Abenteuer Neuseeland - Mit dem Working Holiday Visa am anderen Ende der Welt
Kiwi - Picking in Mt. Maunganui
Bereits frueher als geplant verliess ich die wundervolle Coromandel Halbinsel. Hintergrund hierzu war eine Nachricht von einem anderen Backpacker, den ich von Auckland her kannte. Er hatte in der "Bay of Plenty", etwa 200 km suedwestlich von Auckland, eine Arbeitsstelle als Kiwi-Picker gefunden und es wurden noch Leute dafuer gesucht. So fuhr auch ich auf direktem Weg nach "Mount Maunganui", das direkt im Zentrum des groessten Kiwi-Anbaugebiets Neuseeland liegt.
Laut Reisefuehrer setzt die Kiwi-Industrie hier jaehrlich 2 Mrd. $ um.
Die Stadt selbst, die fast uebergangslos mit "Tauranga" (100 000 Einwohner) verbunden ist, verdankt seinen Namen dem markanten, 232 m hohen Berg "Mt. Maunganui".
Natuerlich liess ich es mir nicht nehmen diesen zu erwandern. Er bietet einen weitreichenden Blick auf die Stadt und dem schoenen langen Sandstrand. Dieser ist bei Surfern sehr beliebt, denn es wurde vor einiger Zeit ein kuenstliches Riff fuer perfekte Wellen angelegt.
Ansonsten gefaellt mir die Stadt nicht so besonders. Um den Containerhafen ist sehr viel Industrie angesiedelt und man steht zur "Rush Hour" meist im Stau.
Das Hostel in dem ich abgestiegen bin, ist Anlaufstelle vom "Magic-Bus", einer Buslinie, die vor allem junge Rucksackreisende anspricht. Entsprechend voll und laut ist es in der Unterkunft.
Aber wir Kiwi-Picker haben eine kleine Gruppe gebildet und verbringen unsere Abende zusammen.
Bei Matt, einem Neuseelaender, konnte ich gleich am folgenden Tag mit der Arbeit beginnen. Es stellte sich allerdings schnell heraus, dass er die Arbeitsablaeufe sehr oberflaechlich organisiert. Durch entsprechende Verzoegerungen viel der Verdienst (60 $ pro Tag) entsprechend gering aus. Ausserdem machte er nicht unbedingt einen vertraulichen Eindruck, was sich auch durch verspaetete Gehaltszahlungen und Problemen bei der Steuerklasseneinteilung bestaetigte.
Ueber zwei Chilenen kam ich, und auch einige andere Arbeiter aus Matts Gruppe, bereits am dritten Tag zu einem anderen Arbeitgeber. Unter der Regie von Eduardo lief es dann besser. Das Team, bestehend aus Chilenen, Argentiniern, einem Brasilianer, zwei Osteuropaern und einigen Deutschen, harmonierte sehr gut zusammen. Dadurch erhoehte sich mein Verdienst auf durchschnittliche 110 $ pro Tag.
Die Kiwistauden wachsen ueber Holzbalken und Drahtgeflaechten zu einer Art Laube. Wir Pfluecker gehen unten durch und zupfen die Fruechte in einen Korb. Ist dieser voll, wird er in eine Kiste auf einem Traktor entlehrt. Jeder Traktor hat drei Kisten auf einen Anhaenger geladen, und es sind etwa 16 Koerbe notwendig um eine Kiste zu fuellen. Da die Kiwipflanzen etwas niedriger sind als die durchschnittliche Groesse einer normalen Person, muss man meist etwas in die Knie gehen um einen idealen Stand zu haben. Das strengt auf Dauer ziemlich an, denn ein voller Korb wiegt um die 15 kg.
Mit der Bezahlung ist es so, dass die Gruppenleistung entlohnt wird. Es arbeiten meist 10 Leute in einem Team. Fuer jede volle Kiste bekommt die Gruppe 10 $. Ein Anhaenger bringt also 30 $. Dieses Geld wird durch die Anzahl der Teammitglieder geteilt. Schafft man 30 Traktoren mit je 3 Kisten am Tag, so verdient das Team 900 $. Jeder Arbeiter bekommt somit 90 $, das entspricht etwa 45 Euro.
Reich wird man also damit nicht.
Die Arbeit geht ziemlich auf den Ruecken, Schulter und Knie. Am Nachmittag spuert man einen merklichen Substanzverlust und jeder ist froh wenn es dunkel wird. Dann ist Feuerarbend. Die Arbeit ist ausserdem vom Wetter abhaengig. Nasse Fruechte duerfen nicht geerntet werden, da sie schnell zu faulen beginnen. Bei guten Wetter hingegen wird jeder Tag genutzt. Auch Samstag und Sonntag. Waehrend meiner Zeit als Kiwi-Picker war ausnahmslos gutes Wetter.
Leider zerfiel unsere kleine "Hostelgruppe" nach und nach. Die Frauen hoerten meist wegen der schweren Arbeit auf, andere gingen wieder auf Reisen. So blieb ich schliesslich alleine im Backpacker zurueck und werde wohl auch nicht mehr lange bleiben.
Kiwi-Picking ist aber schon eine Erfahrung wert.
Aufbruch: | 04.04.2008 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 04.04.2009 |
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