Vor dem Start!
Tokyo, unsere letzte Station: Ausflug nach Nikko
Ankunft in der Sonnenscheinstadt Nikko
Mit Sonnenschein hat uns Nikko zwar nicht begrüßt, als wir gemeinsam mit Madoka und Flori am Samstagmorgen auf dem Bahnhof in Nikko ankommen. Es nieselt und die Berge ringsherum können wir im dichten Nebel und tiefhängenden Wolken nur erahnen. Hinter uns liegen gut 2 Stunden Fahrt mit U-und Schnellbahn, alles sehr bequem und fahrgastfreundlich. Nikko ist eine Stadt nördlich von Tokyo in den Bergen gelegen und für Einheimische und Touristen sehr beliebt, vor allem aufgrund der zahlreichen Schreine und Tempel aus der Edo-Zeit, der letzten Periode, in der die Shogune (japanische Militärmachthaber) die Geschicke des Landes bestimmten. Wir leihen uns ein Auto aus und beginnen mit unserer Tour.
Im Edo-Wonderland. Abstecher in Japans Geschichte
Es geht zunächst nach Edo Wonderland, einem kulturellen Themenpark, der die alte Edo-Zeit für Einheimische und Touristen sehr anschaulich wieder entstehen lässt. Trotz kühlen Temperaturen und einsetzendem Regen lassen sich vor allem die Einheimischen nicht abbringen, einzutauchen in die Vielfalt von Kultur und Handwerk der Edo-Zeit. Frauen und Männer in der für die Edo Zeit typischen Kleidung empfangen die Besucher bereits am Tor und begleiten sie gern durch die weitläufige Anlage. Eine Gemeinde mit Wohnhäusern, Geschäften, Herbergen, Theater, j sogar Gericht und Gefängnis sind in der für die damalige Zeit typischen Bauweise aufgebaut worden. Überall sind Informationstafeln in japanischer und – Gott sei Dank für uns – in englischer Sprache befestigt. Und so begeben auch wir uns in die jüngere Vergangenheit Japans. Verblüffend stellen wir immer wieder fest, dass unser Japan-Bild in Europa offenbar sehr stark von der Edo-Periode geprägt ist, zumindest, was die Art des Wohnens, Kleidens und der Ernährung anbetrifft. Es ist die Zeit in Japan, in der das Land erstmals geeint wurde und die mächtigen Shogune (Militärmachthaber) auf Abstand zum Kaiser in Kyoto nach Edo, dem heutigen Tokyo, gingen, um den Einfluss des Kaisers auf Politik und Gesellschaft zu minimieren. Die Zeit, die 1603 zunächst blutig begann, leitete die bis dahin längste Friedensperiode auf der Insel ein und verschaffte dem Land Blüte und Gedeihen. Im Museum über das Handwerk in dieser Zeit lesen wir, dass mit viel Akribie und Liebe kunsthandwerklich Gebrauchsgegenstände für den Alltag entwickelt und zur Blüte gebracht wurden und bis heute in alter Familientradition in Tokyo angefertigt werden. Wer aufmerksam durch Tokyo geht, trifft auf die Handwerksläden (江户屋) aus der Edo-Zeit. Das betrifft fein geschliffenes buntes Glas, in denen uns in kleinen ausgewählten Restaurants Wasser gereicht wird ebenso, wie die für japanische Wohnungen bekannten Reismatten, Hornkämme, kunstvolle Fächer, Bürsten, Besen und Schneidwerkzeuge (Scheren vor allem). Wir lernen auch, dass die Feuerwehrmänner im damaligen Edo wichtige, ja lebenswichtige und somit sehr anerkannte Männer waren. Sie wachten über Leben und Tod. Edo bestand damals vor allem aus Holzhäusern und der ständige Umgang mit Feuer in den Häusern für das Essenkochen und die Beleuchtung sorgte für fast tägliche Brände in der Stadt. Diese mutigen Männer werden bis heute in der japanischen Geschichte verehrt. Mit der Meiji-Restauration im Jahr 1868 endete die Edo-Zeit und damit auch die Macht der Shogune. Edo wurde zu Tokyo (östliche Hauptstadt) und ist seither das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Japans. Auch der Tenno (Kaiser) zog um und lebt nun in einer weitläufigen Palastanlage im Zentrum von Tokyo.
Im Nikko Toshu-gu Schrein
Wir fahren zurück in der Stadt Nikko und stärken für die weiteren Ausflüge in einem typischen japanischen Restaurant: auf halber Höhe sind Reismatten und Sitzkissen ausgelegt, dazwischen ein kleiner Tisch. Heißer Tee wird gereicht und Toufu in allen Varianten, sehr geschmackvoll, sehr leicht und sehr! gesund. Gestärkt geht es nun zum Toshu-gu Schrein, einem Shinto Schrein, der dem Gründer der Edo Periode gewidmet ist, also dem Shogun, der das Land 1603 einte. Seine Söhne bauten den Schrein als Mausoleum für den berühmten Vater bereits im Jahr 1617. Er ist heute der bekannteste und beühmteste Schrein im Land und ist ein „must“ für Einheimische wie Touristen, wenn nach Nikko kommt. Seit 1999 gehört der Schrein zusammen mit vielen anderen Schreinen und Tempeln in der Umgebung von Nikko zum UNESCO- Weltkulturerbe. Unter hohen eindrucksvollen Sicheltannen, die vor gut 300 Jahren zum 32. Todestag des Gründers gepflanzt wurden, führen, viele Stufen und dann ein langer Weg zum Schrein. Die Gestaltung der Anlage und die Bauweise erinnern an buddhistische Tempelanlagen. Auch sie sind oft versteckt am Berghang gebaut: Die Rückwand am Berg mit Blick nach Süden. Zahlreiche Gebäude und ausgestellte Schwerter gehören zum Nationalschatz des Landes. Während der Edo- Zeit wurde mit großen Prozessionen des Begründers alljährlich gedacht. Auch heute werden diese anlässlich den Frühlingsfestes in jedem Jahr aufwendig nachgestellt. Weltweit bekannt ist die berühmte Drei-Affenschnitzerei an der Fassade des heiligen Pferdestalls: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
Eingang zur hintergelegenen Haupthalle, die nur mit Strümpfen betreten werden darf und Fotografieren verboten ist.
Nebenschrein mit der vor jedem Schrein üblichen Aufhängung für die nicht gewollten Verheißungen, die jeder Besucher eines Schreins auf weißem Papier ziehen und dann aufhängen kann, wenn sie nicht Positives verheißen in der Hoffnung, dass sie sich dann verziehen.
Im Nikko Nationalpark
Der Nikko Nationalpark erstreckt sich über drei Präfekturen und bietet neben einer sehr reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt auch zahlreiche Berge, Wasserfälle und viele heiße Quellen (Onzen). Mit einigen anderen Nationalparks im Land wurde er 1934 offiziell von der japanischen Regierung eingeweiht.
Für uns geht es auf fast 1300 Meter hoch zum Chuzenji See, einem malerisch gelegenen See im Nationalpark Nikko. Wir kommen uns vor wie in den Alpen, selbst die Bauweise der Häuser erinnert an heimische Gefilde. Allein die Zeichen im Straßenbild zeigen uns, dass wir uns weit weg von der Heimat befinden. Der See entstand nach einem Vulkan vor zig tausend Jahren und wird vom Fluss Yukawa mit den berühmten Ryuzu-Wasserfällen gespeist. Mit welcher Gewalt die Wassermassen nach unten schießen, ist wirklich beeindruckend. Verschiedene Wanderwege führen an den Wasserfällen weiter nach oben in den Bergen. Im Ort am See finden wir ein kleines Cafe mit Blick auf den See und die Berge, die weiterhin in Nebel gehüllt sind. Eine wunderschöne Sommeridylle, denken wir, kein Wunder, dass bereits Anfang des 20.Jahrhunderts die europäischen Gesandten diesen Ort als Sommerresidenz erkoren und zurzeit der großen Hitze in Tokyo in diese wunderschöne Berglandschaft zogen. Auch heute soll der Teil von Nikko sehr beliebt sein bei den Diplomaten in Tokyo in den heißen Sommermonaten. Aber auch bei den Einheimischen ist ein Wochenendausflug nach Nikko sehr begehrt. Auch wir können uns vorstellen, Wanderungen in die Berge und rundum den See bei einem der nächsten Aufenthalte in Tokyo einzuplanen.
Aufbruch: | 21.01.2019 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 01.04.2019 |
Fidschi
Japan