Unsere Reise geht weiter, auf dem "Landweg" von Australien nach Europa
Russland(Asia) von 11.06. bis 13.07.2018 11900km: Ost Sibirien 2 von 25.06. bis 01.07.2018 2150km
Ziel: Durch Ost Sibirien weiter Richtung Westen,
Hier von Irkutstk über Krasnoyarsk und Abakan nach Kyzyl in der Tuva Republic und von dort noch bis zum Lake Khadyn und Lake Dus Khol.
Wetter: meisten sonnig, < 35º, jedoch unterbrochen von gelegentlich auch heftigen Regenschauern, nachts < 15º.
Heute ist frühes Aufstehen angesagt, wir haben einen 8:40 Termin beim Toyota Händler und müssen dazu im Montagmorgenberufsverkehr quer durch die Stadt. Relativ pünktlich kommen wir an, Service Manager Alex spricht ausgezeichnetes Englisch, hat alle benötigten Teile wie Luftfilter, Ölfilter für Motor und Getriebe sowie Dichtungen auf Lager und die hinteren Bremsbeläge werden auch gleich noch mit gewechselt. Während SL3 knappe 4 Stunden lang gepflegt wird, geniessen wir das schnelle WiFi, können endlich mal wieder Mails beantworten, die ersten Teile des RUS Berichtes ins Netz stellen und uns über den Stand der Fussball WM informieren. 13.30 alles erledigt, wir können zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Parken in der Nähe des Moscow Gate,
gehen vorbei an der Bogoyavlensky Cathedral,
die Zhelyabeva Street entlang
und erreichen so die Karla Marksa Street, die Prachtstrasse der Stadt,
von beeindruckenden Gebäuden geziert. Wie in jeder Grossstadt mittlerweile auch hier eine Fuzo,
diese hier zeigt zwar deutlich die Spuren des letzten Regengusses, aber ansonsten hier eher ‚Tote Hose‘, da muss noch gründlich renoviert, wiederbelebt werden und auch der Central Markt von aussen schon recht nett,
erinnert innen eher an ein Kaufhaus in China in den frühen 90ern. Weiter noch zum Bezirk der ‚alten Holzhäuser‘,
bevor wir dann die Stadt auf der P-255 Richtung Nord-Westen verlassen. Aber auch hier wird vor den Erfolg erst mal die Geduld gesetzt, ca. 20km nach der Stadtgrenze ist eine Strassen-Pflegestelle, an einem Aufstieg wird auf etwa 1km der Belag erneuert, aus zweispurig wird einspurig und da im Abendberufsverkehr ja jeder schnell nach Hause muss, werden die Standspuren rechts und links zum nach vorne drängeln auch gleich noch mitbenutzt. Nach 2 Stunden können auch wir durch dieses Nadelöhr schlüpfen, haben ab jetzt ‚Freie Fahrt‘ vorbei an mehr oder weniger verfallenden Industrieanlagen, ehemaligen Kombinaten und beziehen gegen 20h einen SP an einem Roadhouse entlang der P-255. Um Euch zu zeigen, wie hart und schwer doch das Camper-Leben in Sibirien ist, hier noch ein Schnappschuss von unsrem Abendessen, im wesentlichen bestehend aus einem 450g Fässchen mit rotem Lachs? Kaviar,
das wir gestern in einem der Cash&Carry Supermärkte in Irkutsk gefunden haben. Mehr davon passten leider nicht mehr in unseren Kühlschrank.
Es sind laut Wegweiser nur noch gute 1.000km bis Krasnoyarsk, wir fahren unverdrossen weiter auf der P-255 Richtung Westen, teils auf sehr guter Strasse, teils durch die schon üblichen 20km langen Baustellen. Zur weiteren Abwechslung auf der ansonsten recht eintönigen Fahrt trug heute u.a. dieser Unfall bei. Am Ortsausgang einer Kleinstadt eine ampelgesicherten Zufahrt zu unserer „Schnellstrasse,‘ hier mit Tempo 50 Schildern dekoriert -
und da kollidieren doch gleich 5 Fahrzeuge??!!?? miteinander. Bisher meinten wir hier fast die einzigen Ausländer zu sein, aber dann bestand unser Gegenverkehr innerhalb einer Stunde plötzlich aus einer ganzen Horde westlicher Kenzeichen. Auf drei solcher ‚Expeditions-LKW‘, den ‚Frühaufstehern??‘,
folgt 15min später ein uns fröhlich anblinkender Landrover aus der Schweiz und dann mit deutlicher Verspätung noch 6 oder 7 dieser, pardon, Joghurt-Becher, ja, bis die immer eingeräumt sind, das dauert halt und dazu noch die Langsamfahrbaustellen,…das ganze offensichtlich eine dieser (an-)geführten Camper-Touren, Fern-Reisen im vermeintlich sicheren Rudel unter Führung eines Alpha-Wolfs,...wir überlassen das gerne denjenigen, denen das gefällt und die sich an den doch erheblichen Zusatzkosten nicht stören, unsere Idee von Freiheit und Abenteuer sieht anders aus. Gegen Mittag ein kurzer Stopp in Tulun,
dem ersten größeren Ort heute auf dieser Strecke, zum sehen gibt es hier absolut nicht, aber Pause muss auch mal sein. Später etliche dieser Honig/Met/Tee-Händlerstände entlang der P-255
und dann endlich Tayshet, Startpunkt der BAM, der zweiten Bahnlinie Richtung Osten quer durch Sibirien, bis ans Meer, aber im Vergleich zur Trans-Sib relativ wenig befahren. Der prächtige Bahnhof,
eine Erinnerungslokomotive
und ein im Italienischen Ziegel-Stil erbauter Wasserturm.
Unser SP heute, ein Roadhouse bei Kahsk und nur noch 200km bis Krasnoyarsk.
Drunten am Yenisey River in Krasnoyarsk liegt die SV Nicolai,
ein ehemaliger Flussdampfer, der hier schon 1891 den späteren Zaren Nikolai II hier über den mächtigen Fluss gebracht hat und mit dem später Lenin flussaufwärts bis zu seinem Exil in Shushenskoe gefahren ist. Die Stadt selbst eine Industriestadt, abgesehen von ein paar riesigen Verwaltungspalästen, der Intercession Cathedral
und der Resurrection Church
gibt es hier wenig sehenswertes. Etwa 10km südlich der Stadt dann noch die Stolby Nature Reserve, im Winter ein Skigebiet, im Sommer ein Wanderparadies.
Der Besuch dieses Nationalparks ist kostenlos, nur für das Befahren einer 5km langen Parkstrasse hoch zum Plateau werden stolze RUB 3.000 verlangt. Das ist in etwa der Gegenwert von EUR 40, 100 Broten a 500g, 60 Dosen Bier zu 0,5l, 4,5kg geräuchertem Lachs,…wir finden ‚das ist uns der Spass nicht wert‘, schnüren die Wanderschuhe und gehen einfach zu Fuss diese extra Stunde, die ca. 300Hm da hoch, treffen auf solche Weggenossen
und sind droben in einem riesigen Gelände mit aus verwitternden Granit bestehenden Felsformationen, hier Stolby genannt,
die stark an die Schrammsteine, die Sandsteinfelsen in der sächsischen Schweiz erinnern. Die Wanderwege bestens ausgeschilderten, gut angelegt, man(n) könnte hier tagelang wandern, jeder Felsen hat seine Namen, der Abstand zum nächsten Felsen ist jeweils angegeben und sicherheitshalber wird auch noch eine topgraphische Wanderkarte für RUB 100 verkauft. Wir beschränken uns auf die ‚kleine blaue Runde‘, kommen so an gut 8 dieser Felsen vorbei
und zurück beim Auto haben wir in gut 4 Stunden insgesamt 500Hm zurückgelegt. Wir fahren noch ein Stückchen den Yenisey entlang und finden dann einen SP bei Irinas Tankstelle in Divnogorsk.
Ein paar km Flussabwärts ein 90m hoher Damm,
hinter ihm der sich mehrere 100km ins Land ziehende Krasnoyarsk Stausee –
und seitlich am Ufer ein Schrägaufzug-Schiffshebewerk und wenn auch nur für den Fall, falls Lenin heute nochmals in sein Exil ziehen würde, Schaschlik Stände am Strassenrand, sowieso Zeit zur Mittagspause, die 200 Rubel pP sind hier gut angelegt.
Wir erreichen Salbyk, unser erster Eindruck herumstehende Hinkelsteine wie in der Bretagne,
doch dann lernen wir, dass dies einst die Grundmauern riesiger Pyramiden waren
die um 300BC hier erbaut wurden.
Beeindruckt fahren wir weiter nach Abakan, eine der vielen gesichtslosen Industriestädte Sibiriens,
das Theater wird renoviert,
Lenin
bewacht das gegenüberliegende Regierungsgebäude,
noch ein Theater an der Karl Marx Strasse
und eine nette Kirche am Stadtausgang.
Wir finden einen SP an einem Roadhouse nahe Abakan, trotz der 650km, diesmal ohne!! eine einzige Baustelle finden wir ‚genug für heute‘.
Weiter geht es auf der P-257 ins benachbarte Minusinsk, aber da diese Stadt im Gegensatz zu Abakan zwischen 1930 und 1990 praktisch vernachlässigt wurde, ist vom einstigen Glanz dieser Handelsstadt am Fluss wenig übrig geblieben. Die neu renovierte Kirche von draussen
und von Drinnen,
alte Stadtpaläste,
das Lenin Museum
und ein Mural, das an Linins Zeit im Exil hier in der Gegend erinnert.
Dieses Hotel
und zahlreiche meist verfallende Holzhäuser,
die Zierde der Innenstadt. Shushenskoe, die Stadt in der Lenin vom 1897 bis 1900 seine Jahre im Exil verbracht hat begrüßt ihre Besucher schon von weitem,
hat eine neue Peter&Paul Kirche errichtet,
direkt neben dem Lenin gewidmeten Freiluft Museum gelegen,
obwohl es doch diese alte Old Peter&Paul Kirche gewesen sein muss, in der Lenin 1898 einst geheiratet hat,
ein wenig bekannter Umstand der später gerne verschwiegen wurde. Auf der P-257, jetzt auch Usinsky Trakt genannt, geht die Fahrt weiter Richtung Süden, Bergketten müssen auf etwa 1500m überquert werden,
Schneefelder
und dieses Memorial am Strassenrand, das an Alexander Lebed erinnert,
dessen Hubschrauber hier 2002 mit einer Hochspannungsleitung kollidierte. Eine letzte Passabfahrt, die Landschaft ändert sich schlagartig, wird zur Steppe,
wir sind in der bis 1930 zumindest nominell unabhängigen Republik Tuva angekommen. Die Bevölkerung, die Kultur, die Musik mit ihren Kehlkopfsängern, wer von uns hat diesen mongolischen Sänger in der (Münchner) Fußgängerzone noch nicht fasziniert zugehört?? ähnelt stark den benachbarten Mongolen und ist doch noch irgendwie anders. Wir biegen ab ins Kings Valley,
ähnlich wie in Ägypten einem Tal mit 10 Königsgräbern und gut 700 weiteren Grabhügeln aus der Zeit um 700 BC, von denen aber bisher erst 2 geöffnet wurden, in denen kiloweise!!! Goldschmuck, Grabbeigaben 16 Diener und 160 Pferde gefunden wurden, heute sind hier davon nur noch diese restaurierten Hügel, Steinpfeiler mit Erinnerungsplaketten
und freigelegte Steinkreise zu sehen,
das Gold wird im Kyzyl ausgestellt, von der Öffnung weiterer Grabhügel wird auf Wunsch der Bevölkerung und der örtlichen Schamanen abgesehen.
Noch ein paar Bergdörfer,
immer trockener erscheinende Steppe,
wir erreichen Kyzyl
und dürfen, vom Straßenlärm geschützt, im Hinterhof einer am Stadtrand gelegenen Tankstelle die Nacht verbringen.
Unser erster Weg führt uns zum National Museum von Kyzyl,
denn den Goldschatz wollen wir schon mit eigenen Augen gesehen haben, aber um 9:00 sind zwar die Türen schon auf und die Wächter schon wach, aber vor 10:00 darf da keiner rein. Auch gut, also erst mal auf zur Stadtbesichtigung. Das moderne Theater erinnert eher an ein Tempelanlage,
andererseits heisst das bei uns nicht auch ‚Kunst-Tempel‘??, die großzügigen Regierungspaläste im üblichen ‚Repräsentation-Stil‘. Auf dem Markt geht es noch relativ ruhig zu, vor dem Centre for Tuvan Culture
die Statue seines Begründers, dem legendären Tuvan Musiker Kongar-ool und auch der Tschenling Dasan
der buddhistischen Tempel so früh am Morgen nur von ein paar Frauen besucht. Wir hören aus der Ferne, vom Recreation Park kommende Lautsprecherdurchsagen, Musik, unsere Neugierde ist geweckt. Wie sich später herausstellt, scheint das die Generalprobe für eine Veranstaltung zu sein, die hier am Nachmittag stattfinden soll. Schaukämpfende Jugendliche,
in den Nationalfarben tanzende Mädchen,
und ein Probe-Konzert von drei dieser Kehlkopfsänger, dank Tante Googles Übersetzer erfahren wir von einem Banknachbarn, dass diese Veranstaltung hier erst um 14:00 beginnen soll, also noch genügend Zeit die Besichtigung der Stadt fortzusetzen, die sich rühmt, das ‚Centre of Asia‘, zu sein. Stimmt irgendwie auch, aber nur wenn man Asien aus einer Karte in der zumindest selten verwendeten, manche nennen es auch ‚obskuren‘ stereographischen Gall Projektion ausschneidet und auf eine Nadelspitze legt – dann ist der Schwerpunkt genau an dieser Stelle,
dem Mittelpunkt Asiens. Im National Museum (E= RUB 300 für das Museum und zusätzlich RUB 500 für die Schatzkammer) eine kurze Runde durch die allgemeine Ausstellung in der es von Tonscherben bis Kriegsorden ‚von jedem etwas‘ zu sehen gibt, und dann in der Schatzkammer 3.000 Jahre alter Goldschmuck, teils so filigran, wie leinenartiges Gewebe aus feinsten Goldfäden, von dem Goldschmiede heute behaupten dies nicht herstellen zu können und teils so wuchtig wie dieser 1,5kg schwere königliche Halsreif
dessen feine Verzierungen erst in der Vergrößerung wirklich sichtbar werden. Tief beeindruckt ziehen wir weiter, nach einer kurzen Mittagspause am Markt dann zurück zum Festplatz wo die begeisterten Zuschauer mit Wettkämpfen im Frei-Stil-Ringen unterhalten werden.
Zwischendrin eine Tanzeinlage mit Teilnehmerinnen in traditionelle Bekleidung und der recht modern gekleideten örtlichen Balletttruppe,
bevor eine Blaskappelle der Armee zum Ständchen aufspielte.
Noch die Nationalhymne von einem Opern Tenor,
die drei Kehlkopfsänger beim Konzert
und dann artete die Veranstaltung in einer Armee-Preisverleihungs- Lokal-Größen-Beräucherungsaktion aus. Da wir die restlichen Showteile ja schon während der Proben am Morgen gesehen haben, brechen wir unseren Besuch hier ab und verlassen die Stadt auf den Weg in die Steppe Richtung Süden. Auf einem Hügel am Stadtrand diese riesige Hirten Statue, die offensichtlich den nächsten Gewittersturm über der Stadt festhält,
im Tal danach Tos Bulak Spring,
eine der heiligen Quellen, die diese Stadt umgeben. An der Einfahrt zum Cheder Salt Lake steht zwar noch dieser Wegweiser,
aber von der einst populären Cheder Health Spa ist hier –warum auch immer – ausser diesen Ruinen nichts mehr übrig.
Wir fahren weiter zum Lake Khadyn einem beliebten Salzsee in der Steppe und sehen auch zahlreiche die in dem See baden, am See campen.
Der SP für diese Nacht ist schnell gefunden – nur mit dem Baden im See können wir uns nicht so richtig anfreunden, gerettet, besteht doch der Uferbereich (wie bei Salzseen eigentlich üblich und daher auch so tückisch für Off=Road Fahrten) aus einer schwarz-grauen klebrig-zähen Schlammschicht, die zwar der Gesundheit, der Schönheit förderlich sein mag, aber ohne viel Frischwasser kaum zu entfernen ist. Nach einem ‚beschränkten Fussbad‘ sind wir gerade dabei uns zum Abendessen niederzulassen, steht doch ein geknickter russischer PKW Fahrer neben unserem Auto und bittet um Hilfe. Auf einer Piste knapp 100m von uns entfernt hat er sich eingesandet – aber auch wie. Er bekommt erst mal die Schaufel um sein Fahrzeug freizulegen, während wir SL3 wieder Fahrbereit machen. Das ganze Zeug, das wir abends temporär im offenen Hochdach lagern muss wieder runter, das Dach wird geschlossen, wir fahren zur Schadenstelle. Oh je, der Geruch bedeutet nichts Gutes, da hat einer aber fleissig mit seiner Kupplung gearbeitet. Wir stehen auf festem Untergrund, das Fahrzeug kommt an die Winde und ist auch gleich draussen aus dem Sandloch, aber wie fast befürchtet, die Kupplung ist hinüber, schalten geht nicht mehr, mit dem Tipp 2. Gang und dann anlassen rollt er davon, wir können ihm nur noch viel Glück auf den nächsten 50km wünschen.
Am Morgen ein paar kreischende Möwen, ansonsten heilige Ruhe an ‚unserem‘ Lake Khadyn.
Ein paar km weiter auf der anderen Strassenseite liegt der Lake Dus Khol
und hier ein völlig anderes Bild, schlammbadende Badenixen,
hunderte von Campern rings um den See verstreut und dazu noch diese Holzhüttenferienbungalowanlagen, Imbissbuden,…
so bekommen wir auch noch einen Eindruck davon, wie es früher am Lake Cheder gewesen sein könnte. Es wendet sich der Held mit Grausen und bewundert dafür auf der Fahrt zurück nach Kyzyl noch diesen auf sein Frühstück wartenden Falken?? am Strassenrand.
Ist doch auch ein schönes Motiv um ein Kapitel abzuschliessen.
Aufbruch: | 12.11.2017 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2018 |
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