Indian Summer in den Neuengland Staaten der USA

Reisezeit: September / Oktober 2008  |  von Franzi S.

Cape Cod - Hyannis

Heute morgen erwachen wir mal wieder bei gemischtem Wetter. Zwar scheint die Sonne, doch es hat Wolken.

Das Frühstück wird akustisch noch ein wenig intensiver als gestern. Die Hochzeitsgesellschaft ist immer noch da und heute morgen sind auch die Kinder bei den Frühaufstehern. Muss man mehr dazu sagen? Anscheinend müssen sie schon bald das Feld räumen und darüber sind wir nicht traurig.

Doch John und Kris entschädigen uns für den hohen Lärmpegel mit einem äusserst leckeren Frühstück. Zuerst gibt es gekochte Apfelschnitze in einer Zimtsauce, dann Pancakes mit Würstchen, Erdbeeren und Heidelbeeren. Wir werden echt verwöhnt!

Haben wir nun schon das Lower Cape Cod kennen gelernt, wollen wir heute auch mal an die südliche Küste des Upper Capes. Hyannis ist unser Ziel, das grösste Dorf auf dem Cape, das ein umtriebiger Einkaufsort und das Verkehrszentrum der Halbinsel ist. Da Hyannis ziemlich auf der Höhe von Yarmouth Port liegt, haben wir in einer halben Stunde die Halbinsel von Nord nach Süd durchquert. Unser Ziel sind die Ocean Street Docks, wo Hafenrundfahrten angeboten werden.

der idyllische Hafen von Hyannis

der idyllische Hafen von Hyannis

Hyannis war einer der ersten Sommerferienorte auf dem Cape. Schon mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Urlauber und es entstanden herrschaftliche Ferienvillen. Das bekannteste Anwesen hier gehört den Kennedys, Amerikas berühmtester Politikerdynastie. Doch das Grundstück ist natürlich bestens abgeschirmt vom Pöbel. Da man aber auch als Kennedys am Meer einen Blick aufs Wasser möchte, gibt es die beste Aussicht auf die Ferienhäuser der Landeselite vom Meer aus.

Natürlich wollen wir diesen Blick nicht missen! Wir sind schliesslich Touris... Also lösen wir am Hafen zwei Tickets für eine stündige Rundfahrt, die um 11 Uhr beginnt. Da wir noch zu früh sind, spazieren wir gemütlich um den Hafen herum und begutachten die vielen Boote. Das Wetter verschlechtert sich langsam.

Im Hafen erblicken wir auch die Fähren nach Marthas Vineyard und Nantucket, zwei berühmte Ferieninseln im Nantucket Sound. Zuhause haben wir uns noch überlegt, ob wir eventuell einen Tagesausflug auf eine der Inseln unternehmen wollen. Jedoch haben wir entschlossen lieber Cape Cod besser kennen zu lernen. Die beiden Inseln liegen aber ganz oben auf der Liste, wenn wir die Ostküste der USA wieder einmal besuchen, dann aber für einen Aufenthalt von mehreren Tagen. Immerhin ist Marthas Vineyard bestens den Freunden des Films "Jaws - der weisse Hai" bekannt. Das berüchtigte Amity heisst im richtigen Leben Oaks Bluff und wer würde nicht mal gerne am Strand stehen und Ausschau nach einer grossen Haiflosse halten... Dort aber Schwimmen? Nöööööö...

Um Viertel nach Elf geht unser Boot los, voll mit Senioren! Oi ... Immerhin hat es genügend Sitzplätze auf dem Upper Deck, so dass wir nicht noch stehen müssen. Wir drücken den Altersdurchschnitt doch ein wenig herunter...

mit dem Schiff gehts aus dem Hafen

mit dem Schiff gehts aus dem Hafen

herrliche Häuser säumen das Ufer

herrliche Häuser säumen das Ufer

Die Schifffahrt führt uns zum Hafen hinaus vorbei an einem süssen Leuchtturm. Die Küste wird von wunderschönen Häusern gesäumt. Wer hier wohnt muss sicher Kohle haben. Augenfällig ist, dass alle Häuser elegant grau oder weiss gestrichen sind. Draussen erblicken wir eine grosse Insel. Der Kapitän erzählt uns, dass man früher daraus einen Wildpark für Vögel machen wollte. Jedoch hatten die Vögel daran wenig Freude und ... flogen davon! "Eingeflogen" kam danach ein stinkreicher Typ, der die 600 square-miles kurzerhand privat kaufte und sich darauf ein grossen Anwesen baute. Da so was ja auch ganz schön einsam sein kann, baute er weitere tolle Häuser, worin heute seine Freunde wohnen. So kann man sich doch locker sein eigenes kleines Königreich erstellen!

Draussen auf dem Nantucket Sound fahren wir auf die Höhe von Hyannis Port, wo wir herrliche Villen erblicken. Zuvorderst am Strand fällt ein schneeweißes Haus mit hohen Säulen auf. Es gehört Senator Edward Kennedy. Daneben erblicken wir ein schönes Haus mit drei Giebeln, das anscheinend 1929 von Joseph und Rose Kennedy gebaut wurde. Auch Robert und John F. Kennedy bauten in Hyannis Port ihre Sommerhäuser, so dass man wirklich von einem Dorf sprechen kann, das ganz im Besitz der best bekannten Familie Amerikas ist. Das Haus von John F. Kennedy war übrigens in den frühen 60er Jahren die Basis für die Präsidentenkampagne. Leider liegt das Haus ziemlich versteckt hinter hohen Bäumen. Oben auf einem Hügel erblicken wir dafür noch das Sommerhaus der Shrivers. Da dürften Maria Shriver und ihr Terminator auch des öftern ihre Ferien geniessen.

hier also hat der Kennedy-Clan ihre Sommerresidenz

hier also hat der Kennedy-Clan ihre Sommerresidenz

nicht übel... so würden wir Sommerferien auch geniessen!

nicht übel... so würden wir Sommerferien auch geniessen!

Man kann sich ja vorstellen, dass diese Häuser vom Land her nur sehr schwer zugänglich und streng bewacht sind. Darum ist der beste Blick seeseitig, und wir betätigen uns munter als Paparazzis wie alle andern auch. Hat die USA keine königliche Familie, kommt der Mythos Kennedy dem doch ziemlich nahe.

Nach einer Stunde kehren wir in den Hafen zurück. Das Wetter wird zusehends schlechter. Hohe Wolken bedecken den Himmel. Da aber immer noch ein wenig die Sonne scheint, fahren wir mit dem Auto zum John F. Kennedy Memorial, einem herrlichen Park mit einem schlichten Denkmal, das nach der Ermordung des beliebten Präsidenten 1963 errichtet wurde. Ein runde Steinwand zeigt das Profil von John F. Kennedy, davor hat es einen Brunnen mit einer Fontäne und Steinbänke drum herum. Die Wiese zwischen dem Memorial und dem Strand werden von vielen Kanadagänsen bevölkert, die hier vermutlich auf dem Weg in den Süden einen Zwischenhalt eingeschaltet haben.

das John F. Kennedy-Denkmal

das John F. Kennedy-Denkmal

Wir spazieren runter an den Strand und geniessen bei herrlicher Aussicht auf die Bucht einen kleinen Lunch. Im Sommer muss hier die Hölle los sein. Es hat sogar erhöhte Sitze für die Bademeister. Doch jetzt gibt es nur ein paar einsame Strandläufer.

im Sommer wird da wohl mehr los sein

im Sommer wird da wohl mehr los sein

Da sich das Wetter immer mehr zum Schlechten kehrt, entscheiden wir uns zu einem Besuch in der riesigen Cape Cod Mall. Endlich finde ich einen Fotoshop, wo ich einen neuen Polarisationsfilter für meine Kamera kaufen kann. Mein alter hat einen Spalt und ich hoffe sehr, dass dieser nicht meine Fotos verunstaltet hat, denn ich habe dies erst kürzlich bemerkt und weiss nicht, wie lange ich damit schon fotografiere.

Es ist drei Uhr und uns plagt ein Hüngerchen. Im Food Corner gibt's leckere Sweet Sour Chicken, nur der Reis schmeckt irgendwie eigenartig. Um halb vier geht's zurück zu unserem B & B. Sehnsüchtig schauen wir in die Keramikvase, ob Kris schon seine mega-leckeren Plätzchen gebacken hat. Aber die Vase ist noch leer.

Der abendliche Himmel klärt wieder etwas auf und ein schönes Abendrot lässt auf einen Sonnenuntergang hoffen. Wir erinnern uns an die Worte von John, dass das Naturschutzgebiet von Yarmouth Port ein toller Ort für den Sunset sei. So fahren wir noch einmal hinunter ans Meer und bummeln wie viele andere auch auf den langen Pier hinaus. Doch aus dem Sonnenuntergang wird nichts. Wolken bedecken den Himmel und die Sonne versinkt unbemerkt. Schade! Doch es war trotzdem ein schöner Abschluss von Cape Cod!

Den restlichen Abend verbringen wir in unserem gemütlichen Zimmer. Das B & B von Kris und John ist wirklich himmlisch! Wir haben den Aufenthalt hier sehr genossen, auch wenn uns die "Hochzeiter" ab und zu auf den Wecker gingen. Und ganz wichtig: als wir heimkamen war die Vase voll mit Cookies! Lecker...

© Franzi S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alle schwärmen vom Indian Summer in den Staaten. Wir wollten es mit eigenen Augen sehen... und wurden nicht enttäuscht!
Details:
Aufbruch: 26.09.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 17.10.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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