Vor dem Start!

Reisezeit: Januar - April 2019  |  von Gundula Henkel

Von Süd nach Nord quer durch Neuseeland: Erlebnis Fjordland Nationalpark

Tagesausflug nach Milford Sound

Eigentlich hatten wir mit Blick auf die Wetterkarte Milford Sound bereits gestrichen. Doch sollten wir wirklich eine der Hauptattraktion auf der Südinsel Neuseelands einfach auslassen, allein weil Regen und eine Kältewelle über die Insel gehen.
Wir lassen uns im Visitor Centre von Queenstown beraten und buchen kurzentschlossen die Oma-Opa-Komfort-Variante: mit Bus und Schiff hin und zurück Queenstown-Milford Sound-Queenstown an einem Tag und werden mit bestem Sonnenwetter belohnt. An 260 Tagen im Jahr soll es regnen, wir haben Sonnenschein ab Abfahrt Queenstown und der bleibt bis zur Rückkehr am Abend nach Sonnenuntergang. Wir lehnen uns zurück in die bequemen Sessel des Ausflugsbusses von real journeys, einem Familienunternehmen, das seit den 1950er Jahren den Tourismusverkehr zumindest auf der Südinsel bestimmt. Wir lassen die wundervolle Landschaft an uns vorüberziehen. Durch die großen Panoramafenster sehen wir seitlich die Seenlandschaften und den Regenwald und über uns die über zweitausend Meter hohen Berge. Je weiter wir in Richtung Fjordlandschaft Neuseelands fahren, umso überzeugter sind wir, die richtige Form für unseren Ausflug gewählt zu haben. Die Straße schlängelt sich immer wieder bergauf bergab, es gibt so viel Schönes zu sehen, sodass wir uns glücklich schätzen, nicht selbst fahren zu müssen. Siegmund sitzt am Fenster und fotografiert ohne Unterlass. Ich erfreue mich an der wechselvollen Landschaft. Zunächst geht es lange am Ufer des südlichen Wakatipu Sees entlang. Wakatipu ist maorisch, wohl deshalb habe ich mehr als einen Tag gebraucht, um mir den Namen richtig zu merken und aufzuschreiben. Viele Eigennamen in Neuseeland sind der Sprache der Maori entliehen, und es fällt wirklich schwer, sich diese in der richtigen Schreibweise und Aussprache zu verinnerlichen. Der Wakatipu See gehört nicht nur zu den größten Binnenseen Neuseelands, sondern ist auch einer der fünf Binnenseen der Welt, dessen Wasserspiegelhöhe alle fünf Minuten bis zu 12 Zentimeter absinkt bzw. wieder ansteigt. Die Maori sind der Meinung, es hat dem Pulsschlag eines schlafenden Riesen auf dem Grund des Sees zu tun. Wissenschaftler sehen das weit nüchterner, sie erklären das Phänomen mit einem wechselnden Atmosphärendruck. Der See erstreckt sich über 80 Kilometer lang in Richtung Süden, breit ist er kaum zwei Kilometer. Die tiefste Stelle misst rund 400 Meter und die Wassertemperatur ist konstant um die 12 Grad. Möglicherweise auch deshalb haben wir trotz glasklarem Wassers niemanden baden gesehen. Das Wasser kommt aus den Bergen am Ufer des Sees, über 2000 Meter sind sie hoch und an den Spitzen schneebedeckt, alpines Wintersportgebiet eben, erklärt uns unser Fahrer Perry. Mit seinem Assistenten Daniel wird er uns nicht allein die mehr als 600 Kilometer hin und zurück sicher fahren, sondern uns auch viel über die Landschaft entlang der Straße und über die Entwicklung in Neuseeland berichten.

Unsere Fahrt führt zunächst nach Süden bis nach Te Anau, das als Tor zur Fjordlandschaft im Südwesten des Landes vor allem in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat. Allerdings gilt das nur für die Sommermonate, im Winter liegt der Ort recht verlassen weit ab geschäftigen Städte. Bis Te Anau wird vor allem Viehwirtschaft betrieben. Schafe, Rinder und, für uns neu, auch Watapi-Hirsche werden auf Weiden gezüchtet. Während die Schafe und Rinder überall auf den Weiden und an den Berghängen grasen, werden die Watapi Hirsche, die einst aus Nordamerika eingeführt wurden, hinter hohen Umzäunungen aufgezogen und gehalten. Immer wieder sehen wir Weiden von Damwild. Seit 1977 erlaubt die neuseeländische Regierung die Zucht von Wild. In den Supermärkten haben wir allerdings kein Wildfleisch zum Verkauf gesehen.

Nach Te Anau beginnt der Fjordland Nationalpark. Es ist einer der fünf großen Nationalparks in Neuseeland, die wie in Australien auch, den Besuch zwar kostenfrei, aber unter strengen Auflagen ermöglichen. So weist uns unser Fahrer Perry mehrmals daraufhin, dass alles, was in den Park mitgenommen und auch wieder hinausgebracht werden muss. Nur allein auf den angezeigten Wegen und Plätzen ist das Bewegen möglich. Die neuseeländische Regierung, das stellen wir auf unseren Fahrten immer wieder fest, investiert viel Geld und Personal, um die Naturgegebenheiten der Insel zu erhalten. Dazu gehört, so unser Fahrer Perry, zunehmend auch die Wiederherstellung der eigentlichen neuseeländischen Tierwelt. Das heißt, alle eingeführten wildlebenden Tierarten, wie die Opossum aus Australien beispielsweise, die der Vogelwelt auf der Insel viel Schaden bereiten, sollen schrittweise zurückgedrängt werden. Wohl auch deshalb sehen wir auf unserer Fahrt, fast alle 100 Meter ein totes Tier auf der Straße liegen.

Mit Einfahrt in den Nationalpark ändert sich die Landschaft: in Augenhöhe fahren wir an Regenwald vorbei, über uns durch die Deckenfenster sehen hohe Berge, Gletscher mit Schnee und Eis bedeckt. Das Schmelzwasser sucht sich seinen Weg, mal stärker, mal schwächer rauscht es durch die Enge der Gebirgstäler, glasklar, rein und frisch. Wir halten an, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Nächster Stopp ist an den Mirror Lakes, die, wie der Name bereits verspricht, die Berge im Hintergrund bei klarem und stillem Wasser spiegelt. Ein tolles Naturerlebnis. Und immer wieder sehen wir die weißen Wolken, tiefhängend wie Zuckerwatte zwischen den Bergen verteilt. Das ist das Bild, das Neuseeland seinen Namen verdankt: Land der langen weißen Wolke.

Wir kommen in Milford Sound an. Es ist der bekannteste und für den Tourismus sehr gut erschlossene Fjord in der weiten Fjordlandschaft im Südwesten Neuseelands. Der Name Sound, Sund, wurde von den englischen Seefahrern eingeführt und später einfach beibehalten. Verschiedene Schifffahrten bis zur Mündung in die Tasman See können gebucht werden. Wir haben uns für die Nature Cruise entschieden, die uns gut zwei Stunden an den hohen Bergen durch die Schluchten bis zum offenen Meer und wieder zurückführt. Neben den Schifffahrten sind auch Flüge mit Flugzeug und Helikopter über der Fjordlandschaft möglich.
In den von beiden Seiten von hohen Bergen umsäumten Schluchten nehmen sich die Schiffe wie Spielzeug aus. Wir schauen auf zig meterhohe Wasserfälle, die das Wasser aus den Bergen fallen lassen. Die höchsten Berge sind hier fast 2000 Meter hoch. Und nirgendwo anders auf dieser Welt können Regenwälder und Gletscher zugleich bestaunt werden. Zum Ende unserer Fahrt sehen wir Seerobben auf den Felsen sich sonnen. Sie sind auf die Felsen gekommen, als der Wasserspiegel bedeutend höher war, nun sind sie gefangen und müssen warten, bis der Wasser wieder ansteigt. Alles um uns herum ist herrlich grün und frisch. Jetzt ermessen wir unser Glück erst richtig. Die meiste Zeit im Jahr muss es hier regnen und richtig feucht sein. Wir genießen das satte Grün, die frische Luft, den klaren Blick auf die Berge und die Wasserfälle sowie den herrlichen Sonnenschein.
Die ersten Europäer, die am Milford Sound waren, sprachen vom „achten Weltwunder“, als sie die wunderschöne Landschaft sahen. Wohl zu recht, denn das Gebiet wurde inzwischen aufgenommen in die UNESCO Weltnaturerbeliste. Und die neuseeländische Regierung scheut weder Kosten noch Mühen, um den recht beschwerlichen Weg durch die Berge für Einheimische wie Touristen das gesamte Jahr hinweg auch bei Frost und Schnee in den Wintermonaten befahrbar zu erhalten.

Der Blick nach oben aus unserem Bus.

Der Blick nach oben aus unserem Bus.

Wir haben Glück: das Wasser der Mirror Lakes ist spiegelglatt!

Wir haben Glück: das Wasser der Mirror Lakes ist spiegelglatt!

An der Anlagestelle Milford Sound

An der Anlagestelle Milford Sound

Die Stirling Falls. Höchster Wasserfall im Fjord.

Die Stirling Falls. Höchster Wasserfall im Fjord.

Seerobben beim Sonnenbaden

Seerobben beim Sonnenbaden

Am Ufer Regenwald, auf den Bergen die mit Schnee und Eis bedeckten Gletscher.

Am Ufer Regenwald, auf den Bergen die mit Schnee und Eis bedeckten Gletscher.

Auf dem Weg zurück: Deerfarming!

Auf dem Weg zurück: Deerfarming!

© Gundula Henkel, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Koffer sind gepackt. Ziemlich ungewöhnlich für uns. Eigentlich sind wir die Spätpacker kurz vorm Losmarschieren. Doch diese Reise ist anders als alle unsere Unternehmungen zuvor. Wir sind 71 Tage in 5 Ländern unterwegs, davon gut 30 Tage in Campern in Australien und Neuseeland. Absolutes Neuland für uns ! Daher die lange Vorbereitungszeit. Mit der Routenplanung begannen wir im letzten Sommer. Ein tolles Reisebüro, Kinder und Freunde standen mit viel gutem Rat zur Seite.
Details:
Aufbruch: 21.01.2019
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 01.04.2019
Reiseziele: Singapur
Fidschi
Japan
Der Autor
 
Gundula Henkel berichtet seit 5 Jahren auf umdiewelt.
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