Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Mendigorria - Teil 1 - Streckenverlauf (Spanien): Roncesvalles

8.10.2013 - 40. Tag - Roncesvalles

8. Oktober 2013 – Dienstag – 40. Tag
Campingplatz Errota-El Molino, Mendigorria, Navarra – Spanien
Mendigorria – Roncesvalles – Iglesia de la Real Colegiata - Capilla del Espiritu Santo (Silo de Car-lomagno) – Iglesia de Santiago - Skulptur – Estella de Camino
Fahrzeit: 5 ½ Stunden, 163 Meilen (262 km)

Heute Morgen ist es ganz schön frisch, um 9 Uhr nur 4 Grad. So lassen wir uns Zeit und fahren erst um 11 Uhr los. NA 6030 nach Tafalla, weiter NA 132 St. Martin d Unx. Es ist nebelig, man kann kaum etwas sehen und es ist saukalt. Natürlich hab ich mal wieder keine Handschuhe an, so muss ich die Hände in Rolfs Jackentasche stecken.

Wir überqueren den Pass Lerga, 753 m. Um 12 Uhr sind wir in Sangüesa, dort müssen wir erst einmal tanken. Die Strecke führt nun ein Stück über die Autobahn, dann NA 178 über Lumbier, über Alto de Iso, 670 m, durch das Valle Salazar. Die Straße führt am Fluss entlang, durch ein zunächst flaches Tal, das von einigen Hügeln eingerahmt wird. Dann werden die Berge steiler und wirken wie der Eingang zu einem Canyon.

In Ezcaroz, ein Ort mit vielen schönen Natursteinhäusern, biegen wir ab auf NA 140, über Jaurrieta, Alto Remmendia, 1.040 m. Kurze Pause in Abaurregaina - Abbaurrea Alta.

Ab Espinal folgen wir der N 135 nach Roncesvalles. Dort treffen wir um 13.45 Uhr und trinken zunächst mal Kaffee. In dem Cafe sehen wir einen Englisch sprechenden Pilger, der sich mit dem Taxi abholen lässt. Das sind gerade die richtigen „Pilger“. Eine Heuschrecke hat es sich an einer Wand bequem gemacht. Wir blicken Richtung Frankreich und sehen dort viel Nebel über dem Gebirge. Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir uns auf zur Besichtigung des Pilgerortes.

Die von Wäldern umgebende Klosteranlage mit ihren grauen Mauern und bläulichen Zinkdächern (gegründet im 12 Jh.) erinnert daran, dass hier einer der wichtigsten Jakobswege durch Spanien verläuft. Der Gebäudekomplex umfasste eine bedeutende Pilgerherberge mit Hospiz, eine quadratische Grabkapelle, heute die Heilig-Geist-Kapelle, sowie eine mit zahlreichen Reliquien ausgestattete Klosterkirche – Iglesia de la Real Colegiata.

Die gotische Kirche wurde im Jahr 1219 geweiht. Unter dem Baldachin des Hauptaltars steht das derzeitige Pilgersymbol, eine Jungfrau mit dem Kind. Die Holzfigur ist mit Silberplättchen belegt und stammt aus einer französischen Werkstatt. Nachdem wir die Kirche angeschaut haben, geht es weiter mit der Besichtigung des Ortes.

Mich fasziniert besonders die Capilla del Espiritu Santo – auch Silo de Carlomagno – genannt. Die Heilig-Geist-Kapelle ist das älteste Bauwerk des monumentalen Gebäudekomplexes. Die Kapelle mit quadratischem Grundriß und einem Gewölbe über diagonalen Bögen stammt aus dem 12. Jh. In der Krypta wurden die Pilger bestattet, die im Hospiz gestorben waren. Der Legende nach soll die Kapelle genau an dem Ort stehen, den Karl der Große als Grabstätte für Roland ausgewählt hatte. Hier sollen die Gebeine der in der Schlacht von Roncesvalles getöteten Krieger begraben sein.
Links von der Kapelle sieht man die Iglesia de Santiago, eine kleine gotische Kirche aus dem 14. Jh. Auf der anderen Straßenseite steht das Itzandegia, ehemals Hospiz (18. Jh.) und heute Pilgerherberge.

Auf einer Wiese steht eine moderne Skulptur – Estella de Camino. Dort befindet sich auch ein Monument aus Stein, mit Erinnerungstafel, welches an die Schlacht von Roncesvalles erinnert.

Roncesvalles (wörtliche deutsche Übersetzung etwa Tal/Täler der Dornensträucher) ist ein Ort in der Autonomen Region Navarra in Spanien. Er liegt in den Pyrenäen am südlichen Fuß des Ibañeta-Passes am Fluss Urrobi. Schon zu vorrömischer Zeit gab es hier einen Pyrenäenübergang und spätestens seit den Römern und ihrer Fernstraße Bordeaux–Astorga auch eine Passstation.

Die Bekanntheit des Ortes ergibt sich aus seiner Eigenschaft als wichtige Pilgerstation am Jakobsweg. Roncesvalles wurde mit der Begründung des Jakobsweges von 813 immens wichtig: Drei der vier wichtigsten Pilgerwege nach Santiago de Compostela gehen hier gebündelt über die Pyrenäen (Via Podiensis von Puy und Conques, Via Turonensis – von Paris, Tours und Poi-tiers, Via Lemovicensis – von Vézelay, Limoges und Périgueux kommend. Die Via Tolosana – Arles, Toulouse – führt über den Somport).

Die Küstenroute mit den vielen (gefürchteten und teuren) Flussüberquerungen konnte so vermieden und gleichzeitig das Ro-landsschlachtfeld besichtigt werden, wenn auch ein steiler Anstieg und Wetterumschwünge die Pilger abschreckten.

Der Ort mit dem alten Augustinerkloster von 1132 stellte einen wichtigen Haltepunkt auf dem Jakobsweg dar und hat diese Funktion mit der Revitalisierung des Weges wiedererlangt.

Bekannt ist der Ort auch durch die Schlacht bei Roncesvalles am 15. August 778. Die Schlacht von Roncesvalles war ein Überfall der einheimischen baskischen Bevölkerung auf die Nachhut eines fränkischen Heeres unter Karl dem Großen am 15. August 778. Er fand nahe dem baskischen Dorfe Roncesvalles statt. Die islamischen Statthalter im Norden der Iberischen Halbinsel entschieden nach Streitigkeiten mit dem Emir Abd ar-Rahman I. von Córdoba (regierte 756–788), sich unabhängig zu machen, jeder in seiner Provinz. Da sie aber fürchteten, der Macht der Emirs nicht widerstehen zu können, suchten sie nördlich der Pyrenäen, bei den Franken, um Hilfe nach.

Im Jahr 777, während Karl der Große sich noch im Krieg gegen die Sachsen befand, traf ein Abgesandter der abtrünnigen Gouverneure, Suleiman ibn al-Arabi, Statthalter von Barcelona, Husayn, Statthalter von Saragossa und Abu Taur, Statthalter von Huesca, in Karls Feldlager ein, um sich der Hilfe der Franken gegen den Emir von Córdoba zu versichern. Karl erkannte sofort die Möglichkeit, seinen Machtbereich auszudehnen, und sagte zu.

Im Frühjahr 778 fielen zwei christliche Armeen in das zuvor teilweise von islamischen Mauren eroberte und besetzte Spanien ein. Die größere der beiden, bestehend aus Soldaten aus Neustrien und Sachsen, stand unter dem Oberbefehl Karls. Sie versammelte sich in der Nähe von Agen und überquerte die Pyrenäen bei Saint-Jean-Pied-de-Port. Pamplona, Jaca und Huesca öffneten ihre Tore, der Ebro wurde überquert, und das Heer lagerte schließlich vor den Mauern Saragossas.

Die kleinere Armee, deren Soldaten aus Austrasien, Burgund, Italien, der Provence, Septimanien und Bayern kamen, überquerte die Pyrenäen im Osten, fiel in Katalonien ein und traf mit dem größeren Heerzug vor Saragossa zusammen. Suleiman ibn al-Arabi ließ die Franken nun jedoch nicht in seine Stadt – die abtrünnigen Statthalter begannen angesichts der christlichen Invasion ihre Entscheidung zu bereuen, zumal Karl auch in den ihm zugefallenen Städten eigene fränkische und christliche Statthalter einsetzte.

Karl wiederum war nicht auf eine Belagerung vorbereitet, nicht mit Material und nicht mit Verpflegung, eine Ernährung der Soldaten aus dem wenig fruchtbaren Umland kam auch nicht in Frage, so dass Karl nur noch der Rückzug blieb. Während dieses Rückzugs überfiel er Pamplona, ließ es durch seine Truppen plündern und zerstörte die Stadtmauern, damit sich diese Stadt nicht gegen ihn erheben könne. Damit machte er sich die Basken zum Feind.

Am 15. August überquerte sein Heer die Pyrenäen am Col de Roncevaux. In dieser engen Passage, zwischen den hohen Bergen eingeschlossen, war das fränkische Heer gezwungen, in einer langen und damit verwundbaren Reihe zu marschieren mit nur jeweils wenigen Männern nebeneinander.

Die baskische Bevölkerung des Landes, deutlich in der Unterzahl, wartete nur auf die passende Gelegenheit zu einem Überfall. Mit leichter Bewaffnung und an die Bewegung in dem steilen und felsigen Gelände gewöhnt, ließen sie den Hauptteil der Armee passieren, um sich dann auf die Nachhut zu stürzen. Die Franken, auf ihren Pferden und mit ihren langen Lanzen kaum beweglich, wurden völlig überrascht. Die Nachhut wurde vom übrigen Heer abgeschnitten und mitsamt dem Tross in den Hintergrund des Tales gedrängt. Ein verzweifelter Kampf brach aus, bei dem die fränkischen Soldaten bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden. Die Basken plünderten den Tross und zogen sich eilends in die Berge zurück. Die Hauptarmee machte zwar umgehend kehrt, kam aber zu spät auf dem Schlachtfeld an.

Der Überfall der Basken am 15. August 778 war die einzige große Niederlage, die das Heer in der langen militärischen Karriere Karls des Großen erlitt.

Unter den Opfern befanden sich hohe Würdenträger des fränkischen Hofes: Karls Hausmeier Egilhard, Pfalzgraf Anselm (Robertiner) sowie der Statthalter der Bretonischen Mark, der Graf Roland. In den folgenden Jahrhunderten wurde Roland zum populärsten Helden Frankreichs. In der Erinnerung des Volkes wurde das Massaker von Roncesvalles zu einer gigantischen Schlacht – dies in einer Zeit, als die christlichen Ritter des Westens sich auf den Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Landes begaben. Karls Expedition gegen die muslimischen Herrscher Spaniens wurde zu einem vorgezogenen Kreuzzug stilisiert – und Roland wie selbstverständlich ein christlicher Märtyrer.

In der Schlacht von Hastings 1066 sangen die Normannen ein Lied, das die Geschichte Rolands feierte. Am Ende des 11. Jahrhunderts kam ein Epos in romanischer Sprache auf, das Chanson de Roland, das Rolandslied, das heute zu den Meisterwerken epischer Dichtung des Mittelalters gerechnet wird.

Die Schlacht von Roncesvalles entwickelte sich auf beiden Seiten der Pyrenäen zu einer Legende und entfernte sich dabei von der historischen Realität. Im Rolandslied, dem ältesten französischen Heldenepos, wird der heldenhafte und aussichtslose Widerstand einigr tapferer christlicher Ritter gegen die Übermacht der Sarazenen verherrlicht.

Das Gedicht von Bernhardo del Carpio (Ende des 12. Jh.) erzählt von einem jungen Mann als Nationalheld, der als Anführer von Kämpfern aus dem. Baskenland, aus Navarra und Asturien das Eindringen der fränkischen Armee auf spanisches Territorium gerächt haben soll.

Als Platz für diese Schlacht werden jedoch immer wieder auch andere Orte ins Spiel gebracht. Der Sage nach soll die knapp 100 km östlich gelegene Gesteinsformation der Brèche de Roland, eine 40 m breite und 100 m tiefe Scharte im Pyrenäenhauptkamm, oberhalb des 2.807 m hohen Cirque de Gavarnie, von einem Schlag Rolands mit seinem Schwert Durendart her-rühren.

Nach dem Ort bzw. der Schlacht wurde auch eine Landfläche auf dem Saturnmond Iapetus als Roncevaux Terra benannt.

Wir verlassen den geschichtsträchtigen Ort Roncevalles über N 135 Richtung Pamplona, über Alto de Mezkiritz 922 m, Alto de Erro, 801 m. Es ist eine herrliche, landschaftlich schöne Strecke bis Huarte, von dort folgen wir der N 150 bis Uroz, dann N 234 bis Guerendiain, weiter N 121 bis nach Tiebas, NA 601 Puente la Reina, NA 601 bis Mendigorria.

Dort kommen wir um 16.30 Uhr, nach 5 ½ Stunden, 163 Meilen (262 km) an. Es war den ganzen Tag über relativ kühl. Zum Dinner haben wir Gehacktes, Salat, Trauben, Baguette und Rotwein.

Fortsetzung Teil V - Mendigorria - Teil 2 - Navarra (Baskenland) 9. bis 19.10.2013.

Bilder findet man auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de und auf meiner Facebook Seite, Uschi & Rolf - Motorrad und andere Reisen.

© Uschi Agboka, 2015
Du bist hier : Startseite Europa Spanien Roncesvalles
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors