Kanada - Von der West-zur Ostkueste oder doch erstmal in den Norden?
Wilderness Committee: Seton Portage
Seton Portage hat ungefaehr sechshundert Einwohner. Weisse und First Nations People gemischt. Hinzu kommen Schwarbaeren, Grizzlys, Cougars und Rehe, die hin und wieder im Dorf rumlaufen. Ich bin bis jetzt erst einem Reh begegnet.
Vorsichtshalber bin ich jetzt immer mit einer Trillerpfeife (Schwarzbaeren verjagt man, indem man Krach und auf sich aufmerksam macht), mit einem Wanderstock ueber die Schulter getragen (Cougars greifen meist von hinten an) und natuerlich mit einem Taschenmesser (zum Anspitzen der Aeste fuer Smokies) ausgestattet. Bei Grizzlys hilft nichts anderes als sich nicht zu bewegen oder auf die Erde zu legen und tot zu stellen.
Fuer die Einwohner ist das ganz normal, sie machen sich gar keine Gedanken darueber. Sie haben keine Angst vor den Tieren, nur Respekt.
Die Natives sind sehr zurueckhaltend und reden mit Fremden nicht viel. Das ist anfangs sehr gewoehnungsbeduerftig, aber wenn man weiss, dass es nichts mit einem selbst zu tun hat, geht es. Ich gehe jetzt von Haus aus auf jeden zu und stelle mich erstmal vor, sonst wird man nur argwoehnisch betrachtet. Die Natives stellen sich nicht selbst vor, sondern erwarten das von einem.
Nach einiger Zeit, kommen doch ein paar und stellen Fragen.
Sie sind einfach sehr vorsichtig im Umgang mit Weissen, die sie auch nur als white men bezeichnen, da 50% der Einwohner British Columbiens rassistisch veranlagt sind und die Natives oft beschimpfen (Indians wird von diesen als Schimpfwort gebraucht. Auch wenn sich die Natives selbst als Indians bezeichnen, sollte man warten bis sie einen besser kennen, bevor man das Wort verwendet.).
Dieser Rassismus hat, denke ich, viel mit Unverstaendniss zu tun, damit dass die Natives einerseits monatlich Geld fuer Wohnung und Essen bekommen(was ihnen viele Weisse neiden) und andererseits in ihren Gebieten bleiben und nicht unbedingt Anschluss an die Weissen suchen.
Ich glaube aber auch, dass ein grosser Schritt in die richtige Richtung mit den Olympische Spielen und der Rolle der First Nations darin gemacht wurde und dass man mehr interkulturelle Feste feiern sollte, wo sich beide Seite beschnuppern und offene Fragen klaeren koennen.
Die Natives ihrerseits leben aus diesem Grund und weil sie hier ihren Feierlichkeiten nachgehen koennen und natuerlich weil hier ihre Vorfahren seit tausenden von Jahren gelebt haben, in den Reservaten.
Jedesmal, wenn ich jemanden frage, warum sie hier leben und fast nie dieses Gebiet verlassen, ist es die gleiche Anwort: Warum sollte ich woanders hingehen, wenn mich all das hier umgibt! Ich brauche nicht mehr!
Leider ist die Rate der Uebergewichtigen bei Jugendlichen, die die meiste Zeit vorm Fernseher oder vor Computerspielen haengen, und bei den Erwachsenen sehr hoch.
Kann man aber auch verstehen, wenn man in einen Store geht und die Auswahl betrachtet.
An Gemuese gibt es nur Zwiebeln und Karotten, an Obst nur Bananen. Dafuer aber eine grosse Auswahl an Eis, Chips, Suessigkeiten und suessen Getraenken. Es ist zum Verzweifeln und macht es fuer einen selbst nicht einfacher sich gesund zu ernaehren.
Auch die Rate der Alkoholiker und Drogensuechtigen(meist Marihuana) ist sehr hoch.
Womit hat das zu tun? Ein Wort das immer wieder faellt ist residential schools. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurden die Kinder ihren Eltern weggenommen und in kirchliche, internatartige Schulen gesteckt, um aus den Wilden anstaendige Menschen zu machen.
Sie durften dort ihre Sprache nicht mehr gebrauchen und sollten vom kulturellen Einfluss der Eltern ferngehalten werden.
Diese Schulen gab es bis 1980.
Die Kinder hatten alles, was fuer das Leben wichtig war von ihren Eltern gelernt und zugleich geholfen die Farm zu bewirtschaften.
Diese konnten ohne deren Hilfe nicht mehr erhalten werden und nach und nach gab man die Gaerten und die Viehzucht auf. Die meisten sind heute noch von dieser Zeit geschaedigt und auch aus diesem Grund den Weissen gegenueber sehr ablehnend. Was ich gut verstehen kann.
Allerdings sind mir nur nette und offene Leute, wenn man wie gesagt ein bisschen wartet, begegnet.
Schoen langsam kehren sie wieder zu ihren Wurzeln zurueck und bemuehen sich vor allem um die Kinder und die Jugend, damit ihre Sprache und Kultur weiterleben kann. In den Schulen, jeder kleine Ort hat eine, wird auch wieder ihre Sprache gelehrt.
Es ist unglaublich traurig wie schnell man Menschen brechen und eine derart starke Nation zerstoert und fast ausgerottet hat und wie lange es dauern wird, bis sie sich wieder gefangen hat und zu sich selbst finden kann.
Aufbruch: | 16.05.2010 |
Dauer: | 16 Monate |
Heimkehr: | September 2011 |