Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien

Reisezeit: Oktober 2005 - April 2006  |  von Juljenka P.

Genuss, Stuss und Heimweh in Ayuthaya

Good Morning Germany!
Ihr solltet mich mal sehen! Ich war gestern bei einem thailaendischen Frisoer, der mich eingehend verwoehnt hat. Verschiedenste Haarkuren, Massagen und ein Schnitt, der eine Stunde dauerte! Danach hat der Frisoer (mit dem ich mich leider nicht unterhalten konnte, der aber eindeutig schwul und echt goldig war) eine weitere Stunde jedes einzelne Haar begeistert mit einem Glaetteisen plattgedrueckt. Jetzt bin ich die bestgestylteste Backpackerin in ganz Thailand! Juchuuuu! Wahrscheinlich haben die Thailaenderinnen alle Kraushaare und stehen nur voellig auf diese Glaetteisen. Ich muss morgen gleich mal eine Anfrage bei Jack Wolfskin machen, ob es denn nicht ein bateriebetriebenes Glaetteisen fuer die moderne Rucksackreisende gibt...?
Ok
Ich weiss, dass das alles Bloedsinn ist.

Den Rest des Tages bin ich mit meinem Fahrrad (hocherhobenen Hauptes) durch Ayuthaya geradelt und habe mir ganz brav die Ruinen angeschaut. Ueberall Steine und einige halbe und ganze Budhas. Ich muss ehrlichgesagt zugeben, dass bei aller Schoenheit dieser kulturellen Hoehepunkte ich mitlerweile ziemlich abgehaertet gegenueber Sehenswuerdigkeiten bin. Irgendwie ist die Luft raus. Ich freue mich viel mehr ueber die paar Skurilitaeten (gibt's das Wort?), die sich auf der Strasse so abspielen. Streitende Thais, Hundesalons und thailaendische Kirmes, die Tatsache, dass Thais bei jedem Bild von Buddha oder dem Koenig stehenbleiben, um sich mit geschlossenen Haenden verneigen oder die Erkenntnis, dass es schwierig sein kann, hier eine vegetarische Malzeit zu bestellen. Leider sprechen die meisten Einheimischen wenig oder gar kein Englisch, so dass ich kaum wirklichen Kontakt mit jemandem habe, der mir nichts verkaufen oder vermieten will.
Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass ich nach Hause gehe. Ich habe langsam aber sicher genug davon, mir jeden Tag darueber Gedanken zu machen, was ich denn heute wieder machen koennte, um mich zu unterhalten und zu verwoehnen. Es reicht.
Und wisst ihr, ich bin unendlich gluecklich, dass ich das Gefuehl habe.
Es zeigt, dass bei allen Reisen, die ich unternommen habe, bei all den Menschen, die ich getroffen habe und den wunderbaren Erfahrungen, die mich bereichert haeben, die Zukunft eben doch zu Hause liegt.
Dass die Realitaet eine andere sein muss, um die Flucht zu geniessen.
Dass Freiheit nur Freiheit ist, wenn sie ab und zu begrenzt wird.
Dass ich meine Heimat ueber alles liebe.
Dass ich Alltag und Stress brauche....
und dass es genauso schoen ist, eine Reise zu beenden, wie eine Reise zu beginnen.
Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich auf alles freue, was mich erwartet.
Trotzdem werde ich das Beste aus dem letzten Monat machen. Heute Nacht fahre ich zum Beispiel in den Norden nach Chiang Mai, wo ich einen Minikurs ueber Buddhismus besuchen moechte und vielleicht einen kurzen Treck in die Bergregionen starten will. Dann gehts planmaessig ins Dorf Pai, um endlich mal aus den Staedten rauszukommen und irgendwann wer weiss....will ich auch noch nach Laos. Aber vieleicht kommt auch alles anders. Und da haben wir es wieder, was ich wirklich am Reisen liebe.

Vergesst mich nicht.
Julia

© Juljenka P., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tsunamiopfern, Aidsaufklaerung und Gurus, von Sueden nach Norden und Osten nach Westen. Zum Reisen und Arbeiten in ein Land, in dem immer alles anders kommt, als man es erwartet...
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Juljenka P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.