Die Ferne ruft ....
Malaysien: In Sarawak
Freitag, 13. August 2010
Da keine Schiffe von Melaka nach Kuching fahren, müssen wir am 2. August mit dem Bus zurück nach KL und mit Air Asia in die Hauptstadt des Staates Sarawak fliegen. In Kuching leben über 600'000 Menschen und es ist eine moderne, multikulturelle Stadt, die wir wärmstens empfehlen können.
Unser Hotel liegt direkt am Fluss und auf der Uferpromenade, auf der wir uns ein bisschen orientieren, entdecken wir alle paar Meter Tafeln auf dem Boden, die die Geschichte der Stadt erzählen. Auf der einen Seite des Flusses ist die Stadt mit seinen Hochhäusern, Geschäften, Restaurants und auf den andern Seite sind neben dem überdimensionierten Regierungsgebäude das alte Fort Margherita und noch alte traditionelle Dörfer mit ihren Holzhäusern, meist auf Pfählen gebaut. Es sind keine Brücken in Sicht, sondern kleine Fähren fahren kreuz und quer über den Fluss in beide Richtungen. Wir sind natürlich neugierig und probieren sie sofort aus. Der Fährmann steht mit Stehrudern am Bug des Schiffes und lotst das Schiff weg vom Quai. Dann startet er mit einem Seil per Anlasser den kleinen (Rasenmäher-) Motor im hinteren Teil des Bootes und siehe da, es fährt! Fast lautlos.
Ein- und Aussteigen ist für Ungeübte eine Herausforderung!
Für einen Tagesausflug in den ältesten Nationalpark von Sarawak, den Bako Nationalpark, müssen wir schon um 6.00 Uhr aufstehen, denn wir wollen den lokalen Bus um 7 Uhr nehmen, der eher unzuverlässig ist was den Fahrplan betrifft. Und wirklich, er kommt und kommt nicht - bis Chris im kritischen Moment eine Toilette aufsucht... Aber es gibt Taxis und nach einer anschliessenden Bootsfahrt kommen wir doch noch ans Ziel. Wir suchen uns die leichteste Wanderung in eine kleine, von roten, steilen Sandsteinklippen umrahmte Bucht aus, denn es ist ein wunderbarer Tag und wir haben auch die Badesachen mitgebracht. Wenn man etwas Glück hat (und das hatten wir), kann man Wildschweine, bis zu 1 Meter lange Warane und die seltenen Nasenaffen sehen. Gerade als unsere Badehosen wieder langsam trocken werden und noch andere Touristen in 'unserer' Bucht eintreffen, ziehen am Horizont schwarze Wolken auf und wir machen uns auf den Rückweg. Der ist nicht mehr so einfach, denn es ist nun die reinste Völkerwanderung in Gegenrichtung über den schmalen Weg, der wie inzwischen gewohnt, sehr steil und mit vielen Baumwurzeln und schlüpfrigen Felsbrocken verbaut ist. Doch wir schaffen es gerade noch zum ersten Unterstand in der Nähe der Forststation, bevor es aus allen Kübeln zu giessen beginnt. Und es hört nicht mehr auf. Wir holen wohl oder übel unsere Regenjacken aus dem Rucksack und machen uns auf den Weg zur Forststation um uns abzumelden. Als der Regen etwas nachlässt, beschliessen wir ein früheres Boot zurück zu nehmen. Falsche Entscheidung! Sobald wir auf dem kleinen Boot sind, beginnt es wieder zu regnen und der Fährmann hat kein Erbarmen und fährt so richtig in jede Welle rein, dass wir auch dort noch nass gespritzt werden wo wir bisher noch trocken waren! Zum ersten Mal sind wir froh, dass der Bus für die Rückfahrt, ein Lokalbus, keine Klimaanlage hat und alle Fenster offen sind! (Keine Photos - Batterie leer!)
Pensioniert a la Kuching....
Die geschäftige India Street
Hier sieht man nicht mehr viele Moscheen, denn die grösste Bevölkerungsgruppe sind die Iban und diese sind meist Christen.
Butter oder Margarine wird von grossen Blöcken abgestochen. Ein Wunder, dass sie nicht wegschmelzen.
Gewürze, Öle, verschiedene Datteln, getrocknete Fische - einfach alles wird in kleine Plastiksäcke abgepackt und verkauft. Auch Getränke.
Ein Dorf auf der anderen Seite des Flusses.
Andere fischen und wir fahren mit dem Schiff bei Sonnenuntergang flussaufwärts
Malerische Dörfer wie dieses haben wir glaub' alle fotografiert. So schön!
In Bambusrohren wird auf offenem Feuer Hühnerfleisch oder Crevetten gekocht. Hmmm!
Am nächsten Tag besuchen wir das Semengoh Nature Reserve, wo man Orang Utan beobachten kann. Die Idee dieses Sanctuary ist es, gefundene, verwundete, elternlose und auch von den Behörden beschlagnahmte Orang Utan langsam wieder in die Freiheit zu entlassen. Das ist ein sehr langer Prozess und wird an dieser Station (gehört zum Wild- und Forstdepartement von Malaysien) mit sehr viel Geduld und Zuneigung zu dieser gefährdeten Tierart getan.
Heute war ein Glückstag. Von rund 25 im Park lebenden Orang Utan kamen deren fünf zur Fütterungsstelle, die nur 2x am Tag für eine Stunde für Besucher offen ist. Die Tiere halten sich aber nicht unbedingt an diese Zeiten!
Dieses Prachtexemplar einer Insekten fressenden Pflanze haben wir auch im Serengoh Park gesehen.
Annemarie Wildeisen, wissen Sie das Rezept für diese Laksa?
Nach fünf Tagen in Kuching fahren wir mit dem Bus in drei Stunden nach Sri Aman. Ab und zu tauchen zwischen dem wild wuchernden Grün moderne, gemauerte Langhäuser, umgeben von Feldern, Pfeffer- und Gemüsepflanzungen, auf.
Sri Aman finden wir weniger interessant. Es gibt, ausser einem verlotterten alten Fort am Fluss, nicht viel zu sehen.
Aber am Fluss finden wir diese Familien: Sonntagnachmittag zu Hause...
Ausflug mit dem Boot...
Schon am nächsten Tag fahren wir weiter nach Sibu, einer Stadt an der Küste zwischen Kuching und Miri. Von hier aus wollen wir mit dem Boot den Fluss hinauf nach Kapit. Es gibt keine Strasse dorthin und die Iban bringen noch immer in ihren motorisierten Langbooten Pfeffer und Dschungelprodukte die Flüsse herab, um sie zu verkaufen. Leider ist etwas nicht in Ordnung mit den Telefonleitungen und wir haben die grössten Schwierigkeiten, unser ausgewähltes Resort zu erreichen. In der Zwischenzeit sehen wir uns Sibu an.
Eine geschäftige Hafenstadt mit sehr freundlichen Bewohnern, die aber westliche Touristen noch nicht gewöhnt sind.
Sicht vom Hotel-Schwimmbad auf den Hafen, von wo die schnellen Langboote den Betang Rajang hinauffahren.
Es ist uns doch noch gelungen, das Regency Pelagus Resort zu erreichen und Zimmer und Transport zu reservieren. Mit einem der obigen Langboote geht es am Mittwoch 126 km flussaufwärts nach Kapit, eine Stadt mit 57'000 Einwohnern. Obwohl keine Strasse dahin führt, ist um die Mittagszeit als wir ankommen, kein Parkplatz zu finden und es herrscht reger Auto- und Töfflibetrieb! Während wir auf unseren Kontakt warten, kommt eine Gruppe Krankenschwestern und -pfleger mit einem Patienten auf eine Bahre geschnürt. Er wird vorsichtig die unebene Treppe hinunter getragen, dann über die schmale Reling balanciert und durch die recht schmale Luke ins Schnellboot gehievt. Zusammen mit allen andern Passagieren und Fracht geht's anschliessend fahrplanmässig ab nach Sibu ins nächste Spital.
Im Hintergrund auf dem Schiff ist Chris mit den zwei Rucksäcken
In Kapit steigen wir auf ein kleines Schnellboot des Hotels um und weiter geht's den Fluss hinauf. Am Anfang ist es wie eine Fortsetzung der Reise mit dem grossen Schnellboot, aber je weiter wir unserem Ziel entgegenkommen, umso wilder wird das Wasser mit Stromschnellen und Sandbänken und immer wieder Felsen mitten im Flusslauf. Der reinste Zick-Zack-Kurs. Und immer wieder Langhäuser der Iban entlang des Flusses sowie neue oder auch schon aufgegebene Verladestationen für das Tropenholz, das hier noch immer massenweise abgebaut wird.
Als wir im Regency Pelagus Resort ankommen, sind wir 175km flussaufwärts gefahren - und die einzigen Gäste. Gründe sind deren viele, aber ein wichtiger ist eben der Ausfall der telefonischen Verbindung während mehr als einer Woche. Wir werden sehr herzlich mit einem Glas Tuak (Reiswein) empfangen und der Guide stellt uns das 2-taegige Programm vor. Spannend!
Hoch über dem Fluss zwischen Stromschnelle zwei und drei liegt unser Hotel ganz allein.
In zwei Langhäusern sind die Zimmer untergebracht. Das Personal wohnt in einem eigenen Langhaus nebenan. Es ist wunderschön und wir haben super gegessen. Iban-Essen. U.a. Wildfarn mit Ingwerblume als Gemüse, ein Hochgenuss.
Gleich am ersten Abend nach dem Nachtessen geht's los. In finsterster Nacht und nur mit Taschenlampen ausgerüstet laufen wir durch den Dschungel. Ein einzigartiges Erlebnis, vor allem wenn wir unsere Lampen ausschalten um in den Dschungel zu lauschen. Nach einer guten Stunde sind wir wieder zurück, verschwitzt wie noch nie!
Am nächsten Tag besichtigen wir das Langhaus unseres Guides, Milang. Es liegt 30 Minuten flussabwärts.
22 Iban-Familien wohnen hier. Es sind nur Frauen und kleine Kinder zu Hause, denn die grösseren Kinder gehen in Kapit oder Sibu zur Schule und kommen nur am Wochenende nach Hause.
Seine Wohnung ist gross, doch es existieren weder Tische noch Stühle im ganzen Haus, sondern nur Schlafmatten mit von den Wänden bereit hängenden Moskitonetzen. Alles andere wird sitzend auf dem Boden erledigt, auch gegessen. Gegessen wird übrigens nicht mit Besteck, sondern mit der rechten Hand.
Milang erzählt uns, dass er vor drei Tagen ein Wildschwein erlegt hat. Ein Teil des Fleisches wird nun geräuchert. Das Abendessen aber schmort in der Bambusröhre (in der Mitte) vor sich hin...
Am Nachmittag wird's anstrengend - ein längerer Dschungeltreck steht an. Milang erzahlt uns viel über Pflanzen und Tiere und Legenden über Geister, die er von seinem Vater und Grossvater gehört hat.
Die letzten paar Kilometer gehen wir in einem Bachbett. Herrlich erfrischend. Es ist trotzdem heiss und Chris ist schweissüberströmt.
Aber am Ende erwartet uns im Resort das kühle Schwimmbad....
und eine wunderschöne Terrasse mit einem Glas Tuak ....
wo wir stundenlang die Aussicht geniessen können. Einmal am Tag fährt ein kurzes Langboot den Fluss hinauf (und hinunter) Richtung Belaga, die Gegend, in der Bruno Manser verschollen ist.
Nach diesem tollen Ausflug ins Landesinnere zu den Iban verlassen wir Sarawak und fliegen morgen oder übermorgen nach Kota Kinabalu in Sabah.
Liebe Grüsse Euch allen,
Ruth und Chris
Aufbruch: | 28.05.2010 |
Dauer: | 18 Monate |
Heimkehr: | November 2011 |
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