Quer durch Südamerika!

Reisezeit: Januar - September 2006  |  von Florian Stieger

Parque Ambue Ari

Nach einer längeren Fahrt von Santa Cruz bin ich im Dunklen im Park angekommen. Ich wurde schon auf der Strasse empfangen und gleich zu meinem Bett geführt. Da gerade viele Freiwillige dort waren, musste ich für zwei Nächte im Affenbett schlafen. Dort durfte ich mein Bett mit Coco und Faustino (zwei Brüllaffen) teilen. Während der ganzen Zeit, durfte ich jeden morgen die selbe Zeremonie erleben: um etwa Viertel vor sieben brüllten die Beiden in einer erstaunlichen Lautstärke los und nach einer Viertelstunde unglaublichen Lärmes, wurde es leiser und man konnte nur noch den morgentlichen "Stuhlgang" hören, welcher nach etwa drei Metern freien Falls den immerselben Platz direkt neben meinem Bett fand.
Nebst den freiwilligen Touristen arbeiteten im Park die Bolivianer Sandro (Tier-und Menschenarzt) und Noemi (alles ein bisschen, sie organisiert den Park mehr oder weniger alleine). Daneben leben vier Kinder im Park, welche die Schule besuchen und mit den Tieren arbeiten. Zusätzlich gibt es eine Köchin im Park, welche immer mehr oder weniger leckeres Essen servierte, welches immerhin satt machte.
Zu den Tieren. Der Park kümmert sich um alle möglichen Tier. Es hat Schweine, Papageien, Tukane, andere Vögel, Brüllaffen, einen Adler, Pumas, Jaguare, Schildkröten und Tiere dessen Namen ich nicht kenne. Dazu einige Fotos:

dieses Foto ist nicht gestellt, beachtlich, wie er sich festhält, ohne aus dem Fenster zu fallen

dieses Foto ist nicht gestellt, beachtlich, wie er sich festhält, ohne aus dem Fenster zu fallen

Dieses Foto von Babybrüllaffe Junior ist perspektivisch ein bisschen verzerrt.

Dieses Foto von Babybrüllaffe Junior ist perspektivisch ein bisschen verzerrt.

der wohl schönste Vogel: Tukan

der wohl schönste Vogel: Tukan

eines der Biester, dass sich wiedereinmal in den Essensraum gewagt hat und nach einem Rauswurf jeweils bissig reagierte

eines der Biester, dass sich wiedereinmal in den Essensraum gewagt hat und nach einem Rauswurf jeweils bissig reagierte

Baby-Ozelot Chirita, dem die Mutter fehlt und nun vom Park ernährt wird

Baby-Ozelot Chirita, dem die Mutter fehlt und nun vom Park ernährt wird

Selbst habe ich knapp zwei Wochen mit den Puma-Schwestern Inti, Wara und Yassi gearbeitet.
Das heisst nach der Morgenaufgabe (Fütterung eines Tieres) und dem Frühstück gingen wir los zum etwa zehn Minuten entfernten Käfig. Nach der Begrüssung wurden sie an je einer Leine ausgelaufen. Dies auf einem der Wege, welche für sie aus dem Dschungel geschlagen wurden. Nach etwa einer Stunde kamen wir am Fluss an und die Pumas durften, wenn sie gerade wollten, baden gehen. Wenn wir wollten konnten wir auch mit und ihnen damit einen grösseren Freiraum bieten. Ganz frei konnten wir sie allerdings nicht lassen. Danach gings zu ihrem "Spielplatz" und sie wurden einzeln an einer langen Leine befestigt. Anschliessend konnten wir mit ihnen spielen und sie wurden gefüttert. Falls Noemi dabei war, liessen wir sie auch noch ganz frei und sie konnten im Wald miteinander spielen. Das Einfangen war allerdings nicht immer einfach. Nach einer kurzen Erholungszeit ging es entweder nochmals zurück zum Fluss oder direkt zum Käfig. Gegen Mittag waren wir zurück und am Nachmittag wiederholte sich das Programm mehr oder weniger. Es wurde allerdings jeden Tag ein bisschen anders durchgeführt.
Die Spaziergänge wurden vorallem von den Launen der Pumas beeinflusst. Manchmal waren sie sehr verspielt und sprangen sich gegenseitig oder ganz einfach die Begleitperson an. Manchmal rannten sie plötzlich mit voller Kraft los oder versuchten auf Bäume zu klettern. Es war auf jeden Fall immer unterhaltsam.
Nach einigen Tag baute man eine Beziehung mit ihnen auf und sie begannen auf Rufkommandos zu reagieren und respektierten die wenigen Regeln mehr.
Die Drei wurden übrigens vom Parkgründer Juan-Carlos auf einem bolivianischen Markt gefunden und können mangels Jagdinstinkt nicht mehr ausgewildert werden.

Yassi beobachtet mich aufmerksam

Yassi beobachtet mich aufmerksam

Or und Inti am spazieren

Or und Inti am spazieren

Badespass im Urwaldfluss

Badespass im Urwaldfluss

genussvolles Verzehren eines 750 Gramm Steaks

genussvolles Verzehren eines 750 Gramm Steaks

Die wohl schwierigste Aufgabe: Finde den richtigen Strohhalm, der einem verwöhnten 50kg schweren Puma schmeckt. Frisch und weich soll er sein!

Die wohl schwierigste Aufgabe: Finde den richtigen Strohhalm, der einem verwöhnten 50kg schweren Puma schmeckt. Frisch und weich soll er sein!

Als Connor, der mit Jagaru (einem vierjährigen Jaguar) arbeitete, wegen des Championsleague-Finale für drei Tage nach La Paz wollte, wurde ich angefragt, um ihn für diese Zeit zu ersetzen. Diese Aufgabe nahm ich dankend an und konnte schlussendlich für vier Tage mit dem wildesten Tier im Park "geniessen". Nebst seinem unglaublichen Gebisses erstaunte er auch mit seinen ungefähr 120kg Körpergewicht.
Jagaru war deutlich anspruchsvoller auszulaufen als die Pumas und man musste ihm während der gesamten Zeit die volle Aufmerksamkeit schenken. Wir liefen ihn jeweils zu dritt mit zwei sehr dicken Seilen aus und jedesmal wenn er jemanden ansprang, wurde das zweite Seil genommen, um ihn möglichst von der angefallenen Person fern zu halten.
Die Spaziergänge verliefen allerdings trotzdem nie ganz Schmerzfrei und den spektakulärsten Angriff erlitt Alex. Ihm biss er mit dem Oberkiefer in die Stirn und mit dem Unterkiefer in das Kinn. Die Spuren waren deutlich zu sehen und Alex ein bisschen geschockt. Jagaru wollte allerdings immer "nur" spielen.
Ich persönlich erlitt dafür keine ernsten Verletzungen. Er biss mir nur einemal mit relativ viel Kraft in den Arm, einmal in die Schulter und krallte sich regelmässig in meinen Beinen fest. Dabei zog er mit voller Kraft und warf mich auch einigemale um, sodass ich sogar einmal auf ihm zu liegen kam und mir nur noch Alex helfen konnte.

Jagaru auf seinem Steg am trinken, bevor er sich ins Wasser traute

Jagaru auf seinem Steg am trinken, bevor er sich ins Wasser traute

das Stahlsein konnten wir von Hand nicht erreichen

das Stahlsein konnten wir von Hand nicht erreichen

Nach fast drei wunderschönen und nicht immer einfachen Wochen in Mitten der freien Natur hat mich die Reiselust weiter nach Rurrenabaque geführt. Vom Urwald hatte ich noch lang nicht genug und mehr Tiere und mehr Natur warteten auf mich. Dazu hoffte ich, einige der Tiere, die in Ambue Ari leider in Gefangenschaft leben mussten, in ihrem eigentlichen Zuhause finden zu können.
Ich kann dieses Projekt nur weiter empfehlen und ihr findet Informationen auf:
http://www.intiwarayassi.org/

© Florian Stieger, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Während acht Monaten reise ich von Buenos Aires nach Quito. Bevor ich allerdings den Kontinent selbst entdecken werde, besuche ich in Argentinien für vier Wochen eine Spanisch-Schule, um meine geringen Sprachkentnisse zu verbessern.
Details:
Aufbruch: 07.01.2006
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 10.09.2006
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Der Autor
 
Florian Stieger berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.