DIE ZUKUNFT GEHÖRT DENEN, DIE AN IHRE TRÄUME GLAUBEN

Reisezeit: Oktober 2008 - August 2009  |  von Natascha W.

Neuigkeiten aus Kambodscha

Hier ein kleines Update aus Kambodscha.

Mit dem Fahrrad geht es nun jeden Morgen an den
abgeernteten Reisfeldern, den Huetten der Bauern, den winkenden Kindern vorbei in Richtung Nachbarsdorf. Manch ein Bauer klettert im Blaetterdach der Zuckerpalmen herum, um Nuesse und Palmensaft einzusammeln. Irgendein "Rindvieh", dass bereits wie der "Tod auf Latschen" aussieht, vergeht sich an der Heureserve seines Nachbarn und bekommt dafuer maechtig eins auf seinen knochigen Hintern.
Vier bis fuenf Kinder stehen mit einem Bein auf einer Holzbank und treten mit ihrem anderen Bein einen langen Holzstamm herunter. Die Baeuerin am Ende des Stamms knetet den weich geschlagenen, zu verarbeitenden Teig.

Marco auf dem Weg zur Schule. Der Drahtesel hatte leider einen platten.

Marco auf dem Weg zur Schule. Der Drahtesel hatte leider einen platten.

Ebend wuseln noch alle Kinder durch den Klassenraum, spucken mit Obstkernen durch die Gegend oder tanzen auf den Baenken bis die Lehrer den Raum betreten, quasi WIR und Lehrer Chheng. Nun eilt jeder zu seinem Platz und nach einer kurzen Gedankenhilfe springen unsere Schueler auf und begruessen uns lautstark mit: "Hello Teacher, how are you?"
(Raffaella und Tommy, solche Musterschueler wuenschen wir Euch natuerlich auch) Aber wie es fuer Kinder nun einmal normal ist, beginnt das Gewusel nach kurzer Zeit erneut.
Natuerlich wollen wir sofort loslegen, aber leider gibt es keine Kreide mehr. Zu unserer Enttaeschung, und der der Kinder, sind ihre selbsgemalten Bilder vom letzten Wochenende allesamt abgerissen worden und verschwunden. Schnell ein wenig Kreide gesucht und dann kann es losgehen.
Natschi versucht den Kleinsten das A, B, C und erste Saetze beizubringen, waehrend Marco sich an Wochentagen, Fruechten und einfachen Fragesaetzen probiert. Weiter ist man hier noch nicht und auch manch ein Englischlehrer beduerfte ein paar Unterrichtsstunden. Aber immerhin, ein Anfang ist gemacht, denn noch vor vier Jahren stand hier nicht einmal eine Schule fuer Khmerunterricht.

Heiss begehrt sind Stifte und Schulhefte, aber auch Papierschnipsel werden "gebunkert". Der Gedankengang ist einfach "Hauptsache etwas sein Eigen nennen koennen, noch besser jedoch ist es mehr zu haben, als sein Mitstreiter" So kommt es nicht selten vor, dass ein Schueler, der ebend noch fleissig am Schreiben gewesen ist, ploetzlich einen neuen Stift (Kugelschreiber) braucht, da er nach eigenen Angaben bisher noch "keinen" hatte. Faellt man nun auf diesen Trick herein und gibt den Schueler einen sehnsuechtig erhofften, neuen Kuli, dann verschwinden innerhalb von Sekunden saemtliche Stifte im Klassenzimmer. Wir haben daraus gelernt und so verteilt Natschi nur noch Bleistifte. Darueber sind die Kinder nicht ganz so begeistert und schreiben dann lieber mit ihren bisher versteckten Stiften weiter.

Am Ende der Unterrichtsstunde springt die Klasse dann erneut auf und verabschiedet sich schreiend. Die Schueler empfangen von uns ihre Zahnbuersten. Denn fuer die meisten hier ist Zaehneputzen ebenfalls eine neue Errungenschaft. Man sieht es den kleinen "Rackern" an, dass Ihnen die Zahnpasta nicht schmeckt. Die schoensten Gesichter gibt es, wenn die Wasserpumpe vor der Schule mal wieder nicht funktioniert. Dann muss des Nachbar^s Wasserloch herhalten. Der ist davon natuerlich auch nicht wirklich begeistert.

Zaehneputzen nach dem Unterricht

Zaehneputzen nach dem Unterricht

Das groesste fuer die Kids ist der "Spieletag" am Samstag. Letzte Woche hat Natschi mit ca. 50 Kindern Papierhuete gebastelt, diese anschliessend bemalt und mit bunten Aufklebern beklebt. Wer zu spaet gekommen ist, hat sich einfach die Umrandung der Sticker ins Gesicht geklebt und war damit auch aeusserst zufrieden. Marco hat sich mit dem neuen Fussball ins "Getuemmel" geworfen und mit den Jungs gespielt. Da es hier jeden Tag ueber 30 Grad sind, hatte er nach ca. 5 Mintuen bereits eine maechtige, rote "Ommel". Wir haben einen der Jungs fuer den Ball verantwortlich gemacht. Dieser bringt ihn nun stolz jeden Tag zur Schule. In der Schule kann man leider nichts lassen, denn es kommt einfach alles weg.
Diesen Monat wurden sogar die Essensrationen fuer die Schueler , gesponsort von der kanadischen Welthungerhilfe, aus der Schule entwendet.

Gameday am Samstag. Natschi bastelt mit den Kleinen Papierhuete

Gameday am Samstag. Natschi bastelt mit den Kleinen Papierhuete

Schon oefters haben wir uns und den jungen kambodschanischen Lehrern die Frage der Landminenproblematik gestellt. Denn noch heute fallen jedes Jahr 700 Menschen den Minen und nicht detonierten Sprengkoerpern zum Opfer. In keinem Land haben wir bisher so viele Menschen mit Beinprothesen gesehen. Unsere Frage beantwortet sich eines Tages von selbst. Auf unserem Weg zur Schule soll eine richtige Bruecke gebaut werden, sowie ein kleiner Kanal zu den angrenzenden Feldern. Ploetzlich stehen sie da, die roten Schilder mit dem weissen Totenkopf und der Aufschrift "Danger Mines". Da bekommt man ein ungutes Gefuehl und wenige Tage spaeter hoeren wir wie das Raeumungskommando einige Landminen sprengt. Die Kambodschaner sehen das ganze eher gelassen und nutzen auch weiterhin die abgesperrten Wege und Felder. Es ist ja in der Vergangenheit hier auch nichts passiert?!

Minengefahr in der naeheren Umgebung

Minengefahr in der naeheren Umgebung

© Natascha W., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nun ist es bald so weit und wir dürfen uns die Frage stellen, wie bekommen wir unser Hab und Gut für die nächsten Monate in unsere Rucksäcke.
Details:
Aufbruch: Oktober 2008
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: August 2009
Reiseziele: Brasilien
Bolivien
Peru
Thailand
Laos
Kambodscha
Myanmar
China
Macau
Indien
Der Autor
 
Natascha W. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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