Australien, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam - Kathrin auf großer Reise
Kambodscha - Fahrt nach Siem Reap
Wenn ihr wissen wollt, wie unsere Reise von Don Khong (Laos) nach Siem Reap (Kambodscha) verlief, dann lest einfach nochmal meinen letzten Reisebericht ueber die Fahrt von Vientiane nach Don Khong, potenziert die Anzahl der Erlebnisse, Reisezeiten, Umsteigeanzahl und Wartezeiten mit 3 oder besser mit 5, dann wisst ihr wie unsere Fahrt nach Siem Reap verlief... Wir dachten wirklich nicht, dass man Laos noch uebertreffen kann, wurden in Kambodscha aber dann vom Gegenteil ueberzeugt. Wer Einzelheiten dazu wissen moechte kann den ausfuehrlichen Reisebericht von Chris unter folgendem Link finden (Kapitel "Endlich in Siem Reap"):
unterwegsinderwelt.blogspot.com
Fuer diejenigen, die irgendwann mal die selbe Route reisen werden muss ich allerdings auf 2 Sachen hinweisen:
1. Niemals auf den Raststaetten Local Food essen! Nachdem wir naemlich wie die Locals unser Essen aus den riesigen Kochtoepfen gewaehlt hatten und bereits die Haelfte gegessen hatten, bemerkten wir, wie saemtliche zurueckgehende Essensreste anderer Reisenden wieder in die grossen Toepfe zurueckgeschuettet wurden... hm lecker... wer weiss, wie oft unser Essen schon auf anderen Tellern lag. Auf der anderen Seite waere es allerdings auch total unangebracht, in einem dermassen armen Land wie Kambodscha Essen wegzuwerfen!
2. Niemals auf Raststaetten eine Nudelsuppe mit Fleischeinlage bestellen. Ich hatte die Fleischeinlage zwar nicht explizit bestellt, sie wird allerdings trotzdem unter die Suppe gemischt. Daher war ich wenig erfreut, als ein ganzer Bueschel Rinderhaare (vielleicht waren es auch Schweineborsten, das konnte ich nicht unterscheiden) aus der Suppe rausragte... die Haare werden hier naemlich nicht vom Fleisch entfernt...
Im Gegensatz zum Fliegen bestand das Schoene an unserer Fahrt allerdings darin, einiges vom Land, den Menschen und dem Leben in Kambodscha zu sehen. Es brauchte nicht lange um festzustellen, dass Kambodscha im Vergleich zu Laos noch sehr viel aermer ist. Der heutige Entwicklungsstand ist zum groessten Teil auf die tragische Geschichte der letzten 30-40 Jahren zurueckzufuehren. Man kann kaum glauben, dass Kambodscha frueher mal ein vergleichsweise reiches Land ohne Nahrungsprobleme war (Kambodscha galt einst als asiatische Schweiz mit einem hoeheren Entwicklungsstand als dem damaligen Thailand), jedoch durch die Kriege der juengeren Jahre ins Steinzeitalter zurueckbefoerdert wurde.
Hier ein paar Infos ueber Kamboscha:
Die sehr bewegte Geschichte Kambodschas umfasst einen Zeitraum von annähernd 2000 Jahren. Sie reicht über die Funan-Ära (1. bis 6. Jahrhundert), die kulturelle und politische Blütezeit des Khmer-Reiches (9. bis 15. Jahrhundert) mit Angkor als Zentrum, die Kolonialherrschaft der Franzosen (1863-1945), das schreckliche Regime der Roten Khmer (1975-1979) bis hin zur jetzigen, noch sehr jungen Demokratie.
Zwar herrscht Friede im Land, doch hat die Bevoelkerung unter den Folgen des langen Buergerkriegs zu leiden. So sind Millionen von Landminen nach wie vor eine grosse Gefahr.
Das dies bittere Realitaet ist koennt ihr in einem sehr spannenden und schockierenden Reisebericht nachlesen:
https://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Kambodscha/Reisebericht-2263/Kapitel-16.html
Das Land ist wenig entwickelt, die Wirtschaft deshalb im Wesentlichen agrarisch strukturiert. Mehr als 80 % der Anbaufläche sind Reisfelder. Weitere Agrarprodukte: Mais, Kautschuk, Gemüse, Zuckerpalmen, Tabak, Baumwolle und Kaffee. Mit einem jaehrlichen Pro-Kopf-Einkommen von unter 300 US-$ gehoert Kambodscha zu den aermsten Nationen der Welt. Waehrend fuer die staedtische Bevoelkerung ein extrem niedriges Lohnniveau und eine hohe Inflationsrate die groessten Probleme sind, nehmen viele Menschen in entlegenen Landesteilen wenig oder gar nicht an der Geldwirtschaft teil. Dort, wo der Reisanbau und etwas Fischfang die ueblichen Erwerbzweige sind, leben die Menschen aus der Hand in den Mund.
50 % der Bevoelkerung sind juenger als 20 Jahre. Die Analphabetenquote betraegt ueber 50%!!! Aufgrund von Armut, Krankheit und schlechten hygienischen Bedingungen besitzt Kambodscha die hoechste Saeuglingssterblichkeitsrate in ganz Suedost-Asien. 115 von 1000 Babys sterben im ersten Jahr, und beinahe jedes fuenfte Kind stirbt vor seinem fuenften Lebensjahr.
Da vor allem die Schreckensherrschaft der Roten Khmer das Land ins Steinzeitalter zurueckbefoerdert hat, habe ich euch am Ende des Reiseberichts noch ein paar Infos ueber diese schreckliche und grausame Zeit zusammengetragen.
Nachdem wir unseren kostenlosen Ausreisestempel am laotischen Immigration Office abgeholt hatten mussten wir wieder 1-2 Stunden warten bevor es weiter ging.
Eine 7 km lange Schlaglochpiste fuehrte vom laotischen zum kambodschanischen Grenzuebergang. Wir befanden uns also gerade im Niemandsland…
Ein besserer Holzverschlag stellte das kambodschanische Immigration Office dar. Zusaetzlich zum 20-Dollar-Visum musste man fuer jeden der 3 benoetigten Stempel noch einen zusaetzlichen Dollar “rueberschieben”… Kein Wunder das Kambodscha unter einer enorm hohen Korruption leidet. Weniger Erfolg hatten die 2 Afro-Amerikaner, die aus welchem Grund auch immer (leider vermutlich wegen der Hautfarbe) jeweils 50 Dollar extra haetten bezahlen sollen, obwohl sie sogar im voraus schon ihr Visum organisiert hatten. Zurecht weigerten sich die beiden dieses hohe "Schmiergeld" zu bezahlen, wurden dann allerdings von den unfreundlichen Grenzbeamten wieder weggescheucht. Die armen Jungs mussten dann den 7 km langen Schlammweg bis zur laotischen Grenze zurueck laufen. Echt eine Schweinerei!
Nachdem jeder unserer Gruppe sein Visum und die noetigen Stempel hatte, mussten wir trotzdem erneut warten… unser Fahrer (links im Bild) musste erst noch sein Schachspiel zu Ende bringen…
An einer Raststaette...In Kambodscha sucht man vergeblich nach Muelleimern, jeder schmeisst seinen Abfall einfach auf den Boden. Ein Abfallsystem scheint es hier noch nicht zu geben…
Unvorstellbar, dass die meisten Khmer in diesen kleinen Holzverschlaegen und meist mit einer mehrkoepfigen Familie leben.
Unvorstellbar, dass in dieser idyllischen Landschaft noch unzaehlige zerstoererische bzw. menschenvernichtende Minen liegen.
Endlich geschafft, nach 2 Tagen Bus-, Minibus- und Faehrefahren sind wir endlich in Siem Reap angekommen!
Nach einer 2 taegigen "Horror-Fahrt" sind wir an unserem Reiseziel Siem Reap angekommen.
Hier die ersten Eindruecke der Stadt:
- Verkehrschaos: es ist nicht einfach festzustellen, ob hier Links- oder Rechtsverkehr herrscht, da jeder kreuz und quer faehrt, nach der einzigen existierenden Regel: Der Staerkere hat Vorfahrt!
- Tourihochburg: ich hab noch nie so viele Touris an einem Ort in Suedostasien gesehen wie hier in Siem Reap (hoechstens vielleicht auf der Full Moon Party vor 3 Jahren auf Koh Phangan...)... und alles nur wegen ein paar alten und zerfallenen Tempeln...
- Das war jedoch noch nichts gegen die Anzahl an Tuk-Tuk-Fahrern, die mindestens 10 mal so hoch war. Unser Bus hielt bei unserer Ankunft in einem abgesperrten Innenhof. Wir sahen allerdings vor dem Tor schon die ganzen Fahrer warten... und dann geschah dies: Wir waren kaum ausgestiegen, als sich auf einmal das Tor oeffnet und 100, Quatsch was sag ich, 200-300 Tuk-Tuk-Fahrer schreiend ueber uns herfielen. Ich dachte ich muss sterben... so muss sich Robbie Williams fuehlen, wenn eine ganze Horde Groupies auf ihn losgelassen wird... Da hab ich echt mal kurz Angst bekommen, da ich ernsthafte dachte die wuerden uns jetzt einfach umrennen... Aber zum Glueck habe ich ja die Chris dabei, hinter ihr konnte ich mich dann verstecken...
Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer:
Die Roten Khmer unter der Fuehrung von Pol Pot waren eine Guerilla, die 1975 in Kambodscha an die Macht kam und durch besondere Grausamkeit weltweite Bekanntheit erlangten. Sie selbst stellten sich als Kommunisten, zeitweise auch als Maoisten dar.
Den kommunistischen Ideen hing Pol Pot schon als junger Mann an und trat mit 18 in die KP Kambodschas ein und wenig später, als Student in Paris, in die KP Frankreichs. Seinen Vorstellungen zufolge war neben der Korruption des Lon-Nol-Regimes gerade in der Dichotomie von Stadt und Land eine der Hauptursachen für die Armut Kambodschas zu sehen. Also glaubte er, das Bauerntum stärken und alles Städtische zerstören zu müssen und machte sich mit seinen bewaffneten Gefolgsleuten sogleich daran, diese Utopie in seinem Land umzusetzen.
Die sofortige Deportation der Stadtbevölkerung auf die Reisfelder des Landes verwandelte das zuvor über 2 Millionen Einwohner zählende Phnom Penh binnen weniger Tage in eine Geisterstadt, ebenso wurden die Provinzhauptstädte entvölkert. Auf diesem "langen Marsch", der bis zu einem Monat dauerte, starben tausende Menschen (insbesondere Ältere und Kinder) aufgrund der Strapazen.
Bald war jeder Überlebende zum Arbeiter gewandelt und gezwungen, eine schwarze Einheitskleidung zu tragen, die jede Individualität beseitigen sollte. Die Sprecher der Roten Khmer verkündeten allerdings den Beginn eines neuen revolutionären Zeitalters, in dem jede Form der Unterdrückung und der Gewaltherrschaft abgeschafft sei.
In den ersten Monaten dieser revolutionären Ära verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. Tagesarbeitszeiten von 12 Stunden oder mehr waren keine Seltenheit, und jeder Schritt der Arbeiter wurde so überwacht, dass fast jeder um sein Leben fürchten musste. So konnte auch, wer zu spät zur Arbeit kam, wegen des Verdachts auf Sabotage hingerichtet werden.
Geld wurde abgeschafft, Bücher wurden verbrannt, Lehrer, Händler und beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes wurde ermordet, um den Agrarkommunismus, wie er Pol Pot vorschwebte, zu verwirklichen. Die beabsichtigte Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit aufs Land bedingte deren vollständiges Erliegen, da auch Industrie- und Dienstleistungsbetriebe - Banken, Krankenhäuser, Schulen - geschlossen wurden.
Gleichzeitig wurden so genannte Massensäuberungen durchgeführt. Wer im Verdacht stand, mit Ausländern zu kollaborieren, wurde getötet. Nicht nur Pol Pot und die Roten Khmer machten Vietnamesen und andere Ausländer für die Notlage Kambodschas verantwortlich. Die Vietnamesen waren nicht nur unbeliebt, weil sie den Krieg mit nach Kambodscha getragen hatten, sondern auch weil sie - von den Franzosen zur Zeit des kolonialen Französisch-Indochina für Verwaltungsaufgaben ins Land geholt - für viele ein Symbol für die Fremdbestimmung des Landes darstellten.
Während der vierjährigen Schreckensherrschaft wurden schätzungsweise 1,7 bis 2 Millionen Menschen in Todeslagern umgebracht oder kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 7 Millionen). Im berüchtigten "Sicherheitsgefängnis 21" in Phnom Penh, überlebten 7 von insgesamt 15.000-30.000 Gefangenen. Wer dort nicht an der Folter starb, wurde auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt umgebracht.
Aufbruch: | 20.08.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2007 |
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