Kanada - Von der West-zur Ostkueste oder doch erstmal in den Norden?
Zwischenstationen
Auch wenn es nach meinen Abenteuern in der Wildnis nicht ganz so spannend ist, moechte ich euch von meiner ersten langen Busfahrt (12h) erzaehlen.
Ich war davor schon oefters sechs, sieben Stunden mit dem Bus unterwegs.
Jedesmal war er fast halbleer und man hatte genuegend Platz, um seine Fuesse auszustrecken.
Nicht so heute!
Als ich um Mitternacht nach einem zwoelfstuendigen Aufenthalt in Kamloops (eine Stadt, die eher zum Einkaufen fuer die umliegenden Ski- oder Wandergebiete gedacht ist und in der Halbwuestenklima herrscht und deren Charme sich einem nicht sofort erschliesst, da sie auf den ersten Blick nur haesslich wirkt, aber wie ueberall gibt es auch hier schoene Ecken wie z.B. dem Thompson river) in den Bus einstieg war er schon fast bis auf den letzten Sitz voll.
Na gut, dann eben kein Fensterplatz und versuchen im Sitzen zu schlafen.
Sind wir ja schon von den Zugfahrten daheim gewoehnt.
Viel interessanter aber als zu schlafen war es die Versuche der Mitfahrenden zu beobachten eine einigermassen bequeme Schlafposition zu finden.
Ist es mit dem Kopf gegen den Vordersitz gemuetlicher als an die Fensterscheibe gepresst zu schlafen?
Kann ich mit der Lehne, die gegen meine Rippen drueckt selig schlummern oder wie sieht es aus mit Schneidersitz und dem Kissen als Kuscheltierersatz?
Die Option schien noch die Beste zu sein!
Wenn man diese gefunden hat, kommen noch die Nachbarn ins Spiel. Der Vordermann stellt die Rueckenlehne ganz zurueck, so dass man die Knie nicht ausstrecken kann (war ich froh ueber meinen Gangplatz, dann hab ich eben diesen blockiert), der Hintermann drueckt dir seine Knie in den Ruecken und schlaegt auch noch im Schlaf um sich, von deinem Nebenmann nicht zu sprechen, der sich von einer Seite auf die andere dreht und einem dabei jedesmal den Ellenbogen reinhaut.
Auch bei den Zudeckmoeglichkeiten ist Einfallsreichtum gefragt!
Manche fuhren gleich im Schlafanzug mit Bettdecke und Kissen, andere nahmen ihr Hemd oder ihren Pulli her und die naechsten verkrochen sich in Ermangelung eines weiteren Kleidungsstuecks in ihren T-shirts.
Na ja, allzuviel Schlaf habe ich in dieser Nacht nicht bekommen und irgendwie hatte ich es mir romantischer vorgestellt.
Aber so eine Busfahrt in der Nacht hat schon was fuer sich.
Zuerst dachte ich mir ja, dass ich gar nichts sehen wuerde, aber so gegen drei lichteten sich die Schleier langsam.
Wenn man zuerst nur Schwaerze und dazwischen die Mondsichel sieht, die Waelder nur erahnen kann und sich spaeter die Erhebungen durch verschiedene Schattierungen von Schwarz herauskristallisieren und mittendrin weite Seen und vom Morgennebel ueberflutete Waldboeden auftauchen, das erste Rot die Wipfelspitzen beruehrt und du das alleine erlebst, da alle anderen um dich herum schlafen und selig vor sich hinschnarchen und du die Ruhe noch geniessen kannst, bevor der Trubel beginnt, ist das schon etwas Besonderes.
So hatte es doch wenigstens ein bisschen was Romantisches an sich und es kann nur besser werden.
Von Kamloops ging es ueber verschiedene Stationen nach Jasper, das landschaftlich wunderschoen zwischen Bergen, Seen und Fluessen gelegen ist, aber doch nur ein typisches aus dem Boden gestampftes Touristenkaff ist ,nach Edmonton, von dem ich anfangs auch ziemlich enttaeuscht war, eintoenige Landschaft und vom Himmel war wegen des Rauchs der Waldbraende, die rundherum toben nicht viel zu sehen.
Nach der wunderbaren Landschaft British Columbias sind nun meine Ansprueche natuerlich auch sehr hoch!
Nachdem ich Downtown mit den in jeder Stadt gleichen Geschaeften verlassen habe, um nach Old Strathcona, wo mein Hostel sich befand, zu gelangen, sah das schon anders aus.
Ueberall kleine Italiener, Vintageshops, Plattenlaeden, Kuenstlercafes und Galerien.
Was ich an den Kanadiern wirklich mag, ist, dass jeder ein Kuenstler zu sein scheint und Erfindungsgeist und Kreativitaet gefoerdert werden.
Es werden alle Wege, wie irrsinnig sie auch scheinen moegen, ausprobiert und Grenzen sind da, um sie zu ueberschreiten oder miteinander zu verbinden.
Alles scheint offener und nicht so strikt wie bei uns zu sein.
Vielleicht liegt das an der Jugend des Landes und dass diese Wurzeln wie wir sie haben, diese eingetretenen Pfade nicht existieren.
Wie so oft, bin ich nun auch von dieser Stadt begeistert, auch wenn Tofino mein Favorit bleibt.
Morgen gehts nach Yellowknife und mein erster Flug mit dem Wasserflugzeug wartet auf mich.
Juhuuu!
Aufbruch: | 16.05.2010 |
Dauer: | 16 Monate |
Heimkehr: | September 2011 |