Die Ferne ruft ....

Reisezeit: Mai 2010 - November 2011  |  von Ruth & Chris Zoebeli

Kambodscha: Siem Reap - Angkor

31. August 2011

Wir wollen unbedingt nach Kompong Chhnang um die authentischen und nicht so touristischen schwimmenden Dörfer am Tonle Sap Fluss zu sehen. Wir hätten auch von Phnom Penh mit dem Boot fahren können, denn er mündet dort in den Mekong.

Jedes Jahr ab Juni ist am Tonle Sap ein weltweit einzigartiges Naturphänomen zu beobachten. Der Mekong führt zu dieser Zeit auf Grund der Monsunregenfälle und durch das Schmelzwasser aus dem Himalaja bis zu 4-mal mehr Wasser als in den trockenen Monaten. Da Kambodscha ein grossteils sehr flaches und ebenes Land ist, drängt das Wasser des Mekong in den Tonle-Sap-Fluss, dieser wechselt die Fliessrichtung und staut immer mehr bis hinauf zum Tonle Sap See weiter nördlich. Der See wird zu dieser Zeit bis zu vier mal grösser als in der Trockenzeit. Deshalb die schwimmenden Dörfer, die sich den verschiedenen Pegelständen des Wassers anspassen.

Im Hotel geraten wir in einen Familientreff von geflüchteten Khmer nach den USA und Australien, die der befreundeten Hoteliersfamilie einen Besuch abstatten. Wir kommen ins Gespräch und hören, wie sie unter den Khmer Rouge flüchten mussten und in der Ferne eine neue Existenz aufbauen konnten. Nach 30 Jahren harter Arbeit sind sie heute Besitzer eines Doughnut Ladens und sie können sich alle vier Jahre eine Reise in die alte Heimat leisten. Nach Abreise der Gruppe holt unser Hotelier das Photoalbum der Verlobungsfeier seines Sohnes mit einem Khmer-Mädchen aus Kalifornien hervor und erzählt uns - geheim, denn seine Tochter weiss von Nichts - dass er von einer Mutter der Gruppe gefragt wurde, ob ihr Sohn sich mit seiner (wunderhübschen) 18-jahrigen Tochter verheiraten würde. Er müsse sich das gut überlegen, denn dann würde auch seine Tochter auswandern. Tja, so sind hier auf dem Land noch die Bräuche!

Unsere *Sterne-Unterkunft mit 'Nasse-Füsse-Bad' ( beim Duschen wird ALLES nass!) geht gerade noch, doch ein Restaurant finden wir in diesem Städtchen nicht. Also: Nachtessen vom Markt...

wo Hygiene so aussieht und es keine Sitzgelegenheit gibt.

wo Hygiene so aussieht und es keine Sitzgelegenheit gibt.

Doch die Fahrt mit Ruderboot durch die schwimmenden Dörfer am Tonle Fluss entschädigt fuer alle Strapazen.

Doch die Fahrt mit Ruderboot durch die schwimmenden Dörfer am Tonle Fluss entschädigt fuer alle Strapazen.

Oder nicht? Dieses Haus schwimmt auf zusammengebundenen Bambusrohren.

Oder nicht? Dieses Haus schwimmt auf zusammengebundenen Bambusrohren.

Es gibt drei Arten von Häusern: Solche auf Stelzen wie hier, solche auf Bambusflossen und die Ärmsten wohnen auf einfachen, gedeckten Booten. Die meisten Bewohner leben von der Fischerei. Täglich werden mehrere Lastwagenladungen in die Hauptstadt Phnom Penh geliefert.

Es gibt drei Arten von Häusern: Solche auf Stelzen wie hier, solche auf Bambusflossen und die Ärmsten wohnen auf einfachen, gedeckten Booten. Die meisten Bewohner leben von der Fischerei. Täglich werden mehrere Lastwagenladungen in die Hauptstadt Phnom Penh geliefert.

Ein "Migrosschiff" beliefert die Haushalte.

Ein "Migrosschiff" beliefert die Haushalte.

Die ganze Familie hilft bei der Fischverarbeitung (z.B. zu Fischsauce).

Die ganze Familie hilft bei der Fischverarbeitung (z.B. zu Fischsauce).

Wir reisen weiter nach Battambong, der einzigen grösseren Stadt bis zur thailändischen Grenze. Trotz Evakuierung der gesamten Bevölkerung auch dieser Stadt während den Roten Khmer blieb sie aber von Zerstörung weitgehend verschont. Dadurch konnten einige Strassenzüge mit Bauten aus der Kolonialzeit erhalten bleiben. Die Bahnverbindung von Phnom Penh via Battambong nach Thailand ist leider nicht mehr in Betrieb, aber die Schienen liegen noch. Gegenwärtig wird an der Bahnlinie von Phnom Penh in den Süden nach Sihanoukville emsig gearbeitet und man erwartet, dass in den kommenden Jahren auch die Linie nach Norden neu gebaut werden wird.

Leben wie die Kolonialherren in Battambong. Allerdings ist dies hier die Ausnahme - aber wir haben sie gefunden!

Leben wie die Kolonialherren in Battambong. Allerdings ist dies hier die Ausnahme - aber wir haben sie gefunden!

Als alte Bähnler lassen wir natürlich einen Ausflug mit dem Bambuszug auf der stillgelegten Bahnstrecke nicht aus. Zwei Achsen auf die Schiene und darüber ein aus Bambus und Holzresten bestehendes Konstrukt, das mit einem kleinen Pumpenmotor via Keilriemen angetrieben wird. Fertig. An der Endstation oder auch bei Gegenverkehr heisst es absteigen, Wagen neben die Schiene legen, den Gegenverkehr durchlassen, Achsen und Wagen wieder auf die Schiene und weiter geht die Fahrt. Der Bambuszug erreicht Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h, ist nicht gefedert und haut ganz schön auf den Hintern, denn die Schweissstellen der einzelnen Schienenstücke sind - natürlich - nicht verschweisst und weisen ab und zu grössere Abstände auf - in der Länge, wie auch in der Breite.

Ganz schön romantisch, so eine Fahrt durch die Reisfelder und Zuckerpalmenhaine.

Ganz schön romantisch, so eine Fahrt durch die Reisfelder und Zuckerpalmenhaine.

Lokale Leckerbissen auf dem Markt: Schlangen, Käfer, Raupen, Larven, etc., etc. Am besten zu einem Glas Bier (sagt man).

Lokale Leckerbissen auf dem Markt: Schlangen, Käfer, Raupen, Larven, etc., etc. Am besten zu einem Glas Bier (sagt man).

Auf einer abenteuerlichen Bootsfahrt geht's zwei Tage später nach Siem Reap und Ankor. Wir sind etwa 20 Leute an Bord. Gemütlich fahren wir zuerst den Fluss hinauf und dann sehen wir wieder die ersten schwimmenden Dörfer. Obwohl es heiss ist und die Schattenplätze rar, sitzen wir alle draussen auf Deck, inmitten von Kartoffelsäcken, Bündeln mit riesigen Bohnen und einer sperrigen Gitarre und geniessen die Aussicht. Doch plötzlich fegen uns dicke Äste links und rechts fast von Deck. Besonders die zwei Kinder von Franzosen sind in Gefahr und hastig werden sie in die Kabine bugsiert. Es hört nicht auf. Wir fahren durch eine schmale Schneise und das Wasser ist seicht. Wir flüchten alle in die Mitte des Bootes und hoffen, dass wir nicht stecken bleiben. Vom Gestrüpp links und rechts fliegen die Blätter und Äste und in kurzer Zeit ist das Deck voller Fliegen, Ameisen, Spinnen und anderen Lebewesen. Nach ca. 20 Minuten ist der Spuck vorbei und wir fahren wieder durch ruhigere Gewässer unserem Ziel entgegen.

Rette sich wer kann.....

Rette sich wer kann.....

Dieses Haus wird mit Kind und Kegel gezügelt...

Dieses Haus wird mit Kind und Kegel gezügelt...

Das Gebiet um die heutige Provinzhauptstadt Siem Reap war einst das Herz des Khmer-Reiches, das zwischen dem 9. und 13. Jh. existierte. Es erlebte seine Blütezeit unter König Jayavarmans VII, des grössten aller Tempelbauers, als es sich von der vietnamesischen Küste südwärts bis zur malaiischen Halbinsel, nach Westen bis tief nach Birma und nach Norden bis Laos erstreckte. Heute kommen die meisten Touristen nach Kambodscha um die Anlagen von Angkor zu sehen, ganz speziell die Anlage von Angkor Wat. Wir besuchen während 4 Tagen Tempel um Tempel und wir können uns nicht satt sehen. Es ist so schön und so friedlich und entspannend. Einmalig.

Es gibt nichts, was den Besucher auf die majestätische Erhabenheit von Angkor Wat vorbereiten könnte. Die Anlage steht auf einer künstlichen Insel und stammt aus dem 12. Jh.

Es gibt nichts, was den Besucher auf die majestätische Erhabenheit von Angkor Wat vorbereiten könnte. Die Anlage steht auf einer künstlichen Insel und stammt aus dem 12. Jh.

Die berühmten Flachreliefs von Angkor Wat sind 2 m hoch und zieren die Wände der prächtigen Säulengalerie, die um das ganze Tempelareal verläuft.

Die berühmten Flachreliefs von Angkor Wat sind 2 m hoch und zieren die Wände der prächtigen Säulengalerie, die um das ganze Tempelareal verläuft.

Opfer von Landminen spielen ergreifende Khmer-Musik im Tempel Banteay Srei.

Opfer von Landminen spielen ergreifende Khmer-Musik im Tempel Banteay Srei.

Die Tempelanlagen sind über viele Kilometer verteilt und wir sind froh um unser Tuck Tuck.

Die Tempelanlagen sind über viele Kilometer verteilt und wir sind froh um unser Tuck Tuck.

Unser Tuk-Tuk-Fahrer, Lucky, der uns übrigens sehr viel in gutem Englisch über sein Land erzählen kann, hat eine Affinität zur Schweiz. Er hat gute Freunde (oder vielleicht eine Freundin?) in Romanshorn.

Unser Tuk-Tuk-Fahrer, Lucky, der uns übrigens sehr viel in gutem Englisch über sein Land erzählen kann, hat eine Affinität zur Schweiz. Er hat gute Freunde (oder vielleicht eine Freundin?) in Romanshorn.

Im Tempel Preah Khan: Der Urwald holt sich sein Reich zurück.

Im Tempel Preah Khan: Der Urwald holt sich sein Reich zurück.

Liebe Leute, Ihr müsst selber hin, es ist grandios.

Liebe Leute, Ihr müsst selber hin, es ist grandios.

Wir sehen uns auch eine Apsara-Tanzvorführung (ehemals königlicher kambodschanischer Tanz, ähnlich der Tänze in Bali) und eine tolle Laser-Show 'Smile Angkor' an. Ergriffen hat uns aber die Präsentation von Dr. Beat Richner, Kinderarzt aus Zürich, der sich seit 1992 fuer die Gesundheit der Kinder Kambodschas einsetzt. Er baute auf Ersuchen des Königs sein erstes Kinderkrankenhaus und heute sind es deren 5, inklusive Ausbildungszentrum fuer Krankenpersonal. Und im Unterschied zu lokalen Spitälern, wo geschmiert werden muss, damit man überhaupt behandelt wird, ist bei Dr. Richner alles gratis, inklusive Hin- und Rückreise der Kinder mit ihren Müttern, wenn Nachfolgechecks nötig sind. Wir besuchen ein Cellokonzert von Dr. Richner, wo er, neben dem Vortragen klassischer Musikstücke auf seinem Cello, auch seinen Frustrationen über die grassierende Korruption im Lande und auf allen Ebenen und den Finanzierungsschwierigkeiten - oder betteln, wie er selber sagt - freien Lauf lässt. Allein seine wöchentlichen Konzerte mit Filmvorführung über seine Spitäler bringen rund 5 Mio. $ jährlich an Spenden ein. Sein Jahresbudget aber beträgt 35 Mio. und ein Grossteil kommt von Spenden, vor allem aus der Schweiz. Bewundernswert, was dieser Mann hier leistet.

Nun sind wir wieder zurück in Phnom Penh in unserem Lieblingshotel mit Pool und werden uns morgen um ein Visum fuer Vietnam kümmern. 1 Monat - oder länger? Das ist hier die Frage.

Wir hoffen, es geht Euch allen gut und lässt wieder einmal etwas von Euch hören.

Liebe Grüsse
Ruth & Chris

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Die Reise
 
Worum geht's?:
wie damals, vor etwa 40 Jahren, als wir beide unabhaengig voneinander die Schweiz verliessen und uns dann in New York kennenlernten. Nun wollen wir es nochmals versuchen. Mit dem Rucksack geht es diesmal fuer 6 Monate Richtung Osten, genauer nach Malaysien, Indonesien und weiter...
Details:
Aufbruch: 28.05.2010
Dauer: 18 Monate
Heimkehr: November 2011
Reiseziele: Singapur
Malaysia
Brunei Darussalam
Indonesien
Thailand
Laos
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Ruth & Chris Zoebeli berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.