Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien
Ein Jahr danach
Es ist genau ein Jahr her, dass ich von dieser Reise zurückgekommen bin. Selbstkritisch und gespannt lese ich, was ich hier alles geschrieben habe und reise noch einmal durch ein Meer von Gefühlen und Erinnerungen. Das hab ich wirklich erlebt? Die meisten Geschichten klingen surreal. Es ist erst ein Jahr her, oder ist es schon ein Jahr her?
Wie schnell man sich doch wieder an all die Sachen gewöhnt, die so sind, wie sie immer waren. Den Toast zum Frühstück, die mürrischen Berliner, mein prall gefüllter Kleiderschrank. Ganz im Gegensatz zu dem Curry mit Reis, den verrückt fröhlichen Indern und meinem immer leichter werdenden Rucksack. Alles Dinge, die mir unendlich weit entfernt schienen und von denen ich nie erwartet hätte, dass sie jeh wieder von Bedeutung für mein Leben sein könnten. Und schwups da sind sie wieder.
Ich finde es plötzlich wieder wichtig, dass ich die Auswahl habe, welche Schuhe ich anziehen will und habe auch wieder Spaß daran zu lauter Musik in verrauchten Diskotheken überteuerte Longdrinks zu schlürfen.
Der Mensch passt sich an die Situation an, in der er sich befindet, aus purem Überlebensdrang. Er erlernt Sprachen, Sitten, Bräuche, wenn er muss.
Ich hatte Träume und Ideale aus der indischen Welt mitgebracht, die dem Alltag in Deutschland nicht standgehalten haben und die trotzdem wichtig für mich waren.
Wenn ich Sonntags auf dem Flohmarkt bei mir um die Ecke Mädels sehe, die in bunten Fishermanpants und mit Glöckchen an den Füßen Schals und Ohrringe verticken, die offensichtlich aus Indien stammen, wird es mir trotzdem warm ums Herz. Dann denke ich daran zurück, dass auch ich letzts Jahr noch in meinen bunten Erinnerungen schwelgte, und dass sie, die hier stehen, wohl nächsten Sommer auch wieder Jeans tragen.
Manchmal überlege ich, ob ich mich selbst verrate, weil ich jetzt Volkswirtschaftslehre studiere und Kaffe zum Mitnehmen trinke. Soll es das gewesen sein? Kann ich die unendliche Freiheit, die ich damals gespürt habe, jemals wieder fühlen? Ist von der Überzeugung denn nichts übrig geblieben?
Und doch... Es war die schönste und bereicherndste Zeit, die ich jeh hatte, aber mir wird jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke klar, dass es vorbei ist. Dass es nie wieder so werden wird und ich mich nie wieder so fühlen werde, wie heute vor einem Jahr, als ich erschöpft und verändert zurückkehrte. Aber das ist auch gut so, denn das leben geht weiter.
Und um es wie Praveen zu sagen " you canot describe how india is like. you canot explain how a mango tastes"
Für den Moment fühlt es sich gut an, sesshaft zu sein, ein Studium, Freunde, einen Job -kurz- Kontinuität im Leben zu haben. Und doch weiß ich nicht, wie lange das noch wehrt, weil es mich schon längst wieder in den Fingern juckt. Der Rucksack steht schon bereit und der nächste große Trip ist eigentlich auch schon geplant. Dieses Mal Afrika. Aber vielleicht kommt auch alles anders.
Neben den Erinnerungen sind das schönste Souvenir der Zeit meine beiden Mitbewohnerinnen Andrea und Katharina, die ich am ersten Tag der Reise kennenlernte, und mitlerweile jeden Morgen am Frühstückstisch treffe. Manchmal muss man um die halbe Welt fahren, um so gestörte Menschen zu finden, ich könnte mir niemand anderen zum Wohnen vorstellen. Das ist etwas besonderes (karma??) Und es ist Gold wert. Sab kuch milega!
Und nochmal zur Erinnerung, das Foto hab ich von euch beiden gemacht am 6.10.2005 in kundapura, Indien!
Aufbruch: | 01.10.2005 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 29.04.2006 |
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