Fernweh
Halbzeit
Der 28. Dezember naht und somit der Tag an dem ich 6 Monate unterwegs bin. Ich kann weder sagen, dass die Zeit schnell vorbeigegangen ist noch langsam. Wenn ich mir Bilder von den Orten anschaue, die ich schon besucht habe, oder von Leuten die ich kennen gelernt habe, kann ich kaum glauben, was ich schon alles erlebt habe. Und je länger man von zuhause weg ist, desto mehr beginnt man es zu vergessen. Wie alles aussah, etc.
Ich habe so viele tolle Dinge erlebt in den letzten 6 Monaten und die kleinsten Dinge erfreuen einen. Es gibt Höhen so wie auch Tiefen. Reisen ist nicht nur ein einziges Abenteuer, sondern es gibt auch Zeiten an denen man einfach keinen Bock mehr hat. Ich denke es ist wichtig, an manchen Orten auch mal länger zu bleiben und man sollte versuchen, so viele unterschiedliche Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Ich habe in Peru in einem Waisenhaus gelebt, in einem Kindergarten in Ecuador geholfen, bei armen Familien in Südamerika gewohnt, auf einer Farm gearbeitet,...
Ich liebe das Reisen und habe schon Angst vor meiner Rückkehr. Ich habe in den letzten 6 Monaten kein einziges Mal alleine in einem Zimmer geschlafen! War nie länger als 3 h alleine! Hatte nur wenige Male ein Badezimmer für mich alleine!
Aber es macht mir nichts aus. Es graut mir vor der Vorstellung alleine in einem Zimmer zu schlafen (naja ein eigenes Badezimmer, wär natürlich schon mal toll). Ich brauche nicht viel zum Leben. Luxus gibt es nicht. Ich kaufe mir nichts, was ich nicht wirklich brauche und bin sogar schon übergegangen meine Haferflocken morgens mit Wasser zu essen anstatt mit Sojamilch.
Ich habe gelernt, die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu lernen. Ich bin spontaner geworden. Und gelassener. Stress ist für mich zu einem Fremdwort geworden und nach meiner Südamerika Erfahrung kann mich kaum noch was aus der Ruhe bringen. Ich plane nie mehr als ein paar Tage im Vorraus. Wer weiß, wenn man trifft und welche Dinge sich ergeben? Das ist es, was reisen ausmacht. Ich kann jederzeit meinen Rucksack packen und mich dort hintreiben lassen, wo der Zufall mich hinführt. Ein tolles Gefühl: Ich kann selbstständig und völlig frei über mein Leben entscheiden. Natürlich muss ich auch mit den Konsequenzen leben. Wenn ich nicht in den Supermarkt gehe, habe ich am nächsten Tag nichts zu essen. Wenn ich nicht koche, gibt es nichts Warmes in den Magen. Und niemand wäscht meine Wäsche für mich. Man lernt selbstständiger zu sein.
Südamerika war eine einzigartige Erfahrung. Ein Abenteuer, das mir und Friederike öfters den Angstschweiß auf die Stirn getrieben hat. Südamerika ist noch nicht vom Massentourismus zerstört und Backpacker aus Deutschland haben das Land -im Gegensatz zu NZ- noch nicht in Besitz genommen. Des Öfteren waren wir verzweifelt, genervt und am Ende. Aber wenn ich zurück blicke, haben wir die besten Stories zu erzählen. Nirgendwo sonst fährt man 17 h im Bus mit 100 Sachen über kleine Bergstraßen durch die Anden. Nirgendwo sonst muss man nachts über schlafende, schnarchende Menschen krabbeln um aufs Klo zu gehen. Nur wenn man dann versucht nicht in das klaffende Loch im Boden zu treten, sich mit einer Hand abstützt, um nicht ins Klo zu fallen (denn die Straßen sind verdammt kurvig und 90 % der Busfahrer geisteskrank) mit der anderen das selbstmitgebrachte Klopapier in der Hand hält und die Taschenlampe zwischen die Zähnen geklemmt ist (elektrisches Licht? Fehlanzeige!) und dann die Tür bei jeder Linkskurve sperrangelweit aufgeht, DANN ist man in Südamerika!
Neuseeland dagegen ist ein ganz anderes Land. Eine wunderschöne Landschaft. Nette, hilfsbereite und relaxte Menschen. Verdammt viel Tourismus. Verdammt viele Backpacker.
Aufbruch: | 28.06.2008 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 20.05.2009 |
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