Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien

Reisezeit: Oktober 2005 - April 2006  |  von Juljenka P.

Hampi

Also wenn irgendwann irgendjemand von euch mal nach Indien fliegt! Auf keinen Fall Hampi verpassen! Hampi ist wunderbar, faszinierend beeindruckend! MIt dem Bus in der Tempelstadt angekommen, sassen wir so auf der Terasse unserer Unterkunft in der Haegematte und irgendetwas hat komischerweise gefehlt. Was nur? Moskitos? nein...vorhanden. Inder?...auch da. Dreck? nein! Ahhhh!!!! Es gibt in Hampi keine Autos und Leute ihr koennt euch nicht annaeherungsweise vorstellen, was das fuer einen Unterschied macht! Kein permanentes Hupen und keine Angst jeden Moment ueberfahren zu werden.

Blick beim Abendessen

Blick beim Abendessen

Den ganzen Tag ueber sind wir in einer Kulisse klettern gegangen, die an die Serie "Flintstones" erinnert. Riesige Steine, die der Legende nach von dem Gott Shiva dorthin geworfen wurden und ich kann mir auch sonst kaum eine andere Erklaerung dafuer ausdenken. Gemischt mit Tempelruinen, die ein bisschen an die Modelle vom alten Rom erinnern, die man im Lateinunterricht zu sehen bekommt, wirkt die Atmosphaere bizarr und faszinierend.

Kristina, Tracy und ich im Partnerlook

Kristina, Tracy und ich im Partnerlook

Man kann diese Landschaft auch eigentlich weder beschreiben noch auf Fotos zeigen. Beeindruckend ist natuerlich, dass Shiva auch Treppen und Touristenshops erbaut hat....
Ich bin also mit meinen Flipflops ueber Stock und Stein gekrakselt und am Ende sogar die 800 Stufen auf den Affentempel gestiegen.

Thank you India

Thank you India

Keine Ahnung, warum der durchschnitliche Mitteleuropaeer Affen besonders niedlich findet... ich finde die Biester angsteinfloessend und nervig. Solange es einer ist, habe ich damit kein Problem, aber mehrere, die dir deine Tasche klaun wollen, nein danke. Da habe ich mich doch lieber zu dem Guru gesellt, der auf der Spitze des Tempels lebt und dort friedlich an seiner Pfeife zieht, waehrend erschoepfte Touris ankommen. Apropos Touris. Ich habe das Gefuehl, das fast alle Touristen entweder Israelis oder Englaender sind. Mir war nie bewusst, dass es so viele von denen gibt aber sie scheinen jedenfalls im Moment alle in Indien zu reisen. Ach ja und in Hampi bin ich natuerlich auch mal wieder in die Shoppingfalle gedappt. "Come Madam look my shop... nice jewellery, pants, shirts... madam come and look." Und wenn man dann mal drin ist, wird man vor lauter Freundlichkeit nicht mehr rausgelassen, saemtliches Inventar wird aus den Regalen gerissen und einem vorgefuehrt. Na ja und dann einfach gehen?? Das ist fast Erpressung! Da muss man ja was kaufen und weil die Inderin auch herzzerreissend erzaehlt, sie mache "No Profit" zahlt man eben doch den Preis, den sie vorschlaegt. Mein Rucksack platzt foermlich und ich muss dringend irgendwas loswerden. Das sind so die alltaeglichen Sorgen meines Lebens. Neben panischem Suchen nach Moskitozeug und unkontrolliertem Wuehlen im Rucksack gehoeren ausseerdem ungeduldiges Warten auf Essen in Restaurants und das Pech andauernd meine Sonnenbrille zu schrotten zu meinen Hauptproblemen. Aber wenn es sonst nichts ist, denke ich mir dann immer und werde wohl auch die fuenfte gefaelschte Sonnenbrille fuer einen Wucherpreis erstehen.

Sehen unschuldig aus...sindse aber nicht!

Sehen unschuldig aus...sindse aber nicht!

Heute ist uebrigens der Weltaidstag, der bisher nie eine Bedeutung fuer mich hatte und jetzt ehrlich praesent ist. Fast wichtiger als die Tatsache, dass ich heute schmerzlicherweise festgestellt habe, dass ich nicht das erste Tuerchen meines Adventskalenders oeffnen kann, weil ich keinen habe. Keine SChokolade in Hutform, die mir eh nicht schmeckt... Ich habe hier aber auch noch kein bisschen Weihnachtsgefuehl, wobei ein fettiger Vanillekipferl und dazu Spekulatius und Gluehwein... Mein Gott ich beschwer mich ja nicht.

Es ist schon witzig, dass ich sooo weit weg bin.
Und das alles ist fuer mich normal geworden. Die uebernetten Inder, die mich gestern Nacht im Zug auf koestliches Essen eingeladen haebn, genauso wie die bettelnden Kinder, mit denen man ab und zu erstaunlich gut Englisch sprechen kann. Das Essen und die permanent dreckigen Fuesse und die wunderbare Freiheit fast alles zu tun.
Indisches Leben spielt sich im Gegensatz zu deutschem fast ausschliesslich im Freien ab. Die Strassen sind belebter als die U-bahnstationen in Berlin zur Rushhour und ueberall sind Menschen, die irgendetwas zu tun haben. WEnn man also Milch kauft, dann ist das mehr ein soziales Ereignis als eine Sache, die man mal eben erledigt. Deshalb kann auch kein Inder meine Ungeduld verstehen (die ich mitlerweile schon fast besiegt habe) wenn ich einfach nur meine Kuagummis bezahlen will und eeeeewig warten muss. Aber das macht das Leben aus... relaxt sein und vor allem viel viel kommunizieren. Von Effiziens keine Rede aber von Herz und Seele in fast jedem Vorgang. Das ist so schoen, dass es mich immer wieder fasziniert.
Jetzt bin ich jedenfalls bis Sonntag in Bangalore und dann geht es in die Milionenstadt Chennai an die Ostkueste, wo mein Tsunamiarbeit beginnt. Ich bin mal gepannt, wie das wird. Bei allem, was ich bis jetzt darueber weiss, kann ich nur hoffen, dass das alles so hinhaut, wie es geplant ist, aber das weiss man ja eh immer erst in dem Moment, in dem es passiert, gelle???
Nun denn...lieben Gruss von der Julia und schreibt mir mal.

© Juljenka P., 2006
Du bist hier : Startseite Asien Indien Hampi
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tsunamiopfern, Aidsaufklaerung und Gurus, von Sueden nach Norden und Osten nach Westen. Zum Reisen und Arbeiten in ein Land, in dem immer alles anders kommt, als man es erwartet...
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Juljenka P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.