Solo für Fortgeschrittene
Loikaw - ins Herz geschlossen
Dieses Kapitel wird wohl etwas länger werden.
Schon am Inle-See hab ich sie gesehen, dort zur Schau gestellt, Animation für die Touristen. Ohne eine Miene zu verziehen sassen sie da. Ich habe auf Fotos verzichtet. Ich hätte mich geschämt.
Aber – jetzt kommt das große Aber.
Bei meiner Reise nach Loikaw wußte ich, dass ich die Longneckfrauen auf jeden Fall in ihrem Dorf besuchen will.
Mit Fahrer und Guide/in (wie nennt man eine weibliche Führung?) ins nahe gelegene Panpet.
Nahe gelegen heisst hier ca 40 km und heisst 1,5 Stunden Lehmpiste in die Berge.
Einsam gelegen, höher gelegen, ein Dorf, dort am einzigen Laden entrichten wir unseren Tribut, der nicht nur den Longneckfrauen, sondern dem ganzen Dorf zugute kommt.
Erst seit Dezember 17 sind die Dörfer für Touristen geöffnet.
Padaung werden sie genannt, sie selber bezeichnen sich als Kayan, dem Volk der Karen zugeordnet. (Falls unrichtig, möge man mir meine Unwissenheit verzeihen)
Mit Mary gehe ich zum ersten Haus einer Langhalsfrau. Schon auch ein bischen mit Herzklopfen, mich an die Situation am Inle-See erinnernd.
Mary erzählt und stellt mich vor. Die Dame, ein zierliches Persönchen, noch ohne ihren Haarschmuck, verschwindet schnell im Haus, um die Tücher anzulegen.
Wir sitzen und reden, Mary als Übersetzerin, Sie fragt – ich frage – wir lachen.
Besonders dann, als sie mir ihre Arbeit demonstriert. Sie stellt aus Baumwolle gewebte Dinge her.
Aber erstmal muß die Baumwolle bearbeitet werden, damit man sie überhaupt spinnen kann. Sie zeigt die einzelnen Arbeitsschritte, und ermuntert mich, das doch auch zu versuchen.
mit einem Gerät, welches aussieht wie ein Bogen, werden die einzelnen Flocken aufgelockert und aufgeplustert.
Beim Flöckchen drehen geht das noch ganz gut, aber beim Spinnen versage ich völlig. Anlass genug zum Lachen.
Wir vergleichen – ich bin 61 und sie ist 65 – ich habe 3 Enkelkinder – sie hat 25.
Ihr Mann liegt derzeit im Krankenhaus, etwas weiter entfernt und hat einen Nierenstein. Ein Sohn wird ihn abends besuchen, dann stellt sich heraus, ob er operiert werden muß, oder nicht.
Wenn er operiert werden müsste, würden sie ihren größten Besitz – eine Kuh dafür verkaufen müssen.
Ich traue mich, nach ihrem Halsschmuck zu fragen. Gut, dass Mary da ist, um zu übersetzen.
Die Longnecklady erzählt, das sie ihren Schmuck das letzte Mal vor 30 Jahren abgelegt habe, als sie Probleme am Kopf hatte.
Sie ist stolz, ihn zu tragen und will ihn auch nicht ablegen. Ihre Schwester kommt dazu. Sie hat Bohnen im Garten geerntet. Beide sind die letzten in der Familie, die den Halsschmuck tragen. Ihre Töchter haben kein Interesse daran, und es wird auch keinerlei Druck ausgeübt, ihn tragen zu müssen. Es ist eine freie Entscheidung. Irgendwann werden sie ausgestorben sein.
Wir gehen zu einem weiteren Haus.
Vorher am Festplatz mit dem Totempfahl vorbei. Frauen dürfen den Platz nicht betreten, so gibt es nur ein Foto aus der Ferne.
Die Frau des 2. Hauses zeigt uns ihr Haus von innen. Dort hängen etliche Instrumente, manche davon werden nur bei Zeremonien gespielt, oder bei Beerdigungen. Sie spielt uns ein Ständchen auf der Gitarre, und ich zeige ihr dann ein Video mit meiner Sambaband. Wieder ein Anlass zum herzlichen Lachen. Ihre Melodien waren doch sehr viel leiser und vermutlich in ihren Ohren harmonischer.
In der Küche wird eine Art von Schnaps gebraut, ich habe nicht verstanden, welches Korn.
Nicht so ohne…
Sie zeigt uns dann, wie sie Schmuck herstellt. Armreifen und Halsreifen aus Aluminium und Messing
Zum Schluß kaufe ich ihr eine Longneckfrau ab, die ihr Mann aus Holz geschnitzt hat, und die sofort mein Herz erobert hat.
Wir waren an die 2 Stunden dort und ich hatte nicht eine Minute das Gefühl von Zirkusveranstaltung. Ganz im Gegenteil. Die Frauen waren mindestens genauso neugierig auf mich, wie ich auf sie.
Die Menschen im Dorf profitieren von den Besuchern. Ich hoffe nur, es bleibt bei dieser Art und wird nicht eines Tages so sein wie am Inle-See.
Wir fahren weiter. Jetzt geht es in ein nächstes Kayan-Dorf. Es sind etliche Dörfer mit unterschiedlichen Kulturen, und wir schauen uns die nächste an.
Wir schauen beim Reisschnapsbrennen zu. Meine Führerin war enttäuscht, das sie ihre mitgebrachten Flaschen nicht mit Nachschub füllen könnte. Der nächste Kessel war erst in Arbeit. Der Absatz ist sehr gut und die Vorbestellungen reichlich.
Auch hier sind wir an 2 Schauplätzen gewesen, an denen noch die animistischen Rituale ausgelebt werden. Alle drei Jahre wird in einem Dorf dann ein nächster Totempfahl aufgestellt.
Ich bin nicht kundig genug, um mehr zu erklären.
Wikpedia sagt:
Das religiöse Weltbild der Padaung ist animistisch („Alles ist beseelt“) geprägt. Wie ihre Nachbarn im Kayah-Staat glauben sie an zahllose Geister und Dämonen. Nach alter Vorstellung sind die meisten böswillig, einige friedlich und nur wenige gut gesinnt. Den bösen Geistern werden zur Besänftigung regelmäßig Tieropfer oder Speise- und Trankopfer dargebracht, den anderen nur zu besonderen Anlässen, z. B. Festen. Als bösartig gelten auch die Geister der Verstorbenen: Sie werden nach Todesfällen unter Einsatz von Lärm aus dem Dorf vertrieben, damit sie in den Häusern der Hinterbliebenen nicht spuken oder ihnen auflauern
n der Weltsicht der Padaung spielt die Zukunftsschau eine bedeutende Rolle. Niemand trifft eine folgenschwere Entscheidung, ohne vorher die Prophezeiung des Dorfschamanen bzw. der Dorfschamanin zu hören. Die Weisen beziehen ihre Erkenntnisse aus Träumen oder aus detaillierten Beobachtungen der Natur: Manchmal beurteilen sie ein vom Baum gepflücktes Blatt, den abgespaltenen Splitter eines Bambusstabs oder das Blut bzw. die Eingeweide eines Opfertiers. Meistens greifen sie aber auf das altbewährte Hühnerknochenorakel zurück, das bei allen Karen beliebt ist. Diese Form der Weissagung, bei der die Knochen eines Opferhuhns Aufschluss über die Zukunft geben sollen, dient vor Zeremonien und in Angelegenheiten des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens als Entscheidungshilfe
Im nächsten Haus, welches wir besuchen, lebt ein Ehepaar. Bettstatt, Küche, alles in einem Raum. Es wirkt noch ärmlicher, als alle anderen Häuser, die ich bereits gesehen habe. In diesem Haus gibt es noch nicht mal Elektrizität.
Auf selbstgebauten Instrumenten aus Bambus spielen sie uns ihre Melodien vor. Sogar eine selbstgebaute Gitarre ist dabei.
der Beinschmuck dieser Frau übrigens besteht aus in Lack getauchte Baumwollfäden. Diese wiegen nur rund 1 Kilo pro Bein
Ich bin voller Eindrücke und vollem Herzen und sehr dankbar, hier kurz eintauchen zu dürfen.
Zum Abschluß besuchen wir noch eine Höhle, aber ich bin nicht mehr wirklich in der Lage, noch mehr aufzunehmen.
Aufbruch: | 05.11.2018 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2019 |
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