten vom einstigen Reichtum der Stadt.

Unsere Tour geht weiter, A 127 nach Sos de la Rey Catolico. Von diesem Ort, oben auf einem Felsvorsprung gelegen, hat man einen herrlichen Blick über die Sierra de Leyre und Sierra Santo Domingo. Der Ort gehört mit seinen engen, steilen Gassen mit den prächtigen Häusern zu den schönsten Orten des Aragon. Mit seinen gepflasterten Straßen, Häusern und Adelspalästen aus Natursteinen hat er sich seinen mittelalterlichen Charme bewahrt.

Wir betreten Sos durch das Portal de la Reina, welches zu den Festungsanlagen gehört. Das Castillo de la Pena Felizana (12. Jh.), eine mittelalterliche Festung, wurde errichtet, um den Vormarsch der Mauren zu stoppen. Die Türme, Tore und Mauern, die erhalten sind, legen davon Zeugnis ab, u. a. auch das Portal de Sangüesa.

Wir kommen zum Plaza Mayor. Hier steht das Casa Consistorial aus dem Jahr 1595, heute Rathaus des Ortes. Der Palacio Isidoro Gil de Jaz (17. Jh.) ist auch ein prächtiges Gebäude. Sowohl das Rathaus als auch der Palacio de Jaz besitzen große, mit Schnitzereien verzierte Dachüberstände. Gleich nebenan ist die Iglesia San Martin (13. Jh.). Im Palacio Sada – heute Museum – wurde König Ferdinand II. der Katholische geboren.

Sos del Rey Catolico (ca. 600 Einwohner) liegt im Nordwesten der Provinz Saragossa in der Autonomen Region Aragon in der Comarca Cinco Villas (fünf Kleinstädte). Zu Sos gehören die Orte Barues, Campo Real, Mamillas und Sofuentes. Schon zu Römerzeiten war der Ort besiedelt. Er stand kurze Zeit unter maurischer Herrschaft, wurde aber 1044 von Ramiro I. dem Königreich Aragon angeschlossen. 1452 wurde in Sos König Ferdinand II. der Katholische geboren, der dem Ort seinen Beinamen gab.

1711 wurde Sos zum Hauptort der Comarca Cinco Villas. 1968 wurde der Ortskern als „Conjunto historico-artistico“ unter Denkmalschutz gestellt. 1985 war Sos der Schauplatz des Filmes „ La Vaquilla“. Besonders sehenswert sind die Stadtmauern mit mehreren Toren, das Casa Consistorial (Rathaus) und die Kirche San Esteban mit Krypta.

Nachdem wir unseren Besichtigungsrundgang beendet haben, fahren wir weiter, A 1601, Richtung Roncal. Dies ist ein holpriger, asphaltierter Feldweg mit Schlaglöchern und Schotter. Wir kommen über den Pass „Puerto de Cuatro Caminos“, 848 m, durch eine Ghosttown mit den Überresten einer alten Burg. Der Embalse de Yesa ist zu sehen. Hier finden sich viele Protestflaggen gegen eine Erweiterung des Stausees, aus gutem Grund, wie ich herausfand:

Die Yesa-Talsperre staut den Rio Aragon in den spanischen Vorpyrenäen zu einem 2.089 Hektar großen See aus. Die Talsperre wird vom Rio Aragon und mehreren Nebenflüssen gespeist. An der Staumauer befindet sich ein Wasserkraftwerk. Im August 2006 kam es zu einem Erdrutsch auf der linken Talseite. Die Erdmassen ergossen sich nicht in den See, sondern auf ein noch unbefülltes, zur Erweiterung des Sees geplantes Territorium. Dadurch blieben eine Flutwelle und eine Katastrophe für die Anwohner der Umgebung aus. Das Unglück wurde acht Monate lang vor der Bevölkerung geheim gehalten. Bei dem benachbarten Staudamm-Projekt in Itoiz droht bei Fertigstellung ein ähnliches Szenario, wobei sich in diesem Falle die Wassermassen direkt in die angrenzenden Ortschaften ergießen würden.

Wir folgen nun der A 137 Sigües / Salvatierra de Esca durch die Schlucht des Rio Esca bis Burgui, weiter NA 214 über den Pass Las Coronas, 951 m.

Wir durchqueren das Valle de Roncal, eine herrliche Landschaft. Ab Navascues NA 178 bis Foz de Arbayun, dort wieder ein kurzer Halt, um in die herrliche Schlucht zu schauen.

Weiter Richtung Lumbier, NA 534 über Pass Aibar, 704 m, NA 132, vorbei an Eslava, durch Lerga, über Pass Lerga, durch San Martin de Unx. Wir haben nur 15 Grad. Weiter über Tafalla nach Artajona. Dort tanken wir.

Gegen 17.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 6 ½ Stunden, 148 Meilen (230 km). Unsere spanischen Camper-Nachbarn haben zwei keine Kläffer, die frei herum laufen und überall hinpinkeln, gefällt mir gar nicht.

Heute Abend gibt es Schnitzel, gefüllt mit Käse und Schinken, nennt sich „Jakobina“. Beim Abendessen ist es fast windstill, was sehr angenehm ist. Um 19 Uhr verziehen wir uns in den Bus.

© Uschi Agboka, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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